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V.

Bericht

über

die Auffindung eines uralten Leichenfeldes

bei Kettlach, unweit Gloggnitz,

und über

einige andere bemerkenswerthe Fundstücke.

Von

Alfred Ritter von Franck,

k. k. Hauptmanne und Professor an der Neustädter Militär-Akademie.

Mit VI Tafeln.

Archiv XII.

16

Der Umstand, dass man bisher in Österreich vorzugsweise mittelalterlichen und römischen Alterthümern nachforschte, während gerade die vor-römische Zeit unseres Vaterlandes in beinahe undurchdringliches Dunkel gehüllt ist, hat mich veranlasst, so weit es meine Zeit und Verhältnisse erlauben, der Auffindung von Spuren vor-römischer Bevölkerung in der nächsten Umgebung meines gegenwärtigen Aufenthaltsortes, Wiener Neustadt, meine besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Ich theile das, wenn auch bisher anscheinend geringe Resultat theils in der Absicht mit, die Aufmerksamkeit der vaterländischen Geschichts- und Alterthumsforscher nach dieser Richtung hin zu lenken, theils in der Überzeugung, dass gerade für diesen schwierigen Theil historischer Forschung für den es ausser den mitunter oberflächlichen und auf mangelhafte geographische Kenntniss basirten Berichten der alten Autoren ohnehin wenig sichere Anhaltspuncte gibt auch das an und für sich Unbedeutendste besonders durch den Vergleich mit bereits bekannten Fundstücken zum kostbaren Materiale werden kann.

I. Das Leichenfeld bei Kettlach.

Fundort.

Im verflossenen Frühjahre erfuhr ich zufälliger Weise, dass einige Taglöhner bei Gelegenheit des Schottergrabens an dem rechten Ufer der Schwarza bei Kettlach, zwischen Pottschach und Gloggnitz (zu jener Landstrecke gehörig, welche in den ältesten Karten unter dem Namen: „deserta bojorum" vorkommt), auf menschliche Gebeine gestossen seien, und auch einige kleine Gegenstände von Bronze gefunden hätten. Ich verfügte mich sogleich an Ort und Stelle und fand nach näherer Untersuchung zu meiner freudigen Überraschung, dass es der Anfang eines wahrscheinlich sehr ausgedehnten Leichenfeldes sei. Mit vieler Mühe gelang es, die meisten der aufgefundenen Gegenstände, die bereits in andere Hände gekommen waren, mir zu verschaffen, so wie auch von dem Besitzer des Grundes das Grabrecht zu erstehen, wodurch es mir möglich wurde, im Herbste wenigstens einen kleinen Theil desselben mit aller Vorsicht systematisch durchgraben zu lassen. Auf beiliegendem flüchtig entworfenen Plane Taf. I ist ersichtlich, wie weit ich das Leichenfeld aufgedeckt habe, und wie weit es sich muthmasslich nach einer Seite, nämlich nach Süden, ausdehnt. Bei der Aufdeckung der durch schwarze Striche bezeichneten 33 Gräber war ich selbst gegenwärtig; die mit punctirten Strichen bezeichneten Gräber kamen während des Schottergrabens im Laufe des vorigjährigen Herbstes und heurigen Sommers zum Vorschein, und sind sowohl ihrer Lage als Anzahl nach, der beiläufigen Angabe der Arbeiter gemäss, eingezeichnet. Der Theil a, über den sich das Leichenfeld wahrscheinlich nach Norden hin ausgedehnt hat, und der sich jetzt ungefähr acht Fuss tiefer im gleichen Niveau mit dem breiten Flussbette befindet, ist schon vor längerer Zeit bei hohem Wasserstande der Schwarza weggespühlt worden, und noch jetzt erzählen alte Leute, dass sie damals gesehen hätten, wie der reissende Strom allerhand Gegenstände, unter anderen kupferne Kessel, von jener Stelle fortgeführt habe.

Beschreibung der Gräber und Skelete.

Die Gräber bilden unregelmässige von Norden nach Süden laufende Reihen, ähnlich den in den Jahren 1845 und 1846 bei Selzen in Rheinhessen aufgedeckten germanischen Furchengräbern, und sind mit geringer Abweichung durchgehends gleich den Hallstätter Gräbern von Westen nach Osten gerichtet. Ihre Tiefe beträgt 1' bis 2' im groben Schotter, über dem sich jedoch eine 1⁄2' bis 11⁄2' mächtige Schichte von mit Schotter gemengter Dammerde befindet, daher die ganze Tiefe zwischen 11⁄2 und 3% wechselt. Die Skelete liegen ohne irgend einer Spur von Einsargung oder einer anderen Unterlage als (namentlich unter dem Kopfe) etwas sorgfältiger gelegte Schottersteine, sämmtlich auf dem Rücken, die Füsse, daher auch das Antlitz gegen Osten gerichtet, die Arme und Hände theils längs den Seiten ausgestreckt, theils vorne in der Gegend der

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