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Noch in unserem Jahrhundert, unter Gregor XVI, haben das Portikusgewölbe sowohl als die beiden Nischen bedeutende Reparaturen erfahren. Dabei schonte man jedoch sorgfältig die antiken Theile, wie aus den Rechnungen der apostol. Kammer und aus einer Notiz Camuccini's hervorgeht, der die Arbeiten leitete. Als man nämlich diesem den Vorschlag machte, den Sternenhimmel mit dem Monogramm in der Hauptnische wieder herzustellen, lehnte er dies mit dem Bemerken ab, es würde das dann ein ganz modernes Werk sein und könnte den Glauben erwecken, als wäre man mit dem Mosaik im Portikusgewölbe ähnlich verfahren. Der Typus dieser Gewölbeornamente ist klassisch und rein dekorativ. Man sieht da Büsten von phantastischen Figuren, Putten, junge Mädchen in verschiedenen Stellungen; von bibl. Scenen, wie wir sie in der Kuppel fanden, ist hier keine Spur. Die Weinlesescene ist von viel besserer Komposition als auf dem Porphyrsarkophag; die Gruppe der Winzer, die Vögel erinn rn an die besten Muster in dieser Art. Zwei Gewölbetheile sind höchst wirkungsvoll mit abgeschnittenen Fruchtzweigen, Vasen, Füllhörnern und Vögeln ausgefüllt. In zwei weiteren Gewölbefeldern sieht man geometrische Dekorationen, aus denen man deutlich das Kreuz erkennen kann. An ein christl. Symbol darf man yielleicht bei dem Lamme mit dem Hirtenstab und dem Milcheimer denken, das in einem Feld zweimal wiederkehrt. Besondere Beachtung verdient die grössere Büste in Mitten der Weinlesescene und eine ähnliche in dem entsprechenden Gewölbetheil der auf De Rossi's Tafeln nicht reproducirten rechten Portikusseite. Wenn es weibliche Köpfe sind, läge es am nächsten, an Constantina und Helena zu denken, da das goldfarbene Gewand und das Purpurpallium an Personen von fürstlichem Range erinnern. Allein in der einen Büste glaubt de Rossi eher einen männlichen als einen weiblichen Kopf zu erkennen.

Die Sujets der beiden Seitenabsiden erscheinen in der

vorliegenden Publikation zum erstenmal in den Farben des Originals. In der linken Nische steht der Heiland zwischen den beiden Apostel fürsten, wie er dem Petrus eine Rolle überreicht. Schafe von zwei zu beiden Seiten stehenden thurmartigen Gebäuden kommend schreiten den Paradiesströmen zu, die zu Füssen des Herrn entströmen. Nach den Rechnungen der apostol. Kammer rührt der Kranz, der nach unten abschliesst, das Haupt des Paulus zum Theil, und ganz das des Petrus, welches schon Ugonio nicht mehr sah, von der modernen Reparatur her. Auch der Stab, den Petrus in der Hand hält, und das Spruchband sind, und zwar ungeschickt erneuert. Letzteres trägt jetzt die Inschrift: DOMINUS PACEM DAT mit dem Monogramm. Ursprünglich hat sie wohl nach der Analogie ähnlicher Fälle, nach den Bruchstücken, die Ugonio von der Inschrift giebt und nach den Spuren, die de Rossi gefunden hat, gelautet: DOMINUS LEGEM DAT.

Dem Bilde in der rechten Seitennische hat man sehr verschiedene Deutungen untergelegt. Kondakoff (l'art byzantin p. 103) hat wohl das Richtige getroffen, wenn er es als die Uebergabe des Gesetzes an Moses erklärte. Dass letzterer jugendlich und bartlos dargestellt ist, kann für diese Annahme kein Hinderniss sein, da er uns auch sonst manchmal so begegnet. 1) Uebrigens ist es wahrscheinlich, dass die Seitenfigur durch spätere Reparaturen verändert wurde, da Ugonio sie als Greis bezeichnet. Die zehn Palmen die zwischen den

beiden Figuren wurde durch ungeschickte Reparatur zu einem Füllhorn würden darnach die zehn Gebote andeuten. Auch das Haupt des auf der Himmelskugel sitzenden Gesetzgebers ist stark überarbeitet.

Ueber die Zeit, der die Mosaiken in den beiden Absiden angehören, herrscht grosse Meinungsverschiedenheit. Man hat

1) Vgl. das Fresco in S. Callisto im sog. cubicolo delle pecorelle, de Rossi, R. S. III, tav. IX.

in ihnen Producte des VII, VIII und gar des XIII Jahrhun derts sehen wollen. Mit Müntz 1) setzt auch de Rossi sie in das IV. Jahrhundert. Allerdings ist ein gewaltiger Unterschied zwischen dem barbarischen Stil der absidialen Figuren und dem klassischen Typus der Gewölbedekorationen; aber bei näherer Betrachtung findet man auch bei jenen viele Anklänge an eine frühchristl. Epoche der Kunst. Die Conturen haben nicht die Härten der byzantinischen Zeit; man begegnet hier nicht der übertriebenen Anwendung des Goldes und der Ornamente an den Gewändern. Der Nimbus des Heilandes, seine jugendliche Gestalt in der einen Nische mit den langen blonden Haaren hat mit den byzantinischen Typen nichts gemein. Uebrigens weisen die Sujets der Tribünen schon von selbst auf eine frühchristl. Zeit. Die Uebergabe des Gesetzes an Moses in dieser Auffassung ist einzig in ihrer Art und findet sich auf Mosaiken nach dem VI Jahrhundert überhaupt nicht mehr dargestellt; der Gegenstand der anderen Tribune ist im IV und V Jahrhundert sehr beliebt, kommt aber später auch ausser Gebrauch. Das Monstreuse, Schwerfällige an den Figuren, das an spätere Zeiten erinnert, ist eine Folge der wiederholten Reparaturen.

1) Revue critique, Nov. 1878.

VIER UNGEDRUCKTE GUTACHTEN

DES KARDINALS OTTO TRUCHSESS

UEBER DIE LAGE DER KATHI. KIRCHE IN DEUTSCHLAND.

ΤΟΝ

W. E. SCHWARZ.

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Mehr und mehr tritt die Gestalt des um die katholische Kirche in Deutschland hochverdienten Kardinals Otto von Augsburg aus dem bisherigen Halbdunkel hervor. Seitdem B. Duhr im Hist. Jahrb. (VII, 177–209 u. 369-391) den Stand der Forschung aus den gedruckten Quellen festgestellt, brachte meine Sammlung der Briefe und Akten zur Gesch. Max. Il. » 1) manches Neue. Dazu gab jüngst Prof. Knöpfler (Hist. Jahrb. X, 555-560) aus den Bayerschen Religionsak ten im Reichsarchiv zu München ein einfältig trewhertzig bedencken » des Kardinals d. d. Rom 24. Jan. 1562, worin die friedlichen Absichten des Papstes Pius IV. bei Berufung des Concils von Trient in eindringlichster Weise betont werden. Ungeahnt werthvolles Material ist noch in den Archiven verborgen. Ein Theil desselben wurde bereits von Herrn Archiv-Sekretair Dr Giefel

1) Paderborn, Bonifacius - Druckerei 1889, fortan B. u. A. citirt.

in Stuttgart und mir gesammelt, und das Ganze soll, so Gott will, als Gegenstück zu der grossen Ausgabe der Hosianischen Korrespondenz erscheinen. Bis zur Verwircklichung dieses Planes dürfte aber noch geraume Zeit verstreichen, und darum möchte ich heute die nachstehenden vier aus dem Vat. Geh. Archiv stammenden Denkschriften veröffentlichen, welche in ihrem Zusammenhange einen genauen Einblick in die Lage der kath. Kirche in Deutschland während und nach der letzten Periode des Tridentinum's gewähren. Dabei tritt uns auch die Person des Verfassers in so hervorragender Weise vor Augen, dass die Aktenstücke zugleich einen wesentlich neuen Beitrag zur Characteristik des Kardinals liefern.

Nr I ist vom 1. April 1563 datirt und auf Wunsch des Kard. Morone verfasst, welcher nach dem am 2. März genannten Jahres erfolgten Tode des Kard. Gonzaga schon am 7. desselben Monats durch Pius IV. zum ersten Praesidenten des Concils von Trient ernannt worden. Morone's Aufgabe war eine überaus schwierige. In Deutschland herrschte in weiten Kreisen auch bei den Katholiken das grösste Misstrauen gegen Concil und Papst. Wie nahe lag es da für denjenigen, welcher dieses Misstrauen bannen und das Concil zum glücklichen Ende führen sollte, sich bei dem deutschen Kirchenfürsten Raths zu erholen, welcher der glühendste Freund seines Vaterlandes und zugleich der begeistertste Anhänger der kath. Religion und des Papstes war! Das Aktenstück steht arm. 62, XXXII, 112 flg. und ist ohne Zweifel das von Truchsess übergebene Original.

Bei Nr II fehlt die Bezeichnung des Autors. Wir können denselben aber mit Sicherheit in dem Kardinal von Augsburg ermitteln. Derselbe war auf die Nachricht vom Tode Pius IV. von Dillingen nach Rom gereist und dort am 16. Jan. 1566 eingetroffen. Alsbald nach seiner Ankunft wurde er von dem neuen Papste Pius V der zur Berathung der deutschen Angelegenheiten eingesetzten Kongregation zugetheilt. In dieser

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