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idealere Seite seines Wesens, die neben all den artistischen Motiven hier zu Worte kommt.

Ob Wieland den grandiosen Gedanken: Herkules erkennt in seiner Feindin Juno dankbar die eigentliche Urheberin seiner Größe und seines Heldenruhmes (Vers 49 ff.), wohl so sturm- und drangmäßig kraftvoll gefaßt haben würde? Der energetische Grundzug der Weltbejahung trennt Heinse, hier und sonst, am meisten von Wieland; er erinnert schon an Nietzsche. Auch die sinnlichste Glut des Kolorits dient hier doch nur der prachtvollen Ausmalung, muß zur Verherrlichung der durch Kampf erst recht bestätigten Kraft helfen. Es ist die Sturm- und Drang-Seite seiner Natur, die Heinse diesen Triumph ermöglicht hat.

Von hier aus ist die innere und äußere Form des Gedichts zu verstehen. Es geht aus dem Vollen - darum sind die starken poetischen Mittel geradezu gefordert. Es dient mit aller Pracht des Gegenständlichen einem idealen Gedanken darum ist das Pathos, bei Heinse so selten, hier innerlich berechtigt. Es hat seinen Stoff völlig überwunden darum ist die behende Anmut, an sich schon dem Gegenstande angemessen, doppelt in ihrem Rechte. Künstlerische Wahrhaftigkeit, mit einem Worte, ist es, die das Gedicht vor manchen Wielands und des Verfassers selbst auszeichnet.

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Apotheose der Heldenkraft, die das Sinnliche mit vollem Bewußtsein als eins der wertvollsten Daseinselemente im Vordergrund des Weltbildes behält, aber in der Liebe sich damit allein nicht mehr bescheidet. Den theoretisch so leichten Schritt darüber hinaus zur völligen Aufhebung des Sinnlichen Heinse hätte ihn nie getan: Schiller tat ihn. Und bei demselben Gegenstande. -Bis der Gott, des Irdischen entkleidet, Flammend sich vom Menschen scheidet

Und des Aethers leichte Lüfte trinkt.

Froh des neuen, ungewohnten Schwebens,

Fließt er aufwärts, und des Erdenlebens

Schweres Traumbild sinkt und sinkt und sinkt.

Des Olympus Harmonien empfangen

Den Verklärten in Kronions Saal,

Und die Göttin mit den Rosenwangen

Reicht ihm lächelnd den Pokal

damit war Schiller noch nicht zufrieden. An den Schluß des 'Reiches der Schatten' ('Ideal und Leben') sollte sich 'Die Vermählung des Herkules mit der Hebe' anschließen. Es sollte eine Idylle werden, wie der 'Spaziergang' eine 'Elegie', das 'Reich der

Schatten' blos ein Lehrgedicht" war. Die Vermählung des Herkules mit der Hebe würde der Inhalt meiner Idylle sein. Ueber diesen Stoff hinaus giebt es keinen mehr für den Poeten, denn dieser darf die menschliche Natur nicht verlassen, und eben von diesem Uebertritt des Menschen in den Gott würde diese Idylle handeln. Die Hauptfiguren wären zwar schon Götter, aber durch Herkules kann ich sie noch an die Menschheit anknüpfen und eine Bewegung in das Gemälde bringen. Denken Sie sich

aber den Genuß, lieber Freund, in einer poetischen Darstellung alles Sterbliche ausgelöscht, lauter Licht, lauter Freiheit, lauter Vergnügen keinen Schatten, keine Schranke, nichts von dem Allen mehr zu sehen. Mir schwindelt ordentlich, wenn ich an diese Aufgabe wenn ich an die Möglichkeit ihrer Auflösung denke. Eine Szene im Olymp darzustellen welcher höchste aller Genüsse?" (an W. v. Humboldt, 30. Nov. 1795). Zu dieser idealen Idylle kam es nicht; sie war zu sehr des Irdischen entkleidet, um möglich zu sein (vgl. auch Goethes Aeußerung zu Eckermann, 14. Nov. 1823).

Wäre diese Idylle wirklich gedichtet worden, wie anders als Heinses 'Herkules und Hebe' wäre sie ausgefallen! Aber auf dem Wege zu Schiller ist Heinse, trotz der abweichenden Auffassung. Das zeigte die Formensprache seines Gedichtes, im besondern der Stil des Ausdrucks. Der direkte Anklang

an

Ich kann nicht ohne sie in eurem Himmel leben' (Vers 107)

Willst du in meinem Himmel mit mir leben'

('Die Teilung der Erde', Okt. 1795!) ist nicht zufällig und nicht vereinzelt. Der Ausdruck strebt auch an anderen Stellen die eindeutige Präzision des klassischen Stiles an. Noch greifbarer ist die Vorahnung Schillers in Heinses sehr selbständiger Uebersetzung der Elegie des Herrera (Pröhle S. 282) 1):

1) Diese Uebersetzung, und nicht die 'Elegie an meine Minna' ('Elysium), meint doch wohl Heinse in einem seiner launigen Briefchen an Klamer Schmidt (Schúddekopf No. 64): 'Just schreib ich Ihnen die Elegie ab, und so bald sie fertig ist, erhalten Sie den kleinen Bastarden, den Sie durch eine gute Stellung ein wenig ehrlich zu machen gebeten werden'. Unmittelbar darauf: Ihre Hebe steht sich noch die Beine entzwey mit den großen dicken zween Banden des Plinius, wenn ich sie länger warten lasse. Bald nachher wieder: wenn Ihre Hebe aber keine Zeit hat ' (Schuddekopf No. 66, 5. April 1774?). Endlich zwei Parallelstellen aus der Büchse (Pröhle S. 272 und 273): Wozu die Heben in Gesträuchen

irrten

Und uber mir verliebte Tauben girrten'

'Was hat Alcides nicht gethan, und Der sich als Gott in Hebens Armen brüstet?' usw.

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Jene Grotte Platons Heilig- Eine Dryas lebt' in jenem

Baum,

Hier entriß ich, Stolzer, Aus den Urnen lieblicher

thum.

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Dort erblickt' ich ein Ely- Sprang der Ströme Silber

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was er weint-Jener Bach empfing De

Ach! jetzt fühl' ich selbst,

meters Zähre,

da einst so helle Die sie um Proserpina ge

Mir die Sonn' am Jugend

weint, himmel scheint, Und von diesem Hügel rief Cythere

Mehr als er die Schmerzen

in Mir wüthen, Ach, umsonst dem schönen Wenn die Lauren, sie zu fliehn, gebieten.

Freund.

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Charitin.

Leicht, wie der Gesang der Und Gelübde an die

Philomele,

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Die freie Uebersetzung aus dem Herrera ist als 'Daphne' in Klamer Schmidts 'Elegieen der Deutschen' (II, 180-186) 1776 gedruckt worden (Gleim an Heinse 7. Nov. 1779). Vielleicht hat Schiller sie gekannt.

Wir sehen in diesen Gedichten Heinses, zu denen das glücklich aufgetauchte 'Herkules und Hebe' nun wieder und in erster Linie gehört, die deutsche Dichtkunst an einer bemerkenswerten Wende. Noch gesättigt von Anakreontik, fortgerissen von dem jungen Sturm und Drang, blickt sie doch schon aus nach der reinen Höhe der Klassik. Sie kommt von Wieland und sie will zu Schiller.

Zur Deutung der angelsächsischen Glossierungen von 'paranymphus' und 'paranympha' (pronuba"). Ein Beitrag zur Kenntnis des ags. Hochzeitsrituells.

Von

Fritz Roeder.

Vorgelegt von L. Morsbach in der Sitzung vom 23. Januar 1909.

Unter den Festlichkeiten, die Bestandteile einer ags. Hochzeit waren, behauptete die Heim führung der Braut aus dem Hause ihres Vaters in das des Mannes eine besonders bevorzugte Stellung. Das 'bryd-hlop' war bei den Angelsachsen wie bei allen germanischen und indogermanischen Völkern unzweifelhaft ein 'essentiale negotii'. Das dürftige Material, das uns über diesen Punkt ags. Kulturgeschichte einigen Aufschluß gibt, habe ich in meiner 'Familie bei den Angelsachsen' (I. Teil, Halle 1899) zusammengestellt und kritisch zu verwerten gesucht 1).

Inzwischen hat sich mir die Überzeugung aufgedrängt, daß wir durch eine z. T. tiefer grabende Interpretation der schon von mir benutzten Zeugnisse und auf Grund neuer Belegstellen über die Frage nach den Funktionen der das Brautpaar heimgeleitenden Schar neue Aufklärung gewinnen können.

Für die folgenden Ausführungen, die auch einige Resultate bezüglich der ags. Eheschließung überhaupt zeitigen werden, bilden die Glossierungen (und Übersetzungen) von paranymphus

1) J. Strutts Beschreibung der ags. Hochzeit, Horda Angel-cynnan Vol. I (London 1775) S. 76 f., beruht vornehmlich auf nicht-ags. Quellen, besonders auf Stiernhööks Schilderung der altschwedischen Gepflogenheiten (s. unten). Strutts Angaben sind dann von späteren Kulturhistorikern übernommen, so daß wir in jüngeren Darstellungen namentlich Büchern folkloristischen Charakters Einzelheiten finden, von denen die ags. Quellen nicht berichten.

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