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XLII.

Salzburg.

(Erzstift.)

Das unmittelbare Erzstift Salzburg, wie es sich im 16. Jahrhundert darbietet, grenzte gegen Morgen an Steiermark, gegen Mittag an Kärnthen, gegen Abend an Tirol und Berchtesgaden, gegen Mitternacht an Baiern. Die Größe desselben betrug in der Länge und Breite ungefähr 18 deutsche Meilen. Die Hauptstadt ist Salzburg; von anderen städtischen Orten darin nennen wir Laufen an der Salza, Tittmoning, Hallein und Radstadt an der Ens; von Marktflecken sind aufzuführen Teisendorf, Waging, Dengling, Straßwald, Neumark, Seekirchen, Koppl, St. Aegidii, Küchl, Golling, Abtenau, Bischof hofen, Goldeck, St. Veit, Darenbach, Zell, Salfelden, Lofer, Hopfgarten, Windisch- Matray, Mittersil, Raus ris, Geissern, Gastein, St. Johann, Wagrain, Mautern dorf, St. Michael und Taubsweg; von Schlössern und Vesten: Hohen-Salzburg, Klesheim, Staufeneck, Raschenberg, Altenthan, Lichtenthan, Neuhaus, Turn, Wartenfels, Hüttenstein, Glaneck, Werfen, Lichtenberg, Itter, Mitter. fil, Großarl, Mosheim. In Unter- Desterreich besaß das Erzstift die Aemter Traßmaur und Arnsdorf; in Ober- Desterreich Sanct Wolfgang; in Steiermark Petau, Pairdorf, Vonsdorf, Landsberg, Haus und Greming; in Kärnthen das Amt Stall, die Städte Friesach und St. Andre, die Herrschaft Gmünden (seit 1564 nicht mehr), die Herrschaft Rauchenka iz, und die Marktflecken Sachsenburg, Feldsberg, Altenhofen, Hüttenberg und Guttåring; auf bairischem Gebiete die Stadt Mühldorf (Mülldorf) und die Herrschaft Mattsee. Die Propstei Berchtesgaden mit ihrem Gebiete war von 1387 bis 1404 der erzbischöflich falzburgschen Tafel einverleibt; im leztgenannten Jahre wurde ihre alte Verfassung wieder hergestellt, und 1455 erklärte sie der Papst der bisherigen Gerichtsbarkeit der Erzbischöfe Salzburgs ledig und ihm selbst unmittelbar unterworfen. Die kirchliche Eintheilung des Erzstifts in Archidiaconatkreise ist uralt. Mönchsorden hat es bis zum

Ausgange des 16. Jahrhunderts keine andern als regulirte Augustiner und Benedictiner gehabt. Erst Johann Jacob rief die Franziskaner herbei.

Die Erzbischöfe waren geborne Legaten des päpstlichen Stuhles, die beiden ersten Bischöfe schon principes und ihre Nachfolger unmittelbare Fürsten des heiligen römischen Reichs mit Sig und Stimme in den Reichsversammlungen, Directoren des Reichsfürstenrathes, bis 1555 alleinige Directoren im baierschen Kreise, waren frühzeitig im vollkommensten Besiße der Landeshoheit, und erstreckten ihre geistliche Obergewalt über die Bisthümer Freisingen, Regensburg, Passau, Briren, Gurk, Chiemsee, Seckau und Lavant. An ihrem glanzvollen Hofe finden wir die bekannten vier Erbämter eines Marschalls, Schenken, Kämmerers und Truchsessen. Ihre Einkünfte erreichten bisweilen die Höhe von 3 Millionen Thalern; im Jahre 1560 betrugen sie indeß nur 234,000 Thaler, sind aber weder vorher noch nachmals dermaßen reducirt gewesen.

Ehe wir nun der einzelnen geistlichen Fürsten gedenken, thun wir einen Blick in die Entstehung des Erzstifts.

Auf die Einladung des frommen Baiernfürsten Theodo II. war Sanct Rupert, Bischof von Worms (f. daselbst), nach Regensburg gekommen, um in Baiern die allgemeine Annahme des Christenthums zu fördern, und erhielt die Erlaubniß sich zur Erbauung einer Kirche einen geeigneten Ort auszusuchen. Er durchwanderte das Land bis nach Unterpannonien, und ließ sich auf dem Rückwege am Wallersee (Walarium), jezt Seekirchen nieder, baute dort zu Ehren des Apostels Petrus eine Kirche, und bekam vom Hers zog Theodo einige Güter und Leute für sie. Seine Missionsreisen fortseßend fand er in dem wunderbar schönen Thale der Salzach, da wo dieser Fluß von den Alpen herabkommend der Ebene sich zuwendet, am Fuße der schneebedeckten Hochgebirge bewunderungswürdige Trümmer der alten römischen. Juvavia, die noch unter Moos und Moder Zeugniß gaben von der ehemaligen Herrlichkeit der Stadt. Rupert, von alten Erinnerungen und der Schönheit der Natur ergriffen, eilte zu dem Herzoge mit der Bitte ihm auch diesen Plaz zum Kirchenbau zu überweisen, und mit der größten Bereitwilligkeit schenkte ihm dieser den Ort sammt mehr denn zwei Meilen Landes in's Geviert. Auf den Trümmern Juvavias erbaute Rupert die schöne Peterskirche und ein Kloster seines Ordens. Zur Beseßung deffelben holte er aus seiner Heimat Worms zwölf Schüler nebst der Jungfrau Erendrud herbei, welche in späteren Nachrichten als seine Nichte gilt, und legte für leztere auf dem Berge, der früher als römische Befestigung gedient hatte, ein Nonnenfloster an. Dies geschah 696, und war damit der Anfang zum späteren Erzstift Salzburg gemacht. Von einem Bisthum kann jezt noch gar nicht die Rede sein. Die sofortige Errichtung eines solchen ist nicht nur mit Nichts zu erweisen, sondern steht sogar mit andern unumstößlichen Thatsachen im Widerspruche. Vor dem Jahre 739 fönnen uns wohl Aebte von Salzburg, immerhin mit bestimmter Güterverwaltung, doch ohne Regierung einer bestimmten einheitlichen Diöcese, welche ihre Einreihung in das Episcopatsregister allenfalls rechtfertigen möchte, und durchaus feine ordinirten Bischöfe nachgewiesen werden. Rupert bereiste übrigens das Land noch weiter, predigte und errichtete Gotteshäuser, kehrte dann auf seinen Bischofssiß nach

Worms zurück, und kann dort weder früher noch später als 715 geftorben sein.

Alles was sich zur Salzburger Kirche hielt, was ihr Theodo, dessen Nachfolger und andere Baiern an Gütern im Salzburggau, Attergau, Pinzgau, Matagau, Chiemgau, Isengau, Pongau, Trungau, Donaugau und Filsgau geschenkt hatten, das richtete erst Bonifacius 739 zu einem bischöflichen Sprengel ein, und verordnete ihm den ersten wirklichen Bischof:

Johann, den Papst Gregor III. confirmirte. Er war vermuthlich ein Gefährte des Apostels Bonifacius, britischer Herkunft, und ist wahrscheinlich 743 gestorben.

2. Virgil soll einem alten irländischen Geschlechte entsproffen, nach Frankreich gegangen, bei Pipin in Chiersy zwei Jahre geblieben, und von diesem dem Herzog Odilo für den Salzburger Bischofsstuhl empfohlen worden sein. Hier hat er 22 Jahre lang in der Eigenschaft eines Abtes zu St. Peter den Sprengel regiert, weil er sich so lange weigerte die bischöfliche Weihe anzunehmen. Weshalb ist nicht zu ermitteln; Rettberg meint, Zwist mit Bonifacius möge die Hauptursache gewesen sein, gegen welchen er als Brite wohl die ältern Formen seiner vaterländischen Kirche durchzuführen suchte; nur gab er dabei den Zuständen auf dem Continente infofern nach, daß er sich nicht zu sämmtlichen bischöflichen Functionen drängte, sondern dafür seinen mit den bischöflichen Weihen versehenen Landsmann Dobda gebrauchte. Seine Streitigkeiten mit Bonifacius find in zwei Fällen vor den Papst gelangt. Zuerst, als ein unwissender Priester in nomine patria et filia et spiritua sancta getauft hatte (f. II. 143), verlangte der deutsche Apostel eine neue richtige Laufhandlung. Virgil verweigerte sie und erhielt in Rom Zustimmung für seine Gründe. Drei Jahre später (748) klagte Bonifacius in Rom, daß Virgil ihm Feindschaft bei dem Herzog Odilo zu erregen suche, wovon der Papst sich jedoch nicht überzeugen konnte. Bes denklich erschien jenem auch eine Aeußerung Virgil's, wonach dieser Antipoden statuiren mochte, was Bonifacius als eine Welt auffaßte, die von Christus noch nicht erlöst worden (II. 144). Im Jahre 766 ließ sich Virgil die bischöflichen Weihen ertheilen, erbaute eine Cathedrale (767-784), und regierte das Bisthum nach wie vor auf das Kräftigste bis zu seinem (im November?) 784 erfolgten Tode. Auf die Befehrung der benachbarten Slaven war er durch Aussendung von Missionaren und durch Verbindung mit dortigen Fürsten bedacht.

I. (3.) Arno, früher Priester zu Freifingen, dann Mönch und Abt des Klosters St. Amand in Elnon an der Scarpe im heutigen Belgien, wurde wahrscheinlich durch den Herzog Tassilo zu Anfang des Jahres 785 zum Bischof von Salzburg ernannt. Er fand in seinem unmittelbaren Sprengel bereits 64 Kirchen vor. Nach dem Beispiele seines Vorwesers sandte er ebenfalls mehrere Missionare nach Karantanien, um das Bekehrungswerk daselbst fortzusehen, wodurch Salzburg das Recht erwarb, das Land mit seiner Diocese zu verbinden. Weitere Vergrößerung wurde ihr durch die Eroberung von Niederpannonien zu Theil. Als Pipin, Karl's Sohn, von der Vertreibung der Avaren aus diesem Lande 796 zurückkehrte, trug er nach der von seinem Vater empfangenen Vollmacht dem Bischof Arno, welcher ihn

auf diesem Feldzuge begleitet hatte, die geistliche Obsorge für das unterworfene, zwischen der Rab, Drau und Donau gelegene Land auf, und Karl selbst, als er 803 nach Salzburg kam, bestätigte diese Verfügung seines Sohnes, und vereinigte demnach das sogenannte Niederpannonien mit dem Salzburger Sprengel. Nun bewarb sich Arno zu Rom um die Metropolie, und erhielt sie auch sammt dem Pallium 798, unterstüßt in seiner Bewerbung hauptsächlich von Karl dem Großen, der ihn wegen seiner Fähigkeiten schäßte, und ihn zu wichtigen Staatsgeschäften gebrauchte. Die für das neue Erzstift bestimmte Kirchenproving enthielt die Bisthümer Passau, Regensburg, Freisingen und Seben (Briren). Zugleich ernannte Papst Leo II. Arno zum apostolischen Legaten, welche Würde in späterer Zeit für ganz Deutschland galt. Zunächst aber erachtete sich der Patriarch von Aquileja durch die Errichtung der Salzburger Metropolie für beeinträchtigt. Karl der Große entschied den Streit 811 dahin, daß, wie die Drau in Pannonien die südliche Grenze der Salzburger Diöcese bildete, sie ebenso in Karantanien ihrem ganzen Laufe nach die Salzburger Metropolie von der Aquilejaschen scheiden sollte, so daß Alles, was von Karantanien nordwärts des genannten Flusses lag, zur Salzburger, was südwärts zur Aquilejer Diöcese gehören sollte eine Entscheidung die in Betreff der Metropolie bis in die neuern Zeiten, bis zur Aufhebung des Patriarchats von Aquileja und Erweiterung des Lavanter Bisthums durch Kaiser Josef II. ihre Gültigkeit behielt. So gelangte also damals die jeßige Steiermark nordwärts der Drau unter das Erzstift Salzburg, das füdwärts der Drau gelegene Land unter das Patriarchat und Bisthum von Aquileja. Arno hielt 799 die erste Provinzialfynode, 803 die zweite, die dritte 807; 813 war er auf einem Concile zu Mainz. Nach Karl's Tode scheint er sich von politischen Geschäften zurückgezogen zu haben. Um die Stadt Salzburg hat er sich durch Bauten fein geringes Verdienst erworben. Er errichtete die Michaelskirche, erneuerte die von Rupert aufgeführte Margarethencapelle, und, eine unvergeßliche Wohlthat, leitete den Weißbach oder die Albe durch die Stadt. Karl den Großen veranlaßte er zum Bau eines Palastes, den er den kaiserlichen Vögten einräumte, der leßte carolingsche Monarch den Erzbischöfen schenkte. Arno starb 821. Nach ihm lassen Mezger und Andere irrigerweise Ammilo nius folgen, der nur Abt zu St. Peter war.

II. (4.) Adalram, vorher Erzpriester in. Salzburg, nahm Theil an der Bekämpfung der Bulgaren, die 828 in das untere Pannonien verheerend eingefallen waren, und starb 836. Die von ihm angeblich verfaßten Schriften find weder dem Titel noch dem Inhalte nach zu erweisen.

III. (5.) Luipram (Leopram), 836 bis 857.

IV. (6.) Adalwin (Adalbin) 857 bis 873. Der bei einigen Scribenten folgende Adelbert I. hat nur in der Einbildung eristirt.

V. (7.) Dietmar I. (Theodmar) wurde im Kampfe gegen die Ungarn. 907 erschlagen.

VI. (8.) Piligrim I., gleich seinem Vorweser Erzcaplan und Erzcanzler des Königs, hatte Viel von den Einfällen der Ungarn zu leiden, erfreute fich reichlicher Schenkungen im Mürz- und Murthale, empfing zuerst (908)

alle königlichen Fiscalrechte über den gesammten Bergbau des Landes, unt verschied 923.

VII. (9.) Udalbert hatte das Erzstift bis 935 inne.

VIII. (10.) Egilolf starb 939.

IX. (11.) Herold, Erzcaplan Otto I., hatte Streitigkeiten mit Passau wegen der von diesem Stift beanspruchten Lorcher Metropolie, betheiligte sich an der Empörung Ludolf's des Schwabenherzogs gegen seinen Vater den deutschen König, ward in Folge derselben geblendet, wegen Kirchenraubes ercommunicirt und 954 abgesezt. Die Verwaltung des Erzstifts ging darauf an

X. (12.) Friedrich I., aus der Familie der Grafen von Chiemgau, über, welcher 959 als wirklicher Erzbischof bestätigt ward, indeß erst 967 zum ruhigen Besiß des Erzstists gelangte, da Herold, der im leztgenannten Jahre starb, gestüßt auf zahlreiche Anhänger zum öftern Aufstände erregte. Sonst hatte Friedrich wegen der Ansprüche Passaus auf die Lorcher Metropolie noch manche Widerwärtigkeit. Er starb 991.

XI. (13.) Hartwich, ein Graf von Sponheim aus dem Kärntnischen Lavantthale, wurde gleich seinem Vorweser von der Geistlichkeit und den Edlen einhellig zum Erzbischof erwählt, regierte bis 1024, und erhielt wegen seines unsträflichen Lebens nach seinem Tode die Canonisation. Ihm ertheilte Kaiser Otto III. 996 zuerst das Münzregal; auch empfing er zuerst Zollbefreiung für alle aus- und eingehenden erzstiftschen Güter, und die Bes rechtigung im Lande Zollstätten zu errichten.

XII. (14.) Günther, Canzler des Kaisers Heinrich II., folgte 1025 auf dem erledigten Stuhle durch einstimmige Wahl, verschied aber schon im Jahre 1026. Er hat angeblich einen Commentar über die Psalmen geschrieben, der jedoch nicht mehr aufzufinden.

XIII. (15.) Dietmar II. von Nostiz saß von 1026 bis 1041.

XIV. (16.) Balduin, 1041 bis 1060, war ein für seine Zeit sehr gelehrter Mann, Freund der Gelehrten und großer Wohlthäter der Armen.

XV. (17.) Gebhard, aus der schwäbischen Grafenfamilie von Helfenstein, vor seiner Wahl zum Erzbischof Vicecanzler Heinrich IV., war 1062 vom Papste Alerander II., welchem er wider den Gegenpapst Cadolaus eifrig anhing, als päpstlicher Stellvertreter durch ganz Deutschland erklärt worden, und in dem seit 1074 zwischen Gregor VII. und Heinrich IV. entstandenen Kampfe einer der muthvollsten Vertheidiger der Sache des Papstes und der Kirche wider den Kaiser. Im Jahre 1070 erlangte er die Genehmigung zur Errichtung des Bisthums Gurk (s. daselbft); 1074 stiftete er die Benedic tinerabtei Admont im steierschen Ensthale. Wider den Kaiser baute er drei feste Schlösser zu Salzburg, Friesach und Werfen, ward aber von diesem 1078 vertrieben und an seine Stelle Berthold Graf von Moss burg gesezt, der sich in schandvoller Wirthschaft neun Jahre behauptete. Als jedoch Herzog Welf von Baiern die Waffen wider Heinrich IV. ergriff, kam Gebhard 1087 wieder auf seinen Posten, von welchem ihn der Tod bereits im Juni 1088 abrief.

Berthold von Mosburg maßte sich nun abermals die erzbischöfliche

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