Imágenes de páginas
PDF
EPUB

Berei

XXIX.

Merseburg.

(Bisthum.)

Wereits zur Zeit des Kaisers Heinrich I. war zu Merseburg Abtei und Kirche, aber erst Otto der Große stiftete um 968 das Bisthum, und widmete die neue Cathedrale, welche aus einem eben begonnenen kaiserlichen Palast entstand, Johannes dem Läufer und dem heiligen Laurentius, zum Andenfen an seinen Sieg über die Ungarn am 10. August 955, dem Gedächtnißtage des genannten Heiligen. Die Bischöfe haben mit kaiserlicher Genchmigung landesherrliche Befugnisse, wie das Markts, Münz- und Zollrecht ausgeübt, wahrscheinlich auch die Erbgerechtigkeit über die Stadt Merseburg erhalten; wann ihnen jedoch Schloß und Amt daselbst zu Theil geworden, ist unbestimmt. Man vermuthet, daß es vor dem zwölften Jahrhundert nicht geschehen. Im Uebrigen hatten die Bischöfe die Schußhoheit des Hauses Meißen anzuerkennen, und waren also keine Reichs- sondern Landstände, obschon sie den Titel,,princeps" führten. Zwar erlangten die Bischöfe, daß sie seit 1521 als wirkliche Reichsstände in die Reichsmatrikel aufgenommen wurden, da Adolf von Anhalt die Landeshoheit des Hauses Sachsen nicht mehr anerkennen wollte, allein schon Siegismund von Lindenau mußte fich (1539) zu einem Revers bequemen, daß die bischöfliche Reichsstandschaft die sächsische Oberhoheit nicht alterire, und wenige Jahre nachher war von feiner Reichsunmittelbarkeit der Bischöfe mehr die Rede. Freilich war es mit Leßteren überhaupt bald vorbei, da das Hochstift eine Beute der lutherischen Kirchenverbesserung und der Administration des Kurhauses Sachsen wurde (1561). Da Leipzig zur geistlichen Jurisdiction des Bisthums gehörte, waren die Bischöfe seit Gründung der dortigen Universität kraft einer Bulle des Papstes Alerander V. immerwährende Canzler derselben. Auch bestimmte Papst Johann XXIII., daß zwei Merseburger Canonicate mit zwei Profeffuren der Leipziger Juristenfacultät beständig verknüpft sein soll

Archidiaconen traten urkundlich erst im dreizehnten Jahrhundert hervor. Mehr als zwei scheinen den Bischöfen in der Ausübung der geistlichen Gerichtsbarkeit nicht assistirt zu haben,

Eine genaue Abgrenzung des ursprünglichen Sprengels des Bisthums, das unter der geistlichen Überaufsicht der Erzbischöfe von Magdeburg stand, ist nicht mehr möglich. Im Allgemeinen umfaßte er auf dem linken Saalufer einen Theil des Hassegaus mit dem dazu gehörigen Friesenfeld, auf dem rechten Saalufer reichte er theils bis an die Mulde, theils über die Mulde hinaus. Bischof Hildeward von Halberstadt hatte bekanntlich zur Errichtung des Bisthums den Strich Landes zwischen dem Willerbach, dem salzigen See, der Saale, Unstrut und Helme bis Wallhausen abgetreten. Zu Anfang des sechszehnten Jahrhunderts ist das Hochstift, das übrigens weder in kirchlicher noch politischer Hinsicht eine große Rolle gespielt hat, in folgende fünf Aemter eingetheilt, denen wir sämmtliche Ortschaften beifügen.

I.

Amt Merseburg,

mit der gleichnamigen Stadt und den Dörfern, welche in die auf dem Gefilde und in der Aue geschieden wurden: Azendorf, Benndorf, Ober- und Niederbeuna, Bischdorf, Blösien, Bündorf, Burgstaden, Obers und Nieder-Clobicau, Collenbey, Collenberg, Corbetha, Creypau, Döllnig, Dörstewiß, Fährendorf, Ober- und Unter-Frankleben, Geusa, Göhlitsch, Kirchdorf, Knapendorf, Körbisdorf, Kößschen, Kriegsdorf, Ober- und Nieder-Kriegstädt, Lennewiß, Leuna, Liebenau mit Schloß, Löpiz, Löffen, Meuschau, Milzau, Naundorf, Ockendorf, Ostrau, Poppis, Porbis, Prezsch, Reipisch, Rössen, Runstädt, Schkopau, Schladebach, Spergau, Tragart, Trebnig, Wallendorf, Wölkau, Nieder- Wünsch, Wünschendorf, Wüsteneuzsch, Zscherben.

II.

Amt Lüßen,

mit Schloß und Stadt Lüßen, dem Städtchen Mark-Ranstädt, dem Flecken Eisdorf und den Dörfern: Baldiz, Bößdorf, Bothfeld, Klein - Corbetha, Deliz, Döhlen, Dürrenberg, Ellerbach, Eythra, Frankenheim, Gärniß, Groß und Klein-Goddula, Groß- und Klein-Görschen, Groß- und KleinGöhren, Gostau, Hohenlohe, Kaja, Kauern, Keuschberg, Kißen, Kölzen, Közschau, Kulkwitz, Lehna, Lindenau, Löben, Meuchen, Meyhen, GroßMiltig, Michliß, Mödeniz, Moschwiß, Knaut- und Lind-Naundorf, Nempig, Debles, Deglißsch, Peißen, Pissen, Plagwiß, Pobles, Priestäblich, Quesit, Räviz, Ragwiß, Rahna, Rampiß, Rehbach, Rodden, Röcken, Scheidens, Schkeutbar, Schfölen, Schkorlopp, Schlechtewiß, Schweswiß, Seebenisch, Segel, Sittel, Söhsten, Sössen, Starsiedel, Stößwiß, Teudih, Thalschüß, Thefau, Throniz, Tollwiß, Tornau, Vesta, Wißschersdorf, Zißschen, Zölschen, Klein-Zschocher.

III.

Amt Zwenkau,

mit Schloß und Städtchen gleiches Namens und dem Pfarrdorfe Zeschwig.

IV.

Amt Skeudis (Schkeudig)

mit dem gleichnamigen Städtchen und den Dörfern: Altscherbiß, Barneck, Beudig, Böhliz, Breitenfeld, Burghausen, Cursdorf, Groß- und KleinDölzig, Dölkau, Ehrenberg, Ennewiß, Ermliz, Göhren, Gundorf, Hänichen, Haina, Horburg, Kölsa, Közschliß, Leuzsch, Klein-Liebenau, Lindenthal, Lüzschena, Maslau, Groß- und Klein- Modelwig, Mörigsch, Oberthau, Papiz, Quasniz, Rasniz, Rögliz, Rübsen, Rückmarsdorf, Schönau, Stameln, Wahren, Wegwiß, Wehliz, Weßmar, Groß- und Klein-Wiederißsch, Zöschen, Zscherneddel, Zschöchergen und Zweimen.

V.

Amt Lauchstädt

[ocr errors]

mit den Städtchen Lauchstädt (nebst Schloß) und Schafstädt, und den Dörfern: Angersdorf, Benkendorf, Ober- und Unter Beuchliß, Cöffeln, Cracau, Dölig am Berge, Groß und Klein- Gräfendorf, Hohenweiden, Holleben, Klein- Lauchstädt, Möst, Neßschkau, Neukirchen, Passendorf, Rasch wiß, Rathmannsdorf, Reinsdorf, Rockendorf, Röpzig, Schadendorf, Schlettau, Schotterei, Strößen, Ober- und Unter-Leuschenthal und Wertherthau.

In den Orten dieser fünf Aemter, welche gesperrt gedruckt sind, übten die Merseburger Bischöfe nur landesherrliche Rechte aus, in geistlicher Beziehung standen sie unter dem Episcopat Halberstadt. Dagegen gehörten noch zum geistlichen Sprengel Merseburgs: Borna, Eilenburg, Frohburg an der Wiehra, Grimma, Laufigk, Leipzig, Liebertwolkwiß, Pegau, Penig, Rochlis, Rötha, Taucha und Weißenfels mit den umliegenden Orten. Die Merseburger Diöcese hatte mithin das Hochstift Magdeburg und die Bisthümer Halberstadt, Meißen und Naumburg zu Grenznachbarn.

Zum ersten Bischof ernannte Kaiser Otto den Benedictiner

Boso, der von adligen Eltern in Baiern abstammen soll, Mönch im Kloster St. Emmeram bei Regensburg, dann kaiserlicher Caplan und Pfarrer zu Zeiz gewesen, als welcher er durch Erbauung eines Dorfes und steinernen (?) Gotteshauses vor Zeiz den Grund zum späteren Kloster Bosau legte. Er predigte den Wenden das Evangelium, verfaßte auch in ihrer Sprache eine Anweisung zum Unterricht im Christenthum. Da sie die Formel Kyrie eleison Kri olsa oder Y reu jolsa (auf dem Acker steht eine Else), oder Kyr jä we lässä (im Walde steht ein Hahn) aussprachen, erschien ihnen Boso's heilige Angelegenheit als etwas, mit dem man seinen Spott treiben dürfe. Der Kaiser beschenkte ihn angeblich mit etlichen Dörfern, wie Hilpertig (Rippach zwischen Weißenfels und Lügen) und Magdeborn in der Leipziger Gegend bei Rötha; daß er aber, wie Brotuff schreibt, die kaiserliche Burg in Merseburg empfangen, beruht auf

Ebeling, die deutschen Bischöfe. II.

16

einem Irrthum. Boso starb am 1. November 970 auf einer Reise nach seiner Heimat Baiern. Sein Leichnam ward vor dem Hauptaltare im Merseburger Dom beerdigt.

Nun übertrug Otto der Große das Bisthum an

2. Gifilar, der im Juni 971 vom Erzbischofe Adelbert I. die bischöfliche Weihe empfing. Er war adligen Herkommens und kaiserlicher Caplan. Gleich bei Uebernahme des Stifts schenkte ihm Otto I. das Dorf Nerchau (Nirichua, Nerichowa) jenseits der Mulde oberhalb der Stadt Grimma, wozu Otto II. 3wenkau (974), Mackenrode im Nordhäuser Kreise (977), Ahtenfeld und Lengefeld bei Sangerhausen und andere Güter fügte (980). Ferner überließ er ihm den Judenschuß, die Zoll-, Marktund Münzgerechtigkeit in Merseburg und den Wildbann zwischen der Saale und Mulde in den Gauen Suifili und Plisni. Nach dem Tode des Magdeburger Erzbischofs Adelbert I. (21. Mai 981) wußte Gisilar dessen erledigten Stuhl, und die päpstliche Genehmigung zur Zertheilung des Bisthums Merseburg zu erlangen, das nun zu einer Abtei herabsank. (Siche Bb. I. S. 446 und S. 4 ff. dieses Bandes.)

Am 4. März 1004 sprach Kaiser Heinrich II. die Wiederherstellung des Bisthums Merseburg aus, und ernannte seinen Caplan

3. Wigbert zum Bischof. Die Rückgabe der entrissenen Stiftsgüter erfolgte indessen nur langsam, wie wir schon aus dem Leben der Erzbischöfe Dagino und Gero von Magdeburg wissen, ja Mehreres, namentlich der Meißen zu Theil gewordene Landstrich, in welchem die Dörfer Wiesa bei Chemniß und Lastau bei Coldig lagen, fam nie wieder an das Bisthum zurück. Wigbert stammt aus einer vornehmen Familie Ostthüringens, und war ein Schüler des gelehrten Canonicus Dtrich, den das Domcapitel in Magdeburg zum Nachfolger des Erzbischofs Adelbert I. bestimmt hatte, der aber den Intriguen Gifilar's weichen mußte. Gifilar nahm Wigbert in seinen Dienst, machte ihn zum Erzpriester, entzog ihm jedoch auf heimliches Anstiften feindseliger Menschen seine Gunst, so daß Wigbert es vorzog als Caplan in Heinrich II. Dienste zu treten, der ihn zum Bischof von Merseburg beförderte. Er bewies sich als eifriger Heidenbekehrer, zerstörte den heiligen Hain Zutiburi, und baute daselbst dem Märtyrer Romanus zu Ehren eine Kirche. Er begründete die Stiftsbibliothek, brachte mehrere Güter zum Bisthum, und verschied am 24. März 1009 (nicht 1012).

4. Ditmar war ein Sohn des Grafen Siegfried von Walbeck, geboren am 25. Juli 976. Er hatte drei Jahre lang im Kloster Bergen Erziehung und Unterricht genossen, wurde dann (1002) Propst zu Walbeck wie auch Domcapitular zu Magdeburg, und auf Empfehlung seines Gönners, des Erzbischofs Dagino von Magdeburg, 1009 von Heinrich II. zum Bischof von Merseburg ernannt. Er stand seinem Bisthum redlich und thätig vor. Mehrere demselben entzogene Güter brachte er durch Vermittelung des Kaifers zurück, andere hinzu. Im Jahre 1013 schenkt ihm Heinrich ein Erblehn zu Azmenstedi (Azendorf?); 1017 das Gut Rögliß, wie die Kirchen in dem damals noch unbedeutenden Orte Leipzig, in Delz schau und Geusa. Die Landeshoheit über Leipzig brachte der Markgraf von Meißen lehnsweise 1174 an sich. Im Jahre 1015 erlangte Ditmar vom

Magdeburger Erzbischof Gero die geistliche Jurisdiction über die Städte Skeudig, Cöthen, Wurzen und Püchen und zwei Dörfer. Mit der weiteren Herausgabe ehemals Merseburgscher Stiftsgüter hielt er den Bischof hin. Der Bruder Ditmar's vercignete dem Bisthum das Dorf Tundersleben, drei Meilen von Magdeburg, das 1233 an das Johannesstift in Magdeburg verkauft wurde. Ditmar selbst schenkte seine Erbdörfer Eisdorf und Heslingen. Sonst hatte er die Freude einen Neubau des Domes zu erleben (1015), dessen Einweihung freilich erst zwei Jahre nach seinem Tode, am 1. October 1021 erfolgen konnte. Auch nahm er thätigen Antheil an dem Kriege des Kaisers gegen den Herzog Boleslaus den Kühnen. Ueber das Jahr seines Todes schwanken die Angaben, doch ist unbestreitbar, daß er am 1. December 1019 von dieser Welt abgeschieden und im Dom zu Merseburg begraben worden. Nach seiner eigenen Aussage war er von Person sehr klein, und auf der linken Wange in Folge einer beständig anschwellenden Fistel verzerrt. In der Kindheit hatte er sich auch das Nasenbein zerschlagen und dadurch ein lächerliches Ansehn bekommen. Vornehmlich bekannt ist er geworden durch eine Chronik in lateinischer Sprache, welche aus acht Büchern besteht, die er im vierzigsten Jahre seines Lebens zu schreiben begann. Er hat darin hauptsächlich die Thaten der sächsischen Kaiser von Heinrich I. bis Heinrich II. erzählt. Der Werth dieses Geschichtswerks stellt sich in den einzelnen Büchern sehr ungleich dar. Im Allgemeinen ist der Verfasser wahrheitsliebend und höchst offenherzig. Aber er vermag nicht sich über die herrschenden Vorurtheile seiner Zeit zu erheben, und ist dem ganzen damaligen Wahnglauben ergeben. Unflarheit und Weitschweifigkeit machen sich oft unangenehm geltend, sein Latein, hin und wieder mit Citaten aus Horaz, Lucan, Statius und andern Classikern aufgepußt, sehr trivial, und die Zeitangaben sehr mangelhaft. Als Zeuge und Zeitgenosse vieler Begebenheiten wird Ditmar zwar wohl eine Haupts quelle bleiben, auf welche man bei der Geschichte der sächsischen Kaiser zurückblickt, dennoch aber ist diese Chronik für unsere Zeit von nur untergeordnetem Werthe, und streng genommen zu entbehren. Die erste Ausgabe erschien von Reineccius (Frankf. 1580. Fol.), die zweite von Mader (Helmft. 1667. 4.), eine dritte von Leibniz (Script. rer. Brunsvicensium 323-427), die beiden besten Ausgaben jedoch sind von Wagner (Nürnb. 1807) und Lappenberg in den Monument. Germaniae hist. ed. Pertz, V. 723-871. Deutsche Uebersehungen hat man von Hahn (Leipzig 1606, Fol.), eine weit bessere von Ursinus (Dresden 1790), und eine sehr sorgsame von Lappenberg in den Geschichtschreibern der deutschen Vorzeit (Berl. 1848).

5. Bruno ist angeblich ein geborner Graf von Walbeck, mithin ein Verwandter Ditmar's, wahrscheinlicher aber dem baierschen Herzogsstamm entsprossen und ein Verwandter des Kaisers, der ihn zum Bischof ernannte. Er wird als ein gelehrter und frommer Herr gerühmt, der sich des Stifts und der Unterthanen treulich angenommen. Er starb am 8. August 1040.

6. Hunold, ein Thüringer und bisher Domherr zu Halberstadt, weihte den Dom am 29. Juni 1042 nochmals ein, da ein wiederholter Einsturz des Gewölbes über dem hohen Chor den Bau von zwei Thürmen nöthig

« AnteriorContinuar »