Imágenes de páginas
PDF
EPUB

1

Urne mit Glasfenstern.

Der Herr Hauptmann Tymich zu Lüneburg befißt eine kleine, instructive Sammlung heidnischer Grabalterthümer, und unter diesen eine höchst merkwürdige Urne mit Glasfenstern, wenn man so sagen soll. Die Urne hat die gewöhnliche Form der Urnen aus der ältern Zeit der Eisenperiode, ist gleichfarbig schwärzlich und von mittlerer Größe. An drei gleich weit von einander entfernten Stellen und in der Mitte des Bodens ist eine Glasscherbe von ungefähr 14" ☐ Größe eingeseßt, und zwar zur Zeit der ersten Verfertigung der Urne vor deren Härtung, wie man deutlich an den Fingereindrücken sieht, welche die Einsetzung und Eindrückung der Scherben hinterlassen hat. Die Glasscherben sind von einem und demselben, kleinen, runden Gefäße aus mattfarbigem, grünlichen Glase, welches mit rhombisch übergelegten Fäden von dunklerem Glase verziert gewesen ist. In der Sammlung des Vereins für meklenburgische Geschichte findet sich ein halbes, wohl erhaltenes, ähnliches Gefäß und einige zusammengeschmolzene Gefäße derselben Art aus der Eisenperiode (aus Wendenkirchhöfen); ähnliche Gefäße wurden noch im Mittelalter zu Reliquienurnen benußt.

Diese Einrichtung und Verzierung durch Glasfenster, durch welche man wohl theils die Urne schmücken, theils in dieselbe hinein sehen wollte, ist allerdings geeignet, höchst interessante Forschungen und Vergleichungen zu verfolgen.

G. C. F. Lisch.

2. Mittelalter.

Waffen und Geräthe von Berendshagen.

Im Frühling des J. 1851 wurden zu Berendshagen bei Bütow beim Ausmodden des alten Burggrabens folgende zahlreiche und interessante mittelalterliche Alterthümer gefunden und durch die aufopfernde Bemühung und Vermittelung des Herrn Pastors Vortisch zu Satow von dem Befizer von Berendshagen, Herrn Hillmann, dem Vereine geschenkt:

[ocr errors]
[ocr errors]

1) ein schön erhaltenes Schwert, mit grader, breiter, zweischneidiger Klinge, 3 lang und 21 bis 12" breit, an der Spite plötzlich zugespißt, mit mittellangem Griff, 7" lang bis zum Knopfe, mit dem Knopfe 93" lang, mit großem, scheibenförmigen Knopfe am Ende des Griffes und einfacher viereckiger Parierstange, 8" lang. Am Ende des Griffes ist ein pyramidenförmiges Stück Messing aufgenietet; im Anfange der Klinge ist eine zierliche Verzierung von gelbem Metall eingelegt in Form einer Krone, auf welcher ein an den Enden büschelförmig verziertes Kreuz steht. Auf beiden flachen Seiten des Knopfes ist ein kleines Kreuz eingeschlagen, auf dem Griffe, dem die Umkleidung fehlt, der Stempel des Waffenschmiedes: in einem unten abgerundeten Schilde ein Thor, über welchem zwei Kugeln stehen, und über dem Schilde eine Krone; das Ganze sieht ungefähr wie ein roh dargestellter Büffelskopf aus;

2) ein eiserner Sporn;

3) ein eiserner Steigbügel;

4) ein eiserner großer Schlüssel mit durchbrochenem, schön gearbeiteten, runden Griffe, 33" im Durchmesser, die Stange mit dem Bart ist abgebrochen;

5) zwei ganz gleiche, große, kugelförmige Töpfe aus 6)) festem, blaugrauen Thon, von 12" Höhe und Bauchweite, der eine unten ganz abgerundet, der andere mit 3 kurzen Beinen;

7) ein großer Henkeltopf aus demselben Thon, 14" hoch, unten mit 3 kurzen Beinen;

8) ein kleiner Henkeltopf, aus grauem Thon mit schwarzer Oberfläche, etwas über 6" hoch;

9) ein kleiner Topf oder Krug aus hellgrauem Thon, rund, mit 4 Einbiegungen im Rande, wodurch 4 Dillen rund umher entstehen, 43" hoch;

10) ein zinnerner Becher mit weitem Rande, 33" hoch, 34" weit im Bauche, 54" weit im Rande, mit verzierten, perpendikulairen Reliefstreifen als Ornament auf der Außenwand. Inwendig auf dem Boden ist ein Relief, mit dem Becher ge= gossen, von der Größe eines Thalers, darstellend ein Agnus Dei, ein Lamm, welches ein Kreuz trägt. Im Rande dieses Schildes steht eine verkehrt gegossene (also recht modellirte) Inschrift, welche durch Unverstand des Modelleurs sehr entstellt ist; die Inschrift lautet, im Spiegel gelesen:

+ AVG ΜΑΜΑ GPA αναna & Dies ist ohne Zweifel nichts anders als

AVα. MARIA. GRA. PLANA &
(Ave Maria. gratia. plena.),

oder der englische Gruß.

11) ein eisernes Beil, stark und schwer;

12) ein eiserner Haken (Sturm, Feuer- oder Floßhaken), wie sie gewöhnlich in mittelalterlichen Burggräben gefunden werden; 13) eine eiserne Heugabel oder Forke;

14) ein Schädel und ein Beinknochen von einem Pferde. Der Pferdeschädel ist sehr merkwürdig. Nach den Urtheilen der Thierärzte Herren Müller zu Doberan und Peters zu Schwerin war das Pferd, ein Hengst oder Wallach, ohne Zweifel von edler Race 1), nicht groß und 6 bis 7 Jahre alt. Der Schädel ist schlank und edel gebauet; es sind die Hinterhauptsbeine stark ausgebildet, das Stirnbein hoch und gewölbt, die Augenhöhlen groß, die Nüstern groß und hoch. Die Knochen, gewiß 500 Jahre alt, find sehr hart und fest, so daß he fast klingen, wenn daran geschlagen wird;

15) mehrere Knochen von Hausthieren, z. B. eine Kinnlade von einem einjährigen Kalbe, mehrere Beinknochen von Schafen und Schweinen u. s. w.

Der Fund ist, außer den vielen Formen, die er bietet, auch dadurch interessant, daß er eine ungefähre Zeitbestimmung zuläßt. Daß der Fund dem 14. Jahrhundert, höchstens der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts angehöre, ist nach seiner ganzen Beschaffenheit außer Zweifel. Den vorzüglichsten Anhalt

1) Schon in den frühesten Zeiten des Mittelalters wurden Pferde arabischer Race, ..arabische Pferde", aus Nordafrika, der Berberei, über See auf langen Trans. portschiffen in Italien eingeführt; sie wurden z. B. 813 caballi maurisci (maurische Pferde) und im 14. Jahrh. equi barbaresci (berberische Pferde) genannt. Vgl. Schiern's Uebersicht der Answanderung der Normannen, aus dem Dänischen von E. F. Mooyer, Minden, 1851, S. 41 flgd.

bietet aber der zinnerne Becher durch das Agnus Dei; die Buchstaben der Umschrift deuten auf das Ende des 13. oder den Anfang des 14. Jahrhunderts. Und hiezu stimmt auch das Schwert: es ist noch nicht übermäßig lang, der Griff hat noch keine übertriebene Länge; dagegen ist es breit und einfach und doch geschmackvoll gearbeitet, Man kann also den Fund wohl um das Jahr 1300 sehen. Interessant ist dabei der Pferdeschädel, welcher ohne Zweifel alt und von edler Race ist und wohl zu dem Schwerte gehört.

Man könnte annehmen, daß die Sachen zu verschiedenen Zeiten im Burggraben verloren gegangen seien; es ist auch möglich, daß einige Sachen nicht zu der Mehrzahl der Gegenstände des Fundes gehören. Jedoch gehören erstens die großen Töpfe sicher zusammen und ferner auch Schwert, Sporn und Steigbügel, welches alles wieder zu den Schriftzügen des Ave Maria stimmt. Es scheint also, als wenn einmal ein Reiter und mit ihm Gepäck aller Art im Burggraben versunken sei, um so mehr da sich auch ein Fragment einer Schuhsohle bei den Knochen fand. Freilich sind keine Menschengebeine gefunden, aber es ist immer möglich, daß sich der Mensch mit Zurücklassung seiner Waffen gerettet habe.

[ocr errors]

Beim Auffinden der Sachen ward folgende Sage wieder lebendig. Vor langer Zeit brach auf dem Hofe zu Berendshagen Feuer aus. Der Edelmann von Hohen-Lukow, ein „Bassewig, kommt zu Pferde herbeigeeilt, um das Feuer zu besprechen. Er sprengt zu diesem Zwecke in gestrecktem Galopp um das Feuer und dann in den Burggraben. Das Feuer steht, „der Edelmann aber ist versunken.“

G. C. F. Lisch.

Eiserne Lanzenspiße von Peccatel.

Als nach dem am 11. October d. I. erfolgten Hinscheiden unsers freigebigen und eifrigen Freundes und Beförderers Reichsfreiherrn Albrecht von Malkan auf Peccatel, Peutsch 2c. auf dem Kirchhofe seines Gutes Peccatel bei Penzlin sein Grab gegraben ward, fand sich in der Erde wunderbarer Weise eine ungewöhnlich große und breite eiserne Lanzenspiße, gleichsam als wollte er den Verein auch nach seinem Tode nicht verlassen. Der Vater des Heimgegangenen, der Herr Landrath Reichsfreiherr von Malzan auf Rothenmoor, hat diese Reliquie den Sammlungen des Vereins zum Andenken übergeben. G. C. F. Lisch.

Schwerin, Weihnacht 1852.

II. Zur Baukunde.

Mittelalter.

a. Kirchliche Bauwerke.

Die alte Wandmalerei der Kirche zu Alt-Röbel.

Die alt-röbelsche Kirche wird gegenwärtig restaurirt. Nachdem schon einige Jahre lang an einem neuen Thurme 1) gebauet war, wurden im Sept. 1850 die ersten Berathungen über den innern Schmuck der Kirche gepflogen. Einige leise Andeutungen ließen vermuthen, daß unter der weißen Kalktünche, welche im 3. 1701 aufgetragen ist, alte Wandmalereien verborgen seien. Der erste Versuch mit der Entfernung der Kalktünche bestätigte sogleich diese Vermuthung; in den Jahrb. XVI, S. 290, ist sowohl über diese Decoration, als über andere alte Kirchenmalereien, vorläufig Bericht erstattet. Es ward nun im Herbste 1850 beschlossen, in dem nächstfolgenden Jahre den ganzen Chor der Kirche von der Kalktünche zu befreien, da die Ausbesserung der Gewölbe und Wände doch eine vollständige Bloßlegung der selben wünschenswerth machte. Dies ist nun auch geschehen, und der Erfolg der Arbeit ist ein sehr glänzender gewesen: es ist die ganze ursprüngliche Decoration des Chors entdeckt. Die Entdeckung ist so wichtig, daß Se. Königl. Hoheit der allerdurchlauchtigste Großherzog die Kosten zur vollständigen Copie 2) aller Malereien durch den Hofmaler C. Schumacher hergegeben haben.

Diese Entdeckung ist von der allerhöchsten Bedeutung, indem wir endlich einmal eine vollständige, ursprüngliche

1) Der Baumeister des Thurmes und der Kirchen - Restauration ist der Bau - Conducteur Theodor Krüger; Regierungs-Commissarien für diesen Bau sind der Landbaumeister Voß zu Plau (zuerst der Baurath Bartning zu Schwerin) und der Archivar Dr. Lisch zu Schwerin.

2) Die Hauptansicht und die wichtigern Einzelnheiten dieser Decoration werden in der Zeitschrift für Bauwesen, herausgegeben unter Mitwirkung der königl. preuß. Bau-Deputation und des Architekten Vereins zu Berlin, Jahrgang 1852, in Farbendruck veröffentlicht werden.

« AnteriorContinuar »