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große und scharfe Verteidigungsschrift zu seinen Gunsten, die im Verlaufe eines Jahres drei Auflagen erlebte.

Die Abhandlung: politiek vertoog zog v. Goens den ganzen Haß der Gegner zu. Eine von ihm während der J. 1781-83 redigierte Zeitschrift, de Ouderwetsche Nederlandsche Patriot1), konnte gegen die Presse der Patrioten neuen oder französischen Stils nicht aufkommen. Auf das Mißtrauensvotum von 340 Bürgern Utrechts schied er aus seiner Ratsstellung und siedelte nach dem Haag über, ohne doch ein festes Amt am Hofe zu erhalten. Gründlich verbittert verließ er die Heimat und führte ein wechselndes Emigrantenleben, eine Zeitlang noch ein Jahrgehalt von 120 Pfd. Sterl. vom Prinzen v. Oranien beziehend. Seiner Heimat entfremdet, zog er es vor, sich nach seiner aus Schottland stammenden Mutter Cuningham oder Cuningham van Goens zu nennen. Während seines Aufenthalts in der Schweiz verkehrte er viel mit Lavater 2). Als er nachher nach Deutschland ging, hatte er, seitdem die oranische Pension ausblieb, oft mit bittern Sorgen zu kämpfen, so daß er an Lavater schrieb: „fürstliche mensche sind so selten menschliche mensche" 3), und dem Prinzen selbst zu Gemüte führen durfte: vos ennemis, Monseigneur, ont été les miens, et ils n'ont été les miens que parcequils étoient les votres" 4). Nach mannigfachen Reisen in Süd- und Mitteldeutschland während der Jahre 1793 und 1794 hielt er sich längere Zeit in Erfurt auf, wo ihn der Coadjutor v. Dalberg unterstützte; dann in Dresden; zuletzt in Wernigerode, wo er, Anhänger eines gläubigen und positiven Christentums, in dem gleichgesinnten Kreise, der sich um den Grafen Christian Friedrich von Stolberg sammelte, durch die Empfehlung seines Freundes Jung-Stilling) Aufnahme und Schutz fand. Hier ist er den 24. Juli 1810 gestorben. Ein Verwandter von ihm, D. F. van Alphen, faßte sein Urteil über ihn in die Worte zusammen: autrefois l'objet d'une admiration universelle, depuis d'une haine sans exemple et à la fin d'un oubli total“ 6).

1) Darüber Sautijn Kluit in Bijdragen voor vaderlandsche geschiedenis en oudheidkunde, nieuwe reeks D. 9 (1877) S. 231 ff.

2) In Lavaters Handbibliothek für Freunde 1791 III 74 sind Auszüge aus Newton, die ihm Cuningham mitgeteilt, wiedergegeben; 1793 I 132 ff. ein Dank an Cuningham für Aufsätze. Andere Zeugnisse seiner Mitarbeiterschaft sind im Gids a. a. O. S. 473 angeführt.

3) Gids (s. unten S. 371) 1878, S. 471. 4) Brieven (unten S. 371) I, 121. 5) Wenn wie angegeben wird (Gids, S. 471), unter dem Raschmann in Stillings Leben (Schriften I, 443 ff.) v. Goens gemeint ist, so sind in seinem Bilde Wahrheit und Dichtung gemischt.

6) Brieven I deel (1884), Vorwort.

Die Holländer haben sich in den letzten Jahrzehnten ihres Landsmannes wieder erinnert. ten Brink hat 1869 eine Lebensbeschreibung von ihm geliefert, das Resultat eines Preisausschreibens der Utrechter historischen Gesellschaft, W. H. de Beaufort in einem ausführlichen Artikel des „Gids" Jg. 1878 (Februar und März) eine Charakteristik von v. Goens entworfen. Beaufort hat auch in den Werken der historischen Gesellschaft zu Utrecht Bruchstücke einer Selbstbiographie und Briefe an Goens und andere ihn betreffende Papiere veröffentlicht 1). Aber in allen diesen Publikationen ist, soviel ich ihrer habe ansichtig werden können 2), seiner Korrespondenz mit Michaelis oder seiner Beziehung zu Schlözers Zeitschriften nicht gedacht, obschon der in die kgl. Bibliothek im Haag durch die Schenkung der ihm verwandten Familiev an Alphen gelangte Nachlaß van Goens' vermutlich Spuren davon aufweisen wird. Er enthält auch einen Brief Goethes vom 31. Dezember 1794, an v. Goens in Erfurt, der ihm einen Ring mit der Bitte um Erklärung seiner rätselhaften Inschrift übersandt hatte 3). Die Lösung, die Goethe fand, ließ ihn seinen Dank in die Worte kleiden: je garde (cette relique interessante) avec plaisir et je (la) porterai en Votre souvenir sans etre anabaptiste ni trop chretien, worauf van Goens nach seinem Tagebuche zu erwidern vorhatte: je me propose de répondre à son aveu, qu'il n'est pas trop Chrétien par un autre aveu, que je mets une gloire à l'être). Goethe der ihn in Erfurt aufzusuchen beabsichtigte, schloß seinen Brief mit den verbindlichen Worten: si je ne me trompe fort, je trouverai en Vous la connoissance de plusieurs de mes connoissances et l'ami de mes meilleurs amis". Das wird teils auf den Coadjuter von Dalberg, teils auf Männer wie Lavater und Stilling zu beziehen sein.

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Die Musterung deutscher Historiker im J. 1776, wozu Goens' Anfrage den Anlaß gab, fiel in eine ungünstige Zeit. Nur einer von denen, die er nannte, trug einen großen geschichtlichen Namen davon, stand aber damals selbst noch in seinen Anfängen. Das Gestirn der beiden größern Namen, Johannes von Müller und Spittler,

1) Neue Reihe Nr. 38, 43 und 56 unter dem Titel: Brieven aan R. M. van Goens en onuitgegeven stukken hem betreffende, 3 Thle. (1884–90).

2) Die Biographie von ten Brink ist weder in Göttingen noch in Berlin. 3) Briefe (Weimarsche Ausg.) Bd. 10, Nr. 3115. Die Anmerkung S. 406 berichtigt sich nach den obigen Angaben. Der Brief wurde zuerst mitgeteilt in der Gegenwart 1875 v. 8. Mai (Nr. 19) von Wilh. Berg mit Erläuterungen aus Goens, Tagebüchern. Danach Strehlke, Goethes Briefe I (1882), S. 209.

4) Gids S. 473.

372 F. Frensdorff, eine Musterung deutscher Historiker aus dem J. 1776.

war noch nicht am historischen Himmel aufgegangen. Von Müller war nicht mehr als sein Bellum Cimbricum (1772) erschienen; erst acht Jahre später begann die Veröffentlichung der Schweizergeschichte. Spittler, gleichalterig mit Müller, steckte noch in seinem theologischen Berufe und hatte zur Zeit unsers Berichts noch nichts als seine Doktordissertation publiziert. Erst in den beiden letzten Jahrzehnten des Jahrhunderts und dem ersten des folgenden traten die Werke hervor, die allen dreien einen Platz in der Geschichte sicherten. Alle drei, der um 17 Jahre ältere Schlözer und die beiden jüngern, starben dann im Laufe eines Jahres, vom Mai 1809 bis März 1810.

Die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers

und Etwas über Rythmus.

Von

Wilhelm Meyer aus Speyer,

Professor in Göttingen.

Vorgelegt in der Sitzung vom 17. Juli 1909.

Wilhelm Brandes hat beim Jahresbericht des Herzogl. Gymnasiums in Wolfenbüttel 1905 wieder herausgegeben ein kleines Gedicht, 'Praecelso et spectabili' beginnend, welches der Bischof Auspicius von Toul um 460 an Arbogast, den Comes in Trier, gerichtet hat. Es sind 164 solche Achtsilber mit steigendem Schlusse, in Gruppen von je 4, ohne jede Rücksicht auf Quantität: also ein rythmisches Nachbild der ambrosianischen Strophe.

Die Form dieser 164 Zeilen hat seit der Arbeit von Brandes zu ziemlich ausgedehnter Diskussion Veranlassung gegeben. Denn Brandes hat bemerkt, daß in diesen Versen nicht nur im Schluß, sondern meistens auch auf der 4. Silbe der Wortaccent mit der Schablone des jambischen Vorbildes zusammenfällt (~~~~~~~~); er hat deshalb behauptet, Auspicius habe mit dem Wortaccent betonte jambische Füße bilden wollen; meine Lehre, daß die rythmischen Dichter von vornherein vor dem Schlusse keinerlei Füße gebildet hätten, sei unrichtig.

Darauf habe ich in diesen Nachrichten 1906 S. 192-229 geantwortet. Auspicius habe diese Achtsilber durch eine Caesur geteilt nach der 3. oder der 5. Silbe: 'antiquis comparabili, laetificabas antea'; da sei es unvermeidlich, daß ein Wortaccent auf die 4. Silbe falle. Daß von Manchen eine solche Caesur angewendet worden sei, zeige Prudentius, welcher 100 Jahre früher in Peristephanon V von 576 quantitirenden jambischen Dimetern volle

565 durch dieselbe Caesur geteilt habe. Daß Auspicius nicht an Accentjamben gedacht habe, beweise einmal der Umstand, daß er Verse wie 'aut rénovás aut superas' fast gänzlich gemieden habe, obwohl sie völlig richtige Accentjamben bilden, anderseits der Umstand, daß er im Anfang ebenso oft Trochaeus als Jambus setze, obwohl er mit Leichtigkeit überall hätte Jamben setzen können. Die Caesur im jambischen Dimeter lasse sich auch aus der Geschichte der Metrik begründen. Demnach habe Auspicius seine Achtsilber durch Caesur geteilt, was allerdings bemerkenswert sei; aber an Accentjamben mit bestimmten Füßen habe er nicht gedacht.

Zunächst mischte sich P. Maas ein. Er besprach in der Byzant. Zeitschrift XVII 239 meine Arbeit. Da er in den kunstreichen Strophen byzantischer Hymnen etliche Achtsilber gefunden hatte, welche die 2., 4., 6. und 8. Silbe accentuiren, und er sich in die Betrachtung der alternirenden Füße, d. h. Jamben und Trochaeen, versenkt hatte, so meinte er, auch Auspicius habe aus diesem Born getrunken und wirkliche Füße mit alternirendem Wechsel von Senkung und Hebung bilden wollen. Darauf habe ich in diesen Nachrichten 1908, S. 194-212, geantwortet. Paul Maas hat dann in der Byzant. Zeitschrift XVII, 587/91 auf meine Erklärungen erwidert; er bringt nichts sachlich Neues; nur ist er in den Sumpf persönlicher Angriffe herabgestiegen; ist's so seine Art, um so übler: meine ist's nicht.

Zuletzt hat Brandes im Rheinischen Museum (Bd. 64, 1909, S. 57-97) eine Arbeit veröffentlicht mit dem Titel: 'Die Epistel des Auspicius und die Anfänge der lateinischen Rhythmik'. Sie bekämpft hauptsächlich meine Arbeit über Auspicius und meine Ansichten über den Ursprung der lateinischen rythmischen Dichtung, leider Beides in unwissenschaftlicher Weise. Denn im ersten Teile über Auspicius, wo er es vor Allem mit der Caesur zu thun hat, erklärt er einfach, allerdings habe Prudentius von 576 jambischen Dimetern volle 565 durch die Caesur getheilt, doch das sei Zufall (S. 63). Also, wenn Auspicius von 164 Zeilen in 159 die 4. Silbe betont und nur in 5 Zeilen nicht, so ist das Absicht: wenn Prudentius von 576 Zeilen in 565 Caesur beachtet und nur in 11 nicht, so ist das Zufall. Das ist brandesische Wissenschaft.

Den andern Hinweis, daß von den richtigen Accentjamben, wie 'aut rénovás aut súperas', Auspicius nur 2 bringt (weil sie eben durch die Caesur ausgeschlossen sind), glaubt er (S. 70) damit abgethan zu haben, daß er behauptet, da solche Zeilen alle mit

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