[Bl. I S2] 15 [Bl. I S. 3] [Bl. I S. 4] Weit durch die Himmel fliegt, zum Sitz Aus seinen Augen strahlt die Glut von Adlerblicken, seinem Thron 20 Und drückt' ihn an die Brust - Willkommen, o mein Sohn! 25 Und das Entzücken schwebt von ihm in alle Wesen Die Gottheit fließ' in dich mit diesem Vater Kuß! Die Götter all' und die Göttinnen Zum Nektarhayne hin, der über Rosen blüht, Der kleinen Amoretten Schaar 30 Kam vor der Liebesgöttin hergeflogen, Und Juno wurde von dem schönsten Pfauenpaar, Man zärtlicher, als sonst, erscheinen. 35 Die Musen kamen von des Pindus Lorbeerhaynen, Apollo, Bacchus, Mars- und jeder Gott war da. Nun führt ihn Zevs an seiner Rechten Trat ich in diesen Busch nach der Giganten Streit 45 Und steigt auf seinen Thron, Und wirft, indem er trinkt, zehn Donner durch - die Sphären Bis in die letzten Pole schmetterte der Ton Und hallte jubelnd wieder. Nun kniete Herkules vor seiner Feindin nieder 50 Ergriff die zarte lilienweiße Hand Und küßte sie, und sprach: „iezt irrt' ich unbekannt [Bl. II S. 1] Bl. II S. 2] Vielleicht am stygischen Gestade Und seufzte bei den Furien um Gnade, Wenn du mir nicht als Kind schon Drachen zugesandt, 55 Um meine Brust mit diesem Muth zu stählen, Die Löwenkämpfe, statt der Wollust zu erwählen. „ Und Juno wand mit sanftbeschämten Wangen Die Götterfüsse wurden alle Tanz Und jeder eilete den Helden zu umpfangen. Aus seinen kühnen Adleraugen flog Ein brennend Feuer in die Herzen der Göttinnen, 65 Das sie an seinen Busen zog; Minerva suchte selbst den Helden zu gewinnen. Die Knospe des Entzückens gieng Und jeder Göttin Seele bebte. Mit Venus Lippen auf, dieß süsse Lächeln schwebte 70 Um ihren Mund, das immer Herzen fieng. Ihr Auge war benetzt mit dieser Spur von Thräne, Worinnen Unschuld schwimmt, und reizet Lüsternheit - 75 Schon ist ihr Sieg gewiß; kein Blick geht fehl, und trift Den Mittelpunkt von dieses Helden Herzen, In dem ihr Mars, Adon und Zevs vereinigt schien; 80 Die Liebesgötter scherzen Und jede Göttin zürnt, kam aus der Myrthen Grün, Mit Psychen Hebe hergegangen Auf ihren Rosenlippen schien 85 Der erste Traum von Küssen zu entstehen, Als sie den neuen Gott gesehen. Vom großen Donnerschlag ward sie herbeygeführt. 90 Von denen jede Welt dereinst regieret wird. [Bl. I S. 3] [Bl. I S. 4] Weit durch die Himmel fliegt, zum Sitz Aus seinen Augen strahlt die Glut von Adlerblicken, sprang Zevs von seinem Thron 20 Und drückt' ihn an die Brust - Willkommen, o 25 Und das Entzücken schwebt von ihm in alle Wesen Die Gottheit fließ' in dich mit diesem Vater Kuß! Ein süsses magisches Verlangen zieht Die Götter all' und die Göttinnen Zum Nektarhayne hin, der über Rosen blüht, Wo klare Bäche durch die Blumen rinnen. Der kleinen Amoretten Schaar 30 Kam vor der Liebesgöttin hergeflogen, Und Juno wurde von dem schönsten Pfauenpaar, Man zärtlicher, als sonst, erscheinen. 35 Die Musen kamen von des Pindus Lorbeerhaynen, Zu den versammelten Olympus Mächten 40 „Dies ist der junge Jupiter der Erde! Mit dieser siegenden Gebehrde Trat ich in diesen Busch nach der Giganten Streit Er soll wie wir den Nektarbecher leeren. " 45 Und steigt auf seinen Thron, Und wirft, indem er trinkt, zehn Donner durch die Sphären Bis in die letzten Pole schmetterte der Ton Und hallte jubelnd wieder. Nun kniete Herkules vor seiner Feindin nieder 50 Ergriff die zarte lilienweiße Hand Und küßte sie, und sprach: „iezt irrt' ich unbekannt [Bl. II S. 1] {Bl. II S. 2] Vielleicht am stygischen Gestade Und seufzte bei den Furien um Gnade, Wenn du mir nicht als Kind schon Drachen zugesandt, 55 Um meine Brust mit diesem Muth zu stählen, Die Löwenkämpfe, statt der Wollust zu erwählen. " Und Juno wand mit sanftbeschämten Wangen 60 Indeß die Musen seine Thaten sangen. Die Götterfüsse wurden alle Tanz Und jeder eilete den Helden zu umpfangen. Aus seinen kühnen Adleraugen flog Ein brennend Feuer in die Herzen der Göttinnen, 65 Das sie an seinen Busen zog; Minerva suchte selbst den Helden zu gewinnen. Die Knospe des Entzückens gieng Und jeder Göttin Seele bebte Mit Venus Lippen auf, dieß süsse Lächeln schwebte 70 Um ihren Mund, das immer Herzen fieng. Ihr Auge war benetzt mit dieser Spur von Thräne, Mit dieser seelenlichten Feuchtigkeit, Worinnen Unschuld schwimmt, und reizet Lüsternheit — 75 Schon ist ihr Sieg gewiß; kein Blick geht fehl, und trift Den Mittelpunkt von dieses Helden Herzen, In dem ihr Mars, Adon und Zevs vereinigt schien; 80 Die Liebesgötter scherzen Und jede Göttin zürnt, kam aus der Myrthen Grün, Mit Psychen Hebe hergegangen Auf ihren Rosenlippen schien 85 Der erste Traum von Küssen zu entstehen, Vom großen Donnerschlag ward sie herbeygeführt. 90 Von denen jede Welt dereinst regieret wird. 95 Und beyde hatten ihr ein Röschen abgebrochen, Im Taumel seiner Schwärmerey geschlungen, Der Sinnen Liebe war ihr ein verächtlich Spiel. [Bl.IIS.3] 100 Empfindungen von höherem Gefühl, [Bl. II S. 4] Als er empfand bey seinen Dejaniren, Die nicht verschwinden nach genoßner Lust, Mir doch zur ewigen Gespielin geben! Ich kann nicht ohne sie in euerm Himmel leben. 110 Auf ihren Wangen blüht sein Glück In Rosen auf, und Zevs und Juno winden --- In einen Kuß zerrann des Himmels schönstes Paar, 115 Und um sie blitzten lichte Liebesflammen Der ganze Himmel war bey ihrem Sieg erfreut; Das Schicksal die Unsterblichkeit, 120 Und setzte sie zur Charitinn der Jugend. Ihr schönsten Kinder der Natur O laßt euch doch durch keinen Schwur Durch keines Gottes Zauberey verführen 125 Ach! ihn ersetzt der Venus Gürtel nicht; Die Rose welkt, und wenn die schönste Hand sie bricht. Der die Göttinnen seufzen macht, 130 Dass sie für Heben mit ihm in die Schatten irrten. W. Heinse. [radiert, doch deutlich lesbar.] |