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genauere Vergleichung beider Ausgaben noch ausmitteln, ob beide so zusammenstimmen, dass auf Leonardus die Schmach des Nachdrucks liegen bleibt, oder ob er mit dem Vorwurf eines kleinen poetischen Plagiates davon kommen soll. Die ganze Sache gewinnt aber dadurch an Interesse, dass uns in der Geschichte dieses Druckers noch ein zweiter ganz ähnlicher Fall dieser Art begegnet. Es existirt eine alte Ausgabe des Orosius ohne Druckort und Jahrzahl, es wird angenommen, dass sie um 1475 gedruckt sey in fol. Am Anfang steht mit Capitalschrift: Scias velim humanissime lector: Aeneam Vulpem Vicentinum priorem sancte crucis adjutore Laurentio Brixiensi historias Pauli Orosii. quæ continentur hoc codice. quam accuratissime potuit. castigasse. cui non improbando sane labori si quid ex ingenio tuo vel melius. vel aptius addendum putabis. id honore eius integro facias. obsecro. quod est non ingrati animi officium. Am Schluss die Verse:

Ut ipse titulus margine in primo docet

Orosio nomen mihi est.

Librariorum quicquid erroris fuit

Exemit Aeneas mihi

Meque imprimendum tradidit non alteri

Leonarde quam tibi soli.

Leonarde nomen huius artis et decus

Tuæque laus Basilea.

Quodsi situm orbis. sique nostra ad tempora

Ab orbis ipsa origine

Quisquam tumultus. bellaque. et cædes velit

Cladesque nosse. me legat.

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Eine andere, ein ähnliches Alter verrathende Ausgabe hat die gleichen Verse, nur dass statt Leonarde steht Hermanne, statt Basileæ Coloniæ. Offenbar hat sich hier der gleichzeitig mit Leonardus zu Vicenza arbeitende Kölner Drucker Hermann Liechtenstein (Leichtenstein lat. Levilapis) unterschrieben. Nach einigen stimmen beide Ausgaben so völlig überein (catalog. bibl. du duc de la Vallière) dass angenommen wird, Leonardus habe mit Hermann Liechtenstein gemeinschaftlich diesen Druck veranstaltet und jeder seinen Theil

von Exemplaren unter seinem Namen verkauft. Dagegen aber behauptet Orlandi orig. della Stampa, dass die Lettern der Leonardischen Ausgabe grösser seyen, als die der Hermannischen. Ist dies der Fall, so hat wahrscheinlich wiederum der eine von dem andern, wenn nicht den ganzen Druck, doch die poetische Unterschrift geborgt. Nur mangelt uns bei beiden Ausgaben die Jahrzahl, so dass sich nicht bestimmen lässt, wo das Original und wo die Copie zu suchen sey. Leider spricht das obenerwähnte Verhältniss nicht zu Gunsten unsers Landsmannes. Ja auch hier ist, wenn man metrische Rücksichten nehmen will, was freilich bei diesen alten Buchdruckerversen nicht zu streng geschehen darf, der 8te Vers offenbar für Coloniæ, nicht aber für Basilea gemacht.

Ob Leonardus, bevor er zu Venedig druckte, seine Kunst auch zu Basel selbst ausgeübt habe, ist durchaus unbekannt.

EBERHARD FROMOLT,

nach seiner eigenen Aussage ein Basler, hat im Jahr 1481 folgende zwei Werke 1481. gedruckt und zwar, wie Panzer sagt, wahrscheinlich zu Basel selbst:

1) Joannis de Turrecremata materia aurea enucleata ex originalibus virtutum et vitiorum, Flos theologie nuncupata secundum ordinem alphabeti pro sermonibus applicabilis tam de tempore quam de sanctis totius anni. Mit gothischen Lettern. Fol. Am Schluss: Per Eberhardum Fromolt alemannum Basileensem Anno salutis Milles. quadring. octuag. primo Mensis Julii die vicesima quarta feliciter consummatum est.

(Die umständliche Bezeichnung des Vaterlandes per- allemannum Basileensem scheint übrigens die Annahme Panzers, dass Fromolt zu Basel selbst gedruckt habe, eben nicht sehr zu bestätigen; im Gegentheil wird es dadurch zweifelhaft, dass er nur in einem deutschen Lande überhaupt gedruckt.)

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2) Oldradi de laude consilia Juridica fol. Mit gothischen Lettern. Ohne Custoden und Seitenzahlen. Mit der Signatur. Voransteht auf 7 Blättern eine Inhaltstabelle. Das Papier ist sehr weiss und stark, und hat zum Zeichen eine Hand. Am Schluss heisst es: Finis consiliorum (Eximii utriusque professoris Oldradi de laude) quam plurimos casus et questiones tam in causis temporalibus et spiritualibus in facto quotidie emergentes consulentium et decidentium

Vna cum tabula designante suo ordine titulos questionum et loca earundem per numerum foliorum Per Eberhardum frommolt impressorem. Et cum summa diligentia correctorum finitorum hoc Anno dni millesimo quatercentesimo octuagesimo primo. Et die xIx. mensis novembris. Ad laudem summi patris qui cum filio et spiritu sancto trinus et unus vivit et regnat per infinita seculorum secula. Amen.

JOHANNES AMERBACH oder DE AMORBACH.

Buchdruckerzeichen: Der Basilisk mit dem Baselstab.

Johannes Amerbach ist im Jahr 1434 zu Reutlingen) in Schwaben geboren. Seine Liebe zu den Wissenschaften führte ihn nach Paris, wo er sich besonders an den berühmten Lehrer der Sorbonne Johann Heynlin vom Stein (Johannes de Lapide, Johannes Lapidanus) anschloss, dessen Vorträge sehr zahlreich, vorzüglich von seinen deutschen Landsleuten, besucht wurden. Amerbach erwarb sich die ganz besondere Liebe dieses seines Lehrers, und der Eifer, mit welchem derselbe die Erfindung Guttenbergs zu fördern und zu verbreiten suchte, mag nicht wenig dazu beigetragen haben, dass Amerbach den Gedanken fasste, seine Thätigkeit und seine Kenntnisse der Buchdruckerkunst zu widmen.

Nachdem er den Grad eines Magister artium erlangt, verliess er Paris und kehrte nach Deutschland zurück. Eine Zeitlang diente er in der Officin des Anton Koburger zu Nürnberg als Corrector, und kam sodann nach Basel, wo ihm für sein Vorhaben alles so günstig schien, dass er beschloss sich hier niederzulassen und auch wirklich zwischen 1475 und 1480 eine Druckerei hieselbst eröffnete. Im Jahr 1483 erlangte er das Basler Bürgerrecht laut Rathsprotokoll von 1483 «Hans von Emmerpach der Drucker erhielt das Bürgerrecht.» In das rothe Buch steht er erst 1484 eingetragen.

Es ist bekannt, wie sich Amerbach insonderheit eine sorgfältige Herausgabe der hauptsächlichsten Kirchenväter angelegen seyn liess, wobei ihm nicht nur die eigene Gelehrsamkeit in seiner Bemühung um kritische Textverbesserung zu

) Accipiatur omen. Es ist bekannt, wie spätere Bewohner jener Stadt in Amerbachs Fussstapfen getreten sind. Nur haben sie den Fuss verkehrt eingesetzt und während Amerbach seinen Zeitgenossen vordruckte, so haben jene den ihrigen nach gedruckt.

Statten kam, sondern auch die Unterstützung seiner gelehrten Freunde des Friesländers Augustinus Dodo, Canonicus zu St. Leonhard in Basel; des Franciscus Wyler vom Minoritenorden; des Conradus Pellicanus; des Beatus Rhenanus; des Johann Conon von Nürnberg, welcher Amerbachs Kinder unterrichtete, und der gelehrten Carthäuser im St. Margarethen Thal,*) nicht weit von seiner Wohnung, wo er vor allen seinen alten Lehrer Johannes de Lapide, welcher hier seine letzten Tage verlebte, für seine typographischen Unternehmungen oft in Anspruch nahm.

Dagegen hat auch Amerbach seine Dankbarkeit gegen dieses Kloster bei jeder Gelegenheit an den Tag gelegt. Aus dem auf hiesiger Bibliothek in MS. vorhandenen Jahrzeiten-Buch dieses Klosters ist ersichtlich, dass Amerbach schon 1481 angefangen hatte, von jedem Werk, das er druckte, ein Exemplar in die Klosterbibliothek zu schenken. Überdies gabte er dahin bei der Geburt oder dem Absterben seiner Kinder und ähnlichen Vorfällen theils Geld, theils Zucker, Pfeffer, Ingwer, Nelken etc. 1490 gab er zu einem neuen Missale 60 Bogen Pergament, welche 6 Pfund Pfennig gekostet. 1491 gab er ein Ries Papier, dessen Werth auf ein Pfund geschätzt ward, u. dgl. m.

Im Jahr 1484 verehelichte sich Amerbach mit Barbara Ortenberg; diese gebar ihm drei Söhne und zwei Töchter, über welche beifolgende Stammtafel nähere Auskunft giebt.

Johann Amerbachs drei Söhne widmeten sich gleichfalls den Wissenschaften; der Vater wollte sich tüchtige Gehülfen an ihnen erziehen für seine Unternehmungen. Bruno starb, wie die Stammtafel zeigt, sehr frühzeitig; die Ursache seines Todes war der Schmerz über das Hinscheiden seiner Gattin, welches schon nach achtmonatlicher Ehe erfolgte; während er früherhin im Rufe eines

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das Neujahrsblatt für

') Siehe über die alte Carthause Basels das jetzige Waisenhaus Basels Jugend auf 1838. **) Amerbach hatte sein Haus in Klein-Basel an der Rheingasse; es ist dasselbe, welches lange Zeit im Besitz des Seidenfärbers Hrn. Balthasar Heusler war. Jetzt ist es die Tabakfabrik des Hrn. Barth-Otto. Noch lange Zeit nach Amerbachs Tode blieb es im Besitz seiner Kinder und wurde Amerbachiorum domus genannt. Aus einem Briefe der Gattin Amerbachs ist ersichtlich, dass er eine Zeitlang auch noch das Haus zum Sessel am Todtengässli inne hatte, welches späterhin die Werkstätte des Nicol. Episcopius war.

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Weiberfeindes muss gestanden haben, denn als er 1518 heirathete, schrieb Myconius an Joachim Vadian, des Erasmus kürzlich erschienenes encomium des Ehestands müsse wohl von grossem Werthe seyn, da es sogar den Bruno Amerbach, aller Weiber Feind, bewogen habe, eine Frau zu nehmen. Erasmus feierte den Tod Bruno's durch folgendes schöne Epigramm:

Hic jacet ante diem fatis præreptus iniquis

Gentis Amerbachiæ gloria prima Bruno.

Non tulit uxori superesse maritus amatæ,
Turtur ut ereptæ commoriens sociæ.

Hunc nuda lugent Charites, Musæque trilingues,

Canaque cum nivea Simplicitate Fides.

Bonifacius Amerbach ausgezeichnet als Rechtsgelehrter und Alterthumskenner war Syndicus und Professor der Rechte zu Basel. Berühmt ist er auch durch seine besonders vertraute Freundschaft mit Erasmus und die edle Weise, in welcher er das Testament seines verstorbenen Freundes, der ihn zum Haupterben eingesetzt hatte, so zu Ehren des Erblassers ausrichtete, dass er sich nicht nur nicht aus dem Nachlass bereicherte, sondern noch Namhaftes von dem Seinigen daransetzte, damit der Name des Erasmus durch viele milde Stiftungen, welche diesen Namen trügen, in gesegnetem Andenken bliebe. — Ihm folgte in seiner Professur zuerst sein Schwiegersohn Ulrich Iselin, und sodann sein Sohn Basilius, welcher als vorzüglicher Jurist und Alterthumskenner sowohl den ihm anvertrauten Stellen er folgte seinem Vater auch im Syndicat als dem väterlichen Namen alle Ehre machte.

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Johannes Amerbach starb den 25 December 1514, wie deutlich zu ersehen aus einer projectirten Grabschrift, wovon sein Urenkel, Ludwig Iselin, eine Abschrift hinterlassen, und worin es heisst: Obiit anno melioris sæculi D.D.D.XIIII. VIII Kal. Jan.

Johannes Amerbach hatte selbst für sich und sein Geschlecht eine Grabstätte ausgewählt in der Carthause; daselbst ist er auch beigesetzt worden, und im Jahr 1542 hat Bonifacius Amerbach seinen Eltern, seinen Geschwistern, seiner Ehefrau und den ihm vorangegangenen Kindern ein Grabmahl errichtet mit folgender Inschrift:

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