Imágenes de páginas
PDF
EPUB

ihre wiedergabe in besonderer druckschrift kenntlich gemacht werden, ist sehr zu loben. Der verf. hat zum vorteil seines buches nicht danach gestrebt, durch neue hypothesen zu glänzen; er will einfach den stand der forschung wiedergeben. Immerhin findet man auch manche neue oder wenigstens teilweise neue erklärung, die auf die beachtung der fachgenossen anspruch machen darf. Ich nenne den lateinischen lautwandel von tu in p (s. 226 f.), die indogermanische umstellung von dental + n zun dental in fundus, pando u. ä. (s. 243), die phonetische deutung des schwankens von rss und ss in prorsus und pros(s)us u. ä. (270 f.), die phonetische erklärung der orthographie ch, ph (287 ff.; doch ist der einfluss griechischer schreibweise nicht gänzlich abzuweisen). Aus der flexionslehre ist vor allem die sehr einleuchtende erklärung von sum, sumus, sunt hervorzuheben (574 ff.), worüber der verf. schon vorher (Verhandl. der Strassburger philologenversamml. 1901, s. 156 f.) berichtet hatte; etwas modifiziert ist die erklärung der perfekta auf -vi (606 f.).

Wer so vieles bringt, wird natürlich nicht in allem die zustimmung der fachgenossen erhalten. Der löbliche grundsatz, auch in dunklen oder zweifelhaften dingen eine deutung wenigstens zu versuchen, hat den verf. gelegentlich zu einer formulierung veranlasst, die wenig besagt; das gilt zb. in betreff der vertretung von x durch g in griechischen lehnwörtern (s. 284). Im bestreben, lautgesetze zu formulieren, nimmt S. manchmal eine ziemlich willkürliche kombination von bedingungen an; so wird der gegensatz in der behandlung von è bei felix und filius (aus *felios) durch die annahme erklärt, dass è vor nur dann zu i geworden sei, wenn ein kurzes i in der folgenden silbe stand (s. 77). Dass ferner in domus und tongere der anlautende dental den wandel in u verhindert habe, ist ganz ad hoc vermutet, denn aus phonetischen gründen würde man das kaum erwarten.

=

Zum schluss noch einige einzelbemerkungen. (88 f.) Die auch von Brugmann vertretene ansicht, dass o über oe, oo, ou zu ū geworden sei, wird zwar durch schreibungen wie couraverunt (st. coiraverunt) nahe gelegt, aber es spricht anderseits doch die umschreibung von griech. v mit oe (goerus yopoç u. ä.) gegen jene entwicklungsreihe; mir scheint der phonetische vorgang noch nicht recht aufgeklärt, und zwar weil die zugrundliegende aussprache des griech. v nicht sicher zu bestimmen ist (offenes i oder ju?); eine reihenfolge oi, oe, ö, ü, u ist ebenso wahrscheinlich

[ocr errors]

wie die obengenannte reihe. (129) Die erklärung von socors st. secors und iocur st. iecur ist wenig befriedigend: die gesetze der vokalassimilation sind überhaupt noch nicht völlig aufgeklärt. (131) Wenn für die kontraktion a-o das etymologisch unsichere Mars (Mavors) benutzt, dagegen das etymologisch klare sõl (*savol åƑek105) weggeräumt wird, so hat man wenig vertrauen auf die daraus gewonnene kontraktionsregel (vgl. auch s. 174); Solmsen's erklärung von Mars durfte dem leser nicht vorenthalten werden. — (193) Ob solium ein beleg für den wandel von din / ist, bezweifle ich. Ein zusammenhang mit solum (sõlea), das Solmsen befriedigend erklärt hat (zuletzt Untersuchungen z. griech. lautgesch. s. 15), scheint mir nicht ausgeschlossen. Verf. lehnt die annahme einer dialektmischung, der jeder sichere anhalt fehlt, mit der begründung ab, dass damit nichts erklärt sei; ein hinweis auf Conway I. F. 2, 157 (wo eine dialektmischung ziemlich wahrscheinlich gemacht wird) fehlt, weil ja der verf. literaturangaben meist für überflüssig hält. Die ähnliche vermutung des verf., dass vielleicht canis und caseus aus irgend einem dialekt stammen (s. 228), ist um nichts besser gesichert und erklart noch weniger. (229) Solmsen's vermutung, dass mavolo aus *mags. volo entstanden sei, wird nicht erwähnt; sie ist mindestens ebenso wahrscheinlich wie die erklärung von mavolo aus *mauuolo, *maguolo. — (527) danunt wird aus *dantunt durch dissimilatorischen schwund des ersten erklärt; an dant seit nochmals die endung -unt angefügt worden. Das ist ebenso eine verlegenheitshypothese wie die ältere, vom verf. wohl mit recht zurückgewiesene vermutung. (651) Die erklärung des gerundivums (weiterwuchern eines -ondos von *bhuondos zư *bhuō ich werde«) ist zu allgemein gefasst, als dass sie dem anfänger recht verständlich wurde.

Da das buch allen empfohlen werden kann, die in die probleme der lateinischen grammatik eindringen wollen, so wunscht man dem verf., dass er durch neue auflagen in den stand gesetzt werde, sein handbuch inmer vollkommener zu gestalten und seinem zweck noch besser anzupassen, als es schon bei dem ersten entwurf gelungen ist.

Marburg.

A. Thumb.

Morien. A Metrical Romance rendered into English prose from the Medieval Dutch by Jessie L. Weston, with designs by Caroline Watts. London, David Nutt, 1901.

This is the fourth of the "Arthurian Romances unrepresented in Malory's Morte d'Arthur" edited by Miss Weston. The first three volumes comprise "Sir Gawain and the Green Knight, retold in Modern Prose"; "Tristan and Iseult from the German of Gottfried of Strassburg;" and "Guingamor, Lanval, Tyolet, Le Bisclaveret rendered into English Prose from the French of Marie de France and others". Evidently Miss Weston's purpose is to provide students of the Arthurian Cycle with important romances that would not otherwise be accessible to them, in order to enable them to make a comparative study of the subject. As such the series may be useful, though continental students would certainly prefer to study the original poems. At the same time Miss Weston has succeeded in making the little books attractive for the general reader as well.

The present romance is a translation of a Middle Dutch poem contained in the Dutch version of the Lancelot, and supposed by some to be an original composition. M. Gaston Paris, however, holds that it must be a version of a lost French poem. Thus much is certain that the story is found nowhere else. "Morien in its original (Dutch) form is, and can be, known to but few. But not only does it represent a tradition curious and interesting in itself, it has other claims to attention; it is simple, direct, and the adventures are not drawn out to wearisome length by the introduction of unnecessary details." (Introduction.)

The little book falls, properly speaking, without the scope of this periodical. Suffice it to say then that I have compared a few passages with the original, and have found the translation to be very reliable. If we add that the English version is very smooth, notwithstanding an antiquated word here and there, and that the Introduction and Notes combine instructiveness with clearness and conciseness, it will be evident that this new instance of the industry of the authoress of The Legend of Sir Lancelot du Lac deserves a great number of readers.

Amsterdam.

A. E. H. Swaen.

Gingamor, Lanval, Tyolet, Besclaveret. Four Lais, rendered into English Prose from the French of Marie de France and others, by Jessie L. Weston. London, Nutt, 1900. XV + 101 pp. kl. 8°.

Die sammlung, der das vorliegende, von Caroline Watts geschmackvoll illustrierte bändchen angehört, will ähnliches bezwecken wie des nun leider dahingeschiedenen Wilhelm Hertz prächtiges Spielmannsbuch. Nur hat sie sich ein engeres ziel gesetzt, indem sie nur dichtungen bringen will, die mit dem Artussagenkreis zusammenhängen, die aber stofflich nicht in nicht in Malory's Morte D'Arthur vertreten sind. Die sprache der vorliegenden übersetzungen lehnt sich an den heutigen englischen märchenstil und zugleich an die vortragsweise Malory's an. Verlieren auch so diese altfranzösischen dichtungen das zierliche, tändelnde, das Hertz den erzählungen Marie's so gut in seiner wiedergabe zu wahren gewusst hat, so bekommen sie durch den hier gewählten ton etwas so trautes, anheimelndes, dass sie mehr zu herzen sprechen wie die nachdichtungen im Spielmannsbuch. Dagegen ist an wissenschaftlichem wert das büchlein weit hinter Hertzen's buch zu stellen; es ist viel anspruchsloser, will nur das nötigste zur orientierung des lesers in seinen anmerkungen geben.

Kaiserslautern.

Br. Schnabel.

ORGANISATION UND METHODIK DES UNTERRICHTS. G. Wendt, Die alte und die neue schule. Ein wort an gebildete laien. Hamburg, Alfred Janssen. gr. 8°.

40 ss.

Diese schrift, die uns im wesentlichen den unterschied des alten und des neuen ideals der höheren schule klarlegen will, darf, wenn sie auch zunächst und hauptsächlich auf Hamburg gemünzt ist, doch ein weitergehendes interesse zu erregen hoffen. Und sollten die darin ausgesprochenen ansichten selbst vielfach widerspruch hervorrufen, so ist es doch immer von nutzen, das urteil eines so erfahrenen und selbständig denkenden padagogen zu hören, wie ihn die deutsche lehrerwelt in G. Wendt besitzt.

Widerspruch aber dürften gleich die ersten grundlegenden bemerkungen des verf. finden. Denn auch er stellt sich auf den standpunkt, dass das gymnasialmonopol nicht zu halten war. Und das ist das πρῶτον ψεῖδος. Denn es war zu halten. Nicht

zwar durch die gymnasialvereine. Die gymnasialvereine haben so wenig zu seiner erhaltung beigetragen wie die realschulmänner zu seiner zerstörung. Der anfang der erschütterung des gymnasialmonopols war durch die Berliner konferenz von 1892 gemacht, die ja mit dem todesurteil des realgymnasiums ausgehen sollte, aber nicht damit geendet hat. Und dieses mittelding zwischen gymnasium und realschule wollte nun natürlich auch seine existenzberechtigung haben. Und so ward bald aus seiner viertelsberechtigung eine halbe und aus der halben eine dreiviertelsberechtigung dadurch, dass den realgymnasial - abiturienten ermöglicht wurde, durch eine blosse nachprüfung in den alten sprachen und in alter geschichte das gymnasial-reifezeugnis zu erwerben. Sowie man aber ganz allgemein zugestand, dass jemand durch einen durchschnittlich ein bis zweijährigen betrieb der alten sprachen die reife für die sogenannten gelehrten studien erwarb, hatte das wort von der erziehung durch die antike seine bedeutung verloren. Und so hat die preussische regierung selbst alles dazu getan, den altehrwürdigen bau der humanistischen schule abzutragen. Erwägt man dazu die bemühungen des staates, neben der wissenschaft die kunst zu ansehen zu bringen, fasst man die verallgemeinerung des professorentitels, die durchsetzung der zünftigen professorenschaft unsrer universitäten mit männern aus dem praktischen leben, die schaffung des dr. ing. und dergleichen mehr ins auge, so weiss man, woher der anstoss gekommen ist, der den stein ins rollen gebracht hat

Nun bemerkt Wendt (s. 7), »dass in den augen des ministers und seiner räte die gelehrtenschule immer noch die geeignetste vorbildung für alle höheren berufsarten ist, und er fährt (s. 8) fort: >>Sicherlich wird man in weiten kreisen einstweilen für die klassische bildung weiterschwärmen; sie wird eine zeitlang für die vornehmere gelten.<< Ganz gewiss; aber das wird ein ende nehmen, sobald erst einmal die ehemaligen realgymnasiasten und oberrealschüler in grösserer zahl die universitätskarriere ergreifen und einerseits in die prüfungskommissionen, anderseits auch in ministerialstellen einrücken. Der vom gymnasium kommende schulrat und universitätsprofessor kann sich nur schwer dazu entschliessen, ganz vorurteilslos den wert der hüben und drüben vorgebildeten gegeneinander abzuwägen. Und schon deshalb ist das diktum (s. 9): An ihren früchten werden sie erkannt werden eine sehr gewagte prophezeiung. Aber wer will bei solchen imponderabilien

« AnteriorContinuar »