Imágenes de páginas
PDF
EPUB

133

Correspondenzen.

Auszug aus einem Briefe des Herrn Baron Carl von der Decken an seine Mutter, die Frau Fürstin Adelheid von Plefs, d. Kiloa, den 7. October 1860; sowie Schreiben desselben an Herrn Dr. H. Barth, d. Zanzibar, den 26. October 1860.

-

So bin ich denn auf dem Festlande angelangt und stehe meinem Unternehmen, wenn auch nicht viel, so doch etwas näher. Zanzibar verliefs ich am 30sten Morgens auf einem von mir gemietheten arabischen Schiffe (dhow), einem offenen Boote, auf dem ich mir eine Art Hütte mit Brettern und Matten als Cajüte construirt hatte. Die letzte Zeit meines Daseins hatte ich blofs noch Aerger und Verdrufs. Es werden freilich alle nur möglichen Umtriebe gemacht, um meine Absicht scheitern zu lassen. Der Sultan brach in vieler Beziehung sein Wort und anstatt die Leute unter denselben Bedingungen, wie vor zwei Jahren den Engländern mitzugeben, sollte ich, aufser 60 Thlr. Trinkgeld für jeden Mann (nämlich der Beludschen) demselben noch 13 Thlr. monatlich nebst Beköstigung zahlen. Dies würde bloss für die Soldaten, deren ich wenigstens sechszehn mitnehmen sollte, auf einer Reise von acht Monaten 3000 Thlr. mehr betragen; der Lohn für die vierzig Träger stand in demselben Verhältnifs und würde die ganze Tour etwa 10,000 bis 12,000 Thlr. für acht Monate ausmachen. Natürlich konnte ich mich auf solche Bedingungen nicht einlassen (die Engländer zahlten jedem Manne für siebzehn Monate 45 Thlr. Alles in Allem) und wenn auch später die Beludschen für die halbe Bezahlung gehen wollten, so habe ich das Alles refüsirt. Ssid Medjid that sehr beleidigt. So bin ich denn blofs von Corolly, drei Männern, von denen zwei ihre Frauen bei sich haben, meinen beiden Hunden ') und vier Eseln begleitet hier angekommen und werde versuchen, von hier selbstständig vorzudringen. Ich wohne in derselben Hütte, die Roscher in Besitz hatte, einem Palast von vier Lehmwänden ohne Dach; doch habe ich es mir trotz des nur zweitägigen Aufenthaltes schon leidlich wohnlich gemacht, so weit das überhaupt möglich ist".

Von einem späteren Datum, wohl vom 12. October, schreibt Herr von der Decken: Ich bin jetzt sieben Tage hier und meine Wohnung sieht in Folge eines Daches von Palmblättern, einer Umzäunung von Zuckerrohr und anderen verschiedenartigen Bauten ganz grofsartig aus. Der einzige Nachtheil ist, dafs die Wände fortwährend abbröckeln und tausende von Ratten meine Mitbewohner sind, so dass ich das am Abend ausgezogene Zeug am Morgen nur halb wiederfinde.

Der hiesige Gouverneur Safi ben 'Ali hat sich bis jetzt sehr gut gegen mich benommen, obgleich man bei einem hiesigen Araber nicht darauf rechnen kann,

1) Diese beiden ungeheuren Hunde hat Herr v. d. Decken auf den dringenden Rath des in jenen Gegenden erfahrenen Herrn O'Sswald mitgenommen.

dafs ein solches Betragen lange währt. Auf heute habe ich alle Häuptlinge der Umgegend und die Vorsteher der Stadt bestellt, um mit ihnen Rücksprache zu nehmen und von ihnen Erlaubnifs zur Reise zu erhalten. Kiloa ist eine unter der Oberhoheit des Sultans von Zanzibar stehende Stadt von etwa 10,000 Einwohnern, wenn ich taxiren kann '); aufserdem sind augenblicklich noch etwa 3000 Bisa (Ba-bisa oder Mo-visa) und Miao's, die mit Sclaven, Elfenbein etc. aus dem Innern gekommen sind, hier. Aufser dem Zollgebäude ist kein zweistöckiges Haus in der ganzen Stadt; ein sogenanntes Fort befindet sich in der Mitte der Stadt, meist verfallene Mauern mit einer Kanone auf einer Blocklaffete und zwei auf der Erde liegenden. Die Küste ist ganz flach, so dafs das Wasser bei der Fluth hart an den Strand vor meinem Hause herantritt, bei niedrigem Wasser aber 1500 bis 2000 Schritt entfernt bleibt. Von der Umgegend habe ich noch nicht viel gesehen, da ich erst mein Haus ordnen und meine Instrumente wieder nachsehen musste".

Späteren Datums: Die Versammlung hat glücklich stattgefunden; etwa 20 bis 30 der vornehmsten Araber- und Neger - Häuptlinge waren anwesend. Sie hatten geglaubt, ich werde als Demüthig - Bittender vor ihnen erscheinen; da ich aber in solcher Stellung zuversichtlich nichts ausgerichtet hätte, nahm ich eine vornehme Miene an und beklagte mich, dafs viele von ihnen mir als Weifsem noch nicht ihre Aufwartung gemacht hätten. Alle suchten sich zu entschuldigen, so gut dies gerade ging und ich gab ihnen darauf vierundzwanzig Stunden um zu überlegen, ob und wie sie am besten mir forthelfen wollten. - Ich hatte mir gedacht, es wäre leicht, Leute zu miethen, aber kein Araber oder Häuptling würde mir einen Mann ablassen, wenn nicht alle Uebrigen ihre Zustimmung gegeben hätten. Eben war wieder der Gouverneur nebst dem Pächter des hiesigen Zollhauses hier; Beide sagten mir, dafs meine Rede einen guten Eindruck gemacht hätte, doch müfste ich mich wenigstens drei Tage gedulden, bis die Leute die ihnen gegebene Pille verdaut hätten. Das Klima hier ist abscheulich und eile ich defshalb um so mehr, von diesem Platze fortzukommen, der seiner Fieber wegen so berüchtigtigt ist. Die drei Tage sind vergangen, doch ist mir leider von den Häuptlingen keine günstige Antwort geworden; sie wollen mich nicht allein nicht unterstützen, sondern würden meiner Weiterreise Alles in den Weg legen etc. Der Gouverneur wollte Gewaltmassregeln gebrauchen, die Häuptlinge einzuschüchtern, aber davon hielt ich ihn zurück, da ich einsah, dafs das doch zu keinem Resultat führe. Nachdem ich also den Häuptlingen gezeigt, dass ich mir aus ihrer Erlaubnifs nichts mache, versuchte ich andere Leute zu werben, fand aber meist nur Gesindel von Schiffsvolk, da die anderen von den Häuptlingen abgehalten wurden in meine Dienste zu treten".

Herr von der Decken sah sich in Folge dessen genöthigt, nach Zanzibar zurückzukehren, wo derselbe am 24. October ankam. Zwei Tage später schreibt er von Zanzibar aus an Herrn Dr. Heinr. Barth:

Gewifs werden Sie sich wundern, dafs diese Zeilen noch aus Zanzibar datirt sind und werden am Ende glauben, dass meine ganze Tour in's Innere nach und nach in Nichts zerflösse; dem ist aber durchaus nicht so. Nachdem die Expe

') Die Angabe ist wohl um 2-3000 zu hoch.

dition von Speke und Grant am 25sten vorigen Monats von hier fortgegangen war, machte ich mich am 30. September auch auf den Weg nach Kiloa. Ich hatte unendlich viel Aerger und Verdrufs. Alle mir gegebenen Versprechungen und Contracte wurden gebrochen, fremder Einfluss suchte mir Alles in den Weg zu legen, ich war ja ein Deutscher und damit ist Alles gesagt. Speke schadete mir auch sehr, da er durch beispielloses Verschwenden der Gelder die Leute in ihren unangemessenen Forderungen bestärkte. So gab er seinen Trägern 25 Piaster pro Kopf als Trinkgeld, ehe er sich auf die Reise begab, dem Hetmann derselben gar 500 Piaster. Ich war nicht Willens, diesem Beispiele zu folgen und Reisenden, die später vielleicht hier eine ähnliche Tour machen, durch mein unüberlegtes Benehmen Alles zu erschweren, aufserdem hatte ich meine Contracte schon gemacht. In Folge des hohen Lohnes, den die Engländer zahlten, wurden meine Leute aber natürlich unzufrieden, verlangten mehr Geld und brachen ihre Verpflichtungen. Defshalb ging ich mit meinem Europäer, den ich mitgenommen, drei Negern, die ich mir in der kurzen Zeit, dass ich hier war, etwas zugestutzt hatte, nach Kiloa, um dort Leute anzunehmen.

4

Trotz der Briefe, die mir Ssid Medjid mitgegeben, richtete ich aber durchaus Nichts aus; Träger wollte mir freilich ein alter Araber anschaffen, wenn ich Soldaten mitnehmen würde, diese aber konnte er mir nicht schaffen. Alle anderen Chefs dagegen erklärten, dafs sie sich meinem Eindringen in's Innere durchaus widersetzen würden, ich wolle, wie Roscher, Pflanzen und Vögel aus ihrem Lande stehlen und diese für theures Geld in Europa verkaufen, auch wüsste ich Gold- und Silberberge im Innern und wolle diese ausbeuten; sie aber würden nöthigen Falls mich mit Gewalt davon abhalten. Der Araber nun, an den ich mich wandte, um die von Ssid Medjid gegebenen Befehle ausführen zu lassen, wollte mir aus Furcht nicht beistehen. Kurz, ich sah mich nach kurzem Besinnen genöthigt, hierher zurückzukehren. Meine Leute liefs ich unter Aufsicht meines Europäers in Kiloa zurück. Hier in Zanzibar angekommen, traf ich Alles in der gröfsten Aufregung. Der Sultan ist abwesend, er ist nach Mombas gegangen, der englische Consul hatte seine Flagge eingezogen und der französische alle Communication mit dem hiesigen Gouvernement abgebrochen. Trotzdem ist es mir gelungen, vom zeitigen Gouverneur das Versprechen zu bekommen, dafs er mir 20 Beludschen geben wolle, und ich in vier Tagen von hier aus wieder nach Kiloa zurückkehren könne. Aus den vier Tagen werden wohl nach arabischer Sitte acht, aus zwanzig Soldaten zehn werden, aber ich komme doch wenigstens fort.

Vom Niassa habe ich durch eine Carawane der Bisas, die zwei Tage vom See wohnen, so viel als möglich Nachrichten eingezogen, die Berichte sind aber so abgeschmackt und widersprechend, dafs man ihnen nicht trauen kann, und ich bin wenigstens hier schon so weit gekommen, dass ich nichts mehr glaube, als was ich selbst gesehen. Die Carawanen machen von Kiloa nur bis an den See im Durchschnitt 56 Nachtquartiere. Ich werde wohl einige mehr gebrauchen, wenn die Gegend wirklich dann und wann so hübsch und wildreich sein sollte, wie die Leute behaupten.

Von den Bisa's erhielt ich auch die Nachricht, dafs Livingstone sich wieder nach Süden gewandt habe, nachdem er bis an die Südwest-Seite des Sees vor

gedrungen sei. Ueber den Tod des armen Roscher suchte ich genauere Nachrichten einzuziehen, erfuhr aber nur wenig. Alle stimmen darin überein, dafs Roscher zu tollkühn gewesen wäre und sich nach einem Platze begeben hätte, den selbst Araber in grofser Anzahl umgingen, da der dort wohnende Stamm zu den bösesten gehöre. Jedoch werde ich Ihnen vielleicht schon in den nächsten Monaten Genaueres darüber angeben können.“

Unter dem 20. Februar 1861 nun schreibt Herr O'Sswald in Hamburg an die Fürstin von Pless:

Es gereicht mir zur besonderen Freude, Ihnen die vor einigen Tagen von Zanzibar unter Dato des 6. December 1860 erhaltenen Berichte mittheilen zu können. Unser Haus schreibt uns wie folgt: Herr Baron von der Decken war endlich am 24. November eine Tagereise von Kiloa, dem Hafenplatz, von wo aus derselbe seine Reise antrat, in Makopanda auf dem Wege nach dem Nyassa-See angekommen. Er hatte mit grofser Mühe und Schwierigkeiten alle Hindernisse überwunden. Er hat 20 Beludschen, d. h. bewaffnete Krieger aus des Imanns von Zanzibar Dienst, 40 Träger, seine Diener (einen sehr treuen und erprobten Italiener Corolly und drei Neger) und sonstige Leute, die sich der eigenen Sicherheit wegen seiner Carawane angeschlossen, in seinem Gefolge. Einer unserer Capitaine, der vor wenigen Tagen hier angekommen, sah den Reisenden im October in Zanzibar und erfreute sich derselbe einer sehr guten Gesundheit.“

Aus einem Schreiben König-Bey's an den Preussischen General-Consul in Alexandrien Herrn König. d. Alexandrien, den 19. Februar 1861.

....

Aus dem Französischen übersetzt.

Ich beeile mich, Ihnen einige Notizen über das Schicksal der Herren DDr. Cuny und Vogel mitzutheilen. Dr. Cuny, Schwiegersohn Linant - Bey's, welcher in Begleitung seines neunjährigen Sohnes eine Reise nach Darfur angetreten hatte, war daselbst etwa im Juni 1858 eingetroffen. Drei oder vier Tage nach seiner Ankunft erkrankte und starb der Vater. Der Sultan von Darfür nahm sich des Knaben an, liefs ihn beschneiden und vertraute ihn seinen Frauen an. Der Vicekönig von Egypten, welchem der Sultan von Darfur schriftlich den Tod des Dr. Cuny mitgetheilt hatte, schrieb an diesen und reclamirte den Knaben, der denn auch nach einem Aufenthalt von etwa einem Jahre von Darfur nach Aegypten zurückgesandt wurde. Mehrfach hatte ich Gelegenheit, mich bei dem Knaben darüber zu erkundigen, wie er in Darfur behandelt worden sei und stets versicherte mich derselbe, dafs man ihm die gröfste Pflege habe angedeihen lassen. Der junge Cuny befindet sich gegenwärtig auf der Militairschule zu Alexandrien.

Se. K. Hoheit der Vicekönig haben sich auf meine Bitten an den Sultan von Darfur um nähere Auskunft über das Schicksal Dr. Vogels gewandt. Dieser hat dem Vicekönig geschrieben, dass der unglückliche Reisende von dem Sultan von Waday getödtet worden sei. Schriftlich habe er den Sultan von Waday auf

gefordert, die Papiere und das sonstige Eigenthum Dr. Vogels auszuliefern, er besitze jedoch durchaus keinen Einfluss auf jenen Sultan, welcher unabhängig sei, und wenn er nicht freiwillig sich dazu verstände, zur Herausgabe der Papiere nicht gezwungen werden könne."

Miscellen.

Die Goldwäschen bei Cruces auf dem Isthmus von Panamá.

Ueber die Goldsandlager bei Cruces, deren Entdeckung zu so wunderlichen Gerüchten Anlass gab, entnimmt das Nautical Magazine dem Panamá Star and Herald einen Bericht, der die Behauptung widerlegt, dafs einige vor Zeiten hier im Flufs verloren gegangene Kisten mit Goldstaub das Gerücht von der Goldhaltigkeit des Flufssandes veranlafst hätten. Wir können nun nicht mehr daran zweifeln, dass in der, wie es scheint, zusammenhängenden Kette goldhaltiger Gesteine längs des Westabhanges der Cordilleren hier ein neues Glied entdeckt ist, welches sich an die einst berühmten Goldlager am oberen R. Tuira auf dem Isthmus von Darien anschliefst.

Vor Cruces, heifst es in diesem Bericht, etwa einen Steinwurf weit von der Hauptstrasse entfernt, fliefst der ziemlich tiefe und schnelle Flufs in einem Bett, welches aus grobem mit Sand gemischtem Kies besteht. Hier fanden wir an seinem Ufer, auf einer Strecke von 75 Yards, über 200 Personen von allen Farbenschattirungen und fast alle ganz nackt zum Theil bis an die Knie, zum Theil bis an die Hüften im Wasser stehen und eifrig mit dem Goldwaschen beschäftigt. Ein Blick auf die Procedur und ihre durchschnittlichen Resultate überzeugte uns bald, dafs der Sand wirklich goldhaltig ist. Die meisten Leute hatten nur kleine Zinkschüsseln, die sie am Rande des Flusses mit Sand und Kies füllten; dann schlemmten sie den Inhalt so lange ab, bis in den Schüsseln etwa eine Hand voll feinen schwarzen Sandes übrig blieb, der meistentheils mehrere Stäubchen und zuweilen auch gröfsere Körnchen blanken Goldes enthielt. Die mühvolle Arbeit unter einer brennenden Sonne führte indefs keineswegs zu einem entsprechenden Resultat; ein fleissiger Mann konnte dabei durch sechsstündige Arbeit etwa einen Dollar gewinnen, und wenn er die Arbeit mit einiger Sorgfalt betreibt, sicherlich nicht weniger. Aber die meisten der hier beschäftigten Leute hatten gar nicht die Geduld, eine Schüssel Sand gründlich auszuwaschen; fielen ihnen mitten in der Arbeit nicht gröfsere Körner in die Augen, so schütteten sie den Rest sofort aus und füllten die Schüssel auf's Neue. Einige verständige Personen hatten sich associirt und erzielten, so viel wir bemerken konnten, einen recht guten Ertrag. Sie beluden Canoes mit Sand aus einer Tiefe von 3 Fufs, und wuschen ihn dann sehr sorgsam aus. Eine Compagnie von 10 Personen hatte in zwei Tagen etwa 100 Dollars gewonnen, und sie setzte ihre Arbeit mit grofsen Hoffnungen fort. Eine andere Compagnie, die schon eine Wiege (rocker)

« AnteriorContinuar »