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Und wie wenn jener Drucker des Rodericus und des Mammotrectus, Helias Heliæ von Laufen, Chorherr zu Beromünster, auch nur einer von den Baslern wære die aufserhalb ihrer Vaterstadt gedruckt haben? Ein Luzerner war er wenigstens nicht. Die von Laufen zu Luzern sind erst im Jahre 1530. dort eingewandert, und zwar von Basel aus: bis dahin blühte diefs Geschlecht eben in Basel; das Stammhaus war Laufen im Birsthal. Oder aber, und das möchte noch wahrscheinlicher seyn, ein Schaffhauser? d. h. eigentlich von dem Schlofse Laufen am Rheinfall. Ein Konrad Heliæ von Laufen, der nachdem er gleichfalls in Beromünster, dann in Constanz und Zürich gewesen war, 1423. als Domherr zu Basel starb, wird auf seinem Grabsteine in der St. Martinskirche als Schaffhauser bezeichnet.

Mit derselben ruhmredigen Übereilung, die einen Luzerner zum ersten Drucker und Beromünster zur ersten Druckstätte der Schweiz gemacht hat, hat man auch aus diesem Flecken die gesammte franzosische Buchdruckerey herleiten wollen: denn Ulrich Gering, allerdings der älteste Drucker in Frankreich und von Geburt ein Deutscher, sey aus Beromünster gewesen; auch habe er, bevor er nach Paris gezogen, den alten Helias Heliæ im Drucken unterrichtet und unterstützt. Indessen war Gering (zuverlæfsige Quellen wifsen nichts andres) von Constanz, und befand sich bereits 1470. und von da an unausgesetzt bis zu seinem Tode in Paris.

Das alles jedoch nicht um des Unfriedens und des Ruhmes, sondern nur um der Wahrheit willen. Rangstreitigkeiten wæren an einem solchen Festtage, der kein Festtag blofs für Beromünster, blofs für Basel, blofs für die Schweiz ist, doppelt eitel. Zuletzt gebührt die Ehre doch nur Einem. Der aber wolle den Segen für den wir am Tag seiner Herolde danken, immer reicher und schoner gedeihen lassen. Basel am Pfingstmontag 1840.

WILH. WACKERNAGEL, Schreiber der historischen Gesellschaft.

BEITRÄGE

ZUR

BASLER BUCHDRUCKERGESCHICHTE.

Papier der mechanischen Fabrike des Herrn L. THURNEYSEN

in MAULBURG im Wiesenthal.

Frühzeitig ist die neuerfundene Buchdruckerkunst nach Basel verpflanzt worden und frühzeitig ist sie hier auch in vorzüglichen Flor gekommen, was wohl hauptsächlich einer doppelten Ursache zuzuschreiben ist. Erstlich nämlich genoss die engverwandte Kunst der Papierbereitung schon seit längerer Zeit in Basel einer besondern Pflege. Bereits vor 1440 besass Hans Halbysen vor dem Riehenthor eine Papiermühle, wie solches aus dem betreffenden Kaufbriefe noch zu ersehen ist. Einen neuen Schwung erhielt jedoch die Papierfabrikation zu Basel durch die Brüder Antonius und Michael, bekannt unter dem Namen der Gallicionen, welche um das Jahr 1470 aus Spanien hieher gekommen sind und dies Gewerbe allhier mit grossem Erfolg betrieben und in Uebung gebracht haben. Kam nun in Basel die Papierbereitung der Buchdruckerkunst mit einem sorgfältig bereiteten, schönen und dauerhaften Stoff*) zu Hülfe, so war andrerseits durch die Stiftung unsrer Universität im Jahr 1460 für die nöthige Theilnahme und Intelligenz gesorgt, ohne deren getreue Pflege in jener Zeit, als die Kunst noch in der Wiege lag, ihre incunabula die Presse nicht hätten verlassen können.

Bekanntlich hat die Erstürmung von Mainz durch Adolf von Nassau im Jahre 1462 jene beiden Werkstätten, in welche das Geheimniss der neu erfundenen Kunst noch eingeschlossen war die des Erfinders Johannes Guttenberg und die der von ihm getrennten alleinigen Theilhaber Fust und Schöffer entriegelt

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*) Man vergleiche nur das prächtige Papier der meisten jener alten Drucke mit demjenigen, welchem der Graf von Platen in seiner verhängnissvollen Gabel, Act 2, Scene 3, ein so wohl verdientes Denkmal gesetzt hat.

und die dort beschäftigten Druckergehülfen und mit ihnen das bisher sorgfältig bewahrte Geheimniss nach allen vier Winden zerstreut. Diesem Sturme verdankt es auch Basel, dass die Buchdruckerkunst so früh daselbst aufgeblüht und in einem unsrer ersten Buchdrucker, welcher unter dem Namen Bertoldus de Basilea bekannt ist, haben wir nachweislich einen Druckergesellen des Johann Guttenberg erhalten. In dem «laudum inter Jac. et Joh. Faustos ex una, et Jo. Gutenbergium ex altera parte» vom Jahr 1455 findet sich nämlich folgende Stelle: «Noch solcher schickung und fragung ckwamen in den gemelten refender der ersame Herr Heinrich Chünter etwan pffarrer zu sant Christofer zu Mentz, Heinrich Keffer und Bertolff von Hannauwe diner und knecht des genannten Johann Guttenberg.»*) Ein Bertoldus aber hat um das Jahr 1473 zu Basel gedruckt und vom Jahr 1477 meldet das rothe Buch auf unsrer Kanzlei: «lt. Berchtold Ruppel von Hannouw der Trucker emit civilegium et juravit quod moris est die Veneris proxima die St Valentini LXXVII.» Da nun die alte Druckergeschichte Basels keinen Buchdrucker kennt unter dem Namen Ruppel, wohl aber unter dem Namen Bertold, so lässt sich wohl nicht bezweifeln, dass jener Bertolff von Hanau, welcher Guttenbergs Knecht war, und jener Berchtold Ruppel von Hanau, welcher im Jahr 1477 zu Basel das Bürgerrecht kaufte, eine und dieselbe Person gewesen seyen.**)

Es wäre nun äusserst interessant von den ersten Anfängen die Fortschritte der Buchdruckerkunst in Basel zu verfolgen, allein auch in dieser Geschichte tagt es nur allmählig. Es ist nicht anders zu erwarten, als dass die ersten unsrer Buchdrucker ihre Kräfte zuerst an kleinern Werken versuchten, und es ist natürlich, dass solche um ihrer geringern Bedeutung willen nicht so sorgfältig sind aufbewahrt und auf unsere Zeiten erhalten worden, als grössere Drucke.

*) S. Meerman orig. typ. p. 34.

**) Oft wird auch unserm Bertoldus der Zunamen Rodt gegeben. Es gründet sich dies auf eine Stelle in Gesneri bibl. univ., wo die Anzeige der Sermones von Meffret mit den Worten schliesst: Basileæ olim apud Bertoldum Rodt. Diese Benennung ist indessen durchaus durch nichts Weiteres motivirt, auch ist zu bemerken, dass sich jene Worte s. v. Meffret in der ältesten von Gesner allein besorgten Ausgabe von 1545 noch nicht finden, sondern erst in den spätern durch Josias Simler und Jacob Fries mit Zusätzen vermehrten, weshalb nicht einmal Gesner als Gewährsmann für jenen Zunamen angeführt werden kann.

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