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Vie, Nd., n. = niedriges Sumpfland. (Vieland, Viebrock, Dove Vie im
Bremischen; vergl. Doov.)

Warden, Werden, Wörden, Würden eigentlich Plurale der vor-
genannten Wörter, dann ,,Land der Erdaufwürfe". Ähnlich ist
Wursten der Plural, Wurtsaten, Wurtsassen.
Warder, Werder, Nd., m. Insel, anschwemmendes Vorland. (Elb-
Inseln zwischen Norder- und Süder-Elbe bei Hamburg.)
Warft, Werft, Wort, Wurth, Nd., f. künstlicher Erdaufwurf in der
Niederung, um die Häuser sicher gegen das Wasser darauf zu bauen.
Wede, Wiede, Nd., f. Weide, Waldboden; Althoch-Deutsch Widu.
Wedel, Nd., m. das,,Schwankende", daher Sumpf, Bruchboden. An

einigen Orten scheint es aber aus dem Vorigen entstanden und nur Wald zu bedeuten; in anderen Gegenden ist Weel ein Wasserloch. Wende, Nd., f. = Wendung, daher Sietwende, die niedrigen Scheidedeiche, die vom hohen Flussdeich nach dem Moor zu laufen. (An der Oste.)

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Das,,Milchmeer" bei den Molukken.

Der Fregatten-Kapitän Trébuchet von der Französischen Corvette,,la Capricieuse" schreibt von Amboina den 28. August 1860 an die Akademie der Wissenschaften zu Paris: ,,Als wir in der Nacht vom 20. auf den 21. August ungefähr 20 Seemeilen westsüdwestlich von Amboina lavirten, hatten wir von 7 Uhr Abends bis zum folgenden Tag das grossartige Schauspiel eines ,,mer de lait", welches die Holländer,,Winter-Meer" nennen, wahrscheinlich weil der Anblick des Himmels und des Meeres lebhaft an schneebedeckte Landschaften erinnert. Wir suchten die Erklärung des Phänomens Anfangs in dem reflektirten Licht des damals 3 Tage alten Mondes, da es aber nach dem Untergang des Mondes fortdauerte und noch an Lichtstärke zunahm, mussten wir diese Erklärung fallen lassen. Wir schöpften Wasser in einer Schale von 4 bis 5 Litres; es hatte die Farbe gewöhnlichen Meerwassers, hielt aber ungefähr 200 kleine Thiere von gleicher Dicke, aber sehr verschiedener Länge suspendirt, welche ein fixes Licht warfen, dessen Intensität und Farbe mich an die in unseren Kolonien der Antillen so zahlreichen Leuchtwürmchen erinnerte. Unter der Loupe gesehen bildeten diese Thierchen einen haarförmigen Rosenkranz einzelner, durch ihre Extremitäten verbundener Individuen; die Zahl der letzteren war in den verschiedenen Gruppen ungleich, betrug aber im Durchschnitt 20. Jedes Individuum schien mir 10 bis 10 Millimeter Länge und die Dicke eines Haares von einem blonden Kinde zu haben. Nach dieser Untersuchung waren wir Alle der Ansicht, dass das Phänomen des,,mer de lait" seine Ursache nur in der Gegenwart dieser so kleinen Thiere habe, die so zahlreich sind, dass das Auge nicht das Licht der einzelnen Individuen unterscheiden kann und daher einen ähnlichen Total-Eindruck empfängt wie bei dem Anblick der Milchstrasse."

Astronomische u. magnetische Beobachtungen im Nil-Thal.

Der Ägyptische Astronom Mahmoud-Bey, welcher auf Befehl Said Pascha's die Sonnenfinsterniss vom 18. Juli 1860 bei Dongola in Nubien beobachtete, hat auf seinem Wege dahin an vierzig Punkten längs des Nil Geogr. Breite und

Länge, so wie magnetische Deklination und Intensität bestimmt. In einem vorläufigen Bericht an den Vicekönig giebt er die Position seines Beobachtungspunktes Al-Marraghah, 3657 Meter N. 10° 2' O. vom Minaret der Moschee Mohammed-Ali's zu Neu-Dongola (Al-Urdie), zu 19° 12′ 41′′ N. Br. und 28° 15' 3" Östl. L. von Paris an.

Dr. L. Krapf's neue Reise nach Ost-Afrika. Der berühmte Missionär Dr. L. Krapf, dessen 18jährigen Reisen und Forschungen in Abessinien, Schoa und den Ländern zwischen der Sawahili-Küste und dem Kilimandjaro und Kenia die Geographie so viele werthvolle Bereicherungen verdankt, der einst das grossartige Projekt entwarf, quer durch das ganze äquatoriale Afrika eine Kette von Missionsstationen anzulegen, und das erste Glied derselben in Rabbai Mpia bei Mombas gründete, dessen Forschungen hauptsächlich die Reisen von Burton und Speke veranlasst haben, geht gegenwärtig abermals an die Ausführung eines grossen Missions- und Reiseplanes. Er trug sich schon seit längerer Zeit mit dem Gedanken, die Überreste christlicher und jüdischer Gemeinden aufzusuchen, die in den Ost-Afrikanischen Ländern Gurague, Kambat, Wolamo, Kaffa u. s. w. zerstreut sind, und bemühte sich, hierzu in England die Mittel zu finden. Wie er uns mittheilt, ist ihm diess vor einigen Monaten gelungen und er wird im Frühjahr 1861 die Reise antreten. „Ich wurde", so schreibt er uns,,,von einigen Freunden und Comité-Mitgliedern der Wesleyanischen Missionsgesellschaft in Manchester zu einer Berathung berufen, welche sich auf die Frage bezog, ob und wo eine weitere Missionsstation in Ost-Afrika angelegt werden könnte und ob ich die Leitung derselben für ein oder zwei Jahre übernehmen wollte. Das Resultat war, dass die Lokation einer Mission an der Galla-Küste unter dem Äquator (bei Kauma) praktikabel und sehr wünschenswerth sei, indem das Innere des äquatorialen östlichen Afrika so lange unerreichbar bleiben müsse, als man nicht durch christliche Mission und Civilisation unter den wilden Galla Posto gefasst habe. Ich erklärte meine Bereitwilligkeit, mich an die Spitze von vier Gehülfen zu stellen, von denen einer oder zwei das industrielle Departement übernehmen möchten, da ich überzeugt sei, dass den materiellen Afrikanern auch materielle Hülfe gebracht werden müsse neben der biblischen Wahrheit. Sobald meine Gehülfen einigermaassen festen Fuss gefasst hätten, sei es mein Wunsch, vom Äquator aus nordwestlich zu reisen, um die zerstreuten christlichen Überreste in Susa, Kaffa, Kambat u. s. w. aufzusuchen, und über Schoa, Gondar und Chartum nach Europa zurückzukehren. Meine Ansichten und Wünsche fanden geneigtes Gehör und so hoffe ich, den Afrikanischen Boden wieder betreten zu dürfen und das Werk der Bereisung der von Schoa südlich gelegenen Länder, das ich 1842 nicht ausführen konnte, zu vollenden. Diese Reise hat zunächst Nichts mit eigentlicher Missionsarbeit zu thun, sondern ist rein untersuchender Natur. Da ich bis an die Nordgrenze von Gurague persönlich bekannt bin und da mir die Sprachen jener Länder (Arabisch, Suahili, Galla, Amharisch) zu Gebote stehen, so glaube ich eine gewisse Berufung zu diesem freilich sehr schwierigen Unternehmen zu haben, das während meines

Aufenthaltes in Afrika so oft mein Nachdenken beschäftigte."

Wir brauchen kaum hinzuzufügen, dass das Gelingen dieser Reise von der höchsten Bedeutung für die Geographie von Afrika sein würde; ihrer ganzen Ausdehnung nach würde sie über vollkommen unbekanntes Terrain führen und mehrere der wichtigsten Fragen, wie die über die Quellen des Sobat, den Lauf des Godjeb, die südöstliche Wasserscheide des Nil, die genauere Lage von Beke's Mondgebirge, die ethnographischen Verhältnisse jener Länder u. s. w., zur Entscheidung bringen..

Die Stadt Benguela an der Westküste von Afrika.

Dr. Heinrich Wawra, welcher in den Jahren 1857 und 1858 die Österreichische Corvette,,Carolina" nach den Häfen an der Westküste von Süd-Amerika und an der Ostküste von Afrika begleitete (s.,,Geogr. Mitth." 1859, S. 409, Anmerk. 3), beschreibt in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie die bei Benguela von ihm gesammelten Pflanzen und giebt dabei einige Notizen über den jetzigen Zustand der Stadt Benguela und ihrer Umgebung, aus denen wir Folgendes entnehmen.

Die Stadt zählt etwa 1500 Einwohner, wovon mindestens drei Viertheile eingeborne freie Schwarze sind, während die ungefähr 100 Mann starke Garnison das Hauptkontingent zur weissen Bevölkerung liefert. Sie zeigt die unzweideutigsten Spuren zunehmenden Verfalles; ihre Strassen sind ziemlich geräumig, aber der grösste Theil der Häuser steht unbewohnt. In vielen haben sich Schwarze, gleich Dohlen in altem Gemäuer, eingenistet und das Europäische Bauwerk von aussen in ihrem barocken Geschmack verziert, was denselben oft ein ganz absonderliches Ansehen giebt. Von Industrie sieht man hier keine Spur. Alles, was die Bevölkerung zum Leben bedarf, wird durch die wenigen, meist Portugiesischen und Brasilianischen, Handelsschiffe, welche hier landen, zugeführt. Eine regelmässige Postverbindung zwischen Europa und diesen Kolonien existirt gleichfalls nicht. Eine grössere Betriebsamkeit trifft man schon in dem zwei Meilen entfernten Neger-Ort Catombela, dessen Einwohner sich wenigstens mit Ackerbau und Viehzucht beschäftigen. Von da her versorgt sich die Stadt Benguela auch mit Trinkwasser, das in Fässern verwahrt wird. Nur als Stapelplatz für die aus dem Inneren kommenden Artikel, wie Elephantenzähne, Wachs und Thier-, namentlich Pantherfelle, hat Benguela einige Bedeutung, doch ist selbst der Export dieser letzteren nur ein geringfügiger zu nennen. Den Elfenbeinhandel hat hier gegenwärtig eine. Amerikanische Gesellschaft gepachtet und beutet ihn mit fabelhaftem Gewinn aus. Das in den Portugiesischen Kolonien West-Afrika's kursirende Geld ist ausser einer eigens für sie in Portugal geprägten Münze noch ein vom Gouvernement ausgegebenes Papiergeld, welches man aber nur in den Küstenstädten trifft, während im Inneren die Kauris (Cypraea moneta) kursiren. Die Mehrzahl der schwarzen Stadtbewohner bekennt sich zum katholischen Kultus, ihr Ritus ist aber mit einer Menge heidnischer Gebräuche und Anschauungen wundersam vermischt. Sehr verbreitet ist ausserdem, namentlich landeinwärts, der Mohammedanismus. Wahrhaft urbar ge

machten und in grösseren Strecken bebauten Boden giebt es in und um Benguela so viel als keinen. Der Boden ist im Allgemeinen sandig, zum Theil aber mit üppiger Vegetation bedeckt, wie namentlich an dem Fluss Catombela und auf der muldenförmigen Ebene unmittelbar hinter der Stadt, wo sich sogar ein grösserer Wald ausbreitet. Benguela erfreut sich zweier Regenzeiten, von welchen die eine auf die Monate April und Mai, die andere auf Oktober und November fällt. Der Hochsommer mit seiner unleidlichen Hitze und Trockenheit herrscht im Januar und Februar. Die mittlere Jahrestemperatur soll 22° C. betragen. Das um Benguela fortwährend herrschende Küstenfieber, eine Art perniciösen Wechselfiebers, und Dysenterien, an welchen auch die Eingebornen leiden, raffen die meisten Ansiedler hinweg und treten jeder weiteren Kolonisation absolut hindernd in den Weg.

Skizze der Inselgruppe von Sokotra.
Von Th. v. Heuglin.

In der Richtung der Nordküste der Somáli-Länder erstreckt sich von Kap Guardafui ostwärts die Inselgruppe von Sokotra, in ihren geologischen Verhältnissen gänzlich übereinstimmend mit dem benachbarten Festland. Unter 7 Klippen und Inseln ist die östlichste, Sokotra selbst, bei weitem die grösste und hervorragendste. Nur letztere und Åbd el Kuri sind bewohnt und dem Sultan von Geschen unterthan.

Unter dem Namen Dioscorida geschieht der Insel schon Erwähnung von den alten Geographen und Alexander der Grosse und die Nachfolger seines Statthalters Soter in Ägypten sollen Griechische Kolonisten hierher geschickt haben, um die Produktion der schon damals berühmten und geschätzten Aloe zu betreiben. Früh und wohl gleichzeitig mit seiner Einführung in Abessinien wurde das Christenthum hier ausgebreitet 1) und es sollen sich sogar bis heute noch Spuren davon unter den Bewohnern der Gebirge Sokotra's, die in sehr wenig Beziehung zu den von Süd-Arabien her eingewanderten Küstenbewohnern stehen, erhalten haben. Die ersteren, schlechtweg,,Beduinen" genannt, bestehen vielleicht aus einer Mischung der Ureinwohner und Kolonisten, sie sprechen eine besondere Sprache, nennen sich Márá und werden von den Mohammedanern als Zauberer und Ungläubige gemieden und verachtet.

Von den Portugiesen, welche die Insel nach Umschiffung des Cabo tormentoso (Kap der Guten Hoffnung) im J. 1503 wieder entdeckten, blieb sie nur auf kurze Zeit besetzt und wurde von nun an auch zuweilen von Englischen und Holländischen Schiffen besucht (vergl. „Aperçu historique sur Sokotra" in Guillain's Afrique orientale, tome II, chap. 8).

In welcher Beziehung die christlichen Bewohner Sokotra's zur Zeit des Kampfes der Portugiesen, Venetianer und Türken um die Seeherrschaft im Arabischen Golf mit

1) Die älteren Reiseberichte über Sokotra stimmen darin überein, dass sich die Bewohner zur koptischen Kirche bekannten, wie die Abessinier dieser Sekte noch angehören, und bis zu Anfang des 17. Jahrhunderts kann die Existenz von einer Art von christlicher Kultur noch nachgewiesen werden. Nach Tristan da Cunha, der im J. 1507 in Sokotra landete, wurden in den Kirchen drei Mal täglich in ,,Chaldaischer" (wahrscheinlich Koptischer?) Sprache Gebete gesprochen.

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christlichen Missionen gestanden, ist mir nicht bekannt, doch scheinen noch im vorigen Jahrhundert Relationen mit der römischen Kirche bestanden zu haben und ich nicht sehr irre führt heut zu Tage noch der Vorstand der Österreichischen Kirche zu Kairo den Titel ,,Bischof von Sokotra".

Die Insel liegt unter 53° 23' bis 54° 36' Östl. L. und zwischen 12° 19' und 12° 45' N. Br. und hat in der Richtung von W. nach O. eine Längenausdehnung von über 70 Meilen bei einer durchschnittlichen Breite von 20 Meilen; sie ist etwa 120 Meilen von Ras Asér entfernt. Auf ihrer Oberfläche tritt dieselbe Kalkstein-Plateaux-Bildung auf wie in der östlichen Hälfte des Somáli - Landes. Diese Plateaux haben eine durchschnittliche Erhebung von 1400 bis 2000 Fuss, vorzüglich ihr Südabfall ist ausserordentlich steil und die zahlreichen Thaleinschnitte, die durchgängig eine ungefähre Richtung von N. nach S. und umgekehrt haben, sind ungemein schroff und tief. Auf jenen Plateaux finden sich übrigens zuweilen noch einzelne höhere Gipfel und namentlich auf der Nordseite der Insel, unfern dem Hauptort Tamaríd, erscheint ein gewaltiger isolirter GranitGebirgsstock mit Gipfeln von 4000 bis 4500 Fuss Höhe. In verschiedenen malerisch gebildeten Vorgebirgen treten die Erhebungen hart ans Gestade vor, längs des grössten Theils der Südseite und auf einzelnen Partien 'der nördlichen sind die Gebirge durch eine oft über 3 Meilen breite, mit Alluvium bedeckte, meist sterile Ebene vom Meer geschieden. Die engen Thäler haben keinen Mangel an Quellen und fliessenden Bächen und enthalten wie die Höhen kräftigeren Pflanzen wuchs auf humusreichem Boden.

men.

Die Strandbewohner sind vorzüglich auf der Nordseite angesiedelt, nicht weit von den Hafenplätzen GubetSchaëb und Gubet-Galansir, so wie zwischen Ras Gurma und der Ostspitze Ras Redresser. Die Zahl derselben wird wohl kaum 1000 Köpfe überschreiten und der Hauptort Tamaríd (54° 4' Ö. L. und 12° 41′ N. Br.) zählt nur etwa 150 Bewohner. Hier residirt ein Verwaltungsbeamter des Sultans von Geschen, welch letzterer selbst alljährlich die Insel besucht, um die Einkünfte in Empfang zu nehZur Zeit der Südwest-Monsune sind alle Hafenplätze der Nordseite brauchbar, übrigens muss nach Horsburgh (East-India Directory 1855) wegen der heftigen, oft plötzlich aus den Hochgebirgen sich herabstürzenden Windstösse auf guten Ankergrund und solide Ketten Rücksicht genommen werden. Der beste Hafenplatz ist während der Dauer der SW.-Winde Bender Deléschi, 8 Meilen östlich von Tamaríd; zwischen November und Januar kann sich aber auf dieser ganzen Küste der anhaltenden NNO.-Stürme und hohen See wegen kein Schiff vor Anker halten. Bei NO.-Wind kann in Gubet-Gurma, Galansír, Schaëb, Bender Redresser (südlich von der Ostspitze der Insel), Bender Nea und Feka und sogar auf der Rhede von Tamaríd angelegt werden, wenn es möglich ist, das Schiff nahe ans Ufer zu holen. - Zwischen Februar und Mai ist die schönste Jahreszeit für den Besuch der Insel.

Die wenigen Produkte werden durch Kameele an die Hafenplätze und vorzüglich nach Tamaríd gebracht, sie bestehen in Aloe, Drachenblut, Civetten-Moschus, Weihrauch schlechter Qualität, Schlachtvieh, vorzüglich Schafen und Ziegen, Butter, Häuten und etwas Bananen, Wasser-Melonen,

Gurken, Bohnen, Datteln, Mais, Baumwolle, Tabak und Indigo. Wasserprovisionen lassen sich ebenfalls machen, dagegen ist Brennholz rar und theuer.

Berühmt ist Sokotra auch wegen seines ungemeinen Fischreichthums, der den armen Insulanern sehr zu Statten kommt; vorzüglich ist es die Südseite der Insel, wo die Meerestiefe noch auf 5 Meilen vom Ufer durchschnittlich nicht über 15 Faden beträgt.

Die bei weitem überwiegende Zahl der Bewohner besteht aus sogenannten Beduinen, der schon oben erwähnten ursprünglichen Bevölkerung, die nur in den Gebirgen lebt und sich vorzüglich von Viehzucht nährt. Von Hausthieren werden sowohl im Inneren als von den Küstenbewohnern Schafe, Ziegen und Kameele gehalten, die Rindviehzucht ist gering. Pferde finden sich nicht, dagegen Trupps wilder (ob verwilderter?) Esel; Civetten, Schakale und Gazellen sollen sich im Inneren aufhalten und Civetten-Moschus war früher ein Hauptprodukt der Insel, dessen Gewinnung aber jetzt sehr vernachlässigt wird. Haushühner scheinen früher ebenfalls gezüchtet 1) worden zu sein, aber jetzt ganz zu fehlen.

Der Anblick der Insel im Allgemeinen ist ein trauriger und steriler, obgleich es in einzelnen Thälern und längs der Bäche nicht an Vegetation fehlt, die von dem vielen Regen noch sehr begünstigt wird. Die ohnediess sehr geringe Produktion scheint eher im Abnehmen begriffen zu sein und dient vorzüglich als Tauschartikel gegen Büschelmais, Datteln, Reis und einige Baumwollstoffe, die durch Fahrzeuge von Mekalleh, Mosqat u. s. w. eingeführt werden; diese berühren auf ihren Fahrten nach Hafun, Ras el Chél u. s. w. bis Zanzibar nicht selten auch Sokotra.

Neun Meilen WNW. von Ras Schaëb, der westlichsten Spitze von Sokotra, ist eine hohe pyramidale Klippe, Saboina benannt, mit Guano-Lagern und 27 Meilen S. und SW. zu S. sind zwei kleinere, ganz unbewohnte und kahle Inselchen, Dersi und Semha (letztere heisst bei Guillain Choumah) aus weissem Kalkfelsen, durch einen 71⁄2 Meilen breiten Kanal von einander geschieden, der zwischen 19 und 26 Faden Tiefe hat.

Etwa auf der Mitte der direkten Linie zwischen der Westspitze Sokotra's und Ras Asér liegt die in der Richtung von W. nach O. 20 Meilen lange und 3 bis 4 Meilen breite, schon erwähnte, Insel Abd el Kuri, besser,,Abd el Qeri", zwischen 52° 8' und 52° 23' Östl. L. v. Gr. (Nach Guillain ist die NO.-Spitze derselben unter 12° 11' 44" N. Br. und 50° 7' 20" Östl. L. v. Paris = 52° 27' 34" Östl. L. v. Gr.) Die Südseite Abd el Kuri's besteht ebenfalls aus Kalkstein-Plateaux von über 1200 F. Höhe, die noch von einzelnen Gipfeln um 2- bis 300 Fuss überragt werden und nach der entgegengesetzten Seite weniger steil abfallen. Auf der Nord- und Südseite kann je nach der Richtung der eben herrschenden Monsune überall gelandet und debarquirt werden; letztere hat mehrere sichere Buchten aufzuweisen, während das Nordufer eine ziemlich gerade Linie bildet. Der Boden ist hier noch weit steriler und öder als auf Sokotra und die Felsenthäler und wenigen

1) Vergl. den Bericht W. Finck's, eines Kaufmanns, und der Expedition Sir Henry Middleton's vom Jahre 1607 und 1610, woraus auch erhellt, dass die Insel schon im Anfang des 16. Jahrhunderts an den Sultan von Geschen fiel.

sandigen ebenen Fleckchen Land bringen kaum das nothdurftigste Futter für die mageren Ziegenheerden von höchstens 100 Bewohnern hervor, deren Existenz eine äusserst ärmliche ist. Der Wasservorrath der Cisternen ist gering und brackisch, dagegen der Fischfang sehr einträglich. - 13 Meilen nördlich von Abd el Kuri befinden sich noch zwei andere kleine, über 250 F. hohe Felsen-Inseln, die 1810 von Salt entdeckt worden sein sollen und nicht selten von Somalen und Arabern von Mekalleh u. s. w. besucht werden, welche dort Guano einsammeln; dieser findet sich hier in weit grösserer Menge vor als auf Burdarebschi, die Klippen sind aber ungemein steil und einzelne Punkte förmlich unzugänglich. Sie sind von Abd el Kuri aus sichtbar und werden von den dortigen Bewohnern Silét, von den Arabern Tal faraún genannt. Die Entfernung von Abd el Kuri bis zum Afrikanischen Festland beträgt etwas über 50 Meilen und die 900 Fuss hohe Küste von Ras Asér ist bei klarem Wetter von den diesseitigen Höhen aus deutlich wahrzunehmen.

Das Klima von Neu-Fundland.

Aus einer Abhandlung von Dr. Mullock über NeuFundland mögen hier einige Angaben über das Klima der Insel Platz finden.

Viele Leute haben die irrthümliche Meinung, NeuFundland sei eben so von Nebeln eingehüllt wie seine grossen Bänke. Ganz im Gegentheil erfreut es sich meist eines klaren, blauen Himmels und einer trockenen, reinen Luft, da es von der feuchten Region des Golfstroms nur gestreift, nicht direkt berührt wird, wie z. B. Irland und England. Wegen der nördlicheren Lage des Golfstroms im Sommer sind die südliche und südwestliche Küste NeuFundlands während dieser Jahreszeit allerdings sehr neblig, die warmen Gewässer überströmen die Bänke bis an die Insel nach der St. Mary-, Placentia- und Fortune - Bai, Burgeo und den Häfen an der Südküste hin, St. PetersBank und alle seichten Meerestheile umher beginnen zu dampfen, die Fundy-Bai ist bewölkt, die Dampfer müssen oft einen Tag warten, um ihren Weg nach Halifax zu suchen, und der dichte Nebel erscheint nördlich bis nach St. John wie eine grosse Mauer von der See aus; aber er erstreckt sich selten weit ins Land hinein, „die Küsten verzehren ihn", wie die Bewohner sagen. In den WinterMonaten ist der nördliche oder arktische Strom stärker und verdrängt den Golfstrom gegen Süden; in Folge dessen kommt nur wenig warmes Wasser mit dem kalten Meer um Neu-Fundland in Berührung und es entsteht wenig oder kein Nebel.

Der Golfstrom ist demnach die Ursache der Nebel von Neu-Fundland sowohl als der Feuchtigkeit von Irland, und obgleich er die Küsten der Insel selbst nicht bespült, so strömt er doch ein grosses Wärmequantum aus, welches die Milde des Klima's der Insel in Vergleich zu dem benachbarten Festland bedingt. In Neu-Fundland sinkt das Thermometer (Fahrenheit) höchstens ein oder zwei Mal im Jahr unter Null und dann nur auf wenige Stunden und um wenige Grade, während in Canada und Neu-Braunschweig eine Kälte von 10° bis 20° unter Null Tage und bisweilen Wochen lang anhält. Daher kommen die Bewoh

ner von Neu-Fundland mit offenen Kaminen aus und die Kinder bringen auch im Winter einen grossen Theil des Tages leicht gekleidet im Freien zu. Zu St. John war die höchste Temperatur im Jahre 1859 96° F. am 3. Juli, die niedrigste 8° F. am 3. März; die mittlere Temperatur des Jahres war 44° F.; der mittlere Barometerstand 29",74; der Niederschlag im ganzen Jahr 63",92, die grösste Quantität in 24 Stunden 2",098. Es regnete an 110, schneite an 54 und gewitterte an 5 Tagen. Der Wind kam an 200 Tagen von NNW. und WNW., an 25 Tagen von NO., an 38 Tagen von W. und WSW., an 102 Tagen von SSW. und SO. Das Klima von Neu- Fundland ist übrigens eins der gesundesten der Welt, auch hat die Insel keine eigentlich einheimische Krankheit.

Die Erdöl-Quellen in Pennsylvanien, Virginien und Ohio.

Bei dem grossen Aufsehen, welches die Entdeckung ausserordentlich ergiebiger Ölquellen auf dem Steinkohlengebiet im Westen der Alleghanies erregt hat, werden einige, Amerikanischen Journalen entnommene Details nicht ohne Interesse sein.

Das Vorkommen von Steinöl am Oil Creek im westlichen Pennsylvanien und bei Mecca im östlichen Ohio (Trumbull County) war den dortigen Landleuten seit vielen Jahren bekannt, sie wussten aber das Produkt nicht zu schätzen, es war ihnen sogar sehr lästig, weil es das Wasser verunreinigte. Erst seitdem eine Gesellschaft Pennsylvanier, die „Pennsylvania Rock Oil Company", bei Titusville am Oil Creek im J. 1859 grosse Erfolge durch Eröffnung mehrerer Quellen erzielte, wurde man auch anderwärts auf den Werth des Erdöls aufmerksam und mehrere Gegenden in Pennsylvanien, Virginien und Ohio zeigten bald ein ähnliches Bild hastiger Nachgrabungen und Spekulationen wie ein neu entdecktes Goldfeld.

Bei Titusville waren im Juli 1860 in einem Umkreis von 5 Engl. Meilen über 400 Bohrungen in Angriff genommen und etwa 100 Gruben lieferten bereits je 10 bis 50 Fass (à 127 Preuss. Quart) Öl täglich aus Tiefen von 40 bis 300 Fuss. Das Öl hat bei durchscheinendem Licht eine dunkelbraune, bei reflektirtem Licht eine grünliche oder bläuliche Farbe, ist selbst bei warmen Wetter ziemlich dick und bei 15° F. noch flüssig, wenn auch steifer. Seine Dichtigkeit ist 0,882 und es hat einen starken, eigenthümlichen Geruch, der jedoch bei dem Öl von Mecca in Ohio fast ganz fehlt. Einige Quellen bei Titusville' liefern starkes Salzwasser zugleich mit dem Öl, was in so fern von Vortheil ist, als sich das Öl vollständiger von dem Salzwasser abscheiden lässt als von Süsswasser. Die ergiebigsten Quellen in dieser Gegend sind die älteste, der,,Seneca Oil Company" zugehörige (500 Gallonen per Tag), die Hibbard- oder Buttonwood-Quelle (400 Gallonen), die berühmte McClintock-Quelle (1000 bis 1200 Gallonen) und die der Herren Parker und Barnsdall (800 Gallonen). Die letzteren Eigenthümer verkauften zu Anfang des Jahres 1860 1/16 ihres Antheils für 10.000 Dollars, während wenige Monate vorher das ganze Grundstück für eben so viele hundert Dollars feil gewesen wäre.

Bei Mecca, nördlich von Warren im nordöstlichen Ohio, wurde die erste Bohrung im März 1860 unternommen.

Da die Grube 3 bis 4 Fass Öl täglich liefert, so folgten bald mehrere Versuche und namentlich gelang es zwei armen Deutschen, eine ergiebige Quelle aufzuschliessen, die ihnen 12 bis 16 Fass mit einem reinen Gewinn von 150 Dollars per Tag liefert. Im Juli waren wenigstens 50 Quellen in Arbeit, welche im Allgemeinen den Vortheil vor den Pennsylvanischen haben, dass sie bei gleich gutem Produkt schon in 50 Fuss Tiefe den reichsten Strom liefern und dass bei der Lockerheit des Bodens eine Bohrung bis zu dieser Tiefe innerhalb einer Woche und für 50 Dollars ausgeführt werden kann.

In Virginien hat man namentlich in der Grafschaft Wood am Ohio reiche Ölquellen aufgefunden. Solche am Hughes River sollen 30 Fass per Tag liefern. Auch in den anstossenden Grafschaften Wirt und Ritchie sind Bohrungen ausgeführt worden. 20 Engl. Meilen von Parkersburg, an der Nordwest-Eisenbahn, wurde gleichzeitig CannelKohle von vorzüglicher Qualität entdeckt und bei der Station Cairo, 30 Engl. Meilen östlich von Parkersburg, eine Kohle, die 65 Gallonen Öl per Tonne liefert.

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25

49.368

9

3

1

5.449 1.350 1.563 96.004

Summe 64

Hierzu kommen folgende regelmässige Linien von Segelschiffen: Von New York nach Aspinwall; von Liverpool nach Aspinwall; von London nach Aspinwall; von Bremen nach Aspinwall; zwei von Bordeaux nach Aspinwall. Die Boston Ice Company schickt etwa 5 Schiffe jährlich mit Eis und anderen Artikeln nach Aspinwall und auf der Pacifischen Seite bringen eine ganze Anzahl Segelschiffe die Produkte von Süd- und Central-Amerika nach Panama zum Transport über den Isthmus.

Die Länge der Schiffskurse auf den Haupt-Linien über Panama ist folgende:

Von Southampton über St. Thomas nach Aspinwall 4.720 Seemeilen. Von New York nach Aspinwall

Von New Orleans nach Aspinwall

Von Panama nach Valparaiso

Von Panama nach Australien

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1.989

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Die Ergebnisse der Chiriqui-Expedition, 1860. Die Provinz Chiriqui, das bis vor Kurzem streitige Gebiet zwischen Costa Rica und Veragua auf dem Isthmus von Panama, besitzt an ihrer Nordküste in der Bahia del Almirante und dem Golf von Chiriqui Naturhäfen, die an der ganzen Küste des Karaibischen Meeres ihres Gleichen nicht haben, und an der Pacifischen Seite grenzt sie an den Golfo Dulce, welcher ebenfalls mit einem der besten Häfen, dem Golfito, versehen ist. Als in neuerer Zeit Kohlenlager an dem Golf von Chiriqui entdeckt wurden, erinnerte man sich wieder dieser fast vergessenen und unbenutzten natürlichen Vorzüge des Landes, man dachte an die Herstellung einer Eisenbahn zwischen dem Atlantischen und Grossen Ocean an dieser Stelle, es bildeten sich mehrere Gesellschaften, den Plan ins Werk zu setzen, man forderte zur Einwanderung dahin auf, aber es geschah im Grunde Nichts, bis die Regierung der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika die Sache in die Hand nahm. Diese schickte im August 1860 eine Expedition unter Leitung des Captain Engle nach Chiriqui und liess die Häfen wie das Innere des Landes untersuchen, um sich zunächst die erforderlichen Grundlagen für weitere Pläne zu verschaffen. Die Expedition kehrte Ende November zurück, und wie aus den vorläufigen Berichten der wissenschaftlichen Theilnehmer hervorgeht, hat sie grösstentheils günstige Resultate erzielt.

Der Hydrograph der Expedition, Lieutenant William N. Jeffers, rühmt die Genauigkeit der Barnett'schen Aufnahme des Chiriqui-Golfes vom Jahre 1838, die ihm die Mühe eigener Vermessungen daselbst ersparte; nur auf der Strecke zwischen den Mündungen des Guaroma- und Robalo-Flusses, wo die projektirte Eisenbahn in hydrographischer Hinsicht den besten Ausgangspunkt haben würde, mappirte er die Küste in grossem Maassstab und mit allen Details. Als den günstigsten Punkt bezeichnet er die Mündung des Frenchman's Creek, wo eine Einbiegung der Küstenlinie eine kleine, 800 Yards breite Bucht bildet, die Toucey-Bay benannt wurde. Hier ist das Wasser eine Kabellänge von der Küste 5 Faden, 30 Yards von ihr 3 Faden tief, der Ankergrund ausgezeichnet und die Gelegenheit zum Bau von Piers sehr günstig. Auch der Shepherd's Harbour würde einen guten Ausgangspunkt bilden, da er ein vollständig geschütztes Becken mit grosser Wassertiefe bildet. Über Panama im Golfo Dulce angekommen schritten Lieutenant Jeffers und sein Assistent G. B. N. Tower sofort zu einer gründlichen trigonometrischen Aufnahme des Golfito, da Maury de Lapeyrouse's Vermessung

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