Imágenes de páginas
PDF
EPUB

-Im Jahre 1884 ging dann durch griechische Blätter die Nachricht von der Auffindung christlicher Katakomben in Chalkis auf Euboea 1). Zehn Minuten südlich von der Stadt liegt dort heute noch das Nekrotaphium des Ortes mit der neuen Kirche des h. Johannes das Täufers. Südwestlich von derselben, noch innerhalb der Umfassungsmauern des Friedhofs, führt ein schmaler Gang abwärts zu einem niedrigen Kanal, durch den man in eine Höhle gelangt, welche nach der Angabe Ortskundiger die ältere Kirche des h. Johannes war und heute mit Gebeinen ganz angefüllt ist. Von ihr sollen sich Gänge nach der neuen Kirche hinziehen. Im Norden der letzteren findet sich ein anderer Eingang zunächst zu einem hohen, geräumigen Gang, mit einer kreisrunden Kammer gleich zur Linken und einer kleinen Nische auf der Südseite, ähnlich den loculi der Columbarien, jedoch ohne Vertiefung nach unten. Verfolgt man den Hauptgang, so gelangt man in einen gewölbeartigen Raum, der einst eine Kirche der h. Kyriake gewesen sein soll. In ihn münden im Westen zwei kurze Gänge, deren linker am Ende eine kleine viereckige Kammer hat. Alle diese nördlichen Räume sind in den rothen Thonschiefer gehauen und mit einem circa 1cm dicken Mörtel ausgekleidet. Eine nähere Untersuchung des Areals ist bisher noch nicht angestellt; die Oertlichkeit in einer weiten, leichthügeligen Landschaft macht ausgedehnte Gänge wahrscheinlich.

Darf man diese beiden Fälle als Analogien in Rechnung ziehen, dann lassen sich auch in der Umgegend Athen's umterirdische Coemeterien erwarten, um so mehr, als uns dort christliche Grabschriften aus den ersten Jahrhunderten völlig fehlen, d. h., wenn Bayet mit der Datirung der von ihm publicirten christlichen Inschriften Recht hat 2).

1) Vergl. Lambakis in der Εβδομας 1884, Δελτίον Ν. 28, 29.
2) Inscript. chrét. de l'Attique, und Bull. de corr. hell. 1878, p. 391 f.

Weniger verschlossen hat sich der Boden Alhen's bisher an oberirdischen Bauten altchristlicher Zeit gezeigt. Im September 1881 1) wurden bei der Aushebung der Fundamente für einen Neubau am Südabhange des Lykabettos (886 Ixxáλwp áp. 22) die Grundmauern einer Kirche nebst mehreren Architekturstücken und Inschriften gefunden. Dieselben wurden später theils zum Neubau benutzt, theils wieder zugeschüttet. Was noch sichtbar geblieben, habe ich im Verein mit dem Wiener Architekten Herrn J. Dell aufgenommen. Im Hofe sieht man noch das Rund der Apsis, welches circa 30-40cm hoch aus der Erde hervorragt und M. 3,48 im Durchmesser hat. Aus dem Ansatz zur Rechten lässt sich auf kleinere Nebenapsiden schliessen. Die Rückseiten sind vermauert. Nach Aussage der Leute zogen sich an den entsprechenden Stellen Längswände hin. Innerhalb der Hauptapsis, dann in die kleine Porticus des Hauses verbaut und draussen auf der Strasse, als Eckpfeiler des Hauses benutzt, finden sich fünf Säulenbasen. Alle sind in weissem pantalischem Marmor gearbeitet und bestehen aus zwei Theilen, einem untern, postamentartigen Stück, und einem obern, der eigentlichen Säulenbasis; letztere hat stets römische Form, ist aber bald grösser, bald kleiner als der Untersatz, der seinerseits wieder in den Höhenmassen variirt und bald auf drei Seiten, bald nur auf zweien bearbeitet ist (T. I, a, b, c). Diese Verschiedenheiten erklären sich aus der Annahme, dass antike Säulen von verschiedener Höhe benutzt und durch die Basis zu gleicher Höhe ergänzt wurden. Eine dieser Säulen (T. I, d) liegt noch fragmentirt vor dem Hause an der Strasse. Ferner muss zur Erklärung der Variationen herangezogen werden der verschiedene Standort der einzelnen Basen, ob sie nämlich zu einer Wand-oder Ecksäule oder zu einer frei stehenden Säulenreihe gehörten. Dieser letzteren

1) Vergl. 'Euspic vom 16 Sept. 1881.

Gattung dürften diejenigen Exemplare angehören, welche an den Seiten Rillen oder Einschnitte zeigen, in die genau zwei Platten passen, die jetzt fragmentirt im Hofe herumliegen und beiderseits bearbeitet sind, auf der einen Seite cassettenartig, auf der andern nischenartig vertieft (Taf. I, e, f). Erstere ist glatt bearbeitet und trägt ein einfaches Gesimse, die Rückseite dagegen ist roh geblieben. Ausserdem sind noch erhalten In der Küche, als Treppenansatz benutzt, ein Pilastercapitell (Taf. I, g), welches nur von zwei Seiten (und die Längsseite auch nur theilweise) bearbeitet, d. h. mit wechselnden, scharf geschnittenen Akanthus-und breiten, spitzen Blättern geschmückt ist. Vor dem Hauseingange auf der Strasse ferner liegt, ebenfalls als Stufe benutzt, ein Thürsturz mit dem nachconstantinischen Monogramm Christi in der Mitte zwischen breiten Blättern und halben Akanthusblättern an den Ecken (Taf. I, h).

:

Bei einem Versuche, die Kirche aus diesen Architekturstücken zu reconstruiren, kommen besonders die beiden gleichen Säulen basen in Betracht, welche heute in der Absis liegen. Die seitlichen Rillen, in welche die erhaltenen Schranken passen, stellen es ausser Zweifel, dass der Bau mittlere Säulenreihen hatte. Das durch sie gebildete Mittelschiff hatte die Weite der Apsis, 3m 14; ihr Abstand betrug von Axe zu Axe 1m 45; die Schranken waren 1m 13 hoch. Schranken und Säulenbasis waren nach dem Mittelschiff zu glatt bearbeitet, nach den Seitenschiffen zu roh gelassen. Bei einer dritten Säulenbasis, heute als Eckstein benutzt, war eine nähere Untersuchung nicht möglich, da sie fast ganz in der Erde steckt. Zwei weitere Basen von gleicher Form sind an zwei Seiten modern abgearbeitet; sie dienen den neuen Säulen des Hausvorbaues als Untersatz.

Aus diesen Fragmenten lässt sich nun das Bauwerk annährend datiren. Der Säulen untersatz seine Form ist her

genommen von der römischen Form der Basis als Träger einer einfachen Inschrift, oder einer solchen in Verbindung mit

einer Statue findet sich um die Wende zum V Jahrh, a m Atrium der Kirche zu Auennocavat und im VI Jahrh. im Innern der Kirche des h. Simon Stylites zu Kalat Seman in Syrien 1); er findet sich ferner, und das mag ein Beweis des direkten Zurückgehens auf antike Vorbilder sein, schon im IV Iahrh. in Rom, wie man aus den erhaltenen Nachbildungen der alten Basiliken von S. Pietro und S. Giovanni in Laterano sehen kann, wo diese Untersätze an den die beiden Seitenschiffe der Länge nach halbirenden Säulenreihen vorkommen 2). Diese Beispiele gehören der altchristlichen Kunstperiode an. Später scheint dieses Motiv nicht mehr allgemein bekannt gewesen zu sein. Wenigstens kenne ich im Orient nur noch ein einziges, ganz spätes Beispiel: drei von den sechs Säulen des Pantanassa-Klosters in Meitra aus der Palaeologenzeit stehen auf solchen Untersätzen 3), die übrigens ebenso gut von ältern Bauten herrühren können. Auf der Akropolis zu Athen gibt es solcher Untersätze mehrere. Das interessanteste Stück fand ich in Trimokastro, drei Stunden von Theben in der Nähe des alten Thespiae. Der Untersatz liegt heute aussen am Museum und stammt nach der Aussage des Custoden aus dem Eremoklision Tátra im Demos iß. Wir können ihn nicht mehr zu der Gruppe rechnen, welche die reine Form des antiken Postaments zeigt; er gehört vielmehr in dieselbe Gruppe mit den Untersätzen an dem Theile des goldenen Thores in Constantinopel, welcher Theodosius dem Jüngern angehört, und an den Säulen von S. Apollinare in Classe 4), welche ebenfalls oben und

1) Voguét, Syrie central, pl. 20 u. pl. 149 f.; Essenwein in Handb. der Archit. III, 1, p. 99.

2) Vergl. auch den Altar in S. Alessandro in Rom, bei Holtzinger, Die altchristl. Architektur in sept. Entw. p. 123.

3) Couchand, Choix d'églises byz. pl. XXV, 9.

4) Essenwein, 1. c. III, 1, p. 74.

unten nicht weit ausladen, sondern auf glatter Fläche ein geometrisches Ornament zeigen. Auf einer Seite des Untersatzes in Trimocastro sind in einen Kreis, in dessen Zwickeln man, aber nur oben, ein ankerartiges Ornament sieht, zwei im Kreuz über einander gelegte Quadrate und innerhalb derselben ein zweiter Kreis eingeschrieben, der durch das Christusmonogramm I X ausgefüllt wird (Taf. I, i). 1)

Die angeführten Analogien sprechen für eine Datirung der Lykabettos-Kirche in das V Jahrhundert. Damit stimmt auch das Vorhandensein der Schranken, für die wir ein anderes Beispiel in Olympia haben, wo wir die Grundmauern über den Boden des Mittelschiffes höher geführt sehen und wo ausserdem noch Spuren von Schrankenstellungen an den Säulenbasen erhalten sind (siehe unten). Dazu kommt die Form des Monogramms Christi, sowie das scharf und tief geschnittene Akanthusblatt, welches in gleicher Arbeit wiederkehrt auf den Parastaden-Kapitellen an dem aus Theodosius' des Grossen Zeit stammenden Theile des goldenen Thores. Weiter aber stiess man in einer Tiefe von 95cm auf einen Sarkophag, dessen Deckel, heute als Paviment vor dem Hauseingang benutzt, folgende wohl erst hier richtig wiedergegebene Inschrift trägt:

[merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small]

Dieser Bischof Climatius muss vor dem IX Jahrh. gelebt haben, wo Athen zum Erzbisthum erhoben wurde; unter den

1) Dieser Untersatz ist aus einem antiken Marmorblock gearbeitet, der unten noch Spuren einer alten Inschrift: E.... EOOIM...O erkennen lässt. Vergl. Dittenberger, Corpus der boiotischen Inschriften (noch nicht erschienen).

« AnteriorContinuar »