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doch auch die alte Kirche nicht das Fest des h. Justinus, des berühmten Philosophen und Martyrers, und seiner Gefährten, obgleich man ihre authentischen Martyracten besass, die einzigen der römischen Blutzeugen, welche unversehrt auf uns gekommen sind.

Allein wenn wir auch für die Verehrung des M.' Acilius Glabrio als Martyrers keine schriftlichen Nachrichten haben, so wird dieser Mangel ergänzt durch das monumentale Zeugniss des ganzen Hypogaeums selber, sowohl durch die reiche Decoration der Crypta im IV Jahrh. mit ihrem Lucernar, ihrer Auschmückung mit Marmorplatten über der ursprünglichen Stuckbekleidung und ihrem Baldachinaltar mit seinen Marmorschranken, als auch durch die spätere Anlage einer besonderen Treppe. Diese führte einerseits in die Grabstätte der Acilier, andererseits in das sog. cubiculum clarum, in welchem der Martyrer Crescentio ruhte. In dem ihnen beiden gemeinsamen Zugange sind die Wände mit Graffiti bedeckt, unter denen eins im Bruchstück . . . . LIMINA SANCTORVM lautet, geschrieben von einem Pilger, der die Ruhestätten der hier beigesetzten Heiligen verehrte.

In den oben aufgezählten Inschriften finden wir zweimal den Namen Priscilla, und die Acilia Priscilla, clarissima femina unserer Inschr. 2. hatte eine Arria Plania Vera Priscilla zur Mutter. Priscilla ist aber der Name der Gründerin des grossen Coemeteriums, in welchem wir uns befinden. Da legt sich die Frage nahe, ob dieselbe zur Familie der Acilii Glabriones gehört habe. Zur Bejahung dieser Frage ladet ein Graffito ein, das sich in der Nähe des oben citirten findet. Es ist in einer äusserst schlechten Cursivschrift geschrieben, und da es zudem theilweise zerstückelt ist, so ist die Entzifferung desto schwieriger. Unzweifelhaft aber liest man in der zweiten Zeile domnae Priscillae 1), und ebenso ist unzweifelhaft der Sinn

1) Domnus, domna ist in der christl. Epigraphie des IV und V Jahrh.'s gleich sanctus, sancta (Vergl. de Rossi, Bull. 1. c. p. 115).

des ganzen Graffito eine Empfehlung in das Gebet dieser Hei. ligen. Das Grab derselben muss also hier in der Nähe verehrt worden sein. Nun findet sich in einem Cubiculum, welches noch zum Hypogaeum der Acilier gehört, ein Arcosolium, dessen Decke und Lunette mit Mosaiken geschmückt gewesen ist. Die Darstellungen waren noch zu Ende des vorigen Jahrh.'s so weit erhalten, dass d'Agincourt sie abzeichnen konnte und in einem sehr verkleinerten Massstabe (Pittura, Tav. XIII, n. 16) veröffentlichte. Seitdem ist das Mosaik zerschlagen, und nur die Eindrücke der Stifte, sowie Bruchstücke derselben sind noch geblieben. In der Wölbung stand zwischen Maeandern das Monogramm Christi, ein Beweis, dass die Mosaikdecoration im IV Jahrh, an Stelle der ehemaligen einfachen Stuck bekleidung gesetzt wurde. Die Lunette zeigte eine verschleierte Frau, mit erhobenen Händen betend, neben ihr rechts und links in kleinern Figuren vier andere Personen. Das Mosaik ist, wie gesagt, nicht ursprünglich, sondern später als Ausdruck der öffentlichen kirchlichen Verehrung ausgeführt worden, und da liegt es allerdings am nächsten, in der Orante in der Mitte die Domna Priscilla, in den vier andern Figuren Heilige zu erkennen, die mit ihr in diesen Katakomben beigesetzt waren und verehrt wurden. Damit ist also die Verwandtschaft der Stifterin des dem apostolischen Zeitalter angehörenden Coemeteriums mit den Acilii Glabriones sehr wahrscheinlich gemacht; mit andern Worten, das Coemeterium Priscillae ist angelegt und gegründet worden in praedio Aciliorum.

Auf die weiteren Untersuchungen de Rossi's über die Beziehungen der Heiligen Pudentiana und Praxedis und ihres Vaters Pudens, der jungfräulichen Martyrin Prisca und des aus der Apostelgeschichte und den Briefen Pauli bekannten Ehepaares Aquilas und Prisca oder Priscilla, welche alle den Anfängen der römischen Kirche angehören und in diesen Katakomben ihre Ruhestätte hatten, gehe ich nicht näher ein,

theils weil es ausserhalb meiner Aufgabe liegt, theils weil der Boden der Untersuchung hier minder fest und sicher ist.

Das Gesammtresultat der hochinteressanten Entdeckungen in den Katakomben der Priscilla an der salarischen Strasse lässt sich in folgende Sätze zusammenfassen:

1. Das christliche Bekenntniss in der Familie der Acilii Glabriones ist vom V Jahrh. aufwärts bis in die erste Hälfte des II. Jahrh.'s durch die Inschriften sichergestellt.

2. Das christliche Bekenntniss des von Domitian im Jahre 94 hingerichteten M.' Acilius Glabrio darf auf Grund der literarischen in Verbindung mit den monumentalen Zeugnissen als erwiesen angesehen werden.

3. Wie die Katakomben der Domitilla an der Via Ardeatina sich aus der Familiengruft der christlichen Flavier (Sepulcrum Flaviorum in praedio Flaviae Domitillae), so haben sich die Katakomben der Priscilla an der Via Salaria aus der Familiengruft der Acilii Glabriones in praedio eorum entwickelt; die Anfänge der einen, wie der andern liegen noch im apostolischen Zeitalter.

Im Anschluss an das Vorstehende mögen hier noch einige Worte über einen Zeitgenossen des M.' Acilius Glabrio ihren Platz finden, dessen Name uns in der Nähe des Hypogaeums der Acilii, gleichfalls in einem der ältesten Theile der Katakombe der h. Priscilla begegnet, wenngleich der betreffende Grabstein jüngeren Datums ist. Die Inschrift, welche de Rossi in die Anfänge des III Jahrh.'s setzt, lautet:

L PETRONIO SECVNDO CASTO

ERVDITO QVI VIXIT ANN XXIII D XXXII

L. PETRONIVS SECVNDVS PATER

Die Inschrift gehört nicht einem jener Sarkophage an, welche in Nischen längs des betreffenden Coridors Leichen der ältesten Zeit umschlossen, sondern sie steht auf einer Marmortafel und gehört zu einem der später dort hinzugefügten Gräber (Bull. 1888-89, p. 10).

Titus Petronius Secundus war unter Domitian praefectus praetorio und in die Verschwörung verwickelt, welche den Tyrannen aus der Welt schaffte. Die Verschwörung, an welcher des Kaisers Gemahlin Domitia selber sich betheiligte, und deren Werkzeug der Freigelassene und Procurator der christlichen Flavia Domitilla war, hatte ihre unmittelbare Veranlassung in dem Auffinden einer Proscriptionsliste, welche u. a. auch den Namen der Kaiserin, wie den des T. Petronius Secundus enthielt.

Von letzterem stammen die auf der Inschrift genannten beiden Petronii, Vater und Sohn ab, und dies legt die Vermuthung nahe, che anche egli sia stato in qualche guisa adepto al christianesimo ». 1) Die Inschrift liegt jedoch um ein Jahrh. und vielleicht mehr hinter dem Zeitalter Domitian's, und so lässt sich keine Vermuthung aufstellen, in welcher Zeit und auf welche Veranlassung der christliche Glaube Eingang in diese Familie gefunden. Wenn die auf dem Grabsteine genannten Petronier das Christenthum schon von ihren Vorfahren, vielleicht gar von jenem praefectus praetorio ererbt hätten, so könnte das Hypogaeum, in welchem die Inschrift gefunden wurde, ihre Familiengruft gewesen sein. - Wer sich der Ansicht einiger neuerer Historiker anschliesst, dass die Verschwörung gegen Domitian von christlicher Seite ausgegangen, der wird gern geneigt sein, das Christenthum in der Familie der Petronii auf jenen T. Petronius Secundus zurück zu führen und damit also die Zahl vornehmer Bekenner des Kreuzes im apostolischen Zeitalter um einen neuen Namen zu vermehren. Ist nun auch die Unhaltbarkeit jener Ansicht durch Allard (1. c. p. 129 s. Vgl. de Rossi, Bull. 1. c. p. 99) nachgewiesen, so verbreiten weitere Entdeckungen im Coemeterium der Priscilla vielleicht doch auch über die Petronii Secundi mehr Licht.

1) De Rossi, Bull. 1. c. p. 99.

DIE ALT-PALÄSTINENSISCHEN FELSENGRÄBER

UND DIE KATAKOMBEN.

VON

Dr. H. SWOBODA.

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In den Missions catholiques 1889, p. 381 beschreibt P. Jullien einen Besuch in Chéfà' Amer, einem grossen Dorfe zwischen Nazareth und S. Jean d'Acre, wo er im Südwesten an einem Bergabhange zwei altchristliche Begräbnisse fand. Dieselben dürften dem VI Jahrhundert angehören. Es sind in den Felsen ausgehauene Grabkammern, deren Eingang, erinnernd an das Grab Christi, durch eine senkrechte und in Angeln sich bewegende Steinthüre verschlossen ist. Jede Kammer enthält drei Gräber in Form von Arcosolien, ähnlich denen in den römischen Katakomben. Die Wände und die flachen Decken sind mit Säulchen, mit Ghirlanden, Vögeln und christlichen Symbolen, wie man aus unserer Abbildung ersieht, geschmückt, theils in Farben, theils im Gestein ausgehauen. Höchst merkwürdig sind die Eingänge, die uns in dem Felsausschnitt zu beiden Seiten der Thüre allerlei Symbole in den Stein eingemeisselt, resp. in Relief ausgearbeitet zeigen. Sonne und Mond bilden rechts und links die Mitte, um welche sich Löwen, Fische, Vögel, Pflanzen gruppiren; um die Thüre windet sich ein Trauben-Ornament, das aus zwei Vasen hervorwächst. RÖM. QUARTALSCHRIFT, Jahrg. IV,

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