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und Nicaea (325) nebst den damit zusammengehörigen Akten bringen Ähnliches. Weiter ist das Protokoll eine der wichtigsten Urkunden für den hochbedeutenden innerkirchlichen Streit des 3. Jahrhunderts, der vor allem die Entwicklung des römischen Primats so wirkungsvoll gefördert und die umfassenderen verwandten Streitigkeiten des Donatismus so stark präjudiziert hat. Da das Konzil vom 1. September 256 in den übrigen Quellen zum Ketzertaufstreit nirgends erwähnt wird, so ist die Erhaltung des Protokolls von grösster Wichtigkeit für die Erkenntnis des Verlaufes des Streites. Für die chronologische Ordnung seiner Dokumente ist es grundlegend, für die Feststellung der streitenden Theorien und ihrer Differenzierungen, der Stärke der Parteien und ihrer Verteilung ist es die Hauptquelle. Endlich sind diese anscheinend so inhaltslosen Voten auch um des allgemeinen Einblicks in die Denk- und Redeweise des Durchschnittsepiskopats willen von nicht geringem Interesse 1). Einen besonderen Wert haben die ziemlich zahlreichen Bibelcitate. Da sie ja aus verschiedenen Exemplaren stammen, während uns eine Bibelhs. und in der Regel auch die Citate eines Autors doch zunächst zur ein Exemplar repräsentieren, ist aus ihnen manches für die Geschichte der lateinischen Bibelübersetzung in Afrika, d. h. für die älteste Geschichte dieser Uebersetzung überhaupt zu lernen 2).

Zu dieser vielfachen Bedeutung der Sententiae, die auch bereits in all diesen Beziehungen benutzt und in manchen wohl erschöpfend fruktifiziert sind, stehen die Bemühungen in keinem Verhältnis, die man sich bisher um ihren Text gegeben hat. Und dabei bietet seine Ueberlieferung an sich schon ein reizvolles Thema. Da die Sententiae, wie gesagt, schon sehr frühe in die Cyprianische Briefsammlung eingetreten sind, so sind sie einmal in fast allen Cyprianhss. erhalten, und man kann an ihnen als einer besonders geeigneten Stichprobe deren Genealogie entwickeln; vor allem fügt es ein günstiger Zufall, daß sie zu den wenigen

1) In diesen Beziehungen habe ich das Protokoll in zwei Aufsätzen „Der Ketzertaufstreit zwischen Stephanus von Rom und Cyprian von Karthago und die Chronologie seiner Dokumente“ und „Die Prosopographie des afrikanischen Episcopats zur Zeit Cyprians" gewürdigt. (Quell. u. Forsch. aus ital. Archiven u. Biblioth. herausg. vom Kgl. Preuss. Histor. Institut XII, Rom 1909, S. 1–42. 247–270.)

2) Da ich diesen Punkt in meiner im Auftrag des Historischen Instituts bearbeiteten Textpublikation „Das Neue Testament in Afrika zur Zeit Cyprians" (Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur XXXIII) Leipzig 1909, eingehend behandelt, dort auch (S. 242-255) die NT Citate der Voten rezensiert und besprochen habe, komme ich hier nicht mehr darauf zurück.

Stücken gehören, die in den beiden Hauptkonkurrenten um die Herstellung des Cypriantextes, den Codd. S und L (bei mir 7 und 45) überliefert sind, die hier einmal systematisch verglichen werden können 1). Dazu kommt, daß sie in ihrem ganzen Umfang von Augustin citiert werden, und so können wir nicht nur den Text Cyprians, den sein grosser Landsmann und Verehrer las, bestimmen und beurteilen, sondern sind in der selten glücklichen Lage, ein chronologisch genau fixiertes Datum für die Entwicklung der Textgeschichte zu besitzen. Endlich sind sie nicht nur in die lateinischen Konziliensammlungen, sondern auch in kirchenrechtliche Kodifikationen der griechischen und der syrischen Kirche gelangt und in beiden Sprachen vollständig erhalten. Das Zusammenkommen so vieler Zeugen ist sowohl für die Ueberlieferung der Werke Cyprians etwas Einzigartiges, als auch überhaupt eine (abgesehen von der Bibel) nur wenige Parallelen aufweisende überlieferungsgeschichtliche Erscheinung. Daher sind die Sententiae besonders geeignet, zur Probe einer vollständigen kritischen Ausgabe Cyprians wie allgemein methodischer Behandlung komplizierter Ueberlieferung zu dienen. Als eine solche natürlich mehr für die Anlage als die Ausführung maßgebende Probe einer neuen Ausgabe Cyprians möchte ich den vorstehend mitgeteilten Text der Kritik vorlegen. Seine Herstellung und die Einrichtung seines Apparates zu begründen setze ich den folgenden Ausführungen zur Aufgabe.

A. 1. In meiner Cyprianischen Briefsammlung habe ich den nur mit Rücksicht auf die gesamte Briefsammlung zu führenden und deshalb hier nicht zu wiederholenden Nachweis erbracht, daß alle bekannten Hss. Cyprians (bis heute beläuft sich ihre Zahl auf 1782), ungerechnet solche Codd., die auch Werke Cyprians, aber nicht Corpora Cyprianica überliefern) sammlungsgeschichtlich auf 4 Archetypen zurückgehen, die an die Sammlung der Libelli eine aus den bereits oben erwähnten Teilsammlungen zusammengesetzte Briefsammlung anschliessen. Keiner von diesen

1) In 45 fehlen, da ein erster Band der Hs. verloren ging (s. meine Cyprianische Briefsammlung S. 74), sämtliche Libelli Cyprians außer den Testimonia ad Quirinum (III), in 7 sind, z. T. fragmentarisch, erhalten die Libelli I. IV. VI. V. VII. VIII. XI. IX, aus der Briefsammlung und dem Appendix der Spuria nur 63. 69a. Sent. 13, de laude martyrii, und die letzteren Stücke erscheinen auch in 45.

2) Davon sind 157 in meiner Cyprianischen Briefsammlung benannt, 21 weitere habe ich im Zentralblatt für Bibliothekswesen 1908, 11 S. 515–517 nachgewiesen.

hat alle erhaltenen Briefe aufgenommen, sie unterscheiden sich außer durch den Umfang auch durch die Ordnung der Gruppen und der Stücke in den Gruppen. Wie natürlich, ist die sammlungsgeschichtliche Provenienz eines Codex oder einer Familie von nach Umfang, Ordnung und Text gleichen Codices ja meist nicht einheitlich, sondern der Schöpfer des Typs hat ihn aus Kollationen mehrerer anderer gewonnen, wobei er selbstverständlich Dubletten ausschied und dadurch seine zweite und folgenden Vorlagen zerstörte; außerdem komplizieren zufällige Verstümmelungen und Umstellungen, absichtliche Auslassungen und Veränderungen der Ordnung die Geschichte der Sammlung. Ordnet man nun die Typen und Codices in Rücksicht darauf, woher sie gerade ihre Ketzertaufstreitdokumente empfangen haben, so ergibt sich folgende Tabelle für deren Ueberlieferung; durch Punkte deute ich an, daß Briefe anderen Gegenstandes vorangehen oder folgen, mußte aber natürlich solche, die die Sammlungsgeschichte organisch mit Ketzertaufstreitdokumenten verbunden hat, mit in die Tabelle aufnehmen. Die eigentlichen Ketzertaufstreitdokumente sind (chronologisch geordnet, s. den oben S. 280 A. 1 zitierten Aufsatz):

ep. 70: Cyprianus, Liberalis etc. . . . Ianuario, Saturnino etc. ep. 71: Cyprianus Quinto fratri

ep. 73: Cyprianus Iubaiano fratri

Sententiae LXXXVII episcoporum

ep. 72: Cyprianus et ceteri Stephano fratri

ep. 74: Cyprianus Pompeio fratri

ep. 69: Cyprianus Magno filio 1)

ep. 75: Firmilianus Cypriano fratri

Die Nummern der Hss. sind die von mir gegebenen (Cyprianische Briefsammlung S. 63 ff. und die Listen S. 249 ff. 254 ff., dazu Zentralblatt f. Bibl. Wesen a. a. O.); ich nenne aber immer nur die Typenführer und deute durch f. oder ff. das Vorhandensein mehrerer Exemplare an. Die zwischen eckigen Klammern stehenden Stücke fehlen in den betreffenden Codd. durch Auslassung oder Verstümmelung, sind aber für die Vorlage gesichert, wofür ich a. a. O. die Einzelnachweise gegeben habe.

1) Ep. 69 handelt nur in ihrer ersten Hälfte von der Ketzertaufe und erscheint daher in der Ueberlieferung meist geteilt; ich bezeichne das durch die Siglen 69 und 69b.

...

(1) Ch. 1): . . . 73. 71. 70. Sent. 74. 72. 64. 69. 67. 2 . . .
(2) Die 4 Archetypen und die direkt aus ihnen ge-
flossenen Untertypen.

45 ff.... 73. 71. 70. Sent. 74. 69. 69b. 67. 64. 2. . .

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20 ff. 2): . . . Sent. 69. 69. 67. 64. 2... 72 [71. 73. 74.. ...] 75. 53 ... 70 . . .

... 67

222 ff. 3): ... 69. 69. 70. 72. 75. Sent. 64. 2. ...

223 ff.: . 67. 64. 2... 68. 75. 53 . .

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...

80 ff.: ... 73. 71. 70. Sent. 74. 69. 69. 67. 64. 2 ... 702 ... 72 ...
504 ff.): ... 73. 71. 70. Sent. 74. 69. 69b. 40. 67. 64. 2... 72..
4 ff.): . . . 73. 71. 70. Sent. ... 74. 69. 40. 67. 64. 2. . . 72 . . .
83: ... 73. 71. [70. Sent. 74.] 69. 69. 40. 67. 64. 2... 702..
72...

227 ff.: 505 ff.:

...

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.

...

72...

73. 71. 70. Sent. 74. 69. 69. 40. 67. 64. 2... 72.
73. 71. 70. Sent. 74. 40. . . 69a. 69. 67. 64. 2.
68...]

702 72... [add. 417:
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502: ...70... 73. 71. 702. Sent. 74. 40... 69. 69b. 67. 64. 2..

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73. 71. 70. Sent. 74. 69. 69. 40. . . 72 ...

73. 71. 70. Sent. 74. 69. 69b. 40. 67. 64. 2... 72...

(3) Die nicht unmittelbar abzuleitenden Typen.

50f.... 70. . . 40. 64. 2. . . 69... 67 [add. 56: Sent. 68. 74.

73. 71. 70%...

501 ff.: 73. 70. 74. 40... 69a. 69. 67. 64. 2... 702

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570: ... 73. 71. 70. 72. 74. 69a. 69. . . 64. 2 . . . 40. 67 ... 100 ff. . . . 40. 67. . . 73. 71. 70. Sent. 72. 74. 69a. 69. 64. 2...

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1) Ch. ist der Canon Mommsenianus, ein Verzeichnis der biblischen Bücher und der Werke Cyprians, das in 2 Exemplaren (Cheltenham und St. Gallen) erhalten und in seinem Archetypus bis ins 4. Jahrhundert zurückzuführen ist (meine Cyprianische Briefsammlung S. 41 ff.).

2) Zum Archetypus 20 gehört auch eine Gruppe 221 ff. die aber von den Ketzertaufstreitdokumenten des Archetyps nur ep. 75 bewahrt hat.

3) Cod. 641 der Gruppe hat in einem Anhang:. .: 69a. 70. 72 ... 68... 69...

4) Cod. 5010, der aus anderen Sammlungen einen Anhang beifügt, hat in diesem noch: . . . 68. 75 ...

₺) Zu 4 ff. gehört für die Taufstreitdokumente auch Cod. 435.

DorM

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. . 69 . . . 70. 72 ... 64 . . . 68 . . . 69ь . . .

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534: 516: 511f.:

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Sent. 73. 71. 70. 72. 74. 69a. 69b 64. 2 40. 67...

410: . . . 64. 2... 73 ... 40. 67. 70

..

...

...

421: . . . 71. 70. . . 69. 40. 64. 2 . . . 73. 712. 702 . . .

67. Sent. 68. 74

565: ... 69b. 64 591: ... 69. 64

2

536 f.:

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. . 75 ... 68 . . . 72 . . .

72...

.. 73. 71. Sent. . . . 74. 72..

74. 72... 69. 40. 67.

...

. 64...69. 69. 70. 71. 73. Sent. 72. 68... 74. 75... 540:... 72. 68 .. 73. 71. 70. Sent. 74. 69. 69. 67. 64. 2 Ryl.: .. 67. . . 69b... 73. 71. 70. Sent. 74. 69a. 64. 2. 72 ... 67. 72. Sent. 68. 74. 73. 71. 70. 2. 64 67. 72. 68. 74. 71. 2. 70. 64. 73

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Ein Blick auf diese Tabellen macht deutlich, daß die feste Form der Sammlung, die die ganze Ueberlieferung beherrscht, ist: 73. 71. 70. Sent. 74. 69. 69b. 67. 64. 2. Wo sie geteilt erscheint, haben wir es mit ihren Trümmern, nicht mit ihren ursprünglich selbständigen Bestandteilen zu tun: daß dies auch vom Archetypus 20 nicht weniger gilt als von den in Tabelle (3) gesammelten sekundären Typen, habe ich in meiner Cyprianischen Briefsammlung S. 81 ff. gezeigt.

Grundstock der Sammlung in jener Urform ist ein von Cy-· prian selbst zusammengestelltes Briefkonvolut, wie es z. B. an Iubaian, den Adressaten von ep. 73, aber gewiß auch an viele andere Interessenten gegangen ist 1). Daran schlossen sich die im

1) Vgl. ep. 73,1 p. 778, 16-779,2: et quoniam iam super hac re quid sentiremus, litteris nostris expressimus, ut compendium facerem, exemplum earundem litterarum tibi misi, quid in concilio, cum conplures adessemus, decrevimus (ep. 70), quid item postea Quinto collegae nostro de adem re quaerenti rescripserim (ep. 71).

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