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wir eine Ebene und nach einem Ritt von 10 Meilen das schon lange vorher erblickte Städtchen San Marco, welches auf einem unmittelbar aus der Ebene emporsteigenden, nach allen Seiten beinahe senkrecht abfallenden, 500 Fuss hohen Berg von Sandsteinfelsen liegt. Nachdem wir auf einem theils in die Felsen gehauenen, theils aus Balken brückenförmig und sehr kühn angelegten Wege den Berg erstiegen hatten, fanden wir eine Hochebene von ungefähr 75 acres Ausdehnung, auf welcher das Städtchen erbaut wurde. Die Kirche mit zwei Thürmen und alle zwei Stockwerke hohen Häuser waren weiss angestrichen, die Bevölkerung anscheinend wohlhabend, dabei friedlich und gastfreundlich, wenn auch abergläubisch und unwissend. Selbst der Padre, ein eingeborner Indianer, konnte weder lesen noch schreiben. Als wir wieder hinabgestiegen waren, schlugen wir in der Nähe des Felsens unser Nachtlager an einem kleinen Bach auf, welcher einige Klafter weiterhin unter der Erde verschwand. Die Lage San Marco's von unten gesehen erinnert lebhaft an Lilienfeld, Königstein und Peterwardein.

Nach unserer am 23. Mai früh Morgens erfolgten Abreise von San Marco gelangten wir bald zwischen steile Gebirge, wo wir Cedern und die ersten Fichten antrafen. Als ich auf den Kamm eines Hügels vorausritt, erblickte ich drei grosse Graue Bären in geringer Entfernung vor mir. Es gelang mir, mich unbemerkt zurückzuziehen und der Reisegesellschaft meine nicht sehr erfreuliche Entdeckung mitzutheilen, denn der Graue Bär ist einer der mächtigsten Gegner des Menschen. In Begleitung zweier Reisegefährten stiegen wir vorsichtig und gegen den Wind den Hügel hinan. Wir legten unsere Flinten an, doch versagten sie, vermuthlich in Folge des heftigen Regens, der uns in der verflossenen Nacht durchnässt hatte. Wir machten uns eiligst wieder schussfertig, als die Bären, die durch das Knacken der Hähne aufmerksam gemacht worden waren, zwischen den nahen Wachholderbüschen verschwanden. Bei ruhiger Überlegung zogen wir es vor, sie unbehelligt ziehen zu lassen.

Der Graue Bär (Ursus ferox) ist vielleicht das furchtbarste der wilden Thiere Nord-Amerika's. An Grösse gleicht er dem Eisbär, an Kraft und Schnelligkeit übertrifft er ihn. In dichten Wäldern hält er sich nicht auf, desshalb wurde er auch östlich vom Mississippi nie gesehen. Vorzugsweise bewohnt er die ganz Nord-Amerika durchziehenden Felsengebirge und die Sierra Nevada, wo ihm dichtes und doch niedriges Gebüsch einen angenehmen Aufenthalt bieten. Seine Augen sind merkwürdig klein, aber sehr scharf. Ein Pferd holt er nicht ein, aber ein Mensch kann ihm nicht entlaufen. Die Goldsucht hat die Abenteurer der ganzen Welt nach Kalifornien gezogen. Unter ihnen giebt es kühne, verwegene Männer, die schon mit allen möglichen Ungeheuern der Welt kämpften, und doch unterliegen sie oft im Kampf mit diesem vierfüssigen Gegner, der einen Theil des reichen Goldlandes, die Sierra Nevada, besetzt hält und im ausgewachsenen Zustand durchschnittlich 900 Pfd. wiegt. Dass die Jungen des Grauen Bären unzähmbar seien, darüber belehrte mich eigene Erfahrung. Die Indianer weichen ihm zitternd aus und auch Weisse greifen ihn vorsätzlich nicht anders an als gut beritten. Zwischen unwirthlichen Bergen weiter reitend erreichten wir mehrere kleine Salzteiche und bald nach Mittag das vier Stockwerke

hohe, an 300 Einwohner zählende Dorf San Gabriel, welches nichts Merkwürdiges aufzuweisen hat; höchstens ist der Umstand zu erwähnen, dass wir in seiner Nachbarschaft eine Eichen-Gattung (Quercus olivaeformis) bemerkten, die einzigen Eichen, die wir auf der Halbinsel zu Gesicht bekamen. Nach einem angestrengten Ritt zwischen ziemlich hohen Bergen, auf denen die Fichten immer häufiger wurden, und durch anmuthige Thäler erreichten wir, nachdem wir bald hinter San Gabriel eine westliche Richtung eingeschlagen hatten, um 10 Uhr Abends das Dorf San Felippe. Hier wurden wir mit Don Pedro de Bacca bekannt, dem reichsten Besitzer von Silber- und Kupferbergwerken in dieser Gegend. Die uns vorgezeigten Erzstufen waren sehr metallreich, was wir offen aussprachen. Zum Dank für die Anerkennung beschenkte mich Herr Bacca mit einem prachtvollen Jaguar-Fell. Der Jaguar (Felis onça, Linné) ist ein bei seinem Blutdurst glücklicher Weise seltenes Thier. Schnell, listig, stark und ein äusserst geschickter Baumkletterer, ist er einer der furchtbarsten Feinde der Heerden und Menschen. Er bewohnt die Länder von Paraguay bis Nord-Mexiko, ja auch in Süd-Kalifornien und Texas zeigen sich dann und wann einzelne Exemplare. Jenseit des 33. Grades N. Br. wurde er nie gesehen und es ist eine lächerliche Lüge Europäischer Reisenden, wenn sie behaupten, in Kentucky oder Iowa einen Jaguar erlegt zu haben. Vielleicht gelang es ihnen, einen Panther (Felis concolor) zu schiessen, bevor sie aber den Namen des Jaguars erwähnen, sollten sie erst in der Naturgeschichte so bewandert sein, um zu wissen, dass der Schauplatz ihrer Jagd wenigstens 1000 Meilen von den nördlichst gelegenen Ländern entfernt war, in welchen der Jaguar lebt. Eben so unrichtig ist die Behauptung, dass sie das Brüllen des Jaguars gehört hätten, denn der Jaguar lässt höchstens bisweilen ein dem Miauen der Katzen ähnliches Murren hören.

Am 24. Mai traten wir unsere letzte Tagereise an, denn obgleich Bartolome noch beinahe 50 Meilen entfernt war, wollten wir es doch noch heute erreichen. Nach einem Ritt von beiläufig 6 Meilen kamen wir zu dem Dorfe Quiarra, welches aus vielen einstockigen, vierseitigen, ebenfalls thürlosen Häusern besteht, in welche man nur auf Leitern gelangen kann. An der Nordseite des Dorfes erheben sich die Ruinen eines grossen Gebäudes, welches in Kreuzform gebaut war und einst eine Kirche gewesen sein dürfte. Die Wände sind noch gegen 60 Fuss hoch und aus lauter kleinen Sandsteinen von 4 Kubikzoll erbaut. Ringsum sind die schon hoch von Flugsand umgebenen Ruinen vieler Häuser sichtbar. Wir konnten nicht erfahren, welches Volk einst das erwähnte grosse Gebäude erbaute und welches Volk es zerstörte. Gegen Mittag erreichten wir das kleine, nur aus einem einstockigen Gebäude bestehende Dörfchen Abojo, um welches sich ebenfalls zahlreiche, denen von Quiarra ganz ähnliche, Ruinen befinden. Ich durchforschte sie aufmerksam, konnte aber keine Spur von Spanischen Wappen an den Wänden entdecken, wie diess vor Kurzem von einem Amerikanischen Schriftsteller behauptet wurde. Ohne Unfall und ohne fernere bemerkenswerthe Beobachtungen und Erfahrungen gemacht zu haben, erreichten wir spät Abends San Bartolome und schifften uns sogleich auf unserem Kutter ein, der am folgenden Morgen (25. Mai) gegen Norden steuerte.

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Übersicht unserer gegenwärtigen Kenntniss von Nordwest-Borneo.

(Nebst Karte, s. Tafel 7.)

Die von der Natur so reich bedachte, mit einer Menge bequemer Wasserstrassen, der ganzen Fülle tropischer Produkte und dem Reiz des kohlen-, gold- und diamantenhaltigen Bodens ausgestattete grösste Insel der Erde ist noch immer ein schwacher Punkt in der Geographie; trotz der rühmlichen Anstrengungen von Holländischer, Deutscher und Englischer Seite, ihr Inneres zu erschliessen, trotz der denkwürdigen Explorationen eines Müller, eines Schwaner und vieler Anderen kennt man von Borneo nicht viel mehr als einige Küstenstrecken und eine Anzahl der grösseren Flussthäler. Bei der geringen Macht, welche die Holländische Regierung über die zahllosen kleinen MalaienStaaten Borneo's ausübt, bei der Unsicherheit des Reisens, die hierdurch und zugleich durch die Wildheit der DajakStämme des Inneren bedingt wird, bei der Unzugänglichkeit der ausgedehnten Urwälder und dem für Europäer ungünstigen Klima wird es voraussichtlich noch längere Zeit dauern, ehe man in den Besitz eines korrekten topographischen Bildes der Insel gelangen kann; indessen ist auch Manches zur Erreichung dieses Zieles bereits geschehen, was nur der Aufmerksamkeit der Geographen bisher entgangen ist oder unveröffentlicht nur Wenigen einzusehen vergönnt war. Für das erstere geben Dr. Schwaner's Aufnahmen ein Beispiel ab, welche unseres Wissens noch zu keiner Karte von Borneo benutzt worden sind, obwohl sie das Fluss- und Gebirgsnetz des Inneren vollständig umgestalten und bereits 1853 publicirt wurden; das letztere war bis jetzt namentlich mit Oscar v. Kessel's Arbeiten im westlichen Theile der Insel der Fall.

Der Name Oscar v. Kessel's wird Jedem bekannt sein, der sich in neuerer Zeit mit der Geographie oder der Naturgeschichte von Borneo beschäftigt hat; seine im „,Ausland" und der ,,Zeitschrift für Allgemeine Erdkunde" abgedruckten Schilderungen und Studien über die Fauna, die Völkerstämme, die politischen und socialen Zustände der Insel sind in die Lehr- und Handbücher übergegangen und haben eine weite Verbreitung gefunden, doch sind diese werthvollen Arbeiten meist allgemeiner, resumirender Art, während über seine eigenen Reisen und Erlebnisse nur sehr wenig in die Öffentlichkeit drang. Als Offizier in Niederländisch - Indischen Diensten hatte er sich bei der Vermessung des Gouvernements von Sumatra's Westküste unter Beijerinck ausgezeichnet und wurde von dort im Jahre 1846 mit dem Sergeant-Major der Artillerie L. Ullmann nach West-Borneo geschickt, um die zwischen dem Kapuas und Sarawak gelegenen Gebietstheile der Residentschaft aufzunehmen. Dieses Auftrags entledigte er sich auf

vier kurz nach einander in den Jahren 1846 bis 1848 ins Innere ausgeführten Reisen, von denen die ersten beiden je 4, die dritte 5, die vierte 7 Monate währte. Jede derselben führte ihn in andere Gegenden und zwar zum grossen Theil in solche, die noch von keinem Europäer besucht worden waren, und er war dadurch im Stande, einen grossen Theil des ihm zugewiesenen Gebietes zu erforschen. Einige Nachrichten über seine Explorationen im Gebiete des Kapuas gab Baron von Lijnden in der ,,Tijdschrift voor Nederlandsch Indië" (1851, S. 538) und seine Überfahrt von Sumatra nach Pontianak, so wie einen Theil seiner ersten, im November 1846 angetretenen Reise, auf welcher er den Kapuas hinauffuhr, dessen Quellen er sich bis auf 10 Tagereisen näherte, das Thal des Sikajam, eines Nebenflusses des Kapuas, und die Landschaft Blitang bereiste, WO er so glücklich war, ergiebige, im Jahre 1851 vom Marine-Lieutenant Groll näher untersuchte und später auch bearbeitete Kohlenlager zu entdecken, hat er selbst beschrieben (,,Zeitschrift für Allgem. Erdkunde" 1853, Bd. I, SS. 331 bis 367, und „Ausland" 1858, SS. 1180 bis 1183; 1859, SS. 1068 bis 1072 und 1091 bis 1094), leider fehlen aber alle weiteren Nachrichten. Schon im J. 1858 sprach er die Absicht aus, seine Reisen zum Gegenstand eines besonderen Werkes zu machen, und die Ausführung dieses Planes wäre im Interesse der Geographie um SO mehr zu wünschen, als wir aus dem Wenigen, was darüber veröffentlicht wurde, ihren hohen Werth für die Kenntniss eines beträchtlichen Theiles von Borneo ermessen und ihren Mangel desshalb lebhaft empfinden.

Das für die Geographie wichtigste Ergebniss seiner und Ullmann's Arbeiten jedoch, eine grosse Karte des ganzen Gebietes zwischen dem Kapuas im Süden, Sarawak im Norden, der Küste im Westen und Sekadau im Osten, haben wir durch gütige Vermittelung der Herren P. J. Veth und C. W. M. van de Velde vor einiger Zeit erhalten und der nördliche Theil derselben liegt unserer Tafel 7 hauptsächlich zu Grunde. Sie ist im Maassstab von 1:250.000 gezeichnet, noch nicht veröffentlicht und wahrscheinlich nur in wenigen Kopien vorhanden. Von einer dieser Kopien, vielleicht derselben, die sich jetzt in unseren Händen befindet, spricht Herr Veth im zweiten Theil seines ausgezeichneten Werkes über „,Borneo's Wester-Afdeeling" und bedauert, dass er sie nicht schon bei seiner geographischen Beschreibung der Provinz Sambas im ersten, 1854 erschienenen Theile habe zu Rathe ziehen können, wodurch er bedeutende Irrthümer vermieden haben würde. In der That musste sich seine Beschreibung von Sambas, obwohl

die beste, die man hat, zumeist auf die Küste und die Chinesischen Bezirke im Süden und Südwesten der Provinz beschränken, da die östlichen und nördlichen Theile derselben ganz unbekannt waren und jede topographische Angabe, aus den bisherigen Karten entnommen, so fehlerhaft ausfallen musste, wie diese selbst. Beim Vergleich mit den besten früheren Karten, denen von Derfelden v. Hinderstein und Melville v. Carnbee und A. Petermann, springen Umfang und Bedeutung der Kessel'schen Aufnahmen sofort in die Augen. Die Darstellung des Flusssystems des Sambas hat die wesentlichsten Veränderungen erlitten, namentlich in Betreff des östlichen, Simpang-sidin benannten Quellarmes, der auf früheren Karten ganz oder in seinem oberen südöstlichen Theile fehlt und sehr unbedeutend erscheint, während er jetzt als Hauptstrom hervortritt, so wie in Betreff der nördlichen Zuflüsse, die Melville v. Carnbee kaum andeutet, während v. Hinderstein wenigstens den Bantanan (seinen Kartiasse) einigermaassen übereinstimmend mit der Kessel'schen Zeichnung niedergelegt hat. Kaum geringer sind die Korrektionen in der Zeichnung des Terrains, statt schematischer Andeutungen erscheinen hier gegliederte und mannigfaltig gestaltete Berggruppen und die früheren allgemeineren Namen der Höhenzüge sind meist durch eine Reihe speziellerer ersetzt worden, wie überhaupt die Kessel'sche Karte durch Vollständigkeit des topographischen Details und der Nomenklatur den früheren weit voransteht. Leider vermissen wir jede Höhenangabe; auch ist die Aufnahme überhaupt wohl nicht so genau als die regelmässigen topographischen oder Generalstabs-Aufnahmen, zu welcher ja auch die Kräfte zweier Menschen in so kurzer Zeit und bei so vielfachen Hindernissen nicht entfernt ausreichen konnten, sondern bestand wahrscheinlich aus möglichst umfassenden, aber flüchtigeren Rekognoscirungen. Eine unbedingte Zuverlässigkeit in allen Theilen wird daher die Karte auch nicht beanspruchen können, dass sie aber im Allgemeinen und sicher auch in vielen Details Vertrauen verdient, ersieht man unter Anderem aus einigen Angaben des berühmten Englischen Naturforschers Wallace über die Süd- und Westgrenze von Sarawak.

Wallace ging im Jahre 1855 den Sadong-Fluss (östlich vom Sarawak) hinauf und von ihm über Land nach dem oberen Sarawak-Fluss. Seine Kartenskizze ist wie so vieles Andere noch in den Kartenschränken der Londoner Geographischen Gesellschaft vergraben, aber schon sein kurzer Bericht, in den ,,Proceedings" dieser Gesellschaft (Vol. I, pp. 193-205) abgedruckt, enthält einige zur Kontrole der Kessel'schen Arbeit brauchbare Andeutungen. Er erzählt, er habe den Fluss Kayan, einen westlichen Quellarm des Sadong, zwei Mal überschritten. Diess ist offenbar der Kahajan v. Kessel's, der auf jeder früheren Karte fehlt. Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1861, Heft IV.

Westlich von diesem Fluss, vom Dorfe Menyerry aus, erblickte er zuerst den Berg Penrhissen, ,,einer der höchsten, wenn nicht der höchste Berg im Quellgebiet des SarawakFlusses"; er schätzte seine Höhe auf nahe an 6000 Engl. F. und bemerkt, er entspreche der Lage nach genau dem Berg Sebahu der Karten. Nun finden wir auf der Kessel'schen Karte den Berg Panarissé (jedenfalls derselbe, nur dialektisch etwas veränderte Name) fast genau an der Stelle, wo M. v. Carnbee den Sebahu angiebt, nämlich in 1° 5' N. Br. und 110° 15' Östl. L. v. Gr. (bei M. v. Carnbee in 1° N. Br. und 110° 12' Östl. L. v. Gr.), während ihn keine frühere Karte nennt. Ferner sagt Wallace, das Gebiet von Sarawak sei viel ausgedehnter, als auf den Karten angegeben werde, denn die Grenze verlaufe südöstlich vom Penrhissen. Auch diess stimmt mit Kessel's Karte, während bei Melville die Grenze weit nordöstlich vom Sebahu vorbeigeht und daher der Punkt, wo die Gebiete von Sambas, Pontianak und Sarawak zusammenstossen, fast einen halben Längengrad zu weit gegen Osten gerückt erscheint. Weiter gegen Süden sah Wallace den Berg Rowen, der nahe am Sekyam (Sekajam), einem Nebenfluss des Kapuas, gelegen und ziemlich eben so hoch sei als der Penrhissen. Auch dieser Berg fehlt auf allen früheren Karten, wogegen ihn v. Kessel unter dem Namen Roewan eingezeichnet hat. Die Wasserscheide und Grenze zwischen Sarawak und Sambas bildet auf den bisherigen Karten ein zusammenhängender Höhenzug, der bei Derfelden v. Hinderstein fast gerade von Norden nach Süden verläuft und bei Melville van Carnbee zwar eine südöstliche Richtung, aber eine zu grosse Verschiebung nach Osten erhalten hat. Wallace lehrt nun: „Die Gebirgsgruppe an den Quellen des Sarawak und Sadong ist vom Kap Datu-Gebirge vollständig getrennt, welches letztere in dem Berg Poey unter 1° 35' N. Br. endet. Südlich an diesen stösst eine ausgedehnte Ebene, über welche man vom Serambo-Berg bei Sarawak eine schöne Aussicht bis an die Küste von Sambas hat. In der Gegend, welche der Berg Raja auf den Karten einnimmt, giebt es keine Erhebungen". Diess stimmt abermals mit der Kessel'schen Zeichnung, doch nennt dieser den Berg in 1° 35' N. Br. nicht Poey, sondern Rassau, südlich von ihm deutet er nur einen schwachen Abhang gegen Westen an, aber keine fortlaufende, auch gegen Osten abfallende Kette, wie auf Tafel 7 irrthümlich angegeben ist; erst bei den Quellen des Adan und Saparan steigt dann wieder die Djagoi-Kette auf. Der Raja, bei Melville v. Carnbee in 1° 28' N. Br. gelegen, ist vielleicht mit Kessel's Rassau und Wallace's Poey identisch, jedenfalls lag er auf früheren Karten zu weit südlich.

Ausser der Kessel'schen Karte wurde auf Tafel 7 für das Holländische Gebiet nur noch die Gordon'sche Küsten

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aufnahme von Kap Bajong bis Kap Datu vom Jahre 1847 1) benutzt, für das Gebiet von Sarawak stützt sich unsere Karte dagegen ganz auf Englische Aufnahmen, und zwar auf die Küstenvermessungen von Sir Edw. Belcher im J. 1844 2) und die Aufnahme des Sarawak-Flusses von Hiram Wil

1) Britische Admiralitäts-Karte Nr. 2104. Borneo, N. W. Coast, Sheet I. Publ. 1852.

2) Britische Admiralitäts-Karte Nr. 1746. Borneo, N. W. Coast, Sheet II. Publ. 1850.

liams im Jahre 1846 ). In der That ist auch in topographischer Beziehung von diesem viel besprochenen, durch Sir James Brooke in Englischen Besitz übergegangenen Gebiet Nichts weiter bekannt, mit einziger Ausnahme der Wallace'schen Route, die aber, wie erwähnt, noch nicht publicirt worden ist.

1) Brit. Admiralitäts-Karte Nr. 1822. Sarawak River. Publ. 1847.

Geographische Notizen.

Geographische Nieder- Deutsche Namen.

Von Konrektor Krause in Stade.

Die,,Geographischen Mittheilungen" haben öfter häufig vorkommende allgemeine geographische Bezeichnungen zur Ergänzung oder Vervollständigung des grossen Verzeichnisses von H. Berghaus in dem Bericht zu Stieler's HandAtlas u. s. w., Auflage 7, gebracht, so namentlich Indische Wörter 1857 (III, S. 521) und Malaiische 1858 (IV, S. 112) und 1860 (VI, S. 279). Auch unsere Deutschen geographischen Namen, besonders in so weit sie Endungen geworden sind, bedürfen selbst für Deutschland häufig der Erklärung, nicht etwa die germanisirten Slavennamen meine ich, die von Ülzen und Bamberg an, als den vorgeschobensten westlichen Posten, nach Osten hinüber herrschen, sondern echte Deutsche, vorzugsweise Nieder-Deutsche. Nebenbei knüpft sich ausser dem Werth der Namenkunde an sich noch ein ethnographisches und geschichtliches Interesse an die Vertheilung der Ortsbezeichnungen; das Vorwiegen des einen oder anderen ist charakteristisch theils für die Stämme, wie z. B. die Endungen,,leben", ,,um",,,ôrt", theils für die Zeit der Besiedelung, wie „rode", ,,bruch", „moor". Manche Endungen sind nur noch urkundlich zu erkennen, natürlich kann darauf die Geographie im Allgemeinen eben so wenig Rücksicht nehmen, wie auf sonstige Namenverstümmelungen, obwohl die Erklärung der letzteren oft Auffallendes beseitigt oder Zusammengehörendes wieder zusammenfügt. Hier in der Hannover'schen Landdrostei Stade liegen z. B. die fremd klingenden Dörfer Brillit und Brest, jenes hiess Bredelyt,,,Breite Kante", dieses Brestede,,,Breite Stätte"; Kadenberge in derselben Provinz ist durch seinen älteren Namen Kedingberghe ohne Weiteres als ein Geestantheil dem Marschlande Kehdingen an der Elbe zugewiesen. Andere Namen haben ältere verdrängt, alte Dorfstätten nahmen neuere von Klöstern, Kirchen, Burgen, Kolonisten an; zu diesen gehört das an der Elbe und bei Bremen oft vorkommende,,Holler", verkürzt aus Holländer, den Hauptansiedlern aus der Fremde in den Marschen. Weitere Beispiele würden hier zu weit führen. Wichtiger schon wäre die Erklärung des so häufigen Auftretens der Namen in der Dativform: Altenberg, Rotenberg, Norden, Hardenberg, Neuenkirchen u. s. w., wohin auch in älterer Ausdrucksweise die Namen Hannover (Hohenufer) und Göttingen (Gödinge) zu rechnen sind. Sie stammen von dem üblichen Gebrauch der Präpositionen zu, in und nach, wie schon im Nibelungen-Liede ,,zeu Burgonden" das Land der Burgunder heisst und wie

noch heute der Volksmund (z. B. „in der Ruhle” für Ruhla), häufiger aber alte Urkunden diese Präpositionen geradezu in Eigennamen führen. Die Namen Preussen, Sachsen, Franken, Thüringen danken ihnen ihre Form. Wir lassen ein Verzeichniss weniger bekannter allgemeiner geographischer Bezeichnungen und Endungen sicherlich ein höchst unvollständiges folgen; Nd. bedeutet NiederDeutsch; zuweilen ist es nöthig, das grammatische Geschlecht zu bemerken (m., f., n.); ck dehnt im Nieder-Deutschen beständig den vorhergehenden Vokal: Bêck, Bock, von der Dêcken.

A, Aa, Au, verkürzt in stummes n, Hoch-Deutsch auch Ach, f. = Fluss, Wasser. (Bederkefa, Ilmenau, Salzach.) ')

Au, Aue, in Endung auch Oe (einsilbig als oh zu lesen), früher ow, owe, f. nasses Flussthal.

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Brak, Nd., n. — an der Elbe Wasserlöcher alter Deichbrüche.
Brock, Brok, Brook, Nd., m. u. n. = - Bruch, Sumpfland. Kolonie im Bruch.
Bult, Bülte, Nd., f. Haufe, Anhöhe, gewölbte obere Torfmasse.
Busch, Nd., m. kleines Gehölz, selbst von den höchsten Buchen und
Kiefern.

Büttel, Nd., n. = Gut, Erbgut. Das Wort ist Alt-Sächsisch und hat
mit dem Büttel (pedellus, Nd. Bödel) Nichts zu thun.
Delft, Nd., m. Graben. (In Emden.)
Delm, Delling, Nd., n.?

=

niedriges Land, Gemeinde, Mark, also was

Süd-Deutsch Almend.
Ding, Nd., n. Gemeinde-, Versammlungsstelle.
Dobbe, Nd., m. Moorloch, dessen trügerische Moosdecke.
Doov, Nd.
taub, ausgetrocknet, leer. (Dove Elbe. Dove Vie.)
Dose, Döse, Nd. = was Dobbe, Moorschicht.
Esch, Nd.

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schlecht, daher in Ost-Friesland Bezeichnung der Geest, des Sandlandes.

Fehn, veen, Nd., n. Graben, trocken gelegte Moorkolonie; davon Fenne, f.,

Quelle.

Fleet, Nd., n. Abzugsgraben, Stromrille. (Elsfleth.)
Fleth (das Holländische fontein ?)

Förde, Vörde, Nd., f. Furth (Bremervörde), in Schleswig bekanntlich,,schmaler Meerbusen",,,Fiord”.

Gat, Nd., n. = Loch, Thor; namentlich Seegatt, Öffnung von Binnenwassern nach der offenen See.

1) Alle echt Deutschen Flussnamen waren mit A gebildet und sind daher sämmtlich weiblich. 2) Auch die Oberländischen Schiffs,,Böcke" stammen von Bôck, Buchenfahrzeuge, im Gegensatz gegen Ecken (liess Ehken), Kähne von Eichenholz.

Geest, Nd., n. dürres Land, Sandland, von güst, dürr, trocken; Gegensatz gegen Marsch und Moor im Flachlande.

Godes, Gudes, Goos in Berg-, Wegnamen u. s. w. der alte Genitiv
Wotanes (Wodan's), in Strassen der Städte u. s. w. Genitiv von
Gott; bei Gewässern: Gôs, die Gans.

Grete, Greede, Grode, Nd. Grünland, wachsendes Aussendeichsland.
Groden, m. alt eingedeichtes Land, Polder. (Grethsyl.)
Hagen schützender Zaun, Hag, daher sowohl Feste wie Wald, na-
mentlich von Hain- oder Weissbuchen.

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geschlossenes Landstück, meist mit Gräben umzogenes, in der Niederung, daher früher auch Hofraum, Hof (Heim). Der ganze Bezirk der Hamme heisst dann die Hammerk Dorfmark. Hare, Hore, Hor, n. Koth, Scklick. (Harburg, Horneburg.) Harse, Herse, n. = Pferd (hors. Harsefeld.) Heim, Hem, n.

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vielfach verkürzt und verdumpft in der Aussprache, namentlich in Ost-Friesland, Oldenburg, Land Wursten, Schleswig u. s. w., aber auch im Hildesheimischen, so dass diese Endung jetzt in um übergegangen ist: Jemgum, Dorum, Mulsum, Husum u. s. w. Hel, Helle, f. identisch mit Hal, Halle, die alte Todtengöttin, mit der die Salzquellen in inniger Verbindung standen. Helwege (Todtenweg), Salz der Helden (Salz zur Helle) u. s. w.

Helgen, Hellinge, Nd., f., Plural Schiffswerfte, alt: Halling, eigentlich,,Abhang"; daher auch der Name der Halligen.

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Lun, Lune, Lüne, Nd. Riegel, Schwelle. (Lüne, Lüneburg, Luneberg, Lune plate.)

Lüt, Lütj, Lütch, Nd. = klein, Engl. little.
Lutter, Luter = lauter, rein.

=

Masch, Marsch, Nd., f. fette Anschwemmung der Flüsse und der See; die erstere Form kommt höher im Lande vor. Mêckel, Nd. Meckelstedt.) Meede, Nd., f. = Mähland, Wiese, in Ost-Friesland und Oster-Stade. missen ist nur scheinbar eine Endung, die Schlusssilbe enthält meist -hausen oder heim. Ähnlich geht es den Endungen -lingen u. -ingen, die meistens Dativformen sind; letztere ist eben so häufig nur = heim. (Sommeringen im Lingen'schen, Sumerhamen.) Moje, Nd. = schön, wie im Holländischen. Moor, Nd.

gross; Mittelhoch-Deutsch: Michil. (Mecklenburg,

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heissen nur die Sumpfflächen, welche Torf führen: Torfmoor. In Süd-Deutschland Moos.

=

ist als Rest der Präposition,,in" vor manchen Namen geblieben: Nobis-Krug od. Obis-Krug (Obis abyssus, Teufelskrug); N'oord, ,,im Winkel", der gewöhnliche Name für Leerort (s. ôrt) u. s. w. Nátur, Alt-Friesisch Nord. (Náturgat auf Helgoland.)

Nese, Nd., f. Nase, Vorsprung. (Blankenese.)
Nie, Nd. neu. (Nienburg, Niensteten.)

=

ôg, Oog, Nd. = Auge, Insel, Synon. Ei. (Wangerog, die Insel der
Wangern.)
ôrt, Oort, Nd., m. Spitze, Ecke. Kielôrt, Keilspitze; Leerort
Leda'Ort, Landecke zwischen Ems und Leda. An der Elbe
sind noch mehrere solche Namen (Grover-Ort); die Elb-Karte des
Melchior Lorichs strotzt davon.
Page, Nd.
Pferd. Das Wort wird jetzt fälschlich in Pogge (Frosch)
verdreht. Der Elb-Sand bei Glückstadt heisst im Volk immer
noch Pagensand, wie auch richtig Melchior Lorichs (Pagenwerder)
hat; die heutigen Karten schreiben alle verkehrt Poggensand. Ähn-
lich ist es mit Poggemühlen ergangen 1).

Păn, Pann, Nd., f. = Pfanne, Salzsiederei.
Plaats, Plaatze, Nd., f.

Hof, Bauernhof, in Ost-Friesland. Plate, Nd., f. Platte; breite Sanderhöhung im Flusse, die sich allmählich zu einer Insel erhebt.

Polder, nach Stürenburg's Ost-Friesischem Wörterbuch richtiger Poller = neu eingedeichter Landanwuchs in Ost-Friesland, s. Koog. Die Groden sind ältere Eindeichungen.

Pool und Pûl, Nd., m. = Pfuhl, Wasserloch; s. Kolk.
Priel, Nd., m. = Flussrinne, kleiner als Fleth.
Quern, Quer, auch Quarn

Quick Rode

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Rose

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Mühle. (Quarnstedt, Quernheim.) lebendig, frisch. (Quickborn.) Quicksand ist Triebsand. Neubruchland im Walde, fast nur in der Berggegend. häufig Ross. (Rosengarten bei Harburg; Rosefeld, früherer Name von Harsefeld.)

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Sand fast alle Inseln und Untiefen der Unteren Elbe und Weser. Schede, Schedel, Nd.

-schop, s. kop.

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,,Scheidung", Grenze.

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