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I.

Vorbereitende Abhandlungen

über

die fernern Umgebungen der Stadt Plau.

1.

Der germanische Burgwall von Zislow

und

die Burgen um den plauer See.

Lahe an dem östlichen Ufer des südlichen Theiles des plauer Sees erhebt sich ein mächtiger Burgwall 1), welcher die Gegend weithin beherrscht und von großem Interesse ist. Er liegt auf einer hohen Landecke, die hier den plauer See zusammendrängt, und gewährt einen schönen Blick auf die weite Fläche des großen Wassers. Gegen Nordost liegt an dem Fuße des Burgwalles ein ziemlich großer Landsee, der Große Peetsch, der nur wenig höher als der plauer See und von diesem durch einen schmalen Landstreifen getrennt ist; gegen Südost liegt mehr landeinwärts ein kleinerer Landsee, der Kleine Peetsch. Rings um den Burgwall, nur nicht gegen Süden, dehnt sich eine tiefe Wiesenfläche aus mit einer Wasserrinne, welche mit den beiden Seen in Verbindung steht. In alten Zeiten war also der Burgwall ohne Zweifel fast ganz von Wasser umgeben; nur an der Südseite lag er ungeschüßt und in Verbindung mit dem festen Lande.

In diesen tiefen Umgebungen ragt an 100 Fuß hoch ein mächtiges, natürliches Plateau empor, dessen Gipfel zu einem länglichen Viereck abgegraben und mit einem hohen Walle um

1) Die Entdeckung und Untersuchung dieses Burgwalles vervanke ich der freundlichen Theilnahme und Beförderung des Herrn von Flotow auf Kogel, Befihers von Zislow.

geben ist, der noch an mehrern Stellen unberührt steht. Die Ausdehnung dieses Walles ist ungefähr 200 Schritte in die Länge und 100 Schritte in die Breite. Dieser künstliche Wall, welcher vorzüglich an der steilen Nordost und Ostseite erhalten ist, hat nach außen hin eine Höhe von 25 bis 30 Fuß; nach innen dacht er sich mehr allmählig gegen den innern Burgraum ab und ist an den gut erhaltenen Stellen, namentlich an der innern Seite, mit rohen Feldsteinen dicht belegt oder gepflastert. Gegen den Gr. Peetsch hin ist ein kleineres, niedrigeres Plateau vorgeschoben.

Die ganze Beschaffenheit dieser ausgezeichneten Stelle, welche, mit Ausnahme des Walles, jest beackert und zu Erbzins ausgegeben ist, hat so viel Merkwürdiges, daß sich die Ansicht nicht zurückweisen läßt, die Stelle sei eine uralte Befestigung. Und wirklich fand sich diese Ansicht bei genauerer Forschung auch bald bestätigt. An mehreren aufgewühlten Stellen an der innern Seite des Walles fanden sich viele Gefäßscherben. Diese Scherben hatten aber eine ganz andere Beschaffenheit, als alle diejenigen, welche sich auf den bekannten wendischen Burgwällen aus der lezten Zeit der Eisenperiode finden; es fehlen durchaus jene bekannten dunkelbraunen und schwärzlichen Scherben mit den wellenförmigen Verzierungen aus der leßten Wendenzeit und die festen schwarzblauen Scherben aus der ersten Zeit des Mittelalters ganz. Alle Scherben des zislower Burgwalles haben eine sehr grobkörnige, mit zerstampftem Granit durchknetete Masse, find oft sehr dick und haben eine hellbraune Oberfläche, gleichen also ganz den Gefäßen aus der heidnischen Bronze-Periode. Es fand fich auf dem Burgwalle auch ein Stück von einer Lehmwand (Klehmstaken).

Und zu diesen Erscheinungen stimmt denn auch die Lage des Burgwalles. Die bekannten wendischen Burgwälle sind stets in tiefen Morästen aufgeschüttet und haben immer einen gedrückten, finstern Charakter: sie waren zu ihrer Zeit nur durch den Morast fest. Der zislower Burgwall ragt aber hoch und luftig in colosfalen Ausdehnungen empor und imponirt eben so sehr durch seine gewaltigen Massen, als durch seine Höhe, welche auf einem natürlichen weiten Plateau steht und an der einen Seite durch die Natur durchaus nicht befestigt ist.

Wir müssen daher annehmen, daß der Burgwall von Zislow aus der vorwendischen Zeit, der Zeit der germanischen Bevölkerung stammt. Es muß dieser Burgwall auch deshalb sehr alt sein, weil er außer allem Zusammenhange mit der Ge= schichte steht; zu keiner Zeit wird der Burgwall in den Urkunden und Acten genannt und des Dorfes Zislow als einer besonders

merkwürdigen oder geschichtlich wichtigen Stelle erwähnt. Der Burgwall von Zislow wird daher eine germanische Residenz und Tempelstätte mit einer ziemlich starken Bevölkerung gewesen sein. Die Lage dieses Walles giebt wieder ein redendes Zeugniß für den hochsinnigen Charakter des edlen Volkes: daß sie ihre Wohn- und Tempelstätten an hoch und frei gelegenen Stellen mit schönen Aussichten anlegten, wie auch die Gräber alle Höhen des Landes zieren, während die Wenden ihre Schlupfwinkel in Sümpfen und Morästen suchten.

Der Burgwall von Zislow ist um so wichtiger, als er der älteste und erste seiner Art ist, der in Meklenburg bekannt geworden ist. Zwar kennen wir einen ganz ähnlichen Burgwall zu Ilow, an der Grenze von Madsow (vgl. Jahrb. VIII, S. 167), von dem bekannten wendischen, im Sumpfe liegenden Burgwalle Flow eine Viertelmeile weit entfernt, und einen ziemlich ähnlichen, jedoch viel niedrigern zu Klein-Lukow (vgl. Jahresber. VIII, S. 96); aber diese und vielleicht einige andere Burgwälle sind meistentheils mit Hochwaldung bescht und haben nie Gelegenheit gegeben, auch nur die geringste Spur von Alterthümern zu entdecken, aus denen sich ein Schluß auf die Bestimmung hätte wagen lassen können. Zu Zislow fanden sich zuerst die unverdächtigen Zeugen einer alten und zwar sehr alten Benußung. Hiezu stimmt denn auch der ebenfalls mit alter Hochwaldung beseste große Burgwall zu Rülow in MeklenburgStrelitz (vgl. Jahresber. VI, S. 105 u. 106), auf welchem viele prachtvolle Bronzen gefunden wurden, der also gewiß zur Zeit der Bronze-Periode bewohnt war. Freilich sind diese alten Burgwälle auch wohl zur Wendenzeit benußt worden, und es dürften fich auf denselben nicht ausschließlich Alterthümer aus der Bronzezeit finden.

Was nun das Verhältniß zu den fernern Umgebungen betrifft, so läßt sich ein doppeltes betrad ten: entweder zum plauer See oder zum Lande Malchow oder Röbel.

Der Burgwall von Zislow am östlichen Ufer des plauer Sees beherrscht einen großen Theil dieses weiten, tiefen und schönen Wassers. Er liegt der Stadt und Burg Plau schräge, dem alten Burgwalle auf der Feldmark Gaarz (der Swartepapenburg) grade gegenüber; dieser Burgwall von Gaarz ist auch sehr alt, da das Gut bei der Christianisirung der Gegend eine Domaine des alten Borwin war und im J. 1223 von diesem an die Geistlichkeit verschenkt ward.

Burgstätten am plauer See.

Um den plauer See liegen viele merkwürdige Burgstätten, deren Alter sich jest genauer bestimmen läßt:

1) der Burgwall von Zislow aus der germanischen Zeit; 2) der Burgwall auf der Feldmark Gaarz1) (die_soge= nannte Swartepapenburg), südlich von Plau, im plauer Stadtholze, eine wahrscheinlich aus der germanischen Zeit stammende und in die Wendenzeit übergegangene Burgstätte;

3) der Burgwall von Queßin2) (oder Cußin), beim Dorfe Queßin auf einer Insel im plauer See, eine in ihrer jetzigen Beschaffenheit aus der leßten Zeit des Wendenthums stammende Gau- oder Fürstenburg;

4) der Burgwall von Stuer, am südlichen Ende des plauer Sees, eine wahrscheinlich alte wendische Burgstätte, da der plauer See im J. 1177 der stuersche See heißt, welche im Anfange des 14. Jahrhunderts Hauptrittersiß der adeligen Familie v. Flotow 3) ward und noch jezt ansehnliche Ruinen 4) befißt; 5) der Burgwall von Plau 5), gegründet im J. 1287, in seiner jeßigen Gestalt aus dem J. 1448 stammend;

6) der Burgwall auf dem Lenz 6), am östlichen Ufer des plauer Sees, beim Einflüsse der Elde in den See, im J. 1448 zur Unterdrückung der märkischen Raubfehden gegründet.

7) Die am plauer See liegenden Wallberge von Sukow 7) scheinen mittelalterlichen Ursprungs zu sein.

8) Nördlich von der Elde hatten die v. Gamm zu AltSchwerin ohne Zweifel eine Burg, deren Stelle jedoch nicht erforscht ist.

Was nun ferner das Verhältniß des Burgwalles von Zislow zu den Ländern oder Vogteien Malchow und Röbel betrifft, so ragt derselbe auch hier durch seine Mächtigkeit und sein Alter hervor. Der plauer See bildete die Grenze zwischen den beiden größern Ländern Warnow im Westen und Müritz im Osten, welche wieder in kleinere Gaue getheilt waren; auf der westlichen Seite grenzte zunächst der Gau Cußin (Queßin), auf der östlichen Seite die Gaue Malchow und Röbel oder Vipperow. Unmittelbar bei Alt - Malchow, dem jeßigen Kloster

1) Vgl. unten Abhandlung Nr. 4.
2) Vgl. unten Abhandlung Nr. 5.
3) Vgl. Jahrb. XIII, S. 346 und 348.

4) Vgl. Jahrb. XV, S. 317.

5) Vgl. weiter unten und Urk. Nr. XV.
6) Vgl. S. 9.

7) Vgl. Jahrb. XIII, S. 409.

Malchow, ist keine Spur einer wendischen Umwallung zu finden; jedoch steht nahe bei Malchow zu Laschendorf ein großer heidnischer Burgwall 1), welcher jedoch nicht das Alter und die Größe des zislower Burgwalles erreicht. Der legte wendische Burgwall von Röbel ist wohl die Höhe, auf welcher jezt die alt-röbelsche Kirche 2) steht. Und so ist auch in Beziehung auf das umherliegende Land der Burgwall von Zislow der älteste der Gegend.

2.

Die Burg auf dem Lenz

und

der Lenzkanal.

Der sogenannte Lenz, am östlichen Ufer des plauer Sees in schöner Gegend, der Stadt Plau gegenüber, am_Ausflusse der Elde in den plauer See, ist eine sehr bekannte Dertlichkeit geworden, namentlich seit der Schiffbarmachung der Elde und der Befahrung der Eldeseen von Plau bis Röbel durch ein albansches Dampfboot. Die Stelle hat aber auch eine bedeutende geschichtliche Wichtigkeit und verdient deshalb eine gründ liche Behandlung.

Von der Stadt Malchow bis zum plauer See wird die Kette der obern Eldeseen (Müriß, Cölpin und Flesen) durch die benachbarten Höhen sehr zusammengedrängt und am Ausflusse in den plauer See bis auf einen schmalen Ausfluß zusammengeschnürt, welcher zu allen Zeiten immer sehr verstopft und versandet gewesen ist. Das Wasser zunächst oberhalb heißt von dem angrenzenden Dorfe der petersdorfer See.

Schon bei der Stiftung des Bisthums Schwerin erhielt der Bischof ein Dorf im Lande Mürig 3) und ein Dorf im Lande Warnow (also am westlichen Ufer des plauer Sees, da dieser die Grenze zwischen beiden Ländern bildete). Dieses Dorf im Lande Mürig ist das Dorf, welches bald darauf Bischofsdorf genannt ward und jezt abgekürzt Bisdorf heißt und nördlich am Ausflusse der Elde in den plauer Sce liegt. Das Gut Petersdorf am südlichen Ufer, ohne Zweifel mit der Hälfte des petersdorfer Sees, gehörte den von Flotow auf Stuer, welche alle Güter vom Südufer des petersdorfer Sees am plauer

1) Vgl. Jahrb. VIII. S. 133; vgl. XIII, S. 380.

2) Vgl. Jahrb. VIII, S. 112.

3) Vgl. Lisch Meklenb. Urk. III, S. 26.

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