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tungsformel außerordentlich häufig. Schon der Stein von Gommor hat sate (Noreen, Altisl. Gramm 3 337).

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Wenn auf den alten norwegischen Steinen sich setja nicht findet (für die Inschrift des Steins von Tune wird das Verbum vermutet in Norges Indskr. med de ældre runer 2, 521), erklärt sich das einfach aus der Tatsache, daß die meisten dieser Steine in den Gräbern angebracht waren ').

Unwahrscheinlich ist, daß auch bei nokdan leggja an die Verwendung als Grabstein gedacht ist. Die Formel leggja stein findet sich, so viel ich weiß, nirgends auf Steinen der alten Zeit, da liegende Grabsteine erst dem späteren christlichen Mittelalter angehören (De danske Runem. 1, IX; Bd. 4, passim). Von dem norwegischen Stein von Amle (- der Abbildung und Beschreibung nach zu urteilen -) kann man wohl sagen, er liege auf dem Grabe, wenn man ihn mit den aufgerichteten Denkmälern vergleicht, es ist ein schwerer Block, ungleich einer Grabplatte (Norges Indskr. med de ældre Runer 2, 573 ff.). Bei der Eggjuminschrift scheint es mir aber durchaus nicht notwendig zu sein, daß bei beiden Teilvorstellungen, in die der Begriff des Entblößens zerlegt ist, ein prägnanter Sinn des Verbums mitgedacht wird.

Wenn in dem letzten Satzteil dem madr des ersten ein Plural mit doppeltem Attribut (Olsen a. a. O. 110, Anm. 2) gegenübersteht, erklärt sich das lediglich aus dem Prinzip der rhythmischen Beschwerung des zweiten Gliedes. Dem Sinne nach könnte ne snarir ne villtir menn ebensogut Subjekt zu seti nokdan sein. Nur damit die Formel volltönend ausrollt, tritt das Attribut, wiederum zerlegt, zum Subjekt des zweiten Satzgliedes.

Die negierte Paarformel könnte eine Antithese enthalten: er ek æva kennig mey né mannz kono. Háv. 163, 3, vgl. Sigrdr. 32, 4. kyks né dauls Norr. fornkv. S. 331; ok láta hvárki at ydr verđa gagn né mein Laxd. s. Kap. 48; ok ræddi hvárki um lost né lof. Kap. 46; at hræddiz hvártki eld né egg. Nj. Kap. 103; pln né penning. Lokas. 40, 4; gull né jarðir Sig. sk. 36, 5; enn mik skortir hvárki

1) Auf dem Stein von Einang nennt sich nur der Schreiber der Runen (Norges Indskr. 1, 78); ebenso ist die Inschrift von Nordhuglen aufzufassen (ib. 2, 605 ff.). Der Stein von Bø wird als Grabmal des Verstorbenen bezeichnet (1, 242); der Stein von Eidsvaag trägt nur einen Namen (des Runenmeisters ?) (1, 453). Das auf den späteren Steinen so häufige reisa wird in der Inschrift des Steines von Gimsø angewandt (kürzere Runenreihe) (1, 394). Über Steine in den Gräbern s. Norges Indskr. med de ældre Runer I, 116; 160; 175; 215; 224; 235; 279; 296; 353; 365; 367; 432, II, 628. Wimmer, Runenschrift 301; 307; 358.

land né lausafé. Eiríkss. Kap. 3; at sú ræni þik hvárki fé né ráđum. Laxd. s. Kap. 7; hvárki skal hann ræna mik monnum né fé. Kap. 10; hvárki vóru gefin né goldin né solum seld. Eyrb. s. Kap. 58. Die Antithese, negativ oder positiv, ist ja überall für den Stil feierlicher Formelsprache charakteristisch: skal hann hafa grid i ollum stodum, nefndum ok ónefndum. Tryggđamál (Edd. min. 130); banna ek pér, Bergonundr, ok odrum monnum, innlenzkum ok útlenzkum, tignum ok ótignum Egilss. Kap. 56. Natürlich können. aber negierte Paare oder Dreiheiten auch so verbunden sein, daß sich die Glieder gegenseitig stärken: hvergi þykkir nú minni rausn né risna á búinu en áðr. Bandam. s. Kap. 3. Kap. 3. ongva onn né starf skaltu hafa. Laxd. s. Kap. 22; svá at allar (die landvéttir) fari þær villar vega, engi hendi né hitti sitt inni. Egilss. Kap. 57. Diese Formel hat im Bau eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Satz der Eggjuminschrift, insofern beide Sätze durch die gleiche Vorstellung eng verknüpft sind, dem zweiten Teile aber durch die Beschwerung mit der Paarformel ein Übergewicht gegeben ist.

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Olsen nimmt ne snarir ne villtir menn als Antithese und zwar in dem Sinne, daß damit alle, den Runenmeister ausgenommen, zusammengefaßt werden (alle andre kunde enten skade Runernes Tryllekraft eller skades deraf. S. 109). Burg (a. a. O. S. 286) macht mit Recht darauf aufmerksam, daß dann das letzte Satzglied gradezu das Verbot enthalten würde, den Stein aufs Grab zu legen, denn es bleibt - außer dem Verbieter selbst kein Mensch übrig, der den Stein legen darf". Bei meiner Deutung wäre eine antithetische Formel, die alle Menschen umfaßte, wohl angebracht, denn es soll ja Niemand den Stein nokdan leggia, die Paarformel würde das keiner' des ersten Satzgliedes volltönender wieder aufnehmen. Da aber eine solche Antithese ohne Künstlichkeit nicht hergestellt werden kann, müssen wir annehmen, daß in den Bedeutungen der beiden Attribute eine Fortführung, Ergänzung, Steigerung ausgedrückt ist. snarr auf Personen bezogen bedeutet in der Dichtung,kühn, keck'; auf einen runischen Beleg (Stein III von Ardre) weist Burg a. a. O. 285 hin. Dieser Bedeutung liegt die Vorstellung des rasch seins (in Entschluß und Tat) zu Grunde, die in snart klar hervortritt. Der Sinn von,keck' scheint mir nun in den Zusammenhang der Eggjuminschrift wohl zu passen, da es mit unheimlichen Gefahren verbunden sein kann, ein Grab zu erbrechen und einen Toten aufzustören. Indem der Runenmeister sich die Möglichkeit vorstellt, daß der Runenstein verrückt, das Grab aufgerissen werden könnte, steigert er den Begriff der (frevelhaften) Keckheit zu dem der Unsinnigkeit (villtir).

Für den magischen Stil charakteristisch ist die Verdeutlichung einer Vorstellung durch Teilung oder Aufzählung aller denkbaren Möglichkeiten. In bescheidener Weise geschieht das hier durch Anwendung der Paarformel sowohl für die Handlung (Entblößen der Inschrift) wie für das handelnde Subjekt. Es ist aber im Grunde dieselbe Ausdrucksform wie etwa in folgendem fernliegendem Beispiel mit seiner großen Wortfülle. (Wenn jemand) enverra un fou, un sourd, un aveugle, un insensé, un étranger, an ignorant, et lui fera enlever cette inscription; la jettera dans l'eau, la cachera dans la terre, la brisera avec une pierre, la brûlera dans le feu, l'effacera et écrira autre chose dessus, ou la mettra dans une place ou personne ne pourra la voir (C. Fossey, La magie assyrienne, Paris 1902 S. 116). Hier handelt es sich um ein Denkmal, dessen Inschrift denjenigen mit einem furchtbaren Fluche bedroht, der in Zukunft in die Eigentumsrechte des rechtmäßigen Besitzers eines Grundstücks eingreifen wollte. Die Inschrift wirkt hier magisch nur, solange sie im Tageslicht unverrückt und unverletzt steht, daher ist das Verbot dem der nordischen Inschrift in dieser Beziehung grade entgegensetzt (la cachera dans la terre). Daß ein Schlauer, der sich eines andern zum Frevel bedienen will, doch vom Fluch getroffen wird, findet sich auch in griechischen Grabinschriften, z. Β.: εἴ τις ἀποκοσμήσει τοῦτο τὸ ἡρῷον ἢ ἀποσκου τλώσει ἢ εἴ τι καὶ ἕτερον μετακινήσει ἤ αὐτὸς ἢ δι ̓ ἄλλου CIA Appendix (1897) p. IX. In der assyrischen Inschrift kommt zum Ausdruck, daß sich nur jemand, der sich der Tragweite der Handlung nicht bewußt sein kann, an der Inschrift vergreift. entsprechend etwa den villtir menn; der Norweger setzt bezeichnender Weise an erster Stelle den Fall, daß ein Kühner mit Bewußtsein dem gefährlichen Zauber trotzen könnte.

Der Sinn des letzten Satzes der Eggjuminschrift ist also: ich verbiete, daß jemand den Stein entblößt aufrichte, oder daß ihn kecke oder unsinnige Leute entblößt hinlegen.

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Königliche Gesellschaft der Wissenschaften

Ordentliche Sitzung am 28. Oktober 1921

C. Runge legt vor:

G. Pólya, Eine Ergänzung zu dem Bernoullischen Satz der Wahrscheinlichkeitsrechnung. (Nachrichten, math.-phys. Kl. 1921, S. 223.)

A. Windaus legt vor:

A. Windaus und M. Ehrenstein, Die thermische Zersetzung einiger Di-
carbonsäuren. (Erscheint in den Nachrichten, math.-phys. Kl.)

F. Klein läßt zwei Hefte der Mathematischen Enzyklopädie vorlegen: Bd. V. 1.
Heft 6 (K. F. Herzfeld, Physikalische und Elektrochemie) und Bd. V. 2.
Heft 4 (W. Pauli, Relativitätstheorie).

E. Schröder legt vor:

R. Meissner, Zur Eggjuminschrift. (Nachrichten, phil.-hist. Kl. 1921, S. 89.) R. Reitzenstein legt vor:

G. Jachmann, Der Eunuchus des Terenz. (Nachrichten, phil.-hist. Kl. 1921, S. 69.)

Öffentliche Sitzung am 12. November 1921

G. Tammann trägt vor über das chemische Verhalten binärer Mischungen.

Ordentliche Sitzung am 25. November 1921

K. Sethe, Beiträge zur Geschichte Amenophis' IV. (Nachrichten, phil.-hist.
KÍ. 1921 S. 101.)

C. Runge legt vor:

A. Prey in Prag, Darstellung der Höhen- und Tiefen- Verhältnisse der Erde durch Entwicklung nach Kugelfunktionen bis zur 16. Ordnung. (Erscheint in den Abhandlungen, math.-phys. Kl.)

F. Bernstein und G. Doetsch in Göttingen und Hannover, Die Integral-
gleichung der elliptischen Thetanullfunktion. (Erscheint in den Nach-
richten, math-phys. Kl.)

O. Wallach spricht über Beziehungen zwischen dem Geruch und der Kon-.
stitution chemischer Verbindungen (mit Berücksichtigung des Buches von
H. Henning > der Geruch «). (Erschienen in dem Bericht von Schimmel und
Co. Miltitz bei Leipzig, April 1922).

E. Landau legt vor:

C. Siegel in Göttingen, Ueber die Discriminanten total reeller Körper. (Erscheint in den Nachrichten, math.-phys. Kl.)

Ordentliche Sitzung am 9. Dezember 1921

E. Schröder, Attilas Leichenfeier. (Erscheint in der Zeitschrift für deutsches
Altertum.)

E. Landau, Ueber Dirichlets Teilerproblem. (Erscheint in den Nachrichten,
math.-phys. Kl.)

Fortsetzung auf der 3. Umschlagseite.

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