Imágenes de páginas
PDF
EPUB

gerichtet werden und den abscheulichen Revolutionsstyl" verdrängen helfen, in welchem Kirche und Altar dieser schönen und ausgezeichneten Kirche am Ende des vorigen Jahrhunderts aufgepußt ist und schändlich verunstaltet wird.

Bemerkenswerth ist, daß die Kirche, wenn auch im Spitbogenstyl erbauet, doch eine schöne Krypta hat.

G. C. F. Lisch.

Die Kirche zu Wilsnack.

Die um das J. 1400 vollendete Kirche zu Wilsnack in der Prigniß ist ein großes und schönes Gebäude, welches, wie es scheint, ganz oder doch an den meisten Stellen noch im ursprünglichen Style erhalten ist. Die Wandflächen sind meistentheils überweißt, jedoch sind mehrere Theile noch von der Tünche unberührt geblieben.

Namentlich sind die Pfeiler des Schiffes noch im Rohbau (ohne irgend eine Uebertünchung) von sehr festen Steinen und Mörtel. Die Verzierung der Pfeiler ist ein Spiralband von dunkel gefärbten Ziegeln. Ferner sind die meisten Fensternischen im Rohbau, eben so die Gewölberippen. Nur die vertieften Wandflächen sind geweißt und die Gewölbekappen gepußt, auch die Wandflächen zwischen den nahestehenden Fenstern des Chores find geweißt. Die Kirche kann also zum Muster einer Kirchen-Decoration dienen; ganz rein scheint jedoch der Styl nicht mehr zu sein.

Bemerkenswerth find: einige gemalte Fenster, ein aus Sandstein kunstreich gearbeiteter, großer Taufstein im Spitbogenstyl und an einem Pfeiler unter einem Baldachin ein steinernes Bischofsbild in Lebensgröße, welches ganz bemalt ist.

Im Juli 1851.

G. C. F. Lisch.

b. Weltliche Bauwerke.

Beiträge

zur Geschichte des Renaissance - Ziegelbaues in Meklenburg aus der Mitte des 16. Jahrh.

Der Renaissancestyl der Schlösser zu Wismar, Schwerin und Gadebusch, mit den reichen Gliederungen und Verzierungen in gebranntem Thon (vgl. Jahrb. V, S. 1 flgd.), haben eine große theoretische und praktische Wichtigkeit für die Ge schichte der Baukunst im nördlichen Deutschland. Dieser Styl, in welchem ein großer Theil des schweriner Schlosses gegen wärtig restaurirt wird, muß im 16. Jahrh. in Meklenburg sehr verbreitet gewesen sein, da sich bei Aufgrabung von Fundamenten beim Bau von Privathäusern häufig Reste von gebrannten Ziegelreliefs finden. Dieser Styl ist in seiner Eigenthümlichkeit vorzüglich und wesentlich in Meklenburg, namentlich in Prachtbauten, ausgebildet worden und kann nur hier von allen Seiten studirt werden. Der Baumeister des wismarschen Schlosses, des ältesten dieses Styls (von 1552), Gabriel von Aken, verpflanzte den Styl nach Lübeck (vgl. Jahrb. X, S. 320).

Es ist nun von dem höchsten Interesse, die Verbreitung dieses Styls in Norddeutschland außerhalb Meklenburg möglicher Weise weiter zu verfolgen. Die wenigen Spuren, die sich in Pommern und Holstein finden, find in unsern Jahrbüchern beschrieben. Es war die Frage, ob sich nicht am linken Elbufer Spuren finden sollten. Auf einer wissenschaftlichen Reise im Frühling 1851 ward ich in Beziehung auf diesen Gegenstand auf die beiden Städte Hannover und Lüneburg beschränkt. Südlich von Hannover in Hildesheim tritt der Ziegelbau schon ganz zurück und der Holzbau mit einem kolossalen und ausgebildeten Uebergewicht in den Vordergrund.

In Hannover sind noch viele höchst ausgezeichnete, merk würdige Ziegelbauten. Alle zeichnen sich durch eine seltene, fast einzige Leichtigkeit, Schlankheit und Zierlichkeit im Style aus, und man möchte sagen, daß dieser Styl der Stadt Hannover

ganz eigenthümlich sei; denn die schönern Bauten in den nördlichen Hansestädten sind mehr im strengern, ernstern Style gehalten, wenn er auch vollkommen ausgebildet ist, der hannoversche Styl strebt aber, möchte man fast sagen, über das Maaß hinaus und erhebt sich zu einer sonst ungewöhnlichen Schlankheit und Grazie. Diese Ziegelbauten gehören aber noch alle dem Spitbogenstyle aus dem 15. Jahrhundert an und finden ihr Vorbild in dem in demselben Style aufgeführten Rathhause zu Hannover, welches die Jahreszahl 1455 trägt; dieses ist auch mit vielen Reliefs geschmückt, aber noch ganz im Spitbogenstyle.

Ein ganz anderes Bild zeigt die Stadt Lüneburg. Fast die ganze Stadt besteht aus Giebelhäusern im Rohbau, und es ist auffallend, hier einmal ein abgepußtes Haus zu sehen. So wie die alten hannoverschen Bauten sich durch eine ungewöhnliche Schlankheit auszeichnen, so fällt die Schwere des lüneburger Styls augenblicklich in die Augen: auch Lüneburg hat seinen eigenen Styl, dessen durchgehender Charakter die Schwere ist: massenhafte Formen, gedrückte Verhältnisse, flache Bogen, ungewöhnlich starke Ausladungen der Gliederungen, dies sind die eigenthümlichen Kennzeichen des lüneburger Styls, der den allerletten Verfall des Spißbogenstyls zeigt, aber so eingewurzelt ist, daß selbst in unsern Tagen neue Bauten in diesen Verhältnissen aufgeführt werden. Der Styl gehört noch dem Spigbogenstyle an, zeigt aber schon in den Verzierungen Anklänge aus der Renaissance. Hiezu gehört die Verzierung der Gesimse mit Reliefköpfen, welche in Lüneburg sehr häufig ist. Aber diese Reliefköpfe stehen nicht auf großen Ziegelquadern, sondern sind runde, blau und gelb glasurte Kacheln, welche in einen gemauerten Kranz von geformten, runden Ziegeln eingelassen sind. Es ist dies also keine Ziegelarbeit, sondern Töpferarbeit. Es giebt in Lüneburg mehrere mit diesen glasurten Kacheln verzierte Häuser, welche eine Jahreszahl tragen, also bestimmt die Zeit des Style bezeichnen: so das bedeutendste Giebelhaus dieser Art an der Ecke des Sandes und der Glockengießerstraße vom J. 1548, ein kleines Queerhaus in einer Nebenstraße vom J. 1550, ein großes Queerhaus in der Rothen Straße Nr. 107 vom J. 1553: diese und viele andere Häuser find mit denselben. Kacheln verziert. Alle diese Häuser haben aber auch denselben Styl, wie alle übrigen Häuser Lüneburgs, und es scheint hiernach, als wenn fast ganz Lüneburg im 16. Jahrh. in dem verfallenden lüneburger Spißbogenstyl neu aufgebauet worden ist. Aeltere Häuser, wie z. B. ein altes Eckhaus an der Apothekenstraße, welches außen mit demselben Friese verziert ist, wie die

Johanniafirche an der innern und des clichen Settees. And in Luneburg sehr fetten.

Aher Lüneburg befist noch Eine trefflice Retique ʼn dem Meiste des metlenburgishen Ziegel-Menufarefult; in ser Neuen Suljestraße Nr. A. 77. Teht not ne Suifte eines alten Lueerhauses, welches ganz in diefem Smile erbauet ift. Die ingangspforte ist von einem in exei gervanten, halben Kreisbogen in Relief überbeft und hat unter derfelben einen in Siegel geformten Reliefkoof von so großer Feinheit und Schönheit, wie er in diesem Stule je gefunden wird. Die großartigen Berhältnisse der Wandidchen ind durch seine Mansstreifen mit zarten Ziegelreliefs getheilt, wie nie ñß an den metlenburgischen Schlössern finden. Dieses Haus scheint das einige außerhalb Meklenburg in diesem Style zu sein. Reiber ist es sehr verfallen.

Aehnlich, aber doch anders, ist das bekannte, große, pracht volle, fogenannte Wigendorffsche Haus in der Bardes wifer Straße vom J. 1559. Dieses Queerhaus, einzig in feiner Art, Aeigt eine Vermischung des lüneburger Style und bes italienischen Renaissancestyls. Maurerarbeit, Fenster- und #büröffumgen u. f. w. find lüneburgisch. Aber die Verhältnisse find febr großartig. Die Verzierungen find denen der meklen burgufcben Siegel Renaissance ähnlich, aber doch anders; alle Mebaillons sind aus Sandstein, die vielen Wappen natürlich in flachem Melief, aber die vielen Köpfe auf runden Scheiben in Starkem Hautrelief aus Sandstein. Daher nimmt dieses Haus eine ganz eigenthümliche und eigene Stellung in der Geschichte bee norddeutschen Menaissancestyls ein.

G. C. F. Lisch.

Ueber die Kirche zu Dreweskirchen

val. oben Wendenkirchböfe S. 371.

« AnteriorContinuar »