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erschöpfende Vollständigkeit noch viel weniger Anspruch macht, indessen schätzbar ist wegen mancher ergänzenden Notiz, welche dieser gelehrte und in der hiesigen Bibliothek wohl bewanderte Mann an die Hand giebt.") Unterstützt von einem so reichlichen Material, haben die beiden Verfafser mit Lust und Liebe und bei der drängenden Zeit mit um so lebhafterem Eifer das übernommene Werk einer Basler Buchdruckergeschichte bis auf deren letztes Ende hin, bis auf den heutigen Tag fortgeführt. Aber bereits ist das Fest vor der Thür, und die Officin vermag, soll anders diese historische Gabe nicht post festum kommen, dieselbe nicht mehr fertig zu schaffen. So sehen wir uns denn mit Bedauern genoethigt abzubrechen und abzuschneiden, noch ehe ein rechter Abschnitt da ist, und statt einer Basler Buchdruckergeschichte nur Beiträge zu einer solchen zu liefern, worin dann die Anfangszeit bis auf Froben unverkürzt behandelt wird, aus der zweyten Periode jedoch blofs Johannes Froben mit seiner Familie (Hieronymus Froben, den beiden Herwagen und den beiden Episcopen), Johannes Bergmann von Olpe, und die Familie der Petri. Und zwar hat jenen ersten Theil Hr Stockmeyer, den letzteren Hr Reber bearbeitet. Es kommt nun auf die Theilnahme des Publicums an, ob und wann das noch übrige gleichfalls dem Druck könne übergeben werden. In den Wünschen sowohl der Verfafser als der Verlagshandlung liegt solch ein zweytes Heft natürlich; dasselbe würde aufser der spætern und neueren Geschichte alle etwanigen Ergänzungen und Berichtigungen dieses ersten, und anhangsweise auch eine Darstellung der anonymen Basler Drucke, so wie ein alphabetisches Namen- und Sachregister enthalten. Inzwischen werden diejenigen Buchdruckerzeichen, deren Eigner bis jezt noch unerledigt sind, bereits auf den letzten Blättern des vorliegenden Heftes mitgetheilt. Diese Genugthuung wenigstens sollen die Buchdruckergesellschaft und Hr Kelterborn haben.

Indem ich schliefslich den wifsenschaftlichen Werth dieser Schrift in Erwägung ziehe, stellt sich mir als unvorgreifliches Urtheil Folgendes

*) Das Schweighauserische Manuscript ist von der Familie, das Beckische aus der Bibliothek des Frey-Grynæischen Instituts, dessen Vorsteher der Verfafser gewesen, von dem jezigen, Hrn Prof. Hagenbach, gütigst zum Gebrauch überlafsen worden.

heraus. Das Hauptverdienst ist, als nothwendige Folge der localen und personlichen Concentrierung, die individuelle Belebtheit und die klare Übersichtlichkeit des anderswo unter allerley Rubriken zerstückten und verzettelten Stoffes. Neues und Unerhœrtes wird man freylich nicht so viel finden: Panzer hat seinen Nachfolgern keine so reiche Lese übrig gelafsen als Maittaire den seinigen. Doch fehlt es auch keineswegs an solchen für die Gelehrten- und Büchergeschichte immerhin bedeutenden Resultaten. Dahin gehoert die Feststellung des Jahres 1472. als desjenigen, in welchem der älteste Basler Druck spätestens erschienen ist (S. 7.); dahin auch die Vindication der neun Bibelausgaben «Fontibus ex græcis» 1479. bis 1489. als eben so vieler Erzeugnisse der Amerbachischen Presse (S. 37).

Also zum mindesten 1472. das älteste Basler Druckjahr. Wir wollen daran noch einige weitere Folgerungen anzuknüpfen suchen.

Einmal diese. Panzer (Annalen d. ältern deutschen Litteratur I, 13. no 11.) möchte die vierte unter den vorlutherischen deutschen Bibeln die er aufführt, um des schweizerischen Dialectes willen in welchem sie abgefafst ist, gerne der Stadt Basel zuerkennen, trægt aber doch wieder Bedenken, und versetzt sie dem Dialect zum Trotz lieber etwa nach Nürnberg oder nach Strafsburg, da ja die Buchdruckerey in Basel erst mit dem Jahre 1474. begonnen habe, diese Bibel aber wahrscheinlich früher gedruckt sey. Wir haben jezt ein früheres Datum: vielleicht ist damit auch Panzers Bedenklichkeit beseitigt.

Sodann steht nun (vgl. S. 7. 8.) der älteste Basler Druck nicht mehr um zwey oder gar um vier Jahre zurück hinter dem ältesten Druckwerk der Schweiz überhaupt. Ein früheres Datum als jenes giebt es für unsere ganze Heimat nicht. Denn die Jahrszahl 1470. in der Unterschrift des zu Beromünster im Canton Luzern gedruckten Mammotrectus ist sammt dem ganzen Buche nur der Mainzer Ausgabe desselben von 1470. nachgedruckt, und das wahre Druckjahr ist frühestens 1474 (s. Eberts Bibliogr. Lexicon no 12,890). So bleibt auch für Beromünster kein älteres Datum als 1472, das Datum der ersten dort gedruckten Ausgabe von Roderici Speculum vitæ humanæ. Der älteste Basler Druck ist spætestens von 1472.

Und wie wenn jener Drucker des Rodericus und des Mammotrectus, Helias Heliæ von Laufen, Chorherr zu Beromünster, auch nur einer von den Baslern wære die aufserhalb ihrer Vaterstadt gedruckt haben? Ein Luzerner war er wenigstens nicht. Die von Laufen zu Luzern sind erst im Jahre 1530. dort eingewandert, und zwar von Basel aus: bis dahin blühte diefs Geschlecht eben in Basel; das Stammhaus war Laufen im Birsthal. Oder aber, und das möchte noch wahrscheinlicher seyn, ein Schaffhauser? d. h. eigentlich von dem Schlofse Laufen am Rheinfall. Ein Konrad Heliæ von Laufen, der nachdem er gleichfalls in Beromünster, dann in Constanz und Zürich gewesen war, 1423. als Domherr zu Basel starb, wird auf seinem Grabsteine in der St. Martinskirche als Schaffhauser bezeichnet.

Mit derselben ruhmredigen Übereilung, die einen Luzerner zum ersten Drucker und Beromünster zur ersten Druckstätte der Schweiz gemacht hat, hat man auch aus diesem Flecken die gesammte franzosische Buchdruckerey herleiten wollen: denn Ulrich Gering, allerdings der älteste Drucker in Frankreich und von Geburt ein Deutscher, sey aus Beromünster gewesen; auch habe er, bevor er nach Paris gezogen, den alten Helias Heliæ im Drucken unterrichtet und unterstützt. Indessen war Gering (zuverlæfsige Quellen wifsen nichts andres) von Constanz, und befand sich bereits 1470. und von da an unausgesetzt bis zu seinem Tode in Paris.

Das alles jedoch nicht um des Unfriedens und des Ruhmes, sondern nur um der Wahrheit willen. Rangstreitigkeiten wæren an einem solchen Festtage, der kein Festtag blofs für Beromünster, blofs für Basel, blofs für die Schweiz ist, doppelt eitel. Zuletzt gebührt die Ehre doch nur Einem. Der aber wolle den Segen für den wir am Tag seiner Herolde danken, immer reicher und schoner gedeihen lassen. Basel am Pfingstmontag 1840.

WILH. WACKERNAGEL, Schreiber der historischen Gesellschaft.

BEITRÄGE

ZUR

BASLER BUCHDRUCKERGESCHICHTE.

Papier der mechanischen Fabrike des Herrn L. THURNEYSEN

in MAULBURG im Wiesenthal.

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