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So ward schon in dem ersten Jahrhundert nach der Gründung der Stadt die Feldmark derselben durch den Ankauf von fünf Dorffeldmarken und noch in der zweiten Hälfte des 14. Jahrh. durch die Erwerbung von noch zwei Landgütern vergrößert: ein glänzender Beweis von der lebensreichen Kraft der jungen Pflanzen, von der wir heute gar keinen Begriff haben.

Die Landumgebung von Plau.

Wie viel mehr bevölkert und lebhaft früher das Land war, davon giebt die Gegend von Plau ein sehr lebhaftes Bild; namentlich ist an den südlichen Grenzen von Meklenburg durch die märkischen Raubfchden (,,rôvekrigh") schon im Mittelalter eine große Menge von Dörfern untergegangen, welche sämmtlich von Bauern bewohnt waren und fast alle aus der slavischen Zeit stammten, in welcher der Grund und Boden viel mehr vertheilt war, als in spätern Zeiten. An dem westlichen Ufer des plauer Sees, ungefähr eine gute Meile westlich landeinwärts, also auf dem Raume von höchstens 11⁄2 Meilen Quadrat lagen die in der folgenden Uebersicht aufgeführten 44 Dörfer.

Die frühere Existenz und Lage aller untergegangenen Ortschaften ist jetzt sicher ermittelt. Die meisten sind bei den topographischen Untersuchungen in Jahrb. XIII, S. 402 flgd. beleuchtet. Nur eine Feldmark ist noch nicht ganz sicher nachgewiesen. Bei Rezow, am Wege von Rehow nach Gnevstorf, lag in alten Zeiten ein Pfarrdorf Görgelin (oder Gallin?), dessen Feldmark später an Rezow fiel; der Name Görgelin ist urkundlich gesichert. Nun lag aber eine gute Viertelmeile westlich davon eine andere wüste Feldmark, welche 1704 wiederholt Gaillen genannt wird und damals an Karbow, Wilsen und Darze vertheilt war. Es ist nicht ganz klar ob Görgelin (oder Gallin?) und Gaillen zur Feldmark eines und desselben Dorfes gehörten.

Ortschaften am westlichen Ufer des plauer Sees. ")

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*) Die gesperrt_gedruckten Namen sind Pfarrsize. Außerdem hatten viele von den andern Dörfern Filialkirchen und Kapellen.

Es ist noch übrig, die Verhältnisse zu dem für die Stadt Plau höchst wichtigen See und den an der Elde liegenden Mühlen, so wie einige andere wichtige Gerechtsame und Pflichten der Stadt in Erwägung zu ziehen, um das Bild der alten Zustände völlig abzurunden.

Der plauer See.

Der große, tiefe und theilweise von schönen Ufern umgebene plauer See'), der leßte See in der großen Kette der Gewässer der obern Elde, welche bei Plau den Charakter eines schiffbaren Flusses annimmt, ist für die Stadt Plau von großer Bedeutung und verdient daher eine aufmerksame Beobachtung.

In den ältesten Zeiten, vor der Gründung und dem Ausbau der Stadt Plau (1225-1235), hatte der See Namen von den an demselben liegenden großen Burgen. Im J. 1177 wird er der Stursche See genannt, von der auf dem südlichen Ufer des Sees, ungefähr Meile landeinwärts liegenden alten Burg Stur 2), welche nach der Germanisirung des Landes ein Lehn der ritterlichen Familie von Flotow ward. Im J. 1177 versicherte nämlich der Papst Alexander dem Lischofe von Schwerin zwei Dörfer am Stùrich-zê (,,circa lacum Sturichze villas duas") 3); so nämlich: Stûrich-zê (Stûrichoder Stûrsche-See), ist ohne Zweifel zu lesen und zu interpretiren (statt Sturizche). Darauf heißt er der See von Kuzin (oder Queßin), nach der fürstlichen Burg auf einer kleinen Insel 4) bei dem jezigen plauer Stadtdorfe gleiches Namens. Am 27. März 1232 versicherten die Fürsten Nicolaus und Heinrich von Rostock dem Bischofe von Schwerin, bei der Bestätigung des eigentlichen Stiftslandes (Büßow und Warin) und dessen Grenzen, die zwei Dörfer (zusammen von 60 Hufen) an dem See Cuzhin), mit demselben Theil des Wassers, welches von Malchow herunterfließt in den See Cuzhin:

"Obgemelte hern geben auch in diesem brieffe dem Bi-
"schoffe vnd seiner Kirche zwei Dörffer, die sechzig
"hufen haben, mit allem rechte, dienst, gerichte vnd aller

1) Der. Dr. Nic. Marschalk sagt in seiner meklenburgischen Reimchronik;
Der grossen sehe ist einer Plawe,

Daran so stossen 12 Städte genawe.

2) Im J. 1240 war ein Ritter Conradus de Stare unter den Rittern des dobriner Ordens; vgl. Lisch Mekl. Urk. II, S. 23—24, und Jahrb. XIV, S. 18 und 196-197.

3) Vgl. Lisch Mekl. Urk. 111, S. 35 und 15.

4) Vgl. oben S. 23 flgd. und S. 67 flgd.
5) Vgl. Lisch Mekl. Ürk. 111, S. 80.

"nuhung, weide vnd wasser, auch den halben teil „des wassers, so von Malchowe herunter gehet „in den See Cuzhin, und die andern wasser, so „weit sich das landt daran erstreckt des Dorfes Craz„neierst; das ander Dorff seind sie ihnen gleichßfalls einzuantworten verpflichtet. "

Diese beiden Dörfer sind ohne Zweifel in dem alten bischöflich - schwerinschen Dorfe Bifchofsdorf, jezt Bisdorf1), mit dem Lenz, untergegangen, welches nördlich an der Wasserverbindung zwischen der Stadt Malchow und dem plauer See liegt und im Mittelalter dem Bischofe von Schwerin gehörte.

Nach der Ausbildung der Stadt Plau wird der See aber immer der plauer See genannt.

Nach der Erwerbung des Dorfes Queßin ward das westliche Ufer des Sees fast ganz von der Stadt Plau beherrscht. Das östliche Ufer wird durch die Elde in zwei Hälften, eine südliche und eine nördliche getheilt: das südliche und südöstliche Ufer des Sees besaßen die v. Flotow, welche hier auf der Burg Stur wohnten und viele ihrer zahlreichen Güter am südöstlichen Ufer des Sees hatten; an dem nordöstlichen Ufer saßen auf der Burg Schwerin oder Alt-Schwerin die von Gamm, deren alte Stammgüter in dieser Gegend lagen. Daher heißt seit alter Zeit das südliche schmalere Ende des Sees das Stursche Ende. In einem Zeugenverhöre vom J. 1537 wird gesagt, dem Kloster Malchow seien zuständig: „etlike wadentoge ,,sinth geheten dat Stursche Ende vnde horth dar„umme nicht den Vlotowen". An dem schwerinschen Ufer liegt in dem See eine große Insel (oder Werder), welche ein eigenes Rittergut bildet und im Mittelalter ebenfalls den Gamm gehörte und daher Gammenwerder hieß, jezt aber schlechtweg Werder genannt wird. Der zwischen dem Werder und dem östlichen Festlande liegende Theil des Sees heißt die Sazik 2), noch jezt Sâßk. Die Sâßik 3) gehörte den v. Gamm eigenthümlich; diese verkauften 1330 und 1335 Pächte aus den Wadenzügen dieses Seetheils an Barthold Swartepape, dessen Enkel dieselben mit andern Seepächten im J. 1386 an die v. Bülow, denen Stadt und Land Plau zu Pfande stand, wieder verkauften.

Das nördlichste schmale Ende des Sees bei dem Gute Leisten

1) Vgl. Jahrb. III, S. 147, und V, S. 219; vgl. auch 11, S. 72.

2),,Štagnum, quod in vulgo Satzich dicitur, sita apud insulam, que Gammenwerder nuncupatur." Vgl. Lisch Berichtigung einer von dem Hrn. Minister v. Kampß gemachten Aeußerung S. 33.

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3) Vgl. Lisch Berichtigung S. 33, 37 und 58.

heißt die Lanke. Nach dem Vertrage mit der Pfarre zu Quetzin vom 22. Aug. 1348) überließ der Rath von Plau der Pfarre alles Ellernholz vom Kirchhofe zu Quezin bis zum Wasser Lanken (usque ad aquam Lancken) und weiter bis zur Furth des Dorfes Leisten. Es ist hiedurch also die Lage ziemlich genau angegeben. Ein schmaler Busen, der beim Gute Leisten ins Land geht, wird die Leister Lanke genannt.

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Bon Interesse ist die Bezeichnung der Weichen Seite im plauer See, welche im J. 1591 auch die weiche Seite oder "Poperiß am Ufer" genannt wird. Dies ist das Uferwasser der nördlichen Hälfte der Westseite des Sees, also an den Ufern des nördlichen Theils der plauer Stadtfeldmark (Plau und Slapsow) und des Dorfes Queßin bis zum Dorfe Leisten oder bis zur Lanke. Am 19. Mai 1337 verlieh der Fürst Johann von Werle der Stadt Plau und den Bauern des Dorfes Quehin die kleine Fischerei auf der weichen Seite im plauer See 2) (,,in stagno Plawe in parte quadam, que vulgariter wê ke syde dicitur"). Die Lage, welche hiedurch ziemlich genau angedeutet ist, wird auch durch spätere Berichte bestätigt. Was dieser Ausdruck bedeutet, hat nicht ermittelt werden können. Er ist aber jedenfalls sicher, da die weiche Seite der harten Seite entgegengesetzt wird.

Am 21. Dec. 1386 verkauften 3) die Brüder Swartepape den Brüdern Heinrich und Vicke von Bülow, Pfandträgern von Plau, die von ihren Vorfahren nach und nach erworbenen Gerechtigkeiten 4) auf dem plauer See, nämlich die Hälfte der har ten Seite (,,de harden side") auf dem plauer See, die Hälfte des Aalfanges auf der harten Seite, alle Pacht aus dem Schmalzuge im plauer See (up dem see tů Plawe), den dritten Theil der Aalwehre (Tzaran) auf der Elde unter der Brücke zu Plau und 12 Mark Pacht aus der Sazik, welche die Swartepapen im J. 1300 von den Gammen erworben hatten. Hier sind alle Theile auf dem plauer See so bestimmt geschie den, daß sich nicht annehmen läßt, der Ausdruck „Harte Seite" sei eine allgemeine Benennung für irgend einen größern Theil des Sees, da hier der „plauer See" und die „Satzik" ausdrücklich besonders genannt werden. Es ist also die Frage, wo die harte Seite gewesen sei; dies wird sich nur ermitteln_lassen, wenn man die Befizungen der Swartepapen durchgeht und dabei die Benennung der einzelnen Theile des Sees im Auge be

1) Vgl. Urk. Samml. Nr. XXXIII.
2) Vgl. Urk. Samml. Nr. XXXI.
3) Vgl. Urk. Samml. Nr. XLIII.
4) Vgl. Lisch Berichtigung 2. S. 58.

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