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und seine Übereinstimmung mit der griechischen Kirche ihm in Konstantinopel gewiss nicht zum Vorwurf gereichen konnte? Erklärlicher wäre die ganze Sache, wenn vom römischen Kaiser die Rede wäre, allein auch gegen diesen konnte Suatopluks Macht den Erzbischof schützen. Es scheint sich hier irgend ein Versehen eingeschlichen zu haben, welches wir nicht zu entziffern vermögen 1).

Zu Cap. XV. (Die Bibelübersetzung des Methodius.) Der Bericht, welchen unsere Legende von der Vollendung der altslovenischen Bibelübersetzung gibt, findet sich auch bei Nestor 2), welcher das ganze Werk im Zeitraume eines halben Jahres vollbracht werden lässt. Nach der Meinung unseres Autors dagegen übertrug Methodius damals nur das alte Testament, mit Ausnahme des schon früher übersetzten Psalters und der apokryphischen Schriften, welche hier wahrscheinlich unter dem Namen der Makkabäer zusammengefasst werden. Das neue Testament, welches nach der Eintheilung der griechischen Kirche in das Evangelium und den Apostel zerfiel, sollte ebenfalls schon zu Lebzeiten Constantins vollendet worden sein. Hierzu kam dann später noch der Nomokanon, eine Sammlung von Kirchen- und einigen weltlichen Gesetzen, veranstaltet von dem im J. 564 zu Konstantinopel lebenden Patriarchen Johannes Scholasticus, und ein Buch vom Leben der Väter, wie es deren in griechischer Sprache mehrere gibt. Durch jene Beschränkung gewinnt die Erzählung unserer Legende, welche bei Nestor ganz unglaublich klingt, allerdings etwas an Glaubwürdigkeit, dennoch bleibt sie sehr auffallend, selbst wenn wir annehmen, dass die beiden Priester, deren sich Methodius bediente, nicht bloss zum Schreiben verwendet wurden, sondern neben einander unter seiner Anleitung selbstständig übersetzten. Die endgültige Entscheidung dieses wichtigen Punktes, kann nicht durch historische sondern nur durch sprachliche und handschriftliche Forschungen herbeigeführt werden. Bis diese erfolgt ist, muss es auch dahingestellt bleiben, ob wir Cap. XV. vielleicht nur als ein späteres Einschiebsel zu betrachten haben, in welchem Falle Cap. XVII sich sehr gut an Cap. XIV anschliessen würde, ohne dass eine Lücke entstände.

Der Bischof Philaret 3) suchte vornehmlich, auf unsere Quelle und auf die neubulgarische Legende gestützt, darzuthun, dass die beiden Brüder sämmtliche kanonische Schriften der Bibel vollständig übersetzt hätten, doch seine Kritik lässt Vieles zu wünschen übrig. Ganz entgegengesetzter Ansicht ist Kopitar, der, wie wir bereits sahen, mit gutem Grunde, Constantin und Methodius nur die Anregung zur Übersetzung nicht die Anfertigung derselben zuschreibt. Er glaubte nämlich, dass die Brüder keineswegs die ganze Bibel in die slovenische Sprache übertrugen, sondern nur jene Stücke, die daraus beim Gottesdienste gelesen wurden 4), und in die Kirchenbücher aufgenommen worden sind, d. h. die Evangelien, die Apostelgeschichte, die apostolischen Briefe, den Psalter und einzelne Lectionen der übrigen Bücher des alten Testamentes und

1) „Secundum auctoritatem capitulorum, quae illi dedimus,“ 1. 1. pag. 42. 2) II, 218; doch erwähnt auch er zuvor (pag. 185), die Übersetzung des Evangeliums, des Apostels und Psalters.

3) Cyr. und Methodius 28-44.

4) Miklosich slaw. Bibliothek, pag. 77, Anm., Wien. Jahrb. XVII, 68.

dies nur als Bestandtheile der Kirchenbücher. „Dies ist so wahr, dass, wenn z. B. ein Abschnitt aus dem Buche der Weisheit, Sprichwörter u. s. w. an mehreren Stellen eines Kirchenbuches vorkam, er jedesmal an seinem Orte von neuem anders übersetzt ward," wie dies die alten Ausgaben und Handschriften lehren.

Die Übersetzungen der beiden Brüder sind nicht aus erster Hand auf uns gelangt, da die Verfolgungssucht der deutschen Priester und die Zerstörungswuth der Ungern in ihrer Wiege, in Mähren und Pannonien alle Spuren von ihnen vertilgte. Die vertriebenen Schüler des Methodius brachten sie jedoch nach Bulgarien, wo namentlich der im J. 916 verstorbene Bischof Clemens sie abschreiben liess 1), und nach Serbien, von wo sie endlich seit dem Jahre 988 in Russland Eingang fanden, und so, in mannigfach veränderter Gestalt freilich, für die Nachwelt, gerettet wurden.

Zu Cap. XVI-XVII. (Letzte Schicksale und Tod des Methodius.) Die Nachricht von der Reise des Methodius zu den Ungern steht zu vereinzelt da, als dass sich über ihre Glaubwürdigkeit ein begründetes Urtheil fällen liesse. Der Zeit nach trifft die Erwähnung der Magyaren an der Donau mit unseren sonstigen Nachrichten von ihnen überein, denn wir wissen, dass sie mindestens seit der Mitte des neunten Jahrhunderts in den Ebenen der Moldau, Wallachei und Bessarabiens bis nach Cherson hin ihre Gezelte aufgeschlagen hatten, und von dort aus über die Karpathen bis nach Pannonien streiften 2).

Die Erzählung unserer Legende, dass Methodius seinen Tod drei Tage vorhergesagt und den Slawen Gorazd zu seinem Nachfolger bestimmt habe, wird durch das Leben des heiligen Clemens bestätigt 3). Der Tag des Todes aber, der hier angegeben wird, steht in unlösbarem Widerspruche mit dem Briefe Stephans VI. an Suatopluk, da dieser, der nicht vor dem Regierungsantritt des Papstes im September 885 geschrieben sein kann, den Methodius noch als lebend voraussetzt. Wäre dieser Brief selbst, wie es wohl möglich ist, ein Machwerk Wichings, dessen er sich nach dem Tode des Methodius zum Sturze Gorazds bedienen wollte, indem er jenen darin als Schismatiker hinstellen liess, so müsste er doch die Zeitfolge richtig beobachtet haben. Wir müssen demnach unsere Quelle eines Irrthums zeihen und annehmen, dass sie den Tod des Methodius mindestens um ein halbes Jahr zu früh angibt. Das Jahr 886 findet sich in einem Zusatz zum Leben des Constantin, welchen nur eine Lemberger Handschrift enthält; derselbe scheint aber viel späteren Ursprungs zu sein, und bietet keine Gewähr für seine Glaubwürdigkeit. Wir könnten zwar annehmen, Wiching sei etwa im Frühjahr 885 vor dem sechsten April nach Rom

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1) Commemoratio Clementis episcopi. (Schafarik, Pamatky Hlaholského Pisemnictui, pag. LIX.) (Clemens) Ἐσοφίσατο δὲ καὶ χαρακτῆρας ἑτέρους γραμμάτων πρὸς τὸ σαφέστερον ἢ οὓς ἐξεῦρεν ὁ σοφὸς Κύριλλος. Καὶ δι ̓ αὐτῶν τὴν θεόπνευ στον πᾶσαν γραφὴν καὶ τοὺς πανηγυρικοὺς τῶν λόγων καὶ μαρτύρων καὶ ὁσίων βιοὺς ἁγίων, καὶ ἱερὰ ᾄσματα γραφῇ παραδέδωκεν.

2) Dümmler de Arnulfo, pag. 78-79. 3) Cap. VI.

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gereist, um jenen Brief zu erwirken, und dieser sei erst nach dem Tode des Methodius zu einer Zeit ausgestellt worden, da Stephan V. davon noch keine Nachricht gehabt, allein es ist doch kaum glaublich, dass die Kunde von dem Hinscheiden des Erzbischofs erst ein halbes Jahr nach seinem Tode in Rom eingetroffen sein sollte. Dass er übrigens nicht später als im Anfange des Jahres 886 gestorben sein kann, ergibt sich aus dem Leben des heiligen Clemens (welches seiner Amtsthätigkeit ganz irrig eine Dauer von 24 Jahren gibt) 1). Nach diesem nämlich kam im achten Jahre nach der Vertreibung der Schüler des Methodius, Symeon in Bulgarien zur Regierung und machte den Clemens zum Bischof 2). Wir wissen aber, dass 892 noch dessen Vorgänger Wladimir herrschte, und dass Symeon zuerst im Jahre 893 erwähnt wird; rechnen wir also von hier aus sieben Jahre zurück, so erhalten wir 886, als das Jahr der Vertreibung der Schüler des Methodius, welche nur kurze Zeit nach seinem Tode stattgefunden zu haben scheint 3).

Jener Brief des Papstes Stephan, an dessen Echtheit nicht zu rütteln ist, könnte auch, abgesehen von dem eben berührten chronologischen Widerspruche, Zweifel an der Glaubwürdigkeit unserer Legende erregen, weil in derselben von diesem neuen Angriffe Wichings gar nicht die Rede ist, sondern nur sein früherer Versuch im Jahre 881 erwähnt wird. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass Methodius, nachdem er seine Gegner in den Bann gethan, in Ruhe sein Leben beschloss; erst als Gorazd ihm gefolgt war, erhoben jene wieder ihr Haupt *), und der Bischof von Neitra machte von der Vollmacht Gebrauch, die ihm der Papst ertheilt hatte, alle Widerspenstigen von der Kirche auszuschliessen und zu verbannen 5). Demnach könnte unsere Legende unmittelbar nach dem Tode des Methodius verfasst sein, als die Nachricht von jenen Verfolgungen noch nicht nach Pannonien gelangt war.

Der Ort wo Methodius begraben ward ist uns wie so manches Andere in seiner Geschichte dunkel und unbekannt.

1) A. a. 0.

2) Vgl. de Arnulfo, pag. 179–180.

3) A. a. O., pag. 76, 142.

4) Wattenbach, Beiträge, pag. 26-27.

5) A. a. O., S. 27. „Contumaces autem et inobedientes, contencioni et scandalo insistentes, post primam et secundam admonicionem si se minime correxerint, quasi zizaniorum seminatores ab aecclesie gremio abici sancimus et ne una ovis morvida totum gregem contaminet nostro vigore refrenari et a vestris finibus procul excludi precipimus."

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Als Anhang hiezu Urkunden und Actenstücke zur Geschichte österreichischer Landtage aus den Jahren 1509 bis 1540.

Archiv XIII.

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