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3. 1803 waren die Kanäle bei der Eldenburg und beim Lenz bis auf 40 Fuß erweitert und von allen Stauungen befreiet und alle Mühlenwerke und Schleusen bei Plau gesenkt, so daß alle Gewässer oberhalb Plau in völlig gleichen Wasserspiegel gesezt waren, nachdem man seit 1798 angefangen hatte, bei Plau ganz allmählig immer mehr Wasser laufen zu lassen 1), und in den trockenen Sommern 1802 und 1803 die Senkung um bewirkt hatte.

Dennoch ward die erfolgreiche Beschiffung der Eldegewässer erst durch eine seit dem J. 1831 ins Leben getretene Actienges sellschaft und durch Unterstüßung derselben aus Landes- und landesherrlichen Mitteln erreicht und dadurch die ungehemmte Eldenfahrt erst im J. 1837 ins Werk gesezt.

Uns interessirt hier besonders der Lenz -Kanal. Statt der Bertiefung und Erweiterung des alten Ausflusses links von der Lenz-Insel und Burg legte man einen neuen Kanal an, der jest mitten durch die Lenz-Insel geht.

Hier wird es am Orte sein, die Beschreibung der alten Lenzburg 2) von 1448 zu liefern, da deren Lage und Beschaffenheit noch deutlich zu erkennen ist. Hart an dem alten Eldenausflusse links vom Lenz stand, ungefähr in der Mitte der Länge des Kanals, ein großer viereckiger Thurm, dessen Erdgeschoß erst in neuern Zeiten abgetragen ist; die Fundamente stehen noch in einer Erhöhung und mittelalterliche, große Ziegel liegen in der Erde und zerstreut umher; es sind auch bei der Grabung des Kanals viele alte eiserne Geräthe und Waffen gefunden. Stromaufwärts, dort wo der alte linke Abfluß sich abzweigte, stand auf runder Erhöhung das Thorhaus, von welchem eine Brücke über den alten Eldekanal ging, von welcher die Pfähle noch in dem Moraste stehen. Von dieser Seite war die Burg durch den Strom geschüßt. Der weite Burghof lag stromabwärts rechts hin und war rechts rings umher von der Elde bis an den plauer See durch einen noch stehenden hohen Wall und doppelte Gräben geschüßt, welche sich an den festen Landhöhen rechts im Bogen ausdehnen. Dieser Burggraben war Abfluß der Eldegewässer rechts vom Lenz. Noch auf der leßten, für die seit dem J. 1792 beschlossene Schiffbarmachung der Elde entworfenen Charte (ohne Jahr) wird der alte Ausfluß links der Adeliche Einfluß", der Burggraben rechts der „Fürstliche Einfluß" genannt; beide waren mit Aalwehren

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1) Im J. 1834 ward bei Erbauung der neuen Schleuse bei Plau die alte hölzerne Schleuse ausgegraben.

2) Die Untersuchung des Lenzes verdanke ich der freundlichen Beförderung des Herrn von Flotow auf Kogel.

verstopft. Der „Fürstliche Einfluß" soll nach Acten vom J. 1821 früher auch der „Lübzer Graben" genannt worden sein, ohne Zweifel weil das von der verwittweten Herzogin Sophie zu Lübz im J. 1633 aus Dankbarkeit für die Rückkehr ihrer Söhne gelobte und gestiftete Wittwenstift oder Sophienstift zu Lübz auch mit dem Aalfange auf dem Lenz dotirt war. In den alten Stiftsrechnungen werden die Aale von dem Aalfange vom Lenz immer in Einnahme und Ausgabe gebracht.

Bei der Einrichtung der neuen Schifffahrt seit dem J. 1798 ward nun ein neuer Kanal gegraben, welcher mitten durch den Burghof der Lenzburg geht: die in der erhöheten Erde liegenden Ruinen der Burg und der Vorburg liegen jest hart stromabwärts links am Kanal neben dem Erbzinsgehöfte, der Burghof und die Umwallung liegen rechts von dem Kanale neben dem Försterhause.

Der alte Abfluß ist größten Theils zugeworfen, der Burge graben ausgetrocknet.

So find jezt nur noch geringe Reste dieser ehemals wichtigen und berühmten Burg für den Eingeweiheten erkennbar; die Sage weiß nichts mehr von einer Burg, sondern meint, es habe an der Stelle der Ruinen ehemals eine Ziegelei gestanden.

3.

Die Kirche und Pfarre zu Kuppentin.

Die Geschichte der Kirche und Pfarre zu Kuppentin ist für die Geschichte der Stadt Plau und deren Umgegend infoferne von Bedeutung, als fie in die frühesten Zeiten der Colonisation jener Gegend hineinführt.

Die Kirche zu Kuppentin, ritterschaftlichen Amtes Lübz, ist ein sehr bemerkenswerthes Gebäude in der Geschichte der Baukunst Meklenburgs. Sie bildet ein langes Oblongum, ohne Seitenschiffe, und besteht aus zwei wesentlich verschiedenen Theilen, einem Schiffe im W. und einem Chor im D.

Das Schiff ist aus Feldsteinen (Granitgeschiebe) fest, aber ziemlich plump aufgeführt. Es hat an jeder Seite drei sehr niedrige, im Uebergangsstyle zugespiste Fenster, welche in der Nordwand von außen und innen ohne Gliederung schräge und glatt einlaufen, in der Südwand aber von innen eine grade Seitenwand haben und von außen in 3 rechtwinkligen Abfäßen einlaufen. Die Pforte ist im rohen Uebergangsstyle gewölbt und

mit rechtwinkligen Gliederungen eingefaßt. Die Länge des Schiffes beträgt ungefähr 3 Gewölbe, so daß unter jedem Gewölbe an jeder Seite ein Fenster gestanden hätte; der Raum ist jedoch nicht gewölbt, sondern nur mit einer Balken- und Bretterdecke bedeckt. Dieser Theil der Kirche ist der ältere und die eigentliche alte Kirche, welche zuerst ohne Zweifel eine kleinere Altarnische oder einen andern Chor hatte, als jest. Diese Altarnische ist später weggebrochen und an deren Stelle der jeßige Chor aufgeführt.

Der Chor ist das Merkwürdigste an der Kirche. Er ist offenbar an das Schiff angebauet und daher jünger, als dieses, wenn auch nicht sehr viel. Der Chor ist auf einem Fundamente von behauenen Granitquadern ganz aus Ziegeln aufgeführt und ein für eine Landkirche ungewöhnlich hohes Gebäude von guten Verhältnissen. Es hat eine Länge von 3 schmalen Gewölben, wenn man die Altarnische für ein Gewölbe rechnet. Zwischen den Fenstern stehen Strebepfeiler. Die Altarwand ist im Fünfseit construirt; dies ist ohne Zweifel der erste und einfachste, jedoch immer kunstvolle Uebergang von der halbkreisförmigen zur vielseitigen Altarnische. In jeder dieser 5 Seiten steht ein sehr hohes, zweigetheiltes, im ernsten Spitbogen gewölbtes und mit Wulsten verziertes Fenster. In den beiden Seitenwänden stehen in jeder Wand zwei eben so construirte, aber dreigetheilte Fenster; in der Nordwand hat jedoch der dem Altare zunächst stehende Fensterraum kein solches Fenster, sondern in der Höhe eine kreisförmige, jedoch vermauerte Vertiefung (eine Rose), und darunter im Innern drei schmale, fensterartige Nischen im Uebergangsstyle. Im Aeußern ist die Wand glatt, mit Ausnahme der Rose und einer kleinen, flach überwölbten Nische. Ueber den Fenstern unter dem Dache ist der ganze Chor mit einem Friese von Halbkreisen verziert, der jedoch an einigen Stellen abgeschlagen ist. Das Innere ist, dem Schiffe zunächst, mit zwei sehr flachen und schmalen Gewölben bedeckt, welche keine Gurtbogen, sondern nur feine, zugespißte Näthe an dem Zusammenstoße der Gewölbes kappen haben. Die 5 Gewölbekappen über dem Altare find quadratisch construirt. Alle Schlußsteine sind rund. Die Träger und Pilaster sind sehr zierlich. Die Pforte ist eben so, wie die Fenster construirt, auch nicht mehr geschmückt. Der über das Schiff emporragende westliche Giebel ist mit schmalen, fensterartigen Nischen im Uebergangsstyle verziert. Leider ist dieser ganze hübsche Bau nicht sehr fest und schon früh durch viele hohe Strebepfeiler gestüßt; ja durch zwei Strebepfeiler sind zwei Fenster ganz zugedeckt. Schon im J. 1486, feria sexta post Jahrb. des Vereins f. meklenb. Gesch. XVII.

2

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Jubilate, hat der Bischof Conrad zu Schwerin der Kirche »Kuppentin einen Bettel- und Indulgentienbrief gegeben", wahrscheinlich zur Restauration des Kirchengebäudes.

Dieser Chor ist dadurch interessant, daß er zu den frühesten Bauten im Spitbogenstyl gehört und die letzten Reste vom Rundbogenstyle in dem Rundbogenfriese und den Gewölben aufzuweisen hat; der Spißbogenstyl ist nach allen Verhältnissen und Gliederungen schon vollständig durchgeführt. Vielleicht giebt es in Meklenburg kein Gebäude im ausgebildeten Spitbogenstyle, welches noch so klare Ueberreste vom Rundbogenstyle hat.

Wahrscheinlich ist das Schiff als erste Kirche bei der Einführung des Christenthums, der Chor um die Mitte des 13. Jahrh. bei der Befestigung der christlichen Cultur angebauet.

An Alterthümern besißt die Kirche nichts. Der Altarstein, von Ziegeln, ist noch alt; er besißt noch die Höhlung für die Reliquien und die Weihurkunde: die Höhlung ist mit einer viereckigen Felsenplatte zugelegt, aber früher schon geöffnet, und die Höhlung ist leer. Außerdem sind noch die bischöflichen Weihkreuze auf dem Altare bemerklich.

Der Thurm ist nur aus Holz gebaut. Von den Glocken ist die eine alt, jedoch ohne alle Verzierungen, die zweite jung.

Die Pfarre Kuppentin ist alt und hatte in den frühesten Zeiten einen Sprengel von ungewöhnlich großer Ausdehnung, so daß er den größten Theil des Raumes zwischen den Städten Plau, Goldberg und Lübz, die zur Zeit der Stiftung der Kirche zu Kuppentin noch nicht gegründet waren, füllte. Schon am 3. August 1235 bestätigte der Bischof Brunward von Schwerin die Kirche und bestimmte namentlich die Dörfer 1), die zu ihrem Sprengel gehören sollten:

Kuppentin (Kobandin), Wessentin (Wazutyn), Brook (Brůk), Bobzin (Babazyn), Weisin, Zahren (Syarnitze), Kressin (Krosyna), Plauerbagen? (nova villa Guthani), Groß-Poserin, Klein-Poserin (duo Posirina), Penzlin (Pentzarin), Daschow (Darsekow) und Glin (indago Glyna).

Diese Dörfer sind fast alle noch heute zu erkennen. Die nova villa Guthani (das neue Dorf Guthans) ist nicht mehr bekannt, ist aber wahrscheinlich Plauerhagen, da dieses Dorf im 16. Jahrh. als Filial von Kuppentin erscheint. Der Hagen (indago) Glin ist ohne Zweifel das Dorf Gallin,

1) Vgl. Urk. Samml. Nr. VI. Der Abbruck dieser Urkunde in Westphalen mon. ined. IV, p. 927, ist äußerst schlecht, so daß sich die Namen der Dörfer fast gar nicht erkennen laffen.

welches dem Kloster Doberan seit dessen Stiftung gehörte und daher wohl als Hägerdorf colonisirt war, wie das Cistercienserfloster Doberan viele Hagendörfer hatte.

Diese unmäßig große Pfarre, welche 5 Kirchen hatte, nämlich Kuppentin mit den 4 Filialen Poserin, Glin, Zahren und Plauerhagen, ward schon früh zerstückelt. Zuerst, und schon fehr früh, ward die Pfarre Poserin mit Gr. Poserin, Kl. Poserin und Kressin abgenommen und dazu die Pfarre Karow mit dem Filial Damerow gelegt, welche im Mittelalter eine eigene Pfarre bildete. Andere Dörfer kamen zu den benachbarten Pfarren: Wessentin und Brook zur Pfarre Barkow, Bobzin zur Pfarre Lübz, Weisin zur Pfarre Benthen. Dagegen kam Zarchelin, welches noch im 16. Jahrh. zur Pfarre Quetin gehörte, die seit alter Zeit eine selbstständige Pfarre bildete, zum kuppentiner Filial Plauerhagen.

Die frühere Filialkirche zu Gallin oder Glin war im Mittelalter eine Kapelle. Sie war kurz vor dem 20. Mai 1354 erbauet und von dem Bischofe Andreas von Schwerin geweihet, auch mit einem Kirchhofe versehen, auf welchem jedoch nur Fremde und Wanderer, die dort sterben würden, begraben werden sollten, und der auch zum Asyle (?) (ad defensionem) dienen könnte. Uebrigens sollte der Pfarrer in der Kapelle jährlich vier Male Messe lesen, sonst aber die Dorfschaft mit allen kirchlichen Handlungen an die Mutterkirche zu Kuppentin gebunden bleiben. Jezt ist schon lange keine Spur mehr von der Kirche vorhanden.

4.

Der Burgwall von Gaarz bei Plau

oder

die Swartepapenburg.

Am 29. Decbr. 1223 schenkte der Fürst Borwin I. dem Dom-Capitel zu Havelberg das Dorf Gaarz 1), dessen Feldmark späterhin mit in die Feldmark der Stadt Plau hineingezogen ist; zur Zeit dieser Schenkung stand wahrscheinlich die Stadt Plau noch nicht. Das Dom-Capitel gab diese Befißung schon früh zu Lehn weg; am 17. März 1375 verpfändete Brüning von Restorf mit seinen Söhnen der Stadt Plau 2 Hufen in Gaarz,

1) Vgl. Urk. Samml. Nr. IV.

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