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2. Dass das Rothengruberthal einstens, vielleicht zur Zeit römischer Herrschaft, wahrscheinlich aus fortificatorischen Gründen, durch einen Damm gesperrt und dadurch in einen künstlichen See oder Teich verwandelt war, wodurch die Aufweichung des Bodens, Ausschwemmung einiger Gräber und die gegen das jetzige Ufer des Baches erhöhte Lage des Fundortes (in diesem Falle nämlich das Ufer des Teiches bildend) erklärt würde. Für diese Annahme sprechen überdies: die Formation der Thalsohle, welche aus einer Zusammensetzung von Muren besteht, die sich von den ziemlich steilen Thalwänden herab unter dem Wasser gebildet haben, und die, weil das Wasser durch künstliche Stauung die Kraft verlor, einen Theil des herabgeschwemmten Materiales weiter zu tragen, den Boden nach und nach dergestalt hoben, dass sich der Bach in der Folge, um sein natürliches Bett wieder zu gewinnen, tief einschneiden musste; ferner das Vorfinden einer Schichte calcinirter Schilftrümmer ausserhalb des Punctes, wo muthmasslich der Abfluss oder Durchbruch des Wassers stattfand, und endlich der Umstand, dass der grobe Schotter, der nach und nach von den Felsen sich ablösend die Fundstücke bedeckte, beinahe ohne alle Beimischung von Erde war, da diese unter dem Wasser jederzeit weggespühlt wurde.

Auf diese Voraussetzungen gestützt, und den Fundort als jenen Punct erkennend, wo das Wasser vorzugsweise die mitgeführten schweren Gegenstände fallen lassen musste, ermittelte ich noch einen anderen Punct, an dem, den Terrainverhältnissen und meiner Berechnung zu Folge, sich noch etwas vorfinden konnte. An dieser Stelle liess ich nachgraben, und hatte das Glück, schon nach einer dreiviertelstündigen Arbeit in einer Tiefe von ungefähr drei Schuh die auf Taf. V abgebildeten Gegenstände zu finden.

Nr. 1, 3, 4 scheinen die Verzierungen eines Gürtels oder Wehrgehänges zu sein, an welchem sie mittelst zweier, an der Rückseite angebrachter Öhre (Nr. 4) befestiget waren. Im Ganzen fanden sich zwanzig solche Theile vor, und zwar 16 mit den kleineren Kreisen (Nr. 1) und vier mit den grösseren (Nr. 3). Sie bestehen sämmtlich aus einer Unterlage von glattem Kupferbleche, auf welches der mit erhaben gepresster Arbeit verzierte obere Theil von dünnem Goldbleche durch Umbiegen seiner Ränder befestiget ist.

Nr. 7 ist auf gleiche Weise mit gepresstem Goldbleche überzogen, von convexer Uhrglas ähnlicher Form, und hat an der Rückseite in der Mitte die Spur eines abgebrochenen oder abgerosteten Öhres. Dieses Stück gehörte, schon der gleichen Verzierung nach zu urtheilen, eben so gewiss zu dem Gürtel als Nr. 2, welches wohl dessen Hauptzierde gebildet haben mag und mit bewunderungswürdigem Geschmack und Kunstfleisse aus feinem Golddrathe geflochten ist. Das gerippte Mittelstück, welches in zwei Theile zerbrochen, ist massiv von Kupfer und mit Golddrath umwunden.

Nr. 9. Fünf derlei spiralförmig gewundene Dräthe von Gold bildeten wahrscheinlich die Griffverzierung einer Waffe, vielleicht eines Schwertes.

Nr. 6. Sehr feiner Golddrath, mit dem wohl lederne Riemchen umwickelt waren.

Diese Gegenstände, die ich, mit Ausnahme der zwei im Eingange erwähnten Stücke von Bronze Nr. 5 und Nr. 8, die mir römisch scheinen, für keltisch

halte, zeigen in ihren Kreisverzierungen eine so auffallende Ähnlichkeit mit einigen Stücken des Nordendorfer Fundes, dass man sie füglich mit diesem, dessen Alter durch Münzen mit ziemlicher Zuverlässigkeit bestimmt ist, in ein Zeitalter, nämlich in die Mitte des vierten Jahrhunderts n. Chr. setzen kann. Auch eine römische Fibel fand sich dort von fast gleicher Form wie Nr. 5.

Sollte ich, wie ich mir vorgenommen habe, den nächsten Sommer wieder in der Gegend von Rothengrub zubringen, so hoffe ich, dass es mir gelingen werde, die eigentliche Quelle dieser interessanten und kostbaren Fundstücke, nämlich das Leichenfeld, aus dem sie ohne Zweifel herausgeschwemmt wurden, zu entdecken, in welchem Falle ich darüber sogleich Bericht erstatten werde.

IV. Die Mahleithen. Taf. VI.

Eine Meile nordwestlich von Wiener-Neustadt befindet sich auf der Höhe des sich hinter Fischau erhebenden Gebirges, zwischen dem bei Wöllersdorf in das Pistingerthal mündenden Marchgraben, der Zweierzwiese und dem Pfaffenkogel, ein ungefähr zwanzig Joch grosses von Felsen und steilen Abhängen umgrenztes wellenförmiges Plateau, in dessen ganzer Ausdehnung sowohl als auch auf den es umgebenden Abhängen sich allenthalben in grosser Anzahl Scherben uralter irdener Gefässe und mitunter grössere Ziegeltrümmer vorfinden. Diese Erscheinung ist um so auffallender, als sich auf dem ausgedehnten und sehr hoch gelegenen Plateau keine anderen Spuren ehemaliger menschlicher Wohnsitze vorfinden, und erst in den ziemlich weit entfernten tieferen Gegenden Thon vorkommt. Taf. VI enthält die Abbildungen einiger derlei Gefäss- und Ziegeltrümmer. Obwohl ich mir vorgenommen habe, den Boden gelegentlich sorgfältiger zu untersuchen, auch hie und da nachzugraben, so gibt doch leider die einzige natürliche Erklärung dieser besonderen Erscheinung wenig Hoffnung zu einem günstigen Resultate. Ich vermuthe nämlich, dass dieses zum Theile bewaldete Plateau einstens, vielleicht schon vor 2000 Jahren, bewohnt war und ein Theil desselben zur Begräbnissstätte gedient habe. Durch die blutigen und verheerenden Kriege zur Zeit der Völkerwanderung oder auch schon früher mag wohl auch diese Gegend gleich so vielen anderen entvölkert worden und auf leicht zu erklärende Weise können nach und nach alle oberirdischen Reste von Bauten verschwunden sein. Zu einer späteren, uns aber auch sehr ferne liegenden Zeit ist vielleicht dieses herrlich gelegene Plateau in Ackerland verwandelt worden, wofür die allenthalben vorkommende gegen 12 Fuss mächtige Schichte schwarzer Dammerde spricht. Um dieses zu bewerkstelligen, mussten vorher die Eichen gefällt und ihre weit und tief reichenden Wurzeln ausgegraben werden, bei welcher Gelegenheit natürlich Alles, was die Gräber an werthvollen Beigaben enthielten, aufgefunden und bis auf die werthlosen durch die Arbeit zertrümmerten Gefässe und für andere Bauten unbraucharen Ziegeltrümmer weggeräumt wurde. Die Verbreitung dieser Trümmer über das ganze Plateau bewerkstelligte dann der Pflug.- Spätere Vernachlässigung, wahrscheinlich durch die beschwerliche Zufuhr veranlasst, verwandelte das Ackerland in Hutweide.

VI.

Fundatio monasterii in Walderbach,

nebst

Vorerinnerungen

über

die Familie der Regensburger Burggrafen,

Grafen von Stevening und Ridenburg.

Von

Theodor Mayer,

Bibliothekar in Melk.

Dass ich die Untersuchung eines zunächst bairischen Gegenstandes in die Hand nahm, davon war Ursache der nachfolgende, in der Melker Bibliothek abschriftlich befindliche Aufsatz über die Gründung des Cistercienserklosters Walderbach am Regenflusse, welcher Aufsatz mich fast verpflichtete, über die Gründer etwas genauer nachzuforschen, besonders da jene Familie mit den österreichischen Babenbergern in mehrfachen Verhältnissen stand. Denn nebstdem, dass beide Häuser nicht unwahrscheinlich, jedoch für mich nicht nachweisbar, stammverwandt waren, und Leopold, der Erlauchte, und Babo von Stevening beide zu gleicher Zeit (976) nach Burkard's Absetzung oder Tod, jener sein Markgrafen- dieser sein Burggrafen-Amt antraten, haben später zwei Heirathen Babenbergischer Töchter in jene Familie, und dadurch andere eingeleitete Verhältnisse die Enkel Babo's in die österreichischen Geschichten verflochten. Von bairischen Forschern ist mir hierüber nichts seit dem gelehrten Roman Zirngibl1) bekannt geworden, dessen Fussstapfen allerdings gebührend zu beachten sind, aber sich zuletzt ganz verwirren. Aber bei Auffinden von Daten hat mich v. Meiller's ausgezeichnetes Regestenwerk vorzüglich geleitet, ein Schatz, den Geschichtsforscher und Geschichtschreiber, wie sehr sie daraus schöpfen, nicht erschöpfen werden; in der Verwendung der Daten wünschte ich, wo ich von seiner Ansicht abweiche, seine Beistimmung oder Zurechtführung.

Der alte Aufsatz, den ich hier veröffentliche, ist erst gegen das Ende des 13., vielleicht im Anfang des 14. Jahrhunderts geschrieben, denn der Verfasser meldet, dass das Haus schon länger erloschen sei, was um 1200 geschah, und kennt utrumque districtum ducum Bavariae, welche Theilung in Ober- und Niederbaiern 1253 zuerst Herzog Otto's Söhnen Ludwig und Heinrich beliebte; aber er war Archivar seines Klosters, und schrieb aus den Urkunden desselben eben in der Absicht, Kenntniss über die Hergänge zu verbreiten, ohne die Documente selbst allen profanen Händen preis zu geben.

Bei den Zeiten, die dem Inhalte des Aufsatzes voran gehen, treten sogleich die gewohnten Schwierigkeiten über Herstammung und über Zusammenhang der Familie mit anderen entgegen, Fragen, in denen ich bei den Genealogisten lieber Mitleid mit eingestandener Unwissenheit, als Hader über einen Fehler, begangen entweder gegen die Wahrheit oder doch gegen die augenscheinliche Apodeixis genealogischer Tabellen, finden will.

Wenn wir den Namen Pabo über das zehnte Jahrhundert hinauf verfolgen, so erscheint ein Pabo mit Werinhar schon um 844-847, er, nach Rapoto's

1) Über Babo von Abensberg und seine dreissig Söhne. München 1814.v. Lang, Baierns alte Grafschaften und Gaue, Nürnberg 1831, behandelt den Gegenstand kurz und nicht genau.

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