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den Oberen Nil besitzt. Auch die das Werk begleitende Karte über den Lauf des Weissen Nil ist noch die genaueste, die existirt. Werne's zweites Werk betraf seine Reise von Sennaar nach Taka, Basa und Beni Amer, welches 1851 in Stuttgart erschien und eine der Hauptquellen für die Region zwischen Chartum und dem Rothen Meer bildet, wie auch das dritte, welches 1852 bei Duncker in Berlin erschien und den Titel trägt: „Reise durch Sennaar nach Mandera, Nasub, Cheli im Lande zwischen dem Blauen Nil und dem Atbara." Obgleich der verdiente Reisende und Autor, der sein Vermögen und seine Gesundheit dem Reisen in Afrika geopfert hat, seit einer Reihe von Jahren sehr leidend ist 1), so hat er sich dennoch daran gemacht, ein voluminöses Werk zu bearbeiten, welches unter Anderem das Gesammtresultat seiner vieljährigen Reiseerfahrungen enthalten wird. Wir freuen uns, die Freunde Afrikanischer Geographie schon im Voraus auf dieses neue Werk von Ferdinand Werne aufmerksam zu machen.

Die katholische Mission am Weissen Nil aufgegeben. Die viel genannten katholischen Missionsstationen zu Gondokoro und zum Heiligen Kreuz am oberen Weissen Nil sind seit 1859 gänzlich aufgegeben, ein grosser Verlust für die Reisenden, welche sich die Entdeckung der Nil-Quellen zum Ziel gesetzt haben. Gondokoro ist jetzt während zehn Monate im Jahre verlassen und öde, die spärliche Bevölkerung des Dorfes hat sich in die Umgegend zerstreut und nur im Dezember und Januar, wenn die Händler von Chartum den Ort besuchen, etablirt sich daselbst ein Elfenbein - Markt. Auch Don Giovanni Beltrame hat sich mit seinen Gefährten vom Sobat zurückgezogen und selbst die Mission zu Chartum ist in so fern aufgegeben worden, als Provikar Kirchner die Hauptstation hinab nach Schellal, gegenüber Philä, verlegt hat, wo das Klima besser ist und der Vicekönig von Ägypten der Mission mehrere Morgen Landes geschenkt hat.

Burke's Expedition durch den Australischen Kontinent.

Wie Dr. Ludw. Becker vor Jahresfrist in dieser Zeitschrift (1860, SS. 46 und 79) berichtete, ging man in Melbourne schon seit längerer Zeit mit dem Plan einer grossen Exploration des Inneren von Australien um. Ein Privatmann hatte 1000 Pfd. Sterling dazu offerirt, bald brachte man noch weitere 2000 Pfd. Sterl. zusammen, die Regierung der Kolonie bewilligte 4000 Pfd. Sterl. zum Ankauf von Kameelen in Indien, von deren Benutzung in den Wüsten des Inneren man sich viel versprach, es bildete sich ein Comité zur Organisirung der Expedition, und

1) Bei Gelegenheit eines ausführlichen Schreibens, welches Dr. Werne in Bezug auf die v. Heuglin'sche Expedition an uns richtete und wegen seines interessanten und werthvollen Inhaltes in der Brochure,,Rathschläge und Fragen an die Mitglieder von Th. v. Heuglin's Expedition nach Inner-Afrika" (zu haben bei J. Perthes, Preis 10 Sgr.) abgedruckt ist, erwähnte er: Wem einmal der wahre Reisemuth innewohnt, der schreckt vor keiner Gefahr zurück. Auch ich würde mich keinen Augenblick bedenken, mich der Expedition anzuschliessen, allein meine ganze linke Seite ist schon seit mehreren Jahren durch einen Schlaganfall dergestalt gelähmt, dass ich mich nur mit Mühe eine kurze Strecke fortbewegen kann."

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nachdem in der Person des vormaligen Polizei-Inspektors zu Castlemaine, Burke, ein Führer gefunden war, brach die Expedition am 20. August 1860 von Melbourne auf. Als Zweiter im Kommando wurde Landells bestimmt, welcher die Kameele nach Australien übergeführt hatte; zu wissenschaftlichen Mitgliedern erwählte man Dr. Ludwig Becker als Naturforscher und Zeichner, Herrn Wills vom Observatorium in Melbourne als Meteorologen und Astronomen und Dr. H. Beckler als Botaniker und Arzt. Ausser diesen besteht die Expedition aus 25 bis 30 Personen, 25 Kameelen und eben so viel Pferden, sie ist also hinsichtlich der Ausrüstung und der Mitgliederzahl bei weitem die grösste, welche jemals die Erforschung Australiens versucht hat, und wir hoffen aufrichtig, dass der Erfolg ein entsprechender sein möge, obgleich der Beginn nicht gerade glücklich war. Nach längerem Zweifel, ob man den Ausgangspunkt im Süden oder Norden des Kontinentes wählen sollte, entschloss man sich endlich, von Melbourne nordwärts nach dem Cooper-Creek im Nordosten des Torrens-Beckens zu gehen und von da aus im Sommer (dem Australischen Winter) 1861 die Reise nach dem Carpentaria-Golf zu versuchen. Demgemäss zog die Expedition zunächst nach dem Murray und Darling, sie brauchte aber fast 2 Monate, um nach Menindie am Darling zu kommen, indem namentlich die Kameele wiederholt Aufenthalt und Schwierigkeiten verursachten. Zudem sind die Mitglieder der Expedition uneinig geworden, Dr. H. Beckler, so wie Landells, welcher durch seine Kenntniss, mit den Kameelen umzugehen, fast unentbehrlich war, haben ihren Abschied genommen und sind nach Melbourne zurückgekehrt.

Burke

hat nun in der Nähe von Menindie ein Dépôt errichtet und ist nur mit einer Abtheilung der Expedition, bestehend aus 12 Mann, 16 Kameelen und 20 Pferden, nach dem Cooper-Creek aufgebrochen.

Naturhistorische Expedition nach Neu-Guinea.

Wie der Breslauer Zeitung" geschrieben wird, unternimmt Dr. Agathon Bernstein auf Java, welchem die Breslauer Museen sehr werthvolle zoologische und botanische Sendungen verdanken, im Auftrag und auf Kosten der Niederländischen Regierung eine auf drei Jahre berechnete Expedition zur Erforschung von Neu-Guinea und den Molukken, namentlich mit Rücksicht auf Zoologie. Er wollte sich zunächst nach Amboina begeben und von da Ternate, Halmahera und zuletzt Neu-Guinea besuchen.

Oberst Hitrovo's Reise nach den Küstenländern des Grossen Oceans.

Im Auftrag der Russischen Regierung hat Herr Nicolas Hitrovo, Oberst und Adjutant des General - Gouverneurs von Ost-Sibirien, zu Anfang Juli 1860 eine längere Reise nach China, Japan und Nord-Amerika angetreten, deren Zwecke auf wissenschaftliche und kommerzielle Interessen gerichtet sind. Sein Weg führt ihn über Suez, Bombay, Singapore und Canton nach Shanghai, wo er sich am längsten aufhalten wird, von da nach Japan, Kalifornien, Panama und den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika. In Folge sehr gütiger Anerbietungen des Reisenden sehen wir mannigfachen interessanten Mittheilungen entgegen.

Geographische Literatur.

Europa.

1. Stein und Hörschelmann: Handbuch der Geographie und Statistik. Neu bearbeitet von Prof. Dr. J. E. Wappäus. Bd. IV. Der Deutsche Bund einschliesslich der nicht- Deutschen Provinzen Österreichs und Preussens, nebst der Schweiz. Von Prof. Dr. Hugo Franz Brachelli. 2. Lief. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1860.

2. S. Steinhard: Osterreich und sein Volk in Bildern und Skizzen. Ein Lese- und Hausbuch für Jung und Alt zur Förderung und Belebung vaterländischen Sinnes und Wissens. 2 Bde. Leipzig, Fr. Brandstetter, 1859/60.

3. Dr. A. Huyssen, Kgl. Preuss. Bergamtsdirektor: Die Ergebnisse des Österreichischen Bergbaues im Vergleich mit denjenigen des Preussischen. (Österr. Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen 1858, Nr. 1 und 2; 1860, Nr. 37 bis 39.)

4. F. Schaub: Über Ebbe und Fluth in der Rhede von Triest. Mit 2 Tafeln. Separat-Abdruck aus den ,,Mittheilungen der K. K. Geogr. Gesellschaft". Wien 1860.

5. Prof. Dr. G. A. Kornhuber: Beitrag zur Kenntniss der klimatischen Verhältnisse Presburgs. Aus dem 8. Jahresprogramm der Presburger Ober-Realschule besonders abgedruckt. Presburg 1858.

6. Prof. Dr. G. A. Kornhuber: Ergebnisse aus den meteorologischen Beobachtungen zu Presburg während der Jahre 1858 und 1859. Aus dem 10. Jahresprogramm der Presburger Ober-Realschule besonders abgedruckt. Presburg 1860.

7. Edmund Frhr. v. Berg: Aus dem Osten der Österreichischen Monarchie. Ein Lebensbild von Land und Leuten. Dresden, G. Schönfeld, 1860.

8. Prof. Dr. C. W. Wutzer: Reise in den Orient Europa's und einen Theil West-Asiens, zur Untersuchung des Bodens und seiner Produkte, des Klima's, der Salubritäts-Verhältnisse und vorherrschenden Krankheiten. Mit Beiträgen zur Geschichte, Charakteristik und Politik der Bewohner. Bd. I. Elberfeld, Baedeker, 1860.

9. Jahrbücher der Königl. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt. Neue Folge. Heft I. Erfurt, Carl Villaret, 1860.

10. J. J. Egli: Praktische Schweizerkunde für Schule und Haus. Mit einem Titelbild (Rütli). St. Gallen, Huber & Co., 1860. 11. Meteorologiska Iaktagelser i Sverige. Utgifna af Kongl. Svenska Vetenskaps-Akademien, bearbetade af Er. Edlund. Bd. I. 1859. Stockholm, Norstedt, 1860.

12. Alex. Ziegler: Meine Reisen im Norden, in Norwegen, auf den Orkney- und Shetland - Inseln, in Lappland und Schweden. 2 Bde. Leipzig, J. J. Weber, 1860.

13. G. Schweizer: Areal- Bestimmung des Kaiserreichs Russland mit Ausnahme von Finnland und Polen. (Aus dem Bulletin hist.-phil. T. XVI.) St. Petersburg 1859.

14. George Hartung: Die Azoren in ihrer äusseren Erscheinung und nach ihrer geognostischen Natur geschildert. Mit Beschreibung der fossilen Reste von Prof. H. G. Bronn. Nebst einem Atlas, enthaltend 19 Tafeln und eine Karte der Azoren. Leipzig, Engelmann, 1860.

15. Prof. Dr. E. E. Schmid: Topographisch geognostische Karte der Umgebungen von Jena. Mst. 1:25.000. Jena, Frommann, 1859. Mit Erläuterungen.

16. Lieut. Chr. v. Bechtold: Die Umgegend von Worms. Mst. 1:20.000. In Kommission bei I. M. Rahke in Worms.

17. H. Nicolet: Atlas de Géographie physique et agricole de la France. Paris, Lacroix et Baudry, 1859.

[1. Mit der zweiten Lieferung von Brachelli's,,Der Deutsche Bund" wird der Abschnitt über Österreich beendet und zwar wird sie grösstentheils von der Topographie der einzelnen Kronländer ausgefüllt, einer Arbeit, die in des Verfassers,,Deutsche Staatenkunde" nicht enthalten war. Wir haben also hier wirklich Neues und Selbstständiges, doch ist diese Topographie noch trockener als der vorausgehende allgemeinere Theil, sie ist ganz nach Art geographischer Lexika behandelt, nur entbehrt sie den Vortheil der alphabetischen Anordnung. Zum Nachschlagen ist sie indessen von Werth, da die politische Eintheilung und die statistischen Angaben dem jetzigen Standpunkt entsprechen.

2. Steinhard's,,Österreich und sein Volk" bildet die Fortsetzung von des Verfassers ,,Deutschland und sein Volk", somit den 3. und 4. Band seiner ,,Volksbibliothek der Länder- und Völkerkunde". Es ist ihm hier noch mehr als in dem ersteren Werke gelungen, die erPetermann's Geogr. Mittheilungen. 1861, Heft III.

müdende Systematik, die trockene Topographie und Statistik gegen die lebendige Schilderung der hervorstechendsten Charakterzüge in den Hintergrund zu drängen und damit dem Titel gerecht zu werden; er giebt hier wirklich Bilder und Skizzen, an denen sich alle Gebildeteren erfreuen und wie an Beispielen belehren können. Einen wesentlichen Vortheil würde das Buch durch grössere Rücksichtnahme auf Handel und Industrie erhalten haben.

3. Bergrath Huyssen's lehrreiche Vergleichung der Statistik des Österreichischen und Preussischen Bergbaues stützt sich vorzugsweise auf die amtlichen Berichte des K. K. Finanz-Ministeriums für die Jahre 1855 bis 1858 und auf die fortlaufenden Mittheilungen der vierteljährlich erscheinenden, ebenfalls amtlichen Preussischen Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen. Wir erwähnen daraus, dass Preussen im J. 1858 232.106.056 Wiener Zentner Stein- und Braunkohlen producirte, Österreich nur 51.975.774 W. Z., dass die Eisenproduktion in beiden Staaten ziemlich gleich ist (7.382.311 Wien. Zentn. in Preussen, 5.954.916 W. Z. in Österreich im J. 1858), in der Salzproduktion aber Österreich bei weitem den Vorrang hat (6.012.370 W. Z. in Österreich, 2.348.556 W. Z. in Preussen) und der Gesammtwerth der Bergwerksund Hüttenproduktion im J. 1858 in Österreich 73.055.444, in Preussen 81.593.528 Gulden Konventions-Münze betrug.

Ob

4. Der um Nautik und Hydrographie vielfach verdiente Direktor der Marine-Sternwarte in Triest, Herr F. Schaub, legt hier die Resultate der vom 16. Oktober bis 20. Dezember 1859 mittelst eines selbstregistrirenden Fluthmessers am Ende des Molo,,Sartorio" angestellten Beobachtungen über Ebbe und Fluth im Hafen von Triest vor. wohl sie noch nicht als endgültig betrachtet werden können, so geht doch ziemlich daraus hervor, dass die Hafenzeit, d. h. die Zeit, um welche an den Neu- und Vollmondstagen das Hochwasser später als die Mondeskulmination eintritt, für Triest nicht 10" 30, wie bisher angenommen, sondern 9 30m ist und die Höhe der Fluth etwas über 4 Wiener Fuss beträgt.

1°,09,

5, 6. In Presburg sind seit 1851 brauchbare und seit 1856 durch Professor Eschfäller mit Instrumenten der K. K. Centralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus allen Anforderungen entsprechende meteorologische Beobachtungen angestellt worden, die Herr Professor Kornhuber in ihren Ergebnissen mittheilt und erläutert. Die Temperatur beträgt nach neunjährigem Mittel für den Frühling + 7°,93, für den Sommer + 16°,84, für den Herbst + 8°,29, für den Winter für das Jahr +8° R., der mittlere Barometerstand 331,91 Par. Linien, die Regenmenge nach vierjährigem Mittel 20,62 Par. Zoll. Ganz besonders dankenswerth sind die beigegebenen graphischen Darstellungen, welche für jedes der vier Jahre von 1856 bis 1859 die täglichen Beobachtungen über Temperatur, Luftdruck, Wasserstand der Donau, atmosphärische Niederschläge und Bewölkung des Himmels enthalten und bei sauberer Zeichnung in ziemlich grossem Maassstabe trotz der zahlreichen Details eine klare Übersicht gewähren.

7. Die sehr zeitgemässe Schrift des Königl. Sächs. Oberforstraths Frhrn. v. Berg, die Frucht einer Reise durch Galizien und Ungarn nach dem Banat, wo namentlich Temesvar, Oravicza und Steierdorf, Weisskirchen, Orsova, Mehadia und die Herkules-Bäder, Karansebes, das Eisenhüttenwerk Russberg, Reschitza und Krassova besucht wurden, ist vorzüglich in socialer und politischer Hinsicht von Interesse, doch verdient sie auch vom geographischen Standpunkt aus Beachtung, da über das Banat verhältnissmässig wenig geschrieben wird und hier viel Lehrreiches, wenn auch in skizzenhafter Form, über Bodenkultur und Volkszustände geboten wird. Am ausführlichsten sind das Volk der Walachen, die Montan-Industrie und das Forstwesen behandelt.

8. Die im Jahre 1856 unternommene Reise des Geheimen OberMedizinalraths Wutzer, Professors zu Bonn, nach dem Orient führte zunächst die Donau hinab und es sind daher Ungarn, die Donau-Fürstenthümer, Bulgarien, die Dobrudscha und das Donau-Delta, die in dem ersten Bande zur Betrachtung kommen. Die unterhaltende Beschreibung der Reise selbst tritt sehr in den Hintergrund gegen die Fülle trefflicher Bemerkungen und eingehender Studien über Geschichte, Politik, Ethnographie und Naturbeschaffenheit der genannten Länder, besonders berücksichtigt der Verfasser auch das Klima und die Krankheiten, denn die nächste Veranlassung seiner Reise war der Wunsch, die Ursachen der furchtbaren Seuchen, welche wiederholt und namentlich während des letzten Orientalischen Krieges so grosse Verheerungen unter den Armeen anrichteten, durch Untersuchungen an Ort und Stelle möglichst aufzuklären. Von einzelnen neuen Nachrichten, die der Verfasser bringt, dürfte die Entstehung einer neuen Stadt, Turn Severin, unterhalb Orsova, auf Walachischem Boden, zu erwähnen sein. Von dem Dorfe Skela Kladowa, dem ehemaligen Haltepunkte der Dampf

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schiffe, ist heute gar nicht mehr die Rede. In Bezug auf den Begriff des,,eisernen Thores" ist der Verfasser der Ansicht, dass man denselben nicht auf die ganze, 12 Meilen lange Strecke der Felsenriffe der Donau ausdehnen könne, sondern dass eigentlich nur das unterste und letzte jener Felsenriffe, nahe oberhalb der Trajans-Brücke, den bezeichneten Namen trage.

9. Ausser einem sehr gelehrten, für die Thüringische Geschichte wichtigen Vortrag über das staatsrechtliche Verhältniss von Erfurt zum Erzstift Mainz von W. J. A. von Tettau (SS. 3 bis 140) enthält dieses Heft eine kurze Aufzählung der in der Umgebung von Erfurt vorkommenden Schmetterlinge von A. Keferstein und A. Werneburg, so wie den Bericht über die Thätigkeit der Akademie im Jahre 1859: Verzeichniss der Vorträge, der neu erwählten Mitglieder und der eingegangenen Geschenke.

10. Zunächst Schulzwecken dienend zeichnet sich dieses fleissige, nicht ganz 200 Oktav-Seiten starke Werkchen hauptsächlich durch die speziellere Berücksichtigung der Erwerbsquellen, Industrie und Produktion, so wie durch anregende Schreibweise und Lesbarkeit vor den meisten Leitfäden der Geographie aus, so dass es auch ausser der Schule Beachtung verdient.

11. Auf Anregung der Königl. Schwedischen Akademie der Wissenschaften und mit Unterstützung von 6000 Reichsthalern jährlich aus Staatsmitteln werden seit 1858 in einer Reihe von Orten Schwedens, meist auf Telegraphenstationen, regelmässige meteorologische Beobachtungen angestellt, deren erste Ergebnisse, die Periode vom 1. Dez. 1858 bis 31. Dezember 1859 umfassend, hier vorliegen. Die Einrichtung der Stationen, so wie die Bearbeitung und Zusammenstellung der Beobachtungen ist Herrn Edlund zu verdanken, der den Tabellen eine kurze Erläuterung in Schwedischer und Deutscher Sprache über die Instrumente und die Beobachtungs- und Berechnungsmethoden vorausschickt. Gegen Ende des Jahres 1859 waren bereits 21 Stationen in Thätigkeit, wovon 2 auf die Westküste (Halmstad und Gothenburg), eine (Wisby) auf die Insel Gottland, 9 auf die Ostküste (Carlshamn, Kalmar, Westervik, Nyköping, Gefle, Hernösand, Umeå, Piteå, Haparanda, also zwischen 56° 10' und 65° 50' N. Br.), 9 auf das Innere (Wexiö, Jönköping, Wenersborg, Skara, Linköping, Askersund, Örebro, Carlstad, Westerås, also zwischen 56° 53′ und 59° 37' N. Br.) fallen. Weiter nördlich als Westeras besteht mithin im Inneren noch keine Station. Die meisten liegen am Meer oder nicht viel über demselben, die höchste (520 Schwed. Fuss) ist Wexiö.

12. Unser vielgereister Landsmann, Herr Alexander Ziegler, ist durchaus kein gewöhnlicher Tourist, der ein fremdes Land flüchtig besucht, um ein hübsches Buch zu schreiben, er verbindet vielmehr mit einer gründlichen, vielseitigen Bildung ein tiefes Interesse für die Natur und für den Menschen in seiner historischen und socialen Beziehung, und so ist auch die Beschreibung seiner Reise durch Skandinavien und auf den Orkney- und Shetland-Inseln reich an beachtenswerthen eigenen Beobachtungen und tiefer eindringenden Studien. Von besonderer Wichtigkeit sind die Abschnitte über die letztgenannten Inseln, die verhältnissmässig wenig besucht dem Naturforscher wie dem Historiker ein anziehendes Feld bieten.

13. Die Hauptresultate dieser für die Geographie des Russischen Reiches, also eines bedeutenden Theiles der Erde, äusserst wichtigen Arbeit sind zwar bereits in die,,Geogr. Mittheilungen" übergegangen (1860, SS. 64 und 65), sie enthält aber ausserdem noch vieles Beachtenswerthe, wesshalb wir noch einmal auf sie zurückkommen. Der Verfasser, Direktor der Moskauer Sternwarte, giebt nämlich darin eine vollständige Anweisung für Arealbestimmungen nach Karten mittelst des Planimeters, namentlich mit Rücksicht auf die ungleiche Kontraktion des Papieres nach dem Druck und die periodische Änderung des Feuchtigkeitszustandes desselben, deren Ausserachtlassung Fehler bis zu 12 des ganzen Flächeninhalts nach sich ziehen kann. Es ist diess die erste uns bekannt gewordene ausführliche und gründliche Abhandlung über diesen Gegenstand. Herr Direktor Schweizer bediente sich übrigens des Polar-Planimeters von J. Amsler, Professor am Gymnasium in Schaffhausen, das er wegen der Leichtigkeit der Handhabung, Einfachheit der Konstruktion und des Vermögens, trotz seiner Kleinheit verhältnissmässig grosse Figuren umfahren zu können, anderen Instrumenten dieser Art vorzieht. Ferner führt er die Karten auf, die er seinen Bestimmungen zu Grunde legte, und bespricht ihre Vorzüge und Nachtheile, ein Abschnitt, der für die Kartographie von Russland von Werth ist, und vergleicht endlich vor der speziellen Mittheilung der gewonnenen Resultate nach den einzelnen Kreisen, Bezirken, See'n, Inseln noch die nach dem früheren geometrischen Verfahren erhaltenen mit den jetzigen.

14. Das Hartung'sche Werk über die Azoren hat sein Hauptgewicht in der geologischen Abtheilung, welche allgemeine geologische Erörterungen, Berichte über die Ausbrüche und Erdbeben seit Entdeckung des Archipels, eine Bearbeitung der fossilen Reste von Santa Maria von Prof. Dr. Bronn, die spezielle geologische Beschreibung der einzelnen Inseln (fast die Hälfte des ganzen Buches) und ein Résumé der erhaltenen Resultate in Bezug auf Orographie, Geologie und Vulkanismus enthält. Dieser Abtheilung voran gehen der eigentliche Bericht über die im Sommer 1857 ausgeführte Bereisung des Archipels, ein Abschnitt über das Klima, dem die Beobachtungen von Webster zu Ponta delgada auf San Miguel im Winter 1817 auf 1818, von Bullar zu Villa franca und im Thal von Furnas in den Jahren 1838 und 1839, von Blunt zu San Michael 1825 und von Bettencourt zu Horta auf Faial vom November 1857 bis Oktober 1858 zu Grunde liegen, und eine Abhandlung über die Pflanzenwelt der Azoren, hauptsächlich nach Seubert's,,Flora azorica", Watson's, Hunt's und Heer's Arbeiten. Die Fauna ist unberücksichtigt geblieben, da die beiden Zoologen Morelet und Drouet, die mit dem Verfasser gleichzeitig die Azoren bereisten, dieselbe in besonderen Arbeiten behandeln werden. Der Atlas besteht aus einer Karte der Azoren nach Vidal, landschaftlichen Zeichnungen, Abbildungen von fossilen Konchylien und einer grossen Reihe von geologischen und Höhen-Profilen und wird fortan zugleich mit dem Text eine der werthvollsten Quellen für die Geographie und Naturgeschichte jenes Archipels bilden.

15. Die Karte der Umgebungen von Jena von Prof. E. Schmid ist bei weitem die ausführlichste und beste, die wir kennen. Im Maassstab der Original-Aufnahmen des Preussischen Generalstabs angelegt umfasst sie das Saal-Thal von Rothenstein bis zu den Gleiss-Dörfern, reicht westlich bis Isserstedt und Bucha und östlich bis Löberschütz und Drackendorf. Die geologischen Formationen von dem Bunten Sandstein durch die Schichten des Muschelkalks und Keupers bis zum Diluvium und Alluvium sind mittelst Handkolorits sehr speziell angegeben und durch ein Profil erläutert, welches zweckmässig zugleich die Farbenerklärung giebt. Diese Karte muss nicht allein den Studirenden an der Universität Jena bei ihren naturhistorischen Exkursionen von grösstem Nutzen sein, sie wird auch von vielen ,,Philistern" als willkommene Erinnerung dankbar begrüsst werden. Die kurzen Begleitworte enthalten das Wichtigste über die einzelnen Formationen und ihre gegenseitigen Beziehungen, eine Höhentabelle und ein Verzeichniss der Ortschaften mit Angabe der Einwohner- und Häuserzahlen.

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17. Der im vorigen Jahrgange der,,Geogr. Mittheilungen" (S. 458) kurz erwähnte Nicolet'sche Atlas von Frankreich besteht aus 14 grossen Kartenblättern, grösstentheils deutlich und sauber in Farbendruck ausgeführt, und 9 Bogen Erläuterungen. Den werthvolleren Theil bilden die spezielleren physikalisch-geographischen Darstellungen von Frankreich auf Tafel 3 bis 6, nämlich: Tafel 3. Hydrographische und klimatologische Karte mit Abgrenzung der Flussgebiete, schematischer Übersicht der Flusslängen und der Schiffbarkeit der Flüsse und mit den Temperaturkurven von Grad zu Grad nach Becquerel; Taf. 4. Orographische und klimatologische Karte nach Gasparin, Becquerel, Martins und Berghaus (Höhenschichten von 1000 zu 1000 Fuss, Profil und schematisches Höhentableau, Abgrenzung der Region der Herbstregen von der der Sommerregen); Taf. 5. Geologische Karte nach Elie de Beaumont und Dufresnoy mit Eintheilung des Landes in 7 AckerbauRegionen und Angabe der hauptsächlichsten Bodenprodukte derselben; Tafel 6. eine zoologische Karte mit Darstellung der geographischen Verbreitung der verschiedenen Racen der Hausthiere nach Baudement und eine botanische Karte zur Übersicht der Verbreitung der Kulturpflanzen nach Decaisne. Die übrigen Tafeln, drei physikalische Karten von Europa (phytogeographische nach Schouw und Berghaus; klimatologische nach Bella und Grignon; Regenkarte nach Gasparin und Berghaus) und sieben dergleichen von der ganzen Erde (Temperaturkarte mit den Isothermen nach Berghaus und den Meeresströmungen nach Duperrey; pflanzengeographische Profile nach Humboldt; geographische Übersicht des Weinbaues in der Alten Welt nach Plinius, Strabo u. s. W.; geographische Verbreitung des Weines und Weinbaues in der Jetztzeit nach Schouw und Decaisne; geographische Verbreitung der Haupt-Nutz

pflanzen, der Haupt-Nahrungspflanzen und anderer Kulturpflanzen nach Schouw und Berghaus), bieten des Neuen wenig und lassen bisweilen die Benutzung neuerer Materialien vermissen, wie diess auch bei einigen der spezielleren Karten von Frankreich der Fall ist, z. B. bei Taf. 4, wo die Höhenschichten nach der Olsen'schen, nach neueren Aufnahmen vielfach zu berichtigenden Darstellung eingezeichnet sind.]

Asien.

1. Stein und Hörschelmann: Handbuch der Geographie und Statistik. Neu bearbeitet von Prof. Dr. J. E. Wappaus. Bd. II, Lief. 3. Asien. Allgemeine Übersicht, Chinesisches Reich, Korea und Japan. Von Dr. J. H. Plath und Joh. Hartwig Brauer. Leipzig, Hinrichs, 1860.

2. H. Petermann: Reisen im Orient. Bd. I. Leipzig, Veit & Co., 1860.

3. M. E. Guillaume Rey: Voyage dans le Haouran et aux bords de la Mer Morte, exécuté pendant les années 1857 et 1858. Paris. Arthus Bertrand. Mit 2 Karten.

4. Dr. Gustav Oppert: Über Deutsche Auswanderung mit besonderer Beziehung auf Lycien. Berlin, J. Springer, 1861.

5. El. Borszczow: Mittheilungen über die Natur des AraloKaspischen Flachlandes. (Würzburger Naturwissenschaftliche Zeitschrift, Bd. I, SS. 106 bis 143 und 254 bis 295.)

6. Dr. J. A. C. Oudemans: Verslag van de geographische dienst in Nederlandsch Indië, over January 1858 tot en met April 1859. Batavia, Lange & Co., 1860. (Aus den Abhandlungen der Königl. Naturwissenschaftlichen Gesellschaft in Batavia, Vol. VII.)

7. Fr. Steger und Herm. Wagner: Die Nippon-Fahrer oder das wiedererschlossene Japan. Mit 140 in den Text gedruckten Abbildungen, 7 Tondrucktafeln und einer Karte. Leipzig, Otto Spamer, 1861.

[1. Wappäus' Handbuch schreitet jetzt rüstig vorwärts und es wird die Vollendung des Ganzen bis 1863 in Aussicht gestellt. Von den beiden im Jahre 1860 erschienenen Abtheilungen bleibt uns hier die dritte Lieferung des zweiten Bandes zu erwähnen, welche den Anfang der Geographie von Asien enthält. Den allgemeinen Abschnitt über diesen Erdtheil (SS. 1 bis 76), so wie die Mandschurei (SS. 85 bis 93), Mongolei (SS. 93 bis 110), Songarei (SS. 110 bis 117) und Kleine Bucharei (SS. 117 bis 130) hat Dr. Plath, der Verfasser des 1830 publicirten Werkes über die Völker der Mandschurei, bearbeitet, Tübet (SS. 131 bis 149), Chuchu - Noorien und Si-Fan (SS. 150 bis 153), das eigentliche China (SS. 153 bis 241), Korea (SS. 241 bis 246) und Japan (SS. 247 bis 272) Herr J. H. Brauer, welcher auch die Abschnitte über Süd-, West- und Nord-Asien übernommen hat. Ausser diesen letzteren sind noch im Rückstand Mittel- und Süd-Amerika, so wie der Schluss von Mexiko von Prof. Wappäus, Skandinavien, GrossBritannien und Irland, Niederlande, Spanien, Portugal, Frankreich, Belgien, Italien, für die noch kein Bearbeiter gefunden zu sein scheint, endlich der Preussische Staat, die übrigen Staaten des Deutschen Bundes und die Schweiz von Professor Brachelli.

2. Der lange erwünschte Bericht des Orientalisten Prof. H. Petermann (in Berlin) über seine in den Jahren 1852 bis 1854 ausgeführte Reise durch Syrien, Palästina, Mesopotamien und Persien liegt endlich, wenigstens im ersten Bande, vor und die Erwartungen, die man davon hegte, möchten eher noch übertroffen als unerfüllt geblieben sein. Das Buch ist in Form einer Reisebeschreibung gehalten, die persönlichen Erlebnisse sind vollständig und ausführlich erzählt, aber auch den scheinbar unbedeutendsten Dingen weiss der Verfasser durch näheres Eingehen auf die nationalen, politischen, socialen und religiösen Verhältnisse der verschiedenen Völkerschaften und Sekten ein tieferes Interesse abzugewinnen. In diesen ethnographischen Studien liegt der Schwerpunkt des Werkes; wie Bedeutendes er darin geleistet, zeigen z. B. die ausführlicheren Mittheilungen über die Drusen, die Maroniten, die Samaritaner; von der Religion der ersteren, über die in letzterer Zeit so viel gefabelt worden ist, erhalten wir hier zum ersten Mal eine eingehende Darstellung. Der erste Band umfasst die Reise über Konstantinopel und Beirut nach Damaskus, den 7monatlichen Aufenthalt daselbst, die Reise von da über Raschaya, Hasbaya, Safed, Tiberias, Nazareth, den Berg Tabor und Nablus nach Jerusalem, die verschiedenen Ausflüge durch Palästina mit Einschluss des längeren Aufenthalts in Nablus, die wiederholte Bereisung des Libanon auf verschiedenen Routen zwischen Beirut und Damaskus, den missglückten Versuch, in Cilicien einzudringen, und den Besuch der Insel Cypern, wo von Larnaka aus Exkursionen nach Famagusta, Salamin, Leykosia und Lampusa unternommen wurden.

3. Das splendid ausgestattete Werk von Rey besteht aus dem Tagebuche seiner mit Dr. Delbet unternommenen Reise, einer grossen Karte des Hauran ohne Orientirung (etwa im Mst. von 1: 300.000), einer Karte des Ostufers des Todten Meeres zwischen den Mündungen des Jordan und des Wadi Zerka im Mst. von 1:90.000 und einem Atlas von 28 Tafeln in Folio mit Ansichten nach Photographien, topographischen Plänen und archäologischen Abbildungen. Der Autor begab sich im Oktober 1857 von Beirut über Saleh und Baalbek nach Damaskus und bereiste während der Monate November und Dezember desselben Jahres den Hauran, indem er die Ledja von Mismie und Burak an östlich umging, die erloschenen Vulkane bei Chobba (Scheihan, Garrarah und Djemal) untersuchte, den Hazzan bei Hit, den Abu-Tumes und den Kleb (von Dörgens im J. 1860 zu 5370 Par. Fuss Höhe bestimmt) bestieg, den Südrand der Ledja bis Nedjran verfolgte und Kanuwat, Sihat, Sueda und Bosra besuchte. Der Werth dieser an sich so interessanten Reise wird durch die vorausgegangenen Arbeiten Burckhardt's und Porter's so wie durch die spätere wichtige Exploration Wetzstein's und Dörgens' wesentlich geschmälert, um so mehr, als Rey's Tagebuch nicht so inhaltreich ist, als man wohl erwarten könnte. Seine Karte enthält vielleicht einige Ergänzungen zu denen der Deutschen und Englischen Reisenden, über ihre Grundlagen sind jedoch keine Aufschlüsse gegeben. Von Bosra ging Rey über Fik nach Jerusalem und von da im Januar 1858 rings um das Todte Meer. Auch hierbei ist der Gewinn für die Geographie kein bedeutender gewesen.

4. Der Orientalist und Alterthumsforscher Dr. G. Oppert nimmt die Vorschläge und Pläne des verstorbenen Professors Ludwig Ross (s. dessen,,Klein-Asien und Deutschland. Reisebriefe und Aufsätze mit Bezugnahme auf die Möglichkeit Deutscher Niederlassungen in KleinAsien. Halle 1850") zur Gründung einer Deutschen Kolonie in Lycien wieder auf. Können wir auch kaum erwarten, dass seine Bemühungen in gegenwärtiger Zeit Erfolg haben werden, so empfehlen wir doch die 38 Seiten starke Broschüre der Aufmerksamkeit aller derer, die sich überhaupt für Deutsche Auswanderung und die Verhältnisse der Deutschen im Ausland interessiren, da sie die ganze Auswanderungsfrage eingehend und unter Beibringung zahlreicher statistischer Daten erörtert.

5. E. Borszczow bereiste in den Jahren 1857 und 1858 zugleich mit Sewerzow im Auftrag der Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg das Orenburgische Land zwischen dem Ural, dem Irgis, dem Aral-See und dem Kaspischen Meer und hat namentlich durch seine geologischen Untersuchungen eine Reihe wichtiger Daten über die Entstehungsgeschichte und jetzige Naturbeschaffenheit jenes Landes beigebracht. Einiges davon wurde bereits früher im Bulletin der Petersburger Akademie und an anderen Orten publicirt, in der hier vorliegenden Abhandlung aber giebt der Verfasser auf Grund seiner eigenen wie der früheren Untersuchungen ein Gesammtbild des ganzen Aralo-Kaspischen Flachlandes, womit er den ungeheueren Landkomplex zwischen 51° bis 37° N. Br. und 64° bis 85° Östl. Länge von Ferro bezeichnet. Er erörtert die höchst interessante Frage von der ehemaligen weit grösseren Ausdehnung des Kaspischen und Aral-See's, für die neben anderen Gründen auch die geologischen und paläontologischen Befunde sprechen, beschreibt die Seebecken und Flüsse des Gebietes, wobei er besonders auf die Veränderungen näher eingeht, welche durch die allmähliche Abnahme des Wassers bedingt wurden, und reiht daran die Darstellung der geologischen Beschaffenheit der Gebirgskette der Mugodscharen und der Hochebene des Ust-Uert, welche beide das Aralo-Kaspische Flachland in eine östliche und westliche Hälfte scheiden, so wie endlich dieser beiden Theile selbst. Die Abhandlung ist eine der besten Arbeiten, die in neuerer Zeit über jenen Theil Central-Asiens erschienen sind.

6. Dieser 128 Quart-Seiten starke Bericht des Ober-Ingenieurs Oudemans über die Fortsetzung der Triangulationen, über telegraphische Längenbestimmungen, astronomische und physikalische Beobachtungen, die er in dem genannten Zeitraum ausgeführt hat, ist in geographischer Beziehung hauptsächlich durch die ausführliche Darlegung der bisherigen Operationen De Lange's und Oudemans' zur Ermittelung der geographischen Länge von Batavia von Werth. Als Endresultat stellt sich dabei der Längenunterschied zwischen Greenwich und Batavia zu 7 7m 12,5 oder 106° 48' 7",5 heraus. Die telegraphischen Längenbestimmungen in Niederländisch-Indien ergaben für Cheribon 7m 3,37 oder 1° 45′ 50′′,55, für Samarang 14m 27,94 oder 3° 36' 59",1 östlich von Batavia.

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7. Die Hauptgrundlage dieses Buches ist das offizielle Werk über Perry's Expedition nach Japan; ähnlich wie bei den übrigen, unter Hermann Wagner's Redaktion erscheinenden Bänden des ,,Buchs der Reisen

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und Entdeckungen" wurde aber die Beschreibung der einzelnen Expedition zu einem allgemeineren und vollständigeren Bilde von Japan erweitert durch Benutzung der älteren wie neueren Literatur. Dem Auszug aus dem genannten Werke gehen einige Abschnitte über die Japanesen und die Geschichte ihrer Verbindungen mit den Europäern voraus und ihm folgen die Erzählung von Lord Elgin's Reise nach Japan und ein Naturgemälde des Landes, worin von seinen hauptsächlichsten Produkten, den verschiedenen Bodenformen und charakteristischen Scenerien gehandelt wird. Wir brauchen nicht hervorzuheben, dass das reich illustrirte und mit einer sauberen Übersichtskarte von Japan versehene Buch keinen wissenschaftlichen Zweck verfolgt, sondern dem grossen Publikum die Eigenthümlichkeiten jenes Inselreiches in unterhaltender Weise vorführen will, und dazu ist es bei geschickter Bearbeitung, gefälligem Styl und trefflicher äusseren Ausstattung bei mässigem Preise gut geeignet.]

Afrika.

1. Capt. Richard F. Burton: The Lake Regions of Central Equatorial Africa, with Notices of the Lunar Mountains and the Sources of the White Nile; being the results of an Expedition undertaken under the patronage of H. M.'s Government and the Royal Geographical Society of London, in the years 1857-1859. (Journal of the R. Geogr. Society, Vol. XXIX, 1859. London 1860.)

2. Capt. Richard F. Burton: The Lake Regions of Central Africa, a picture of exploration. 2 vls. London, Longman, 1860.

3. Karl Andree: Burton's Reisen nach Medina und Mekka und in das Somali-Land nach Härrär in Ost-Afrika. Auch unter dem Titel: Forschungsreisen in Arabien und Ost-Afrika nach den Entdeckungen von Burton, Speke, Krapf, Rebmann, Erhardt und Anderen. Bd. I. Leipzig, Costenoble, 1861.

4. Dr. Charles T. Beke: The Sources of the Nile: being a General Survey of the basin of that river and of its head-streams; with the History of Nilotic Discovery. London, James Madden, 1860. 5. Dr. J. Lewis Krapf: Travels, researches, and missionary labours, during an eighteen years' residence in Eastern Africa. London, Trübner & Co., 1860.

war,

[1, 2. Die wichtigste Bereicherung, welche die geographische Literatur über Afrika im Laufe des vorigen Jahres erfahren hat, sind unstreitig die Berichte Captain Burton's über seine mit Captain Speke ausgeführte Reise von der Zanzibar Küste nach den grossen See'n Ost-Afrika's. Was bis dahin über diese denkwürdige Expedition aus den Briefen der Reisenden und später von Captain Speke veröffentlicht berührte fast nur die hervorragendsten Ergebnisse ohne nähere Details, in Burton's umfangreichen Berichten ist dagegen Alles zusammengefasst und ausführlich mitgetheilt, was beide erlebt, gesehen, erforscht und erkundet haben. Der wissenschaftliche Bericht füllt 450 SS. engen Druckes, so dass in dem Jahresbande der Londoner Geogr. Gesellschaft für 1859 kein Raum für andere Aufsätze geblieben ist, aber diese weite Ausdehnung thut dem inneren Werthe durchaus keinen Abbruch, denn man muss in der That über die reiche Fülle von Beobachtungen und Daten aller Art, die uns fast auf jeder Seite entgegentreten, staunen. Diesen grossen Verdiensten gegenüber können wir es dem berühmten Reisenden schon nachsehen, wenn er in der Benutzung der anderweitigen Literatur, namentlich bei allgemeineren, über sein Erforschungsgebiet hinausgehenden Fragen, nicht immer auf eigenen Füssen steht und über manche Ansichten absprechend urtheilt, in die er augenscheinlich nicht gründlicher eingedrungen ist. Er folgt in diesem wissenschaftlichen Bericht einer geographischen Anordnung, indem er die Küste, die fünf von ihm unterschiedenen Regionen oder Gürtel zwischen derselben und dem Tanganyika-See (s.,,Geogr. Mittheilungen" 1859, S. 389), diesen und endlich den Ukerewe-See nach ihren geographischen, naturhistorischen und ethnographischen Eigenthümlichkeiten der Reihe nach beschreibt. Daran schliesst sich, was er über die despotisch regierten Monarchien Karagwah, Uganda und Unyoro im Westen des Ukerewe-See's erfahren konnte, die nach ihm südlicher liegen, als auf Speke's vorläufiger Kartenskizze (s.,,Geogr. Mitth." 1859, Tafel 15). Den Kitangure-Fluss z. B., welcher die Grenze zwischen Karagwah und Uganda bildet, kreuzt danach die Handelsstrasse der Araber in 1° 40' S. Br.; Kibuga, die Hauptstadt von Uganda, kommt in 0° 10' S. Br. (statt 2° 20' N. Br.) zu liegen. Auch spricht nach Burton kein glaubwürdiger Augenzeuge für die Ausdehnung des Ukerewe-See's oder Victoria Nyanza bis nördlich über den Aquator hinaus und der Kivira, der Grenzfluss zwischen Uganda und Unyoro, soll nach allen Nachrichten in den See fliessen, nicht aus ihm heraus. Ferner stellt er die Nachrichten über die südlich von seiner Route gelegenen

Länder zusammen, fügt einige Kapitel allgemeineren Inhalts über die Völker und ihre Zustände, die Viehzucht, den Ackerbau, die Karawanenstrassen und den Handel des Äquatorialen Ost-Afrika bei und schliesst mit dem Itinerar der Expedition, den Positionsbestimmungen und Höhenmessungen. Eine grosse, nach Speke's Messungen von Findlay konstruirte Routenkarte mit Höhenprofil bildet eine werthvolle Zugabe. Ein Theil des in dem wissenschaftlichen Bericht enthaltenen Materials ist auch in die zweibändige Reisebeschreibung übergegangen, doch ist diese mehr für das grosse Publikum bestimmt, sehr unterhaltend geschrieben und reichlich mit Illustrationen versehen, von denen aber die Chromoxylographien zum Theil herzlich schlecht ausgefallen sind.

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3. Einen Auszug aus den vorstehend erwähnten Berichten Burton's in Deutscher Sprache haben wir demnächst aus Karl Andree's Feder zu erwarten, welcher es unternommen hat, die Wanderungen, Forschungen und Beobachtungen jenes ausgezeichneten Reisenden in Arabien und Afrika in abgekürzter, gefälliger und leicht verständlicher Form den Deutschen Freunden der Länder- und Völkerkunde zu erzählen. Dadurch erwirbt sich Herr Andree kein geringes Verdienst um die Verbreitung geographischer und ethnographischer Kenntnisse, denn Burton's Originalwerke sind bei ungewöhnlich reichem und anregendem Inhalt Deutschen Lesern schon durch ihre Kostspieligkeit nicht allgemein zugänglich und setzen zu ihrem Verständniss eine genaue Bekanntschaft mit der Englischen Sprache, besonders auch mit dem ,,slang" verschiedener Volksklassen, voraus. Der erste, bereits fertige Band dieser Bearbeitung enthält die Reise nach Medina und Mekka nach dem ,,Personal Narrative of a pilgrimage to El Medinah and Meccah" und die nach Harrar nach den ,,First Footsteps in East Africa". Er ist mit vier Tonbildern und zahlreichen Holzschnitten geschmückt.

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4. Gegenwärtig, wo die Erforschung des Nil-Gebietes mit so grosser Energie betrieben wird und wir mit Wahrscheinlichkeit auf baldige wichtige Entdeckungen, vielleicht auf die endliche Lösung des alten Problems der Nil-Quellen und Mondgebirge rechnen dürfen, muss uns ein Buch in hohem Grade willkommen sein, welches einen allgemeinen Überblick über das ganze Nil-Gebiet nach dem bisherigen Standpunkt unserer Kenntniss gewährt und die hauptsächlichsten Streitfragen klar vorlegt und eingehend erörtert. Dr. Beke's, des berühmten Abessinischen Reisenden, ,,Sources of the Nile", zum grösseren Theil eine sorgfältig umgearbeitete und vielfach vermehrte Ausgabe seiner Abhandlung,,On the Nile and its Tributaries" (Journal of the R. Geogr. Society of London, Vol. XVII) und einiger späterer Aufsätze, sind das Beste der Art, was wir kennen, und sie erhalten noch einen besonderen Reiz durch die geschichtlichen Rückblicke und durch die Beigabe einer grösseren Anzahl höchst instruktiver Karten und Profile.

5. Die Englische Ausgabe von Dr. Krapf's Reisen in Ost-Afrika ist keine einfache Übersetzung der Deutschen, vielmehr hat das Buch durch ein zweckmässigeres Arrangement des Inhaltes, durch einige Zusätze, namentlich in Bezug auf die Nil-Quellen, die Schneeberge und die Ost-Afrikanische Literatur, und vielfache Abänderungen sehr gewonnen, ganz abgesehen von der ungleich besseren Ausstattung, denn Druck, Papier und die zahlreichen Chromolithographien sind selbst für Englische Reisewerke ungewöhnlich gut. Ausser Krapf's eigener Karte ist noch eine Übersichtskarte von Ost-Afrika von E. G. Ravenstein mit Benutzung der neuesten Forschungen beigegeben, auch hat derselbe ein kurzes Memoir hierzu als Einleitung beigefügt.]

Australien.

1. Heinr. Meidinger: Die Britischen Kolonien in Australien in ihrer gegenwärtigen Entwickelung. Mit einer Kartenskizze von Australien und Neu-Seeland. Frankfurt aM., Sauerländer, 1860.

2. Rev. W. B. Clarke: Researches in the Southern Gold Fields of New South Wales. Sydney, Reading and Wellbank, 1860. Mit einer Karte.

3. Transactions of the Philosophical Institute of Victoria, from January to August 1859. Vol. IV, Part I. Edited for the Council of the Institute, by John Macadam, M. D. Melbourne, 1859.

[1. Ohne Anspruch auf grossen wissenschaftlichen Werth zu machen, enthält dieses Werkchen eine Menge Notizen über Geographie, gegenwärtige Zustände, Handel, Produktion, Bevölkerungsstatistik und Entdeckungsgeschichte der Australischen Kolonien und Neu-Seelands, die aus glaubwürdigen Quellen geschöpft zur raschen Information von Nutzen sein mögen. Eine kleine Übersichtskarte von Australien und Neu-Seeland, von Ludw. Ravenstein recht deutlich und sauber ausgeführt, doch auf veraltetem Standpunkte, ist beigegeben.

2. Die Entdeckung reicher Goldlager in dem südlichsten Theile

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