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fordert. Die Benutzung dieses jeden Menschenfreund erfreuenden Zeitpunktes, um durch Aufhebung nöthig gewesener Strafen auch bey uns, und selbst in den mißvergnügten, erbitterten Gegenden unsers Landes wieder Freude und Zutrauen zu verbreiten, hätte so unverkennbar das Ansehen ächter Großmuth, daß auch die erbittertsten Gemüther dadurch besänftigt, oder doch wenigstens ihr Einfluß auf die weniger verblendeten Landbewohner gänzlich gestört werden würde. Dieser gegenwärtige Zeitpunkt und die möglichst schnelle Benuhung desselben würde dem Schritte, welchen wir von unsern lieben Landesvåtern zutrauensvollft zu ers bitten wagen, seinen ganzen Werth geben, und ihm jede auch nur einigermaßen wahrscheinliche Mißdeutung desselben benehmen. Jeder Aufschub hingegen benähme ihm, unsern Gefühlen zufolge, etwas von seinem gan zen großen Werth, und würde ihn zum anscheinend bloßen Resultat kalter Ueberlegung und Erwägung der Umstände, und also der Erblickung wesentlicher Vortheile, zurückseßen; da er hingegen, in diesem Augenblick gethan, daß unverkennbare Gepräge der gütigen Ergießung milder, väterlicher Huld an sich hätte; ein Gepräge, welches so sehr ans Herz spricht, und die Galle der hartnäckigsten Erbitterung fo leicht zurückschreckt.

Vergleichen wir aber noch vollends diese wichtigen Folgen der Benutzung des gegenwärtigen Zeitpunktes um Verzeihung zu schenken, mit den uns nur zu wahrscheinlichen, zu gewissen Folgen der Unterlassung der= selben; denken wir an das Kränkende, das Entehrende für unser ganzes Vaterland, welches unausbleibliche Folge wäre, wenn wir erst auf äußere Aufforderung, und also gezwungen, unfern Landeskindern Verzeihung

nicht mehr schenken, sondern durch Furcht gedrängt dargeben müßten; oder an die schreckliche Gefahr, in die unser unmittelbares Vaterland sowohl als ganz Helvetien, dieses Land, welches bisher als der Günst ling der Vorsehung vor ganz Europa erschien; denken wir an diese Gefahr, in die wir gestürzt würden, wenn äußere gewaltsame Schritte zu Gunsten unserer eigenen innern Mißvergnügten erfolgen sollten, und vergleichen wir diese finstre Aussicht, die so viel Wahrscheinlichkeit für sich hat, vielleicht selbst schon größtentheils ange zettelt ist, vergleichen wir dieß mit jenen erstgeschil derten, unverkennbaren Folgen der Erfüllung unsers geäußerten Wunsches, dann, theuerste Landesváter, dann möchten wir Ihnen mit aller Macht der eindringendsten Beredsamkeit zurufen, Ihr Herz nicht etwa allzuängstlichen Bedenklichkeiten zu öffnen, sondern Ihrer eigenen väterlichen Huld den Trost zu gewähren, Ihren fehlbaren Angehörigen zu vergeben, und Sie wieder in den segensreichen Schooß Ihres glücklichen Landes aufzunehmen, und den Gefangenen Freyheit zu schenken.

Wir wagen es nicht weiter, würdige Regenten, Sie durch mehr Gründe zu Gewährung unsers Ihnen mitgetheilten Wunsches zu bereden; die weise Klugheit, mit der Sie bis hieher unser Vaterland leiteten, ist uns Bürge, daß Sie auch dieß Mahl den Vortheil unsers Staates gehörig beherzigen werden; nur dafür noch bitten wir Sie, die Gefahr, vor der wir Sie warnen, nicht zu verachten, und sie nicht als bloßes Hirngespinnst unserer Einbildungskraft anzusehen. Lange schont waren wir aufmerksam auf den Gang der innern Stim: mung, und auf den Geist der äußern Angelegenheiten. Schon mehr als Ein Mahl hätten wir Ihnen unsere Be

sorgnisse mitgetheilt, wenn wir nicht durch unser kind liches Vertrauen in Ihre eigene Wachsamkeit zurückgehalten worden wären. Aber gegenwärtig ist die Gefahr zu dringend, und der Zeitpunkt der schicklichsten und wirksamsten Hülse zu kurz, um nicht alles zu bez nußen, was der äußern Sicherheit und innern Ruhe vortheilhaft seyn kann. Das Wohl unsers Vaterlandes, die für seine Sicherheit so unentbehrliche Ehre unsers Staates und die freye politische Existenz unserer Nachkommen liegen uns zu sehr, zu innig am Herzen, um nicht den Schritt zu wagen, unsere Landesvåter aufzurufen, den unwiederbringlichen Zeitpunkt zu benutzen, um eine wahrscheinliche, fürchterlich drohende Gefahr von uns abzuwenden.

Einzig durch diese für uns so dringende Gründe bewogen wagten wir wenige Mitbürger, um alles unnöthige Geräusch zu vermeiden, diesen ungewohnten Schritt zu thun, und hoffen, unsere theuersten Landesvåter werden ihn ebenfalls als durch diese reine Quelle bewirkt ansehen und beurtheilen, und uns durch die weise Berathung des Gegenstandes unserer Bitte in unserer gewiß nicht ungegründeten Furcht beruhigen.

Mit der zutrauensvollsten Hochachtung und kindlichster Ergebenheit haben wir das Glück zu seyn, Theuerste Landesvåter,

Ihre dankbarsten Mitbürger.

Eingegeben den 8. Nov. 1797.

2. *)

Hochgeachter Herr Statthalter !
Hochgeachte, Hochgeehrteste Herren!
Theuerste Regenten !

Schon lange fühlten wir in unserm theuren Vaterlande das Bedürfniß eines bestimmten, anerkannt sichern Wes ges, auf welchem einzelne Staatsbürger ihre Wünsche und Bitten, die sie in Ansehung öffentlicher Angeles genheiten haben, mit zutrauensvoller Offenheit in den Schooß ihrer theuren Landesväter legen können; beson ders in Zeiten, in denen wegen drohender, äußerer oder innerer Gefahren die Vaterlandsliebe reger und auf den Gang der Staatsgeschäfte aufmerksamer wird, als im stillen und gleichförmigen allgemeinen Frieden; befonders in solchen Zeiten wird dieses Bedürfniß für den patriotischen Bürger sehr fühlbar, weil da alle seine Wünsche auch dringender und wichtiger werden, als beym stillen Gang allgemeiner Ruhe.

Da wir aber noch einen besondern Anlaß hatten **), die Schwierigkeiten zu empfinden, die damit verbunden sind, wenn keine solche anerkannten Wege offen stehen,

*) An die vom Zürcherischen Großen Rathe im Januar 1798 verordnete Commission gerichtet, welcher von jedem Einwohner des Cantons Wünsche und Vorschläge konnten eingegeben werden.

**) Die erste Vorstellung war mit einem Verweise beantwortet worden.

seine Wünsche in den Schooß der Landesregierung ges langen zu lassen, so wurden auch wir besonders von inniger Freude erfüllt, und vom wärmsten, gerührteften Dank gegen unsere weisen, lieben Landesvåter bez feelt, als Sie uns einen solchen bestimmten Weg öffneten, um durch denselben jede das allgemeine Vaterland betreffende Bitte aufzunehmen und zu beherzigen, und wir würden uns undankbar fühlen, wenn wir nicht dies fen befriedigenden Weg schleunigst benußten, um einen Wunsch unsern Landesvåtern mitzutheilen, der schon lange in uns rege war, und dessen Erfüllung zu wichtigen Einfluß auf unser Vaterland hat, um ihn mit Gleichgültigkeit vernachlässigen zu können.

Da die allmählige Entwickelung der Entwürfe Frankreichs in Rücksicht der Einmischung seiner Regierung in unsere innern Landesangelegenheiten nun anfängt, die warnenden Angaben zu bestätigen, welche hierüber schon seit einer ziemlich geraumen Zeit erhalten wurden, so ist das Bedürfniß der allgemeinen Vereinigung der Gesinnungen aller Staatsbürger auf die Erhaltung der Unabhängigkeit unsers Vaterlandes auch überall fühlbarer geworden, und ist nun beynahe allgemein anerkannt. Eben deswegen auch scheint uns jeder Schritt, der diese Vereinigung aller Gemüther auf diesen großen Zweck hin befördern kann, von der wesentlichsten Wichtigkeit, und in dieser Rücksicht auch wagen wir, Ihnen, würdigste Regenten, unfern warmen Wunsch mitzutheilen, der uns schon so lange erfüllt.

Noch ist ein nicht unbeträchtlicher Theil unsers Lans des durch den mehr oder minder entfernten Antheil, den derselbe an den innern Unruhen vom Jahr 1795 nahm, auch noch mehr und minder, mittel und unmittelbar auf die Strafen empfindlich, welche jener Störung der

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