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aragonesischen Flotte veranlasst worden. Doch müssten wir alsdann nach den oben mitgetheilten neuen Materialien annehmen, dass nicht etwa das Erscheinen der Flotte in der Rhone oder vor Arles, sondern die blosse Nachricht von der Ausrüstung oder von der Ausfahrt derselben aus dem Hafen von Barcelona eine solche Wirkung gehabt habe.

Am 15. Februar 1399 begannen die Galeeren in kleinen Gruppen die Rückfahrt in die Heimat. Nur vier Galeeren und eine Galeote blieben mit Anton de Luna 1 und 30 anderen Mitgliedern der Familie Benedicts zurück. Dieselben begaben sich hierauf mit einem Geleitsbrief der Cardinäle nach Villeneuve, um wo möglich eine Audienz bei Benedict zu erlangen. Doch der Stadtrath untersagte unter Todesstrafe den Catalanen, die Stadt zu betreten, worauf Anton mit seinem Gefolge in Villeneuve verblieb. Die letzten oben erwähnten fünf Fahrzeuge traten am 3. März von Arles aus die Rückfahrt nach Aragonien an. e) Weitere Schreiben von Aragonien gegen die abtrünnigen Cardinäle (1399-1402).

Ein drittes Schreiben König Martins gegen die von Benedict abgefallenen Cardinäle, welches ich gleichfalls in der Sammlung des Cardinals von Pampelona fand, trägt das Datum vom 30. August 1399. Es soll nach zwei anderen erfolglosen Briefen die dritte und letzte canonische Mahnung sein, welche der König der strengen Ahndung der ihm und seinen Unterthanen zugefügten Unbilden vorausschicken will. Martin führt hier zumal darüber Klage, dass ihm und den Seinen der Verkehr mit Benedict abgeschnitten sei. Ferner soll der Brief zugleich auch als Beglaubigungsschreiben für die Gesandten dienen, welche, wie der König bemerkt, bereits in Avignon weilten.

Das Schreiben findet sich im armar. 54, n. 33, f. 53".

1) F. 53". Reverendis in Christo patribus dominis cardinalibus Avinione degentibus.

Reverendi patres. Etsi nimium in cordis visceribus doleamus de divisione iam ultra XX annos, proch dolor, antiquata, et multo plus

1 So Boysset. Peter de Luna finden wir oben S. 28 noch am 23. Februar 1399 auf seiner Galeere vor Arles im Begriffe, nach Aragonien zurückzufahren. Archiv für Literatur- und Kirchengeschichte. VII.

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de subdivisione in Dei ecclesia per vos edita hiis diebus, ex quibus fides christiana nedum vacillare, sed quodammodo evanescere iam videtur, pungimur tamen continue et ad provisionis debite remedia adhibenda subditorum nostrorum clamoribus cogimur indefessis super eo, 5 quod, cum aliqui ex eisdem eciam cum litteris et supplicacionibus nostris et quandoque pro nobis ipsis ad dominum nostrum papam accedunt nostris ordinacionibus et permissu, capiuntur, spoliantur, vituperantur et arrestantur, et ab eis cum vituperio et derisu supplicaciones et littere huiusmodi auferuntur, nec permictuntur de ipsis a dicto do10 mino papa fructum aliquem reportari, ac si in vobis solis potestas existat et auctoritas plena resideat, nos et omnes principes ac populos fidei christiane nitimini eciam invitos trahere ad errorem. Quamvis igitur super hoc duabus epistolis vobis scripserimus seriatim et emendam expectaverimus diucius pacienter, quia tamen rei experiencia edo15 cemur, quod nostra patiencia vobis et civibus Avinionis maiorum iniquitatum et sevicie erga subditos nostros materiam subministrat, deliberavimus, antequam ad eorum vindictam effectualiter procedamus, duabus premissis monitionibus hanc materiam canonicam et peremptoriam additare; rogantes vos et requirentes, quatenus in et supra pre20 missis et aliis, que dilecti et fideles ambaxiatores nostri illis in partibus existentes vobis referent nostri parte, quos super eisdem nostras per litteras lacius informamus, velitis sic celeriter providere, quod non oporteat nos remedia preconcepta, quibus iam ex preteritis sufficientissimam occasionem tamquam legittimam prestitistis, consulimus ducere 25 in effectum. Datum Cesarauguste sub sigillo nostro secreto die XXX augusti, anno a nativitate domini M°CCC XC nono. Rex Martinus. Rex Aragonie.

Vom 25. November 1399 ist ein weiteres Schreiben desselben Königs datirt, durch welches er die Nothlage Benedicts dem König Ludwig von Neapel darlegt und denselben ersucht, auf die Befreiung desselben und die Rückkehr unter dessen Gehorsam hinzuwirken.

Dies gleichfalls von Döllinger 1 in nicht minder ungenügender Weise veröffentlichte Schreiben wird uns unten für die Darstellung der zwischen Benedict und dem Pariser Hofe geführten Verhandlungen einige nützliche Angaben liefern.

Eine noch grössere Zahl solcher aragonesischer Schreiben bietet uns die Sammlung des Cardinals von Pampelona für das Jahr 1401. Ich werde dieselben hier kurz verzeichnen.

1 Materialien zur Geschichte des 15. und 16. Jahrhunderts S. 359 f.

Offenbar wurde gegen das Ende dieses Jahres in Aragonien die Stimmung gegen die Cardinäle eine gereiztere, als trotz des königlichen Schutzbriefes Karls VI., trotz der Absendung der vom Herzog von Orléans bestellten Schutzherren, trotz des sich selbst in Frankreich immer deutlicher offenbarenden Widerwillens gegen die Obedienzentziehung, die Lage Benedicts sich nicht wesentlich günstiger gestaltete. Da nach den Erfahrungen des Jahres 1399 ein Kriegszug nach Avignon schwierig und mit ausserordentlichen Kosten verbunden war, so begnügte sich Martin, andere Strafmittel gegen die Stadt und die Cardinäle in Anwendung zu bringen. So wurde alles auf aragonesischem Gebiete befindliche Eigenthum der Bürger Avignons mit Beschlag belegt, um die in Avignon beraubten Aragonesen zu entschädigen; die Cardinäle und alle übrigen Cleriker wurden aufgefordert, bei ihren Beneficien ihren Aufenthalt zu nehmen, falls sie derselben nicht verlustig gehen wollten.

Ich entnehme diese Schreiben dem armar. 54, n. 27, ff. 158a bis 162, 219-221".

An letzter Stelle theile ich die undatirte Antwort auf die Fragen mit, durch welche König Martin die abtrünnigen Cardinäle auf ihre unhaltbare Stellung aufmerksam machen wollte. Da die Cardinäle in ihrer Antwort die vorgebliche Verschwörung des Franz de Caris und seiner Genossen 1 erwähnen, so müssen wir dieses Schriftstück wenigstens auf den December 1401 ansetzen. Ausserdem bemerke ich zur Datirung, dass Johann de Valterra im Jahre 1401 allem Anscheine nach zweimal, im Mai und nach dem 4. Juli, als Gesandter König Martins am Hofe König Ruprechts erschien 2.

Ich theile nur die Erwiederung auf die dritte Frage mit. Sie ist für die Geschichte der Verhandlungen von Wichtigkeit, welche von der zweiten Hälfte des Jahres 1401 an über die Schlüssel der den Palast umschliessenden Palissaden zwischen den Cardinälen und den Abgesandten des Herzogs von Orléans geführt wurden.

1 Vgl. über sie diese Zeitschr. V, 437. Nach Boysset wurde die Verschwörung am 8. November 1401 entdeckt.

2 R.-T.-A. IV, 376 f., 441 f.; vgl. V, 208, 553 und Çurita 1. c. 1. 10, c. 77; t. II, f. 440ab.

Beachtenswerth ist besonders die Behauptung, Benedict werde in keiner Weise gefangen gehalten; es stehe ihm völlig frei, den Palast und Avignon zu verlassen und seinen Aufenthaltsort anderswo zu wählen, wo immer es ihm beliebe. Ganz anders lautete eine der Forderungen, welche ihm 1399 aufgedrängt wurden 1. Damals sollte er versprechen, dass er seinen Aufenthaltsort nie ohne Vorwissen und Einwilligung der Fürsten seiner Obedienz ändern werde.

Dies Schriftstück findet sich im cod. 1479 der Pariser Nationalbibliothek, Bl. 114-116'.

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3) F. 219. Protestacio en baxiatorum Aragonie
contra cardinales.

In Gegenwart des Cardinals von Pampelona, der Notare und anderer Personen protestiren frater Raymundus de Callario 3, abbas mona5 sterii Rivipulli ordinis s. Benedicti, Vicensis diocesis et frater Petrus Marini, sacre theologie magister et minister ordinis fratrum minorum in provincia Aragonie, Gesandte des Königs von Aragonien, im Namen des Königs, des Clerus, des Adels und des Volkes von Aragonien gegen die vielfachen Vergewaltigungen Benedicts. Et hec et alia actendens et 10 considerans in suo magno et profundo consilio illustrissimus rex Francorum per suas litteras omnem viam facti contra dictum dominum nostrum papam in dicta civitate Avinionensi per nonnullos attemptatam improbavit et disavovit et per suas litteras et ambaxiatores sollemnes eisdem reverendissimis dominis cardinalibus et in diversis mundi par15 tibus insinuavit, nolens in rem tam perniciosi et pessimi exempli consensum quemcunque prebere sed potius dissensum ostendere. Ferner protestiren sie gegen die Verhinderung ihres Verkehres mit ihrem Papst, gegen die ihren Landsleuten zugefügten Unbilden und erklären die auf aragonesischem Gebiete gelegenen Güter und Gerechtsame der Cardinäle 20 und Avignoneser für haftbar.

Datum et actum in civitate Arelatensi in domo archiepiscopali et in camera paramenti predicti reverendissimi in Christo patris et domini, domini cardinalis Pampilonensis, ubi ipsum invenimus anno a

1 Martène-Durand, Amplissima collectio VII, 668.

2 Dieses Schreiben findet sich auch in armar. 54, n. 25, ff. 177 sg.

3 F. 162: Caslario.

Der Erzbischof von Arles, Johann de Rochechouart, war am 13. December (nach anderen am 13. Nov.) 1398 in Villeneuve-les-Avignon gestorben.

nativitate domini MCCCC° primo, indictione nona, die vero octava mensis novembris, pontificatus sanctissimi in Christo patris et domini nostri Benedicti pape XIII predicti anno octavo, presentibus honorabilibus et religiosis viris, dominis, fratre Iohanne Sancii, sacre theologie magistro, ordinis predicatorum, fratre Guillelmo Coldecanis sacrista 5 maiore monasterii Rivipulli ordinis s. Benedicti, Vicensis diocesis et fratribus Iacobo Clementis, Petro Bertrandi, Mathia Amati ordinis s. Francisci ac honorabili viro Berengario de Callario domicello Vicensis diocesis, testibus ad premissa vocatis specialiter et rogatis.

Es folgen die Unterschriften zweier aragonesischer Notare. †) F. 221. Am selben Tag und Ort betheuert der Cardinal von Pampelona vor denselben Zeugen und Notaren, dass er an dem Vorgehen der Cardinäle gegen Benedict nie den geringsten Antheil gehabt habe, sondern dasselbe durchaus verabscheue.

6) F. 158". Copia littere misse officialibus domini regis, ut ar- 10 restent et arrestari faciant merces et quecumque bona civium et habitatorum Avinionis.

Martinus ... ... Cum rectores, officiales et universitas civitatis Avinionensis, nulla rationabili causa precedente adversus nostros naturales et subditos nonnullos fecerint novitates, capiendo, arrestando 15 et eciam male tractando eosdem et bona ipsorum; nosque vellimus civibus civitatis predicte, quantum sit nobis possibile, vice mutua responderi, vel saltem de bonis civium eorundem nostris subditis dampna passis restitucionem aliquam fieri; vobis et singulis vestrum dicimus et mandamus de certa sciencia et expresse, sub pena decem milium 20 florenorum, quatinus visa presenti arrestetis et faciatis eciam arrestari omnes et singulas merces, res et bona quecunque, que repperire poteritis infra iurisdictiones vobis commissas, civium et habitatorum civitatis Avinionensis predicte. Ferner sollen sie unter Androhung ähnlicher Strafen alle verpflichten, alles den Avignonesern Gehörige anzu-25 geben, damit es unter Sequester gelegt werde. Endlich werden alle Avignoneser aus dem aragonesischen Gebiete vertrieben und alle Aragonesen aus Avignon zurückgerufen. Datum in loco Daltura sub nostro sigillo secreto XIX die decembris, anno a nativitate domini milesimo CCCC primo. Franciscus de Blanis. Rex Martinus.

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F. 158. Copia littere misse prelatis de dominio regis, ut citent cardinales et alios quoscunque absentes, ut veniant ad residendum in beneficiis, alias quod priventur eisdem. Ohne Motivirung beginnt das Schreiben: Ex certis causis nostrum animum racionabiliter inducentibus ad subscripta volumus vosque requirimus ..

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