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Einleitung.

Der Stoff zu dem vorliegenden Bande ist zum grössten Teil den beiden Esslinger Archiven, Stadt- und Spitalarchiv, entnommen, ersterem mehr städtische und kirchliche, letzterem die grosse Menge der Privaturkunden. Sehr ergiebig erwies sich auch das Kgl. Hausund Staatsarchiv zu Stuttgart, dessen Direktion ich auch hier für die Freundlichkeit, womit mir die Arbeit daselbst gestattet wurde, verbindlichst danke. Neben der Abteilung Esslingen 1) boten die Bestände einer ganzen Menge anderer Abteilungen, vor allem Kloster Bebenhausen, eine Fülle von Material. Eine systematische Forschung in auswärtigen Archiven war nicht geplant (obwohl z. B. ein Besuch im Reichsarchiv zu München bei den Beziehungen baierischer Klöster zu Esslingen wohl nicht erfolglos geblieben wäre); nach einer Seite wurde eine Ausnahme gemacht. Die engen Beziehungen des Speirer Domstifts zur Esslinger Kirche machten eine Durchsicht der betreffenden Bestände im Generallandesarchiv zu Karlsruhe nötig; in diesen, sowie in den Abteilungen St. Blasien und Konstanz ergab sich einige Ausbeute. Die betreffenden Stücke wurden teils an Ort und Stelle bearbeitet, teils in dankenswerter Weise nach Stuttgart übersandt. Freiherr von Brusselle-Schaubeck hatte die Güte, mich auf eine Anzahl von Urkunden über Besitzungen des Spitals, welche sich im Archiv des Schlosses Schaubeck befinden, aufmerksam zu machen und mir seine Regesten zur Benützung 2) zu überlassen; es ist mir eine angenehme

1) Diese besteht teils aus in Württemberg erwachsenen Urkunden, teils aus solchen, welche nach der Einverleibung Esslingens in Württemberg aus dem Stadtarchiv ausgehoben und nach Stuttgart verbracht wurden. Die Auswahl geschah 1813 durch Diakonus Pfister, 1826 durch den geh. Archivar Lotter. Leider ist dadurch manchmal Zusammengehöriges zerrissen worden (z. B. die kaiserlichen Quittungen über die Reichssteuer), was die Übersicht und Bearbeitung einigermassen erschwert. 2) Die Siegel der betreffenden

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Stücke sind nach den den Regesten beigefügten Zeichnungen beschrieben.

Pflicht, ihm dafür zu danken. Weiter wurde benützt die sogenannte „Pfaffische Dokumentensammlung" unter den historischen Handschriften der K. öffentlichen Bibliothek. Diese Sammlung besteht aus älteren und neueren Abschriften, sowie einzelnen Originalen, welche der verdiente Geschichtschreiber Karl Pfaff, Konrektor in Esslingen, bei seinen Studien sammelte und welche mit seinem ganzen handschriftlichen Nachlass in den Besitz der Bibliothek übergingen.

Eine lückenlose Sammlung aller Esslinger Urkunden herzustellen, war unmöglich. Hier wie überall hatten die älteren Bestände der Archive bedeutend gelitten in Zeiten, da es an einer sorgsamen Obhut fehlte, und als man seine Sorge und sein Interesse den Archiven zuzuwenden begann, waren noch lange die ältesten Abteilungen die Stiefkinder, denn nicht das historisch Interessante, sondern das juristisch Verwertbare wurde vor allem behütet. Ein Blick auf die Geschichte des Esslinger Stadtarchivs lehrt das.

Die älteste Nachricht über ein Stadtarchiv finden wir in einer Verordnung vom 23. April 1368, welche bestimmt, dass der Rat alljährlich auf Jakobi, wenn man einen Bürgermeister wählt, einen andern Pfleger zu dem Behältnis, worin der Stadt Briefe verwahrt sind, und zu dessen Schlüsseln wählen solle. 1) Wo sich dieses Behältnis befand, ist in der Urkunde nicht gesagt. Später befand sich das Archiv im sog. „Wendelstein“, dem gegen den Neckar gelegenen Turm der Dionysiuskirche. Im Jahre 1594 befindet sich die Registratur auf der Sommerlaube", 2) 1610 befand sie sich schon in der früheren Allerheiligenkapelle, also war sie wohl provisorisch in der Sommerlaube, da der Wendelstein so baufällig war, dass er nach einem Bericht von 1549 erkrachte und an etlich Orten Sprünge bekam. Besonders gut verwahrt müssen die Bestände in ihren Ständern, Kasten, Laden und Truhen nicht gewesen sein, denn in einer Anweisung ron 1594 heisst es: „was in den untern Laden uff dem Boden, dasselb lass nur die Meyss registrieren". 1610 wurde das Archie um einen Stock erhöht; die Pläne zum Umbau, welche von dem württembergischen Baumeister Schickard gefertigt, nach welchen aber nicht ganz gebaut

1) Dies und das Folgende nach Akten im Stadtarchiv, sowie nach K. Pfaff in Württ. Jahrbücher 1853, 152 und Geschichte der Reichsstadt Esslingen, besonders S. 552 f. 2) Wo diese war, ist nicht festzustellen. K. Pfaff vermutet, sie habe sich im heutigen Archivgebäude, der alten Allerheiligenkapelle, befunden; allein der obere Stock wurde erst 1610 gebaut und auf das untere Gewölbe passt die Bezeichnung Sommerlaube nicht, wir müssen diesen Raum in irgend einem andern städtischen Gebäude suchen.

wurde, sind noch jetzt erhalten. Dieser obere Stock enthielt 4 Zimmer, welche aber lange Zeit nicht heizbar waren, worüber in allen Berichten Klagen geführt werden. In den Nöten des 30jährigen Krieges wurde das Archiv 1637 nach Ulm geflüchtet, aber nachher wieder in die alten Räume verbracht, in denen es bis auf den heutigen Tag verblieb; einzelne Teile befanden sich zeitweilig in anderen Räumen, z. B. 1661 und 1725 auf dem inzwischen ausgebesserten Stein (Wendelstein). Die unteren Räume des Archivgebäudes erwiesen sich nach verschiedenen Berichten als ungeeignet wegen ihrer Feuchtigkeit, einmal ist von „faulendem Geruch und pestilenzialischem Gestank" die Rede. Auch der Wunsch nach einem feuersicheren Aufbewahrungsort wird schon 1725 laut.

Die Einrichtung scheint lange nichts weniger als üppig gewesen zu sein. Die Kästen reichten vielfach nicht aus, in Schachteln und Säcken lagen teilweise die Urkunden umher. 1775 wurden statt der alten Kästen für verschiedene Formate lauter neue Schubladenkästen —— die noch jetzt vorhandenen angeschafft, welche behufs leichterer Flüchtung aus einzelnen Aufsätzen mit Tragringen bestehen. Gleichzeitig wurde das ganze Gebäude gründlich repariert, so dass es da mals den Anforderungen, welche man an ein Archiv stellte, entsprochen zu haben scheint.

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Von Archivbeamten erhalten wir vielleicht früher Nachricht als vom Archiv, wenn anders die 12911) zwischen den Richtern und Ratmannen erwähnten „registrarii" Rüdiger Ruprecht und Konrad Kruzin eine Art von Aufsichtsbeamten über die Urkunden und nicht vielmehr dasselbe wie die „reiter", 2) Rechner, also Finanzbeamte sind. Die erste sichere Nachricht von einem Archivar bietet die schon erwähnte Ordnung von 1368 in dem „Pfleger über das Behältnis, worin der Stadt Briefe sind". Das Amt wurde jährlich neu besetzt, aber wohl wiederholt derselben Person übertragen. Die Ernennung hatte der Rat. Nun fehlt über 200 Jahre jede Kunde vom Archiv, doch scheint man die Urkundenschätze nicht unbeachtet gelassen zu haben. Beweis dafür ist das sog. Rote Buch und andere Sammlungen. 3) Vielleicht war mit den eigentlichen Archivgeschäften der Stadtschreiber 4) betraut, wenigstens finden sich im Roten Buch Hände, welche auch in gleichzeitigen Städtischen Urkunden festzustellen sind. Am 22. Juli 1594 giebt ein T. II. seinem lieben Vetter

1) U.B. n. 242.

2) U.B. n. 463.

3) Das Nähere vgl. unten. *) Dieser verwahrt noch 1698 den Archivschlüssel, nicht der Registrator.

und Bruder Silvester Mösten Anweisung, wie er auf der Sommerlauben vollends registrieren und aufräumen solle. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, dass Verfasser und Empfänger dieser Anweisung Registratoren oder Archivare waren, daneben findet noch ein Registraturschreiber Erwähnung.

Festeren Boden betreten wir mit dem Jahr 1662: von jetzt an sind, wenn auch sehr lückenhaft, die Berichte der Beamten vorhanden, welche (im 18. Jahrh. viertel- oder halbjährlich) an den Rat einzureichen waren. Verwalter des Archivs war anfangs ein geheimer Registrator", doch war dies kein besonderer Beamter, vielmehr war die Registratur Nebenamt und zwar ohne Gehalt. 1708 wurde ein kleiner Gehalt damit verbunden. Meist bekleideten das Amt Ratsadvokaten, junge Juristen, welche sich durch diesen Dienst der Stadt empfehlen und so eine Anwartschaft auf einen besoldeten städtischen Dienst und Eintritt in den Rat erlangen wollten. Bis sie sich die nötige Geschäftskenntnis im Archiv erworben hatten, war meist die Zeit zum Vorrücken gekommen und so wechselten die geheimen Registratoren) rasch. Hieran hatte auch der kleine Gehalt offenbar nicht viel geändert, denn um diesem Übelstand abzuhelfen wurde am 11. Sept. 1725 ein Gehalt von 100 Gulden bar, 2 Eimer Wein, 2 Klafter Holz und 200 Krehen (Büschel Reisig) bewilligt 2) und bestimmt, der jeweilige Registrator solle das Amt auch beim Vorrücken in den Rat beibehalten. In den nächsten Jahren finden wir auch einen zweiten Registrator.) Man liess sich jetzt die Verwaltung des Archivs etwas kosten. Grosse Ordnung wurde nicht geschaffen; freilich der Registrator konnte sich seine Geschäfte nicht einteilen, sondern wurde von den Konsulenten, welche die Oberaufsicht führten, von einem Geschäft zum andern befohlen. Bald hatte auch die besoldete Registratorstelle ein Ende.

Die Finanzlage der Stadt hatte sich bei den schweren Zeiten immer mehr verschlechtert, so dass 1748 eine com Kreis bestellte Kommission einen Finanzplan aufstellte; neben anderen Stellen sollte die eines geheimen Registrators abgeschafft werden. Der Rat wieder

1) Es finden sich folgende in den Akten: Johann Georg Schmid (1662), Johann Philipp Datt (1684), Georg Friedrich Nagel (1698–99), Franz Carl Wächter (1701), Caspart (ihn erwähnt Kloz 1724 Nov. 2), Johann Konrad Mauchart (1706-1711), Tobias Friedrich Hock (1715 ff.), Philipp Eberhard Eckher (1717), Johann Friedrich Kloz (27. Apr. 1723–1730). - 2) Die besoldete Stelle bekleideten: Kloz (bis 1730) und J. G. Nagel (1748–64). 3) Neben Kloz sind dies Georg Andreas Eckher (1726), Christian Beyer (1727-28).

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