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Akzentstudien.

Von

J. Wackernagel.

I.

Vorgelegt in der Sitzung vom 20. Februar 1909.

Gegenüber der allgemeinen Regel des Altindischen, daß bei der Gradationsbildung auf -tara- -tama- der Akzent an dem zu Grunde liegenden Nominalstamm haften bleibt, ist sehr auffällig das im RV. sechzehnmal belegte pură-táma- als Superlativ von purú- „viel“. Die Bildung ist eine Antiquität; bereits im AV. verschollen, hat sie ihr Gegenstück in pourutǝma- der avestischen Gathās. Aber mit ihrem merkwürdigen Akzent steht sie nicht isoliert da. -tara-tama- kommen im vorklassischen Altindischen selten hinter u vor, weil die stärkst vertretene und häufigst gebrauchte Klasse der -u-Stämme, die primitiven Adjektiva auf -u-, meistens mit dem an die Wurzel angeknüpften -iyas- -iṣṭha- steigern. Aus dem RV. weiß ich nur anzuführen vanku-tára- „beweglicher" (1, 51, 11), auf dessen schon von Benfey Vollst. Gr. 234 (§ 605, 6) bemerkte akzentuelle Übereinstimmung mit puru-táma- mich Oldenberg aufmerksam gemacht hat, cáru-tama- „angenehmst“ und suyáśu-tarā ,madentior in coitu". Dazu AV. 1, 34, 1a mádhor asmi mádhutarah ich bin mehr Honig als Honig“. Sonst vorklassisch, soviel ich sehe, nur noch PB. valgutamā „venustissima" und SB. bahutama- weitest". Das in der VS. neben madintama- gestellte madhúntama- aus mádhu- geht uns schon wegen des n nichts an. So spärlich die Beispiele sind, so kann doch gesagt werden, daß die einzige Gradationsbildung, bei der das Grundwort auf -u- im Akzent mit

puru- zusammengeht, mit dessen Superlativ stimmt: vankutárawie purutáma-, während die Paroxytona cáru- mádhu- suyáśu in der Gradation den Akzent des Positivs bewahren.

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Hierauf die Lehre zu gründen, daß Oxytona auf u bei sekundärer Ableitung den Ton an die erste Silbe eines normaler Weise unbetonten Suffixes abgeben können, scheint gewagt. Aber die Erscheinung wiederholt sich im Altindischen in einem zweiten Fall. Normal unbetont wie -tara- -tama- ist -mant- (vgl. z. B. v. yávamantbarhiş-mant-). Aber es heißt im RV. (vgl. Lindner Nominalbild. 137) amśumánt- von amsú- „Somastengel", rbhumánt-: rbhú- „Elfe“, ketumánt-: ketú- Helle“, kriḍumánt-: krīḍú- „hüpfend", kṣumánt- : kṣú- „Speise“, gātumánt- : gātú- „Gang“, dyumánt- : dyú- „Himmel", dhenumánt- dhenú- „Milchkuh“, nadanumánt- nadanú- Getöse", paraśumánt- : paraśú- „Beil“, paśumánt- : paśú- „Vieh“, pitumánt- : pitú- „Saft", bhānumánt- : bhānú- „Glanz“, manyumánt- : manyú„Grimm", yātumánt-: yātú- „Zauber", vibhumánt-: vibhúwaltig“, sūnumánt- : sūnú- „Sohn". Dazu kommen aus dem AV. aśumánt-: v. aśú- „schnell" und bāhumánt-: v. bāhú- „Arm“, aus der VS. rtumánt- : v. rtú- „Zeit“, aus der TS. vāyumánt- : v. rāyú- „Wind“. Ebenso wie in den akzentuierten Texten ist nach Pāṇini 6, 1, 176 -mánt- hinter Stämmen auf oxytones -- in der klassischen Sprache Regel. Dagegen nicht- oxytone Stämme auf -u- bewahren vorklassich und klassisch vor -mant- durchaus ihren Akzent z. B. RV. işu-mant-, krátu-mant-, mádhu-mant-. Danach ist bei den rigvedischen suşumánt- (Bedeutung ?) und harṣumánt„freudebringend" das nicht belegte Grundwort oxyton mit *suşú*harsú- anzusetzen. Die Parallele mit den Gradationsbildungen ist frappant; pitu-mánt- ist betont wie vanku-tára- pură-táma-, dagegen mádhu-mant- wie mádhu-tara-.

Außerhalb der Bildungen aus -u-Stämmen zeigen die Gradationsbildungen nichts Analoges, sondern lassen hinter sonstigem oxytoniertem kurzem Vokal das -tara- -tama- unbetont. So im RV. z. B. iná-tama- priya-tama- virá-tara- virá-tama- sivá-tama-, kavi-tarakaví-tama-, ný-tama- pitŕ-tama- mātŕ-tamā-. Ganz ebenso in allen andern Texten und in der klassischen Sprache. RV. 1, 32, 5a vrtrám vytratáram ist eine singuläre Entgleisung (nach v. vytra-túram?) Das oxytonierte -tará- -tamá- hinter Pronominalstämmen, in den Ordinalia nebst Zubehör und in aśvatará- vatsatará- usw. aus áśva-, vatsá- (vgl. P. 5, 3, 90 f.) ist eine Sache für sich.

Dagegen -mant- zieht auch hinter oxytonen Stämmen auf i r den Udatta an sich. Zu Panini 6, 1, 176, der dies für die klassische Sprache lehrt, stimmen die alten Texte. Bei -í- in RV. añjimánt- :

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ařjí- „Salbe“, abhiṣṭimánt- : abhişti- (neben abhiṣṭi-) „Gönner“, arcimánt- arei- „Stral“, rṣṭimánt- rşti- „Speer", nidhimánt- : nidhí„Schatz", puştimánt- pustí (nach dem RV. púşti-) „Gedeihen“ bhṛṣṭimánt-: bhṛṣṭí- „Zacke“, rayimánt-:rayí- „Reichtum", vṛṣṭimánt- : vyşti- „Regen“, śruşțimánt- : śruști- „Erhörung“, sthivimánt- : sthiví„Scheffel", svastimánt: svasti- Wolsein". Kein Grundwort ist belegt für 5, 42, 14c abdimán und udanimán „wolken- und wasserreich". Dazu aus den andern akzentuierten Texten AV. agnimánt-: v. agni- „Feuer“, jūtimánt- : v. jūtí- „das Vorwärtsdringen“, sphatimánt- v. sphati- „Mastung", hetimánt-: v. heti- Geschoß"; VS. asimánt: v. así- Schwert“, iṣudhimánt- : v. işudhí- „Köcher", VS. rasmivátī- TB. raśmivánt- v. raśmí- „Stral"; MS. sanimánt- : v. sani- „Gabe"; TB. 3,12, 2,7 (fünfmal) balimánt- : v. balí- „Abgabe" (gegenüber RV. ávi-mant- aśáni-mant- tvíşi-mant- dhúni-mantpráṣţi-mant- aus paroxytonen -i-Stämmen und gegenüber AV. ulkuṣimān aus oxytonem --Stamm). Ebenso bei -- in AV. mātṛmánt- v. matŕ- Mutter" und TS. VS. TB. SB. pitymánt(auch Kath. 9,6 [108, 12]); nur AV. XVIII zweimal pitýmant-: v. pity- „Vater".

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Dem entspricht durchaus die Behandlung des mit -mant- in Austausch stehenden -vant-. Vom Rigveda bis in die klassische Sprache (P. 6, 1, 176) hat das im übrigen tonlose Suffix den Udātta hinter oxytonem i r. Vorklassisch belegt sind im Rigveda agnivánt- : agni- „Feuer“, arcivánt-: arcí- „Stral“, rayivánt- und revánt- : rayi„Reichtum" nebst nivát- ní „nieder"; wonach vedisch aṣṭhivánt„Kniescheibe“, wenn überhaupt mit -vant- gebildet, auf ein *aşṭhízurückgehen muß, mit derselben Dehnung, die z. B. im vedischen śáktīvant- vorliegt; nyvánt-: ný- „Mann“. Gegen die Regel ist das Suffix unbetont in saptarsivant: v. saptaṛṣáyaḥ „die sieben Weisen"; aber jene Bildung ist nur AV. 19, 18, 7 belegt, also in einem Text mit ganz schlecht überliefertem Akzent. Eine wirkliche Ausnahme ist TS. tri-vat-yā „das Wort drei enthaltend" 1), sowie v. i-vant- „tantus“ ki-vant- quantus", deren Sonderstellung nicht überrascht. — Von der Ableitung aus u-Stämmen ist -vant- im Ganzen ausgeschlossen. Der einzige Beleg, vedisch und später vişŭvánt„die Mitte haltend, Mitteltag", scheint ein Grundwort *vişú- zu fordern, was gegenüber v. víṣu-rūpa- víşv-añc- auffällig ist.

Ueber den Gebrauch von -mánt- hinausgehend, aber nur weil -mant- hinter derartigen Nominalstämmen nicht erscheint, ist der

1) Ebenso trí-vant- klassisch nach V. 2 zu P. 6, 1, 176, wozu Patanjali eine bisher nicht nachgewiesene alte Textstelle mit dem Nom. pl. trivatīḥ beibringt.

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von -vánt hinter Nomina auf -án- (dies auch klassisch: P. 6, 1, 176) und hinter Einsilbern auf Konsonant (dies gegen die Grammatik). So im RV. akṣaṇvánt- : akşán- „Auge“, asthanvánt-: asthán„Knochen“, ātmanvánt- : ātmán- „Seele“, udanvánt- : udán- „Wasser", dadhanvánt dadhán- „saure Milch", dhvasmanvánt : dhvasmánVerdunklung“, pūṣaṇvánt- : pūṣán- Gottesname; im AV. āsanvánt„gegenwärtig“: āsán- „Mund“ und śīrṣaṇvánt- : v. sirşán- „Kopf“. Nach solchen Mustern ist das &. 2. des SB. gartanvánt- zu gárta„Grube" gebildet. Dagegen vedisch ómanvant- zeigt durch seinen Akzent, daß es zu óman- „Genosse", nicht zu omán- „Schutz" gehört. - Aus konsonantischen Einsilblern sind abgeleitet im RV. udvát- aus úd „auf", datvánt- aus dánt- Zahn" und padvánt- aus pad- Fuß", im AV. nasvánt- aus nas- „Nase", während mehrsilbige konsonantische Oxytona, mit Einschluß des zweisilbig gesprochenen bhás-, ihren Ton vor -vant- bewahren 1). Niemals zeigen die akzentuierten Texte -a-vánt-; über dessen angebliche Geltung in der klassischen Sprache s. unten S. 57 f.

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Am sichersten ist also die Überschiebung des Akzents bei -ú-, weil hier auch durch -tára- -táma- bezeugt. Aber unverkennbar ist sie auch bei -í- -- -án- [aus indogerm. --], die ja mit -úmorphologisch überhaupt zusammengehn. Wirkungen derselben Tendenz zeigen sich bei derartigen Stammausgängen auch sonst. Zwar so gut wie nicht in der denominativen Ableitung. Von denjenigen Suffixen, bei denen nicht wie z. B. bei -trá- -tvaná- Suffixton absolute Regel ist, lassen -tā- -tāt- -tāti- den Akzent stets (außer in v. aviratā-) auf der dem Suffix unmittelbar vorausgehenden Silbe ruhen (doch beachte S. 60), -tya- stets auf der ursprünglichen Akzentsilbe des Grundworts. Wo aber Schwanken zwischen Akzent des Suffixes und Akzent des Grundworts herrscht, wie bei -añc[sofern dies zu den Suffixen gestellt werden darf], -t(a)na-, -van-, -sa-, ist eine Ratio schwer zu erkenen, jedenfalls keine deutliche im Sinne obiger Tendenz. Wol aber ist einerseits vergleichbar, daß bei den Stämmen auf oxytones i ur vom RV. ab der Genetiv Endbetonung hat, also -inám -unám -řnám (Lanman Noun Inflection 397. 417. 430. Panini 6, 1, 177). Bei anderen Genetiven auf -nām zeigt sich im Ganzen solcher Endton nicht, insbes. nicht bei barytonen Stämmen, und in den akzentuierten Texten, was bes. bemerkenswert ist, auch nicht bei denen auf -á- -á-, also z. B. stets

1) AV. TS. TB. medasvánt- bei BR., dasselbe und RV. niyutvánt- bei Lindner Nominalbild. 148 sind Fehler für médasvant- niyútvant-; vedisch vivakván vivikván gehört nicht hierher.

devánām (über angeblich kl. devānám [?] unten S. 57 f.). Allerdings findet sich -inám auch von oxytonen i-Stämmen, aber (abgesehen von v. dhìnám śrīņām, deren Endton mit dem von dhiyám und überhaupt dem der Einsilbler zusammengehört) nur bei den devi-Stämmen und auch bei diesen nicht ausnahmslos (Lanman 398 f.); die klassische Sprache hat überhaupt hier nur -inām (P. 6, 1, 178), also hierin den vṛki-Typus vorwalten lassen (s. unten S. 57). Das -inám der devi-Stämme wird einfach dem der -í-Stämme nachgebildet sein, mit denen die devi-Stämme auch in der Bildung des Nom. Akk. Duals und Akk. Plurals fem. zusammengiengen.

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Anderseits zeigen die Komposita merkwürdige Entsprechungen. Zu pură-táma- stimmt in werkwürdigster Weise, daß in allen Kompositionsklassen, bei denen nach der allgemeinen Regel der Ton auf das Vorderglied fallen sollte, die allgemeine Regel bei Vorantritt von purú- nicht gilt, sondern in diesem Falle ausnahmslos das Hinterglied den Ton trägt. So im RV. bei den Komposita mit Hinterglied auf -tá- (Verf. Ai. Gramm. II 1, 227 § 93 ca) z. B. puru-gurtá- „vielen willkommen" puru-hutá- „vielgerufen"; bei denen mit adjektivischem Hinterglied (ibid. II 1, 239 § 96 bồ, vgl. v. Schroeder KZ. 24, 120) z. B. puru-scandrá- viel schimmernd"; in den Bahuvrihis, deren es im RV. besonders viele mit puru- gibt (ibid. II 1, 296 § 214d) und zwar hier stets mit dem ursprünglichen Akzent des Grundworts, ohne die bei den Bahuvrīhi beliebte Oxytonese nicht-oxytoner (II 1, 297 § 214 ex) z. B. puru-vira- „männerreich". Nach dem RV. weicht puru- als Ausdruck für viel" allmählich vor bahu- zurück. Aber die wenigen neuen Bildungen zeigen z. T. auch noch das alte Gesetz: AV. puru-dáma- puruvártman, abweichend AV. purú-ņāman-. — Und auch hier gehen die andern Stämme auf -ú- und die auf -í- -ý- -án- vielfach mit purúin der Akzentverschiebung zusammen.

Im Rigveda ist -tá- hinter -í- (agni- ari- kavi- tuvi-) durchaus Regel z. B. agni-taptá- „feuerglühend"; hinter -ú- -- wenigstens belegt, in bāhu-vṛktá (n. pr.!) gegenüber bāhú-cyuta- „vom Arm gefallen" bāhú-dhūta- „mit den Armen geschüttelt" dyú-bhakta- „vom Himmel zugeteilt" babhrú-dhūta- „von Babhru durchgeschüttelt"; in pitr-vittá- „von den Vätern erworben“ gegenüber mātý-mṛṣṭa- „von der Mutter geputzt“ ný-dhūta- „von Männern geschüttelt“ ný-şüta„von Männern angetrieben"; in vibhva-taṣṭá- „von einem tüchtigen Meister (vibhván-) gezimmert“. Dies ist um so bedeutsamer, als im Rigveda sonst (abgesehen von dem Personennamen indrotá-) vor einem Verbaladjektiv auf -ta- ein nominales Vorderglied stets den Ton behält. Nach dem Rigveda verschiebt sich die Grenze in

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