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nach gehalten, sondern senkrecht auf diese Richtung in den Felsen gearbeitet, was schon wegen des weicheren, weniger tragfähigen Katakombentuffes in Rom kaum geschehen konnte. In solche Schiebgräber wurde die Leiche mit den Füssen voran hineingeschoben. Diese Grabform musste meist dort ange. wendet werden, wo Viele zu begraben waren, also in der Nähe grösserer Städte. Ausserdem finden sich Senk-gräber, den unseren ähnlich, die oben mit einer Platte zu verschliessen

waren.

Von den Familiengräbern erwähnen wir das Grab Abrahams, dessen alte Form noch in der Abrahams-Moschee erhalten ist, sowie die Nekropolen von Modin, deren eine 24 in den Felsen gehauene Gräber für je zwei Leichen enthält. Letztere sind in Troggräbern deponirt, die mit Arcosolien üherwölbt sind.

Als Parallele für unser Gebiet interessirt uns auch der Umstand, dass diese Begräbnisorte gleich den Katakomben zur Zeit der Verfolgung zum Gottesdienste benützt wurden.

Den Eindruck des labyrinthisch Katakomben-artigen gewinnt man bei den sog. Propheten-gräbern, welche Sepp für die Katakombe der Tempelpriesterschaft hält. In den weicheren Kalkstein gehauen, führt ein von oben beleuchteter runder Raum in drei weitere Gänge von 12-18 M. Länge, welche wieder bald auf, - bald abwärts steigen und von einem 14 M. langen Quergange durchschnitten werden. An der Wand der äussersten Gänge sind 26 Schiebgräber; in den Nebenkammern, dem ostwärts laufenden Gange und dem sogenannten Labyrinthe finden sich noch mehrere derselben. Die rohe Ausführung lässt ein hohes Alter vermuthen.

Die Gräber der Richter sind 1/2 Stunde nordöstlich vom Damaskusthore entfernt, wo wahrscheinlich die Richter des aus 70 Mitgliedern bestehenden jüdischen Gerichtshofes Sanhedrin beigesetzt wurden. Durch einen in den Felsen gehauenen Vorplatz gelangt man zu einer 4 M. breiten Vorhalle,

die mit Ecksäulen und einem stralenförmig mit Spitzblättern versehenen Giebel geziert ist. Durch eine niedrige, gleichfalls mit einem Giebel versehene Thüre tritt man in eine quadratförmige Kammer, deren Nordwand 7 bodenebene Schiebgräber und über diesen 3 schöne Aufleggräber mit Arcosolium enthält, hinter denen je ein Paar Schiebgräber in den Felsen greifen. Von dieser Kammer gelangt man in zwei Seitenkammern und sodann in zwei tiefere Kammern mit besonderen Eingängen. Die östliche Kammer enthält 21 Schiebgräber, von denen 9 auf die untere und 12 auf die obere Lage entfallen. Die gleichgrosse Südkammer hat auf drei Seiten drei Schiebgräber und über diesen auf jeder Seite ein Aufleggrab mit Wölbung. Unter diesen Grabkammern liegt ein zweites Stockwerk mit zwei Grabkammern, deren erste in drei breiten Nischen 13 Schiebgräber enthält, während die zweite keine Gräber aufweist, sondern eine unvollendete Todtenkammer ist.

Die Pilgergrabstätte von Hakeldama hat einen cisternenartigen Hauptraum, aber auch Nebenkammern mit Schiebgräbern. Das ganze Hinnonthal ist eine Gräberstadt, deren Theile, oft mit Verzierungen und Malereien versehen, vom VII. bis zum XIV. Jahrhunderte als Kapellen und Einsiedeleien dienten.

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Selbst in der Nähe des Grabes Christi, welches unter Hadrian verschüttet und von Constantin wiedergefunden wurde, finden sich Schiebgräber, auch Senkgräber. Das heilige Grab wurde unter Constantin durch Ablösen vom Felsen zu einem Monolythe umgearbeitet. Ebenso wurde auch das Mariengrab am Fusse des Oelberges, ein altes hebräisches Gemeingrab, durch Wegmeisseln des Felsens isolirt. Nach einem Berichte des Artulf, der um 670 Jerusalem besuchte, hatte das Grab des Heilandes damals die Form eines Felsenhäuschens init einem Troggrabe im Innern. Diese Art, das Martyrion » zu schaffen, erinnert uns wieder an gleichzeitige römische Vorgänge beim Baue der ersten römischen Cömeterialbasiliken,

wo ebenfalls die betreffenden Gräber (nachbildlich?) durch Isolirung herausgehoben wurden.

Was noch weiter das Grab des Herrn betrifft, so wurde das Heiligtum 936 und 969 zerstört und später künstlich wieder nachgebildet. Als dann unter Karl. V und Julius III. der alte Bau bis auf den Boden abgerissen wurde, kam das Grab Christi wieder zum Vorschein. Nach Beseitigung der Marmorplatte fand man ein Troggrab mit einem Stück vom Kreuze des Herrn und einigen (metrischen ?) Inschriften, unter denen nur: HELENA MAGNI . . . entziffert werden konnte.

Doch kehren wir in unsere Zeit zurück, so haben wir nur noch anzufügen, dass mit der Wanderung und Zerstreuung der Juden in alle Länder auch ihre Sitten und Gebräuche mit ihnen nach Aegypten, besonders nach Alexandrien, und von da über Cyrene, über die ganze africanische Küste hin und in die Städte Syriens, Kleinasiens und Griechenlands kamen. In Rom, wo sie besonders das XIV Stadtviertel bewohnten, sind zur Zeit Christi nach des Josephus Flavius und des Tacitus. Berichten 30 bis 40.000 Juden anzunehmen. 1) Diese verbrannten auch hier ihre Todten nicht, und so gestaltete sich nach dem Vorbilde ihrer heimischen Beerdigungsweise ein System von Gräbern heraus, wie es der Tuffboden der römischen Campagna erlaubte und gebot.

Eine von Baurath Schick in Jerusalem gefundene Katakombe wurde von Juden begonnen und von Christen weiterbenützt. Die ursprüngliche Entstehung der römisch-christlichen Katakomben ist bekannt; aber so viel dürfte aus den vorhergehenden Ausführungen einleuchten, dass auch die ersten Christen in einer von Alters her bekannten, von den Juden

1) Ueber die Niederlassung der Juden in Rom und ihre Geschichte vergl. die klassische Schilderung bei Allard, Histoire des persécutions I, Cap. 1. u. 2.

bereits geübten Art ihre Todten beisetzten, wodurch dieselben zugleich ihrem Erlöser in Tod und Begräbniss ähnlich waren.

Dass, und wie sich aus den Katakombengräbern der sarkophagartige Altar der Basiliken entwickelte, darf als etwas Bekanntes gelten. 1). Eine neue Bestätigung der Ausführungen Zschokke's über den mittelbaren Zusammenhang des palästinensischen Felsengrabes und des christlichen Altares sehen wir aber in der auffallenden Formverwandtschaft der von vier Säulen getragenen Ciborien und der orientalischen Grabtegurien, deren eines bei Holtzinger, Geschichte der altchristlichen Architectur S. 244, abgebildet ist.

Wir erinnern uns auch anderwärts ganz ähnliche Grabüberbauten gesehen zu haben. Darin sind also in höherem als bisher angenommenen Grade Vorläufer und Grundidee des christlichen Altarüberbaues anzunehmen.

Die religiöse Opferhandlung und das Grab standen von jeher im Zusammenhange, da schon die heidnischen Phönizier, Perser und Aegypter Opferaltäre in ihren Felsengräbern anbrachten. Sie vermeinten hiemit theils die Schutzgottheit der Verstorbenen zu versöhnen, theils die Seele in den Stand zu setzen, auch im jenseitigen Leben den Opfertribut zu entrichten.

Der richtige Zusammenhang des Opfers mit der Lehre von der Unsterblichkeit der Seele bewog das Christenthum dazu, den Altar zu dem Martyrergrab zu setzen. Und da dürfen wir wohl mit einem Hinblick auf das glorreiche Felsengrab Christi am Calvarienberge schliessen; denn das eucharistische Opfer der Kirche steht als unblutige Erneuerung desselben in innigster Beziehung zum Kreuzes-Opfer.

1) Kraus R. S p. 586. Swoboda, Frühchristl. Reliquiarien... in Mitth. k. k. C. C. XVI. S. 5.

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In meiner demnächst erscheinenden Schrift über die Die Katakombengemälde und ihre alten Copien bespreche ich an letzter Stelle die Abbildungen, welche Séroux d'Agincourt im VI. Bande seiner Geschichte des Niederganges der Kunst ') veröffentlichte, und von denen sich einige als Fälschungen erwiesen haben. Was ich dort in Kürze nehr angedeutet, will ich hier etwas weiter ausführen. Ich beginne mit derjenigen Copie, welche in mir zuerst Bedenken gegen die Glaubwürdigkeit d'Agincourt's erregt hat sie befindet sich auf tav. VII, 12) und stellt ein unbekanntes Deckengemälde einer grossen Grab

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1) Der volle Titel der italienischen Ausgabe lautet: Storia dell'arte col mezzo dei monumenti dalla sua decadenza nel IV secolo fino al suo risorgimento nel XVI di G. B. L. G. Séroux d'Agincourt.

2) Im Cod. Vat. lat. 9841, welcher die Originalzeichnun gen enthält, die für den VI. Band angefertigt wurden, findet sich diese Copie zweimal fol. 6 n. 1 und fol. 7 n. 1.

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