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DAS MAUSOLEUM VON ST. COSTANZA

UND SEINE MOSAIKEN

(NACH DE ROSSI)

VON

C. B. KUENSTLE.

Die altchristl. Centralbauten haben von jeher das rege Interesse der Archäologen auf sich gezogen 1). Der wichtigste vielleicht von allen ist S. Costanza, einmal seines hohen Alters wegen, dann weil es seine ursprüngliche Form bis heute fast vollständig bewahrt hat. Kaum knüpfen sich aber an ein altchristl. Gebäude soviele Meinungsverschiedenheiten wie an das unsrige. Den Kunstliebhabern des XV und XVI Jahrhunderts galt es für ausgemacht, dass die Rotunde ein Tempel des Bacchus gewesen 2). An dieser Meinung hält auch noch Ciampini 3) fest hauptsächlich aus architectonischen Gründen

1) Rahn, Ursprung und Entwicklung d. christl. Central. u. Kuppelbaues, 1886; Isabelle, les édifices circulaires et les domes, classés par ordre chronol. Paris 1855.

2) Vrgl die Beschreibung v. G. Rucellai i. J. 1450 im Archivio della Soc. Rom. di storia patria IV, p. 575., u. von A. Fulvio, Antiqu. Urbis, ed. Romae 1527, p. 6.

3) De sacris aedificiis a Constantino Magno constructis, Romae 1693 p. 130 ff.

und nimmt an, Constantin habe den Rundbau aus einem Tempel des Bacchus in ein christliches Mausoleum verwandelt. Was am meisten ihn zu dieser Annahme veranlasst, ist der Umstand, dass die Säulen sämmtlich von derselben Beschaffenheit und demnach ad hoc gemacht sind, während man in der Zeit Constantins das Material von älteren Bauwerken genommen hätte. Doch ist dies kein stichhaltiger Grund Garrucci 1) betont den ursprünglich christlichen Charakter der Rotunde, die auch als Baptisterium gedient habe; aber seiner Untersuchung fehlt es an einer soliden historischen Grundlage, so dass noch manche berechtigte Zweifel bestehen konnten. Hält doch noch V. Schultze 2) die Mosaiken in den beiden Seitenabsiden für wahrscheinlich mittelalterlich oder doch nach ihrem zeitlichen Ursprung für dunkel. Klarheit in alle diese Fragen hat erst jetzt de Rossi gebracht, der in Fasc. XVII u. XVIII seiner Musaici » die Geschichte von S. Costanza und seinen musivischen Schmuck einer gründlichen Untersuchung unterwirft 3). An seine Resultate wird man sich in Zukunft halten müssen. Da jedoch das kostspielige Sammelwerk verhältnissmässig Wenigen zugänglich ist, dürfte eine eingehende Besprechung seiner Arbeit in dieser Zeitschrift angezeigt sein.

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In Folge der Restauration durch den Cardinal Veralli i. J. 1620 sind von den Mosaiken, mit denen der ganze Bau einst geschmückt war, nur noch die der beiden Seitenabsiden und des Gewölbes des kreisförmigen Portikus, der sich um den Kuppelraum zieht, erhalten. Wir haben aus aber dem XV und XVI

1) Storia dell' arte cristiana, vol. 4, tav. 294 ff.

2) Die altchristl. Bildwerke u. die wissenschaftliche Forschung, Erlangen u. Leipsig 1889, p. 14.

3) Musaici cristiani e saggi dei pavimenti delle chiese di Roma anteriori al secolo xv. Tavole cromo-litografiche con cenni storici e critici del Comm. G. B. de Rossi; Roma, Spithöver.

Jahrh. einige Notizen von Männern, die das Gebäude noch in seiner ursprünglichen Gestalt sahen. Sie ergehen sich in begeisterten Lobeserhebungen über die Mosaiken, freilich in dem Irrthum, dass sie in dem Bau ein Heiligthum des Bacchus sehen, weil sie mehrere Scenen aus der Weinlese dargestellt fanden, wie wir sie heute noch im Gewölbe des Portikus und an dem kolossalen Porphyrsarkophag besitzen, der einst in der Hauptnische der Kirche stand, jetzt aber im vatikanischen Museum sich befindet. Aus der Untersuchung über den Ursprung und die Geschichte der Rotunde wird sich uns der sicherste Weg zum Verständniss der Mosaiken ergeben.

S. Costanza ist ein Bauwerk von höchst ansprechender Disposition 12 gekuppelte im Kreis gestellte Säulenpaare tragen auf Bogen die zu einer Kuppel sich wölbende Oberwand. Um diesen Raum zieht sich ein kreisförmiger Portikus mit Tonnengewölbe. Den Eingang bildete eine Vorhalle mit halbkreisförmigen Nischen an den beiden Enden, vor der sich ein grosser länglicher Hof nach Art eines Cirkus hinzog. Dieser Raum hat schon im IV Jahrhundert den Christen als Begräbnissplatz gedient, wie aus den hier gefundenen Inschriften hervorgeht. Schon dieser Umstand legt die Vermuthung nahe, dass unser Kuppelbau von Anfang an christl. Zwecken diente.

Julian der Abtrünnige hatte Helena, eine Tochter Constantins d. Gr. zur Gemahlin. Aus dem Jahre 360 erzählt nun Ammianus Marcellinus von Julian: Helenae coniugis defunctae suprema miserat Romam in suburbano viae Nomentanae condenda, ubi uxor quoque Galli, quondam soror eius, sepulta est Constantina. 1) Letztere, also ebenfalls eine Tochter Constantins, war zuerst die Gemahlin des Königs Hannibalianus von Pontus, nach dessen Tod die des Caesar Gallus und starb

1) Hist. XXI, 1, 5.

354 in Bithynien. Es bestand also um diese Zeit ein suburbanum an der via Nomentana, wo man die Töchter des ersten christlichen Kaisers beerdigte. Denn die Thatsache der Ueberführung aus dem Orient nach Rom kann nicht leicht anders erklärt werden, als dass eben hier ein Mausoleum für die beiden Schwestern bestimmt war.

Mit der via Nomentana und einem Heiligthum in unmittelbarer Nähe ihrer späteren Ruhestätte wird Constantina durch folgende Notiz im Beziehung gebracht. In vielen Handschriften der Gedichte des Prudentius finden sich nach dem Hymnus auf die hl. Agnes zwei metrische Inschriften aus der Kirche der Heiligen neben S. Costanza, von denen eine den Papst Damasus als Verfasser nennt, die andere die Ueberschrift hat: versus Constantinae Constantini filiae scripti in absida basilicae, quam condidit in honorem sanctae Agnes. Die Verse beginnen: « Constantina Deum venerans Christoque dicata) ihre Anfangsbuchstaben bilden das Acrostichon : CONSTANTINA DEO. Dass wir es hier mit authentischen Dokumenten zu thun haben, geht daraus hervor, dass das Original der damasinischen Inschrift im Anfang des vorigen Jahrhunderts gefunden wurde und heute am Eingang der Kirche rechts unten an der grossen Treppe zu lesen ist, während die Verse der Constantina wahrscheinlich bei der Restauration unter den Päpsten Symmachus und Honorius (498-514; 626-38) verloren gingen. Die Inschrift besagt, dass die Basilika von Constantina gegründet sei, ohne dass diese näher bezeichnet wird. Dass damit die Tochter des Kaisers Constantin gemeint ist, geht abgesehen davon, dass dies in der Ueberschrift ausdrücklich gesagt wird, daraus hervor, dass von Constantin bekannt ist, wie sehr er sich um die Erbauung christlicher Kirchen bemühte. Allerdings könnte

1) De Rossi, Inscriptiones christ. Urbis Romae, t. II, p. 44, 45.

man Anstoss daran nehmen, dass die Constantina der Inschrift . Christoque dicata genannt wird, während die Tochter des grossen Kaisers wenigstens in ihren späteren Jahren nach dem Bericht Ammians übel beleumundet war; allein Christo dicata wurde von den Gläubigen überhaupt gebraucht, und die Erbauung der Kirche der hl. Agnes muss jedenfalls in die Jugendjahre der Constantina gesetzt werden. Die Aehnlichkeit in der Form des Gebäudes mit dem Mausoleum der hl. Helena, der Mutter Constantins, und anderen berühmten Mausoleen legt den Gedanken nahe, in unserer Rotunde die für Constantina bestimmte Grabkirche zu sehen.

Die Legende der hl. Agnes spricht sich auch in diesem Sinne aus: (Constantia virgo) patres et fratres Augustos rogat, ut basilica beatae Agnes construeretur, et sibi illic mausoleum collocari praecepit 1). Und im liber pontificalis 2) heisst es beim Papste Silvester, Constantin habe auf Bitten seiner Tochter, ein späterer Zusatz nennt sie Constantia, — der hl. Agnes eine Basilika erbaut, und ein Baptisterium an demselben Orte, wo seine Schwester Constantia mit seiner Tochter von Silvester getauft worden sind. Beide Texte beziehen sich offenbar auf dasselbe Gebäude. War S. Costanza nun ursprünglich ein Mausoleum oder ein Baptisterium, oder beides zugleich?

Der liber pontificalis enthält eine Aufzählung der Geschenke Constantins für genannte Basilica und die Rotunde; für letztere hatte er bestimmt: lucerna aurea nixorúm XII super fontem pens. lib. XV. Wie schon erwähnt stand der Sarkophag Constantina's in der Nische gegenüber dem Eingang. Der Mittelraum war also frei, um super fontem die

1) Acta SS. Jan. II, pag. 353.

2) Duchesne I, p. 180.

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