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ZUR

BASLER BUCHDRUCKERGESCHICHTE.

VON

IMMANUEL STOCKMEYER

UND

BALTHASAR REBER.

ZUR FEIER

DES JOHANNISTAGES MDCCCXL.

HERAUSGEGEBEN

VON

DER HISTORISCHEN GESELLSCHAFT ZU BASEL.

BASEL,

DRUCK UND VERLAG DER SCHWEIGHAUSERISCHEN BUCHHANDLU'VG.

MDCCCXL.

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VOR R E D E.

Mit andern Städten feyert auch Basel das grosse Sæcularfest dieses Jahres. Und es ist dazu wohl berechtigt, besser berechtigt als manche andere Stadt. Nach Basel ist die neu erfundene Kunst gleich zu Anfang und unmittelbar durch einen Gehilfen Guttenbergs verpflanzt worden; sie wurzelte schnell und gut, und wie bald, wie lange, wie herrlich blühte sie! Vielleicht an keinem Orte mehr hat die Buchdruckerey mit so rüstigem Eifer und mit solchem Erfolge den beiden Aufgaben zugleich gedient welche die Menschheit im XV. und XVI. Jahrhundert bewegten, der Wiederbelebung der antiken Litteratur und der Verbesserung der Kirche; und gewiss, sie würde noch kräftiger von hier aus eingegriffen, Johannes Froben würde den grossen Geist seiner Zeit in noch glanzvollerer Weise vertreten haben, wenn nicht derselbe Mann, dem Basel jene zwiefache Wirksamkeit zumeist verdankte, Desiderius Erasmus, in Dingen der Reformation bald lieber gedämpft als entzündet, mehr gehemmt als gefördert hätte.

Von den ersten Anfängen der Basler Buchdruckerey bis zum Schluss dieser classisch-reformatorischen Blütezeit ist es ein volles Jahrhundert; und wir mægen, indem auch wir den Johannistag begehn, uns wohl erinnern mit welchen Ehren da besonders drey Johanne hervortreten, die Grenzen und den Gipfelpunct der Blüte bezeichnend : Johannes Amerbach, Johannes Froben, Johannes Oporinus.

Mit dem Ende des XVI. Jahrhunderts und von da an immer mehr und mehr sank in Basel die Kunst von ihrer früheren Höhe: sie theilte, wie zuvor die Lebenswärme und den Glanz des Ruhmes,

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so nun auch das kühle Zwielicht einer bescheidenen Zurückgezogenheit mit der Universität dieser Stadt. Erst nach der Mitte des XVIII. Jahrhunderts kam sie durch die genialen Erfindungen und die ausdauernde Emsigkeit der beiden Wilhelme Haas zu neuen und desto höheren Ehren: von Basel aus und aus den Haasischen Werkstätten ward für die ganze Welt der Mechanismus des Setzens und Druckens in den wesentlichsten Theilen umgestaltet, und der Ruf und der Gebrauch Haasischer Schriften verbreitete sich über Europa hin. Dazu dann die segensreiche Thætigkeit der Missions - und der Bibelgesellschaft, und seit einigen Jahrzehenden auch ein erneuter Aufschwung der Universität und des gesammten Schulwesens. Basels Buchdruck und Buchhandel geht der schwensten Zukunft entgegen, und fürchtet gleich dem an andern Orten einen widerholten Verfall nur dann, wenn die Schweizerischen Regierungen noch länger säumen den Nachdruck zu vernichten, und somit dem ehrenhaften Verlag die Grenzen des Auslandes offen zu erhalten.

So darf denn wohl auch Basel, und nicht bloss mit einem selbstgefälligen Rückblick in die ferne Vergangenheit, sich den deutschen Schwesterstädten anschliessen um sich auch zu freuen und zu jubeln und zu danken. Und es dankt und freut sich: das verbürgt die lebhafte Theilnahme mit welcher dem ersten Aufruf und den ferneren Vorbereitungen der Historischen Gesellschaft nicht blofs die schreibenden und druckenden Zunftgenossen, sondern auch die übrige Bürgerschaft und, grossmüthig unterstützend, auch die regierenden Behærden entgegengekommen sind. Unser Fest ist kein halbes, noch weniger ein Trauerfest.

Recht eigentlich ein Ergebniss dieses gemeinsamen und gemeinsinnigen Wirkens ist vorliegende Geschichtsarbeit. Das Manuscript dazu haben auf Ansuchen der Historischen Gesellschaft zwey ihrer Mitglieder geliefert; die Kosten des Papiers, von dem Fabricanten, Herrn Thurneyfsen, ohnehin schon auf die uneigennützigste Weise ermæssigt, sind aus den Geldern bestritten worden welche die Regierung: der Stadtrath, die Gemeinnützige und die Academische Gesellschaft zum Behuf des Festes verwilligt baben; Satz und Druck, der feyerlichen

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Gelegenheit gewiss sehr wohl anstehend, sind das Werk und die Gabe der Schweighauserischen Officin; die Holzschnitte hat die gesammte Buchdruckergesellschaft auf Kosten ihrer Lade anfertigen lassen; die Zeichnungen endlich zu den meistentheils von Hrn Bachmann in Zürich gearbeiteten Holzschnitten verdanken wir der aufopfernden Bereitwilligkeit unsers Mitbürgers, des Herrn Malers Kelterborn. *)

Die Quellen nun welche ausser den reichen Schätzen der öffentlichen Bibliothek von den Herren Stockmeyer und Reber sind benützt worden, giebt das Büchlein selbst überall an: die bekannten bibliographischen Werke von Maittaire, Panzer, Seemiller, Braun, Laire u. s. f. und die græssern und kleineren Autoren über die Basler Localgeschichte. Zwey Vorarbeiten jedoch verlangen hier eine mehr ausführliche Erwähnung; eine besonders, die sogar als Leitfaden bei Abfassung dieses Werkes darf bezeichnet werden. Es ist diefs eine handschriftliche Sammlung von biographischen und bibliographischen Bemerkungen zur Geschichte der Basler Buchdrucker, angelegt von Johannes Schweighauser, dem Gründer der nach ihm benannten Officin (f 1806.), und theils aus archivarischen Quellen, theils aus den vorher bezeichneten Büchern, seltener aus eigener Anschauung der Originaldrucke geschöpft; verdienstlich durch Fleiss und Sorgfalt, aber eben nur angelegt, noch nicht geordnet, gesichtet, vervollständigt, ausgearbeitet. Diefs Geschäft verblieb unsern Verfassern. Sie wurden dabei, zum Theil wenigstens, unterstützt durch ein andres handschriftliches Werk , den vierten Theil von Prof. Johann Christoph Becks (+1- 1785.) Gelehrtem Basel, wel. cher die Buchdrucker dieser Stadt abhandelt: eine Sammlung die auf

*) Was ausserdem noch dieser Anlafs ins Leben gerufen hat, ist eine Denkmünze mit Joh.

Frobens Bildniss, nach dem Holbeinischen Gemälde geschnitten und geprægt von Bovy in Paris ; ein Festprogramm, gedruckt von Hrn Bahnmaier (Spittler & C.); eine Sammlung von Festgedichten in deutscher, englischer, franzæsischer, italiænischer, lateinischer, griechischer und hebræischer Sprache, gedruckt von den Herren Seul & Mast; und endlich aus der Basler Ausgabe des verdeutschten Neuen Testaments von 1522. einige Probestücke in Stereotypendruck von Hrn Geering (dessen Schwiegervater, Hr Schneider, mit einem und demselben stehenden Letternsatz bereits 90,000 Bibeln gedruckt hat). Nach dem Fest werden noch die beiden Festreden des Hrp Antistes Burckhardt und des Hrn Rectors der Universität und Præsidenten der Historischen Gesellschaft, Professor Hagenbach, bei Hrn Schneider in Druck erscheinen.

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