Imágenes de páginas
PDF
EPUB

XI

wollen! In Schweden's Bibliotheken und Archiven, die mir den ganzen Tag offen standen und deren Mss. ich in die Wohnung mitnehmen konnte, war mir dies zu thun fast durchgängig möglich - freilich der allergrösste Vortheil bei ähnlichen Arbeiten; in Rom's Bibliotheken und Archiven hingegen, musste ich mich, mit seltener Ausnahme, auf wenige Stunden einschränken, und darum trachten, diese gut auszubeuten. Doch wenn ich dies sage, will ich damit keineswegs die Römer anklagen; vielmehr muss ich allen, mit denen ich bei meinen Forschungen in Verbindung trat, den lebhaftesten Dank für ihre zuvorkommende Freundlichkeit hier öffentlich zollen und unumwunden meine Verwunderung ausdrücken über so manche Hochherzigkeit, die den römischen Archivaren, Bibliothekaren und Gelehrten bei den vielen bittern Erfahrungen, die sie mit den fremden Forschern und Sammlern tagtäglich machen, noch immer in voller Frische innewohnt. Denn sieht man so mit eigenen Augen die aufgeblasene Unbescheidenheit, ja oft gemeine Unverschämtheit, mit welcher gewisse Männer in Rom's artistischen und literarischen Sammlungen auftreten, dann fürwahr wundert man sich eben so sehr über die Gutmüthigkeit des Römers, dass er nicht schon längst diese Sammlungen den Ausländern verschlossen hatte, als über seine eigene Geduld, in die man sich, falls die Arbeit innerhalb der durch die Nothwendigkeit gezogenen Schranken nutzbringend werden sollte, zu fügen gelernt hat.

Aber nicht blos die Eigenthümlichkeit der Arbeit machte Schwierigkeiten; auch die Umstände müssen bei der Beurtheilung mit auf die Wagschale gelegt

X

werden, auch die Verhältnisse, unter denen sie zu Stande kam, dürfen nicht unbeachtet bleiben.

Kaum aus Italien gekommen, erhielt ich von Sr. königlichen Hoheit, dem Hochwürdigst Durchlauchtigsten Herrn Erzherzoge Maximilian, Hoch- und Deutschmeister, und den Grossgebietigern des deutschen Ritterordens den mich zwar ehrenden, aber keineswegs leicht auszuführenden Auftrag, im deutschen Hause zu Wien ein Central - Archiv des gesammten Ordens anzulegen und den Anforderungen der Zeit gemäss einzurichten. Es ist dies eine Arbeit, deren Grösse ich damals, als ich sie übernahm, kaum ahnen konnte. Nicht nur die noch immer imposanten Trümmer des ehemaligen Mergentheimer Hauptarchivs mussten gesichtet, geordnet und registrirt werden, es kamen auch aus Deutschland das ganze Archiv der ehemaligen Ballei Altenbiesen, ein grosser Theil der Urkunden der Kommende Sachsenhausen und durch die Verfügung Sr. Excellenz, des um das Gedeihen des hohen Ordens und um dessen geschichtliche Erinnerung mit Aufopferung sorgenden Herrn Landkomthurs der Ballei an der Etsch und im Gebirge, Grafen Attems, alle Pergament - Dokumente dieser seiner Ballei nach Wien, und bilden jetzt, vereint mit dem alten Archive der Ballei Oesterreich einen Urkundenschatz, der ohne Widerrede zu den reichsten und interessantesten der ganzen österreichischen Monarchie gehört. Allein an Original - Urkunden des XIII. XIV. und XV. Jahrhunderts verzeichnete ich bereits weit über 3000 Nummern; über 400 Folianten fassen die Briefschaften der nachfolgenden Zeiten in sich, mehr als 1200 deutsche Familien haben da ihre Stammbäume

ΧΙ

und mehr oder weniger genau durchgeführte Ahnenproben! Welcher Schatz für die noch so wenig bearbeitete Adelsgeschichte! Und endlich die GrosskapitelVerhandlungen und die Ordens - Chroniken! Es hat der hohe Orden durch die Anlegung dieses Central-Archivs ein bleibendes Denkmal seines altbewährten, dem wahren Adel innewohnenden Sinnes für historische Erinnerungen aufgerichtet und segnen wird die Klio nicht blos Oesterreichs, sondern des gesammten mittleren Deutschlands den Mann, auf dessen Geheiss diese Sammlung entstand zur Erinnerung an eine ruhmreiche Vergangenheit, zur Nachahmung der hoffnungsvollen Gegenwart, zur Ermunterung einer thatenreichen Zukunft. Nun die grossen Arbeiten in diesem Archive nahmen meine Zeit und meine Kraft der Art in Anspruch, dass ich das Aufbauen des vorliegenden Werkes nur als Abwechselung, als Erholung ansehen musste. Am 5. Mai des Jahres 1854 fing ich an die zerstreuten Bausteine aneinanderzufügen, zu meisseln und zu bauen nach einer Jahresfrist übergab der hohe mährische Landesausschuss dieses Werk der Oeffentlichkeit. In seinem Namen begann der Bau, durch seine ermunternde Zusprache ward er fortgeführt, durch die Vaterlandsliebe beendet und durch Mährens Opferwilligkeit allgemein zugänglich gemacht. Darum Dank, heissen Dank vor allem Sr. Excellenz dem hochgebornen Herrn Leopold Grafen Lažanzký, kais. Statthalter des Markgrafthums Mähren, dessen hochgepriesenen Namen dieses Werk an der Stirne zu tragen die Ehre hat. Wohl wissend, dass, wie der Geldvorrath, welchen der Reiche in seinen Kassen aufhäuft, erst dann seinen wahren Werth erhalte,

wenn er in Umlauf gesetzt, fruchttragend gemacht werde; eben so die archivalischen Schätze nur dann einen reelen Werth gewinnen, wenn sie in den Verkehr gebracht, in nutzbares Gemeingut verwandelt werden: nährt dieser erhabene Mäcen als Präsident des mährischen Landes - Ausschusses unablässig die helllodernde Liebe zur heimathlichen Geschichte, welche die Herzen gefangen hält aller jener Männer, die der Wille des Monarchen, das Vertrauen des Landes zum LandesAusschusse berufen haben. Ihnen allen bin ich zur warmen Dankbarkeit verpflichtet und mit mir alle jene, die aus diesem zweitheiligen Werke irgend einen Nutzen schöpfen werden.

Und nun möge dasselbe in die Welt treten, sich Freunde suchen, Feinde nicht scheuen, und beiden dieselbe Liebe zur heimischen Geschichte einhauchen, von der sich durchdrungen fühlt

Wien, im deutschen Hause,

am Feste der Slavenapostel Kyrill und Method.

der Verfasser.

Inhalt des ersten Theiles.

Einleitung.

[ocr errors]

§. 1. Veranlassung zur Reise. Die Reise selbst. Ankunft in Rom. Aufnahme und Unterstützung im Hause des Herrn Grafen Robert Lichnovský .

-

§. 2. Amtliche Schritte. Mein Zweck. Art und Weise, wie Bibliotheken in Rom benützt werden.

§. 3. Ein Studientag in Roms Bibliotheken.

Erleichterungen

Seite

1

4

Die mir gewährten

6

Forschungen.

A. Privatbibliotheken und Archive.

I. Biblioteca Vallicelliana.

Ihre Geschichte. - Ihre Kataloge.

Auszüge aus denselben.

11

Näher untersuchte und beschriebene Codices.

A. Epistolaria et Diaria.

25

1. Epistolae Summorum Pontificum. sec. XIV. 2. Collectio literarum Summorum Pontificum, Regum, Principum et aliorum publicorum monumentorum historicorum et notabilium spectantium ad XV Iesu Christi seculum. sec. XV. . 27 3. Collectio antiquorum instrumentorum, diplomatum et literarum summorum Pontificum, Imperatorum, Regum, Cardinalium, Legatorum et aliorum insignium monumentorum. sec. XV. . 4. Regestum Bullarum, Diplomatum et Epistolarum Summorum Pontificum, imperatorum, regum, principum et aliorum monumentorum. sec. XV.

5. Acta consistorialia Summorum Pontificum ab Alexandro V. ad Innocentium XI. sec. XVIII.

[blocks in formation]
« AnteriorContinuar »