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stā ī(-), die nach 7 die überlieferten optative mit ea bez. ā ergaben.

2. Den prototypen mit à entsprechen im alem. durchstehende praesentia gān, gās(t), gāmēs etc., stān, stās(t) etc. Den prototypen mit at die fränk.-ahd. und bair. optative gē, gēs(t) etc., stě etc. (die alem. quellen gewähren nach Braunes Gr. § 383, anm. 1 nur kange, stante etc.); doch ist hier zu beachten, dass neben ge, ste der 1. 3. sg. die formen ges(t) der 2. sg., gēn, gent des pl. regelwidrig contrahierten voc. aufweisen, dessen eintritt für ei sich aber leicht begreift als die folge eines durch gē, ste veranlassten ausgleichs (dass auch die für eine vorhistorische periode anzusetzenden optativendungen der starken verba und der schwachen 1. und 3. classe, nämlich -ē, woraus überliefertes -e, und -ēs, -ēm, -ēt, -ēn, besagte ausgleichung fördern konnten, wurde bereits Beitr. 17, 561 bemerkt). Die bair. und fränk. quellen bieten neben noch seltenen (in der überlieferung meist durch gange, stante etc. verdrängten) optativen ge, ste etc. im ind. imper. inf. ger. und part. praes. e-formen, gēn, stēn, gēst, gēt, gēmēs, gēn, gēnti, stenti etc.. deren voc. auf entlehnung aus den offenbar ehemals üblicheren, kurzen optativbildungen beruht; hierneben als reste der alten a-formen im bair. selten erhaltene gām, kaat, stāt (Braunes Gr. § 383, anm. 2) und im fränk. gān, gānne, stān für die 1. sg. ind., den inf. und das ger., seltnere gāt, stāt für die 3. sg. sowie stante und gāmēs adh.; sonst auch für die 2. 3. sg. ind. (Br. i. a. §, anm. 3) geist, (gi)steist, geit, (gi)steit bei O bez. Will. II mit zur zeit, in der im opt. noch regelrechtes, anteconsonantisches ei herschte, entlehntem diphthong, der sich in diesen personsformen behauptete infolge des anklingens des auslauts derselben an is, it der normalen conjugation.

3. Die as. denkmäler haben -gān, stān inf., -gānde ger., stād, stāt 3. pl. ind. (mnd. gān, stān, ic gā, stā, se stān, gānde etc.); für die 2. 3. sg. ind. neben stād auch stēs, stēd, stēt, gēd (belege Beitr. 17, 562 und Dieters Laut- und formenl. d. altgerm. dial. § 283; vgl. auch mnd. du gäst, stāst, he gāt, stāt und stēt): aus (nicht überliefertem) opt. entlehntes ea (für ai) beschränkte sich hier auf die 2. 3. sg. und zwar durch anlass von umlauts-ea, das diesen personsformen im gegensatz zum a der andern

flexionsbildungen zukam (vgl. letid neben lätid). Einmal (M.4349) für sted erscheinendes steid kann selbstverständlich nur als ste-id gefasst werden (vgl. doit M. 5188, C. 4899 neben normalen dōd, dōt, duod, duot; der neubildung entsprechen mnd. nnd. geist, geit, steist, steit). [Betreffs der von Brugmann in IF. 15, 127 für die deutung von è und ei der 2. 3. sg. in rede stehender verba vorgeschlagenen berufung von ἄγεις, ἄγει ist zu erwägen, dass eine flexionsbildung, wie sie besagter forscher für die griech. formen annehmen und auch für das germ. wahrscheinlich erachten möchte, sich auf letzterem sprachgebiet wol kaum ausschliesslich bei den -mi-verben geltend gemacht hätte].

4. In den aonfrk. quellen begegnen gan, -gānni, -stān, -stā (imper.). Den mittelostnfrk. und mnl. denkmälern zufolge (vgl. Beitr. 17, 562) waren a-formen überall, auch im opt. und der 2. 3. sg. ind. in schwang (im opt. natürlich durch ausgleich für alte formen mit auf ai zurückgehendem laut); hierneben aber in der 2. 3. sg., den as. und mnd. e-bildungen entsprechend, steest, steet, gees, geet bez. steit, geit mit einigen ostnfrk. mundarten zukommendem diphthong (die mnl. e- und ei-formen als dialektische, eig. nur den östlichen mundarten zukommende bildungen, denn im westnfrk., wo jedes nicht vor j oder der folgesilbe stehendes ai contraction erlitt und wo langer vocal nicht, wie im ostnfrk., umgelautet wurde, fehlte der etwaige entlehnung von ea des opt. in die 2. 3. sg. ind. begünstigende factor, d. h. verwendung von durch umlaut von à entstandenen letis, -it, slēpis, -it etc.).

5. Im merc. und north. begegnet mit ausnahme des Ps. ein wildes durcheinander. Nach Sievers (Gr. § 430, anm. 3. 5): R1 ind. sg. 1. zá, 2. zás(t), 3. záþ, -đ (ein gáđ), pl. gớþ (zwei záþ), opt. sg. zá, pl. zớn (ein zán), imp. sg. zá (ein zae, d. h. zá), pl. záþ, -đ, seltener záp, đ, inf. zá, zá 2. zæst, 3. záđ, -s und zá(a)đ, -s,

R2 ind. sg.

pl. záđ, -s,

Lind. sg.

1. zά (ein zaa), opt. zaa, zá, imp. sg. zaa, pl. zá(a)đ, -s, inf. záa 1. zá, zae (zá oder záe? vgl. Sievers i. a. paragr. anm. 1), záœ, 2. zást (záð), záœs, zaes, 3. zaađ, zæð, zaeđ (zæđ oder záed?), -s, (zάeđ), pl. zaađ, zæđ, zaeđ, -s, opt. zá, zae, imp. sg. zá(a), záæ, zae, pl. za(a)đ, zaeđ, -s, inf. zaa, zœ, zae Rit. ind. sg. 1. zæ, 2. zást, 3. záð, pl. zá(a)đ, -s (ein zeœđ), opt. zæ (zae),

imp. pl. zá(a)d, inf. zaa. Die andern ags. mundarten und die sprache des Ps. haben dagegen als regel á-formen (im Ps. auch das part. zande) mit ausnahme der 2. 3. sg. ind. mit constantem œ.

Der umstand, dass zur zeit der primären vocalapo- und -synkope (vgl. Beitr. 28, 522 ff.) die drei- und mehrsilbigen formen des praesens ind. ihr -i und -e(-) der ultima einbüssten, legt die vermutung nahe, dass zu der zeit die geringe zahl der athematischen (zweisilbigen) praesentia ind., deren kurzer endvocal, mit ausnahme der 2. pl., regelrecht hätte erhalten bleiben müssen, ihr und -e- ebenfalls verklingen liessen (die 1. sg. mit -m für -mi nach dem muster von -s, -þ für -si, -þi, sowie durch anschluss an -om schwacher 2. classe, vgl. unten s. 290, anm. 2). Durch ags. entwicklung von wgerm. ā zu @ und (vor nasal) zu ō hätten demnach als indicativische, imperativische und infinitivische bildungen entstehen müssen: ind. sg. 1. zē (aus durch analogische apokope von -m für zām eingetretenem zā), 2. zās, 3. zæþ, pl. 1. zōm, 2. zæþ, 3. zōþ, imp. sg. zā, pl. zæþ, inf. zōn, part. zændi (oder zændi?). Indem sich nun hierzu aus dem opt. eingedrungene formen mit a aus ai gesellten, konnten die überwiegenden a und @ verdrängung von ō und ☎ veranlassen. Die hierdurch entstandene doppelformigkeit (so z. b. im pl. ind. gæđ und auf anlehnung beruhendes záđ, im inf. zæ und zá beides mit unurspr. laut) bieten die north. und, mit ausnahme des Ps., die merc. quellen. Daneben merc. north. im opt. ausser norm. á auch gelegentlich aus dem ind. entlehntes á. In den andern dialekten und im merc. Ps. dagegen durch normalisierende verteilung gæst, záð der 2. 3. sg. ind., deren ά als umlaut empfunden wurde zu in der übrigen flexion herschend gewordenem á (im Ps. erscheinender opt. gae ist demnach wol als zde zu fassen; beachte auch einmal im Ps. begegnendes gán 1. sg. aus für regelrechtes zöm eingetretenem zām).

6. Altes a musste in der mehrzahl unserer verbalformen afries, regelrecht e ergeben; so begreifen sich geest, geth, stet(h), steet der 2. 3. sg. ind. (belege für diese und für unten citierte formen s. Altostfries. gr. § 311 und Beitr. 17, 560); doch ist nicht zu übersehen, dass sich die bildungen auch mit durch einwirkung des optativlautes entstandenen vorstufen gas, gāoth etc. ver

Beiträge zur geschichte der deutschen sprache. XXXV.

19

einbaren liessen (wegen è aus à für ai s. IF. 19, 190 ff.). Der Voc. des part. gende ist ebenfalls zweideutig: er kann fortsetzung sein von a (wegen des vor nasal verbindung + - oder j-haltiger folgesilbe vor übergang in ō geschützten ā, das in der folge zu e umgelautet wurde, s. IF. 19, 200 f.) oder auf durch entlehnung entstandenes ā zurückgehen. Auf eine dem oben unter 5 hervorgehobenen ags. vorgang zu vergleichende verdrängung von regelrechtem ō weist der inf. steen hin mit ē aus ā oder aus a (für ai). In nach der analogiebildung untfeen accipio anzusetzenden afries. ic gēn, sten liegt aus der 2. 3. sg. entlehnter voc. vor (man beachte die nach § 267 ff. der Altostfries. gr. im überlieferten sg. ind. der starken verba entschieden hervortretenden folgen von ausgleichung des wurzelsilbenlautes): alte zām, stām bez. zām, stām hätten gōn, stōn bez. gān, stān ergeben (ā aus ai vor tautosyll. m zu ā nach IF. 19, 190).

Als auffällige bildungen begegnen den erwähnten gende, steen gegenüber das part. gande, die inf. und ger. gān, gāne, stān sowie die pluralia ind. gaet(h), gaed, staed (ae als schreibung für ā)1): sowol die auf einwirkung der alten 2. pl. gēp (aus gab) beruhende als die ohne weiteres durch entlehnung des optativvocals entstandene pluralform hätte als geth etc. erscheinen müssen. Berufung von in der entwicklung des 'tun'verbs zu beobachtender formerweiterung durch anhängung von in der normalen flexion verwanten endungen (duān inf., duāth pl. ind. etc. aus dōan, dōap etc., vgl. Aofries. gr. § 310 und für das wfries. Richth. i. v.) macht indessen die überlieferten formen verständlich: aus für gaen, zaendi, zap eingetretenen zā'an, zãoandi, zãoap mussten (nach IF. 19, 190) zaan etc. hervorgehen, woraus in der folge zän etc.

7. Nach oben unter 5 über frühzeitigen schwund von -i und -e- im ind. praes. der -mi-verba bemerktem sind ags. dést, dés(t) und déđ, dođ neben dó(m)2), dóđ, dóađ der 1. sg. und des

1) Aofries. gr. § 311 als 3. sg. ind. aufgeführtes stāt beruht auf irrtümlicher fassung von F 116; es ist daselbst nach Zur alt ostfries. lexic. s. 26 (i. v. be) scat zu lesen.

2) Beachtenswert ist die 1. sg. angl. dóm (woneben sehr seltenes dó) gegenüber den auf analogischem schwund von -m beruhenden formen, aws. dó und in allen mundarten durchstehenden zá, zá, stá, stœ (wegen der

pl. ind., afries. *dest, deth neben duath pl. als neubildungen zu fassen mit nach dem muster des in der 2. 3. sg. ind. des starken zeitworts eingeführtem a bez. hieraus entstandenem ē.

Wegen ō, uo des 'tun'-verbs s. oben 1ẞ. y. Wegen ē, ā und y in den praeteritalformen des zeitworts vgl. oben s. 277, anm. 1.

8. Das particip ahd. gitān, as. gidān (woneben neugebildete gidōn, -dōen, -dūan), aonfrk. gi-, gedan weist sich als alte form aus durch ihr zu altem ōa im ablaut stehendes e", woraus ā. North. merc. dan, aws. (nicht in der prosa begegnendes) -dén und afries. (-)den gehen zurück auf neugebildete -dō in- mit aus der normalen starken flexion entlehntem suffix (vgl. Beitr. 34, 115, anm. 1); hierneben aws. kent. -dōn (as. gidan oder gidon oder gidōen).

Von den andern -mi-verben begegnen nur die participia aws. gezān, afries. geen, stēn, steen mit vieldeutigem, jedenfalls nicht auf ursprünglichem wurzelsilbenlaut beruhenden vocal.

LXXVI.

Zum verbum substantivum.

1. M. w. ist bis jetzt die wichtige tatsache nicht hervorgehoben, dass bei neubildung der 1. 2. sg. und pl. im praes. ind. des verb. subst. die 3. nahezu ausnahmslos eine solche umgestaltung nicht erlitten hat. Man beachte: ahd. sint neben birum(ēs), birut (für die vorsächs. vorags. 1. 2. pl. sind ähnliche formen mit bez. ohne b vorauszusetzen, vgl. unten 4 und 6; für das aonfrk., wo die der 1. und 2. pl. von haus aus zukommenden flexionsbildungen nicht durch die 3. verdrängt wurden, lassen uns die quellen im stich, doch ist hier nach 4 aus bist eine 2. pl. birut für birud (-đ) zu erschliessen und wegen birut eine 1. pl. birun für wahrscheinlich zu halten; das mnl. hat für die 1. 2. pl. aus dem opt. eingedrungene sijn, sijt, doch weist sein bist ebenfalls auf awnfrk. birud (-t) oder -up und birum hin); hierzu vgl. att. ɛloì, dor. ¿vtì neben ɛiμèv, dor. eiμès (ei

vereinzelten ausnahme zán s. oben 5 am schluss). Offenbar hat man für die erhaltung dieses dóm an beeinflussung durch einstmals in der 2. schw. verbalclasse neben vorstufen von -ize, -iu, -io, -izo stehendem -ōm (= ahd. -ōm, -ōn, as. aonfrk. -on) zu denken.

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