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der östlichen Mandschurei

zu ihren Wohnsitzen wählte und gerade den Theil des Landes schon frühzeitig zu kultiviren begann, auf welchen wir am meisten hoffen. Denn die Gegenden von unterhalb Aigunt an bis zum Ussuri waren noch vor einigen Jahren so schwach von Tungusen bewohnt, dass man z. B. ihrer im Bureja-Gebirge nur 12 oder 15 Familien fand und von diesem Gebirge ostwärts bis zum Sungari, also über 200 Werst weit, Niemand beständig lebte.

Militärisch aber musste nicht nur die Acquisition des Amur-Landes, sondern auch seine sogenannte bisherige Kolonisation geschehen, weil man, um Daurien nicht in seinen dem Ackerbau zugewandten Kräften sehr fühlbar zu schwächen, diese ihm nicht entziehen konnte und der Kosak die schwierigen Aufgaben gleichzeitig übernehmen musste, vorschreitend seinen Platz zu behaupten, seinen neuen Wohnsitz zu kultiviren und in einem Zeitraum von 2 Jahren, der ihm in so fern erleichtert wurde, als er während desselben ernährt wurde, so weit gekommen zu sein, um die ihm obliegenden Dienstpflichten zu erfüllen und seine Existenz selbst zu sichern.

Welcher Art die Befähigung und noch mehr, welches die Stufe der Civilisation dieser Menschen in Ost-Sibirien aber sei, das haben wir einigermaassen bei der Schilderung Daurischer Verhältnisse im Allgemeinen schon erfahren, und ohne so speziell in die Entwickelungsgeschichte des Amur-Landes eingehen zu wollen, wie es andere Autoren trefflich thaten, bemerke ich nur, dass eine jede MilitärKolonisation, wie sie auch geleitet werde, als eine gezwungene, unfreie nicht geeignet sein kann, den erwünschten Aufschwung eines menschenleeren Riesenlandes zu bewirken, dass sie langsam und im Laufe vieler Jahre sich eine gewisse Kraft mit Mühe zu erringen vermag, aber nicht die Basis werden kann, auf der sich schnell folgend die Bausteine zu dem stattlichen Weltgebäude thürmen sollen, welches von Osten her in die handelsgierige Inselund Kontinentalwelt des Grossen Oceans schaut.

Der Amur kränkelt in seiner Jugend. Er ist vielleicht noch nicht das letzte naturwüchsige, kräftige Kind einer starken Mutter, er hat trotz seiner etwas schwachen Füsse und trotz seines steifen Nackens doch alle Anlagen eines gesunden Organismus, aber der Mutter, die viele Kinder besitzt, fehlt die nährende Milch. Man muss ihm eine gesunde, starke Amme geben, wenn der Knabe zweckmässig heranwachsen soll, wenn er als Jüngling nicht die zerlumpte Jacke des dürftigen Hirten, nicht das Lederwamms des Jägers tragen soll, sondern den anständigen Rock des Börsenmannes, der die materiellen Interessen Tausender in seiner Hand hält. Man muss ihm jetzt bald die Amme geben, wenn er nicht als ungeschlachter Junge blöden Auges in die ihm bedeutungslose Welt schauen, sondern im vorgerückten Mannesalter eine Stütze seiner Mutter werden soll. Aber woher die Amme, d. h. woher die freiwilligen fremden Ansiedler nehmen, welche allein dem Amur - Lande die erforderliche Kraft geben können?

Nimm das Deutsche Element, welches dir sonst schon nützlich und vielleicht unentbehrlich ist, auch für den fernsten Osten und vertraue ihm ohne Scheu den Säugling an, dann wird er dir gedeihen zum kräftigen Sohne.

Jetzt quält sich noch, in der Periode seiner ersten Entwickelung begriffen, das Amur-Land ab, allein die einzige Thatsache, dass wir es hier mit einem wesentlichen Fortschritt für das Ost - Asiatisch - Russische Gebiet zu thun haben, verpflichtet schon zur Anerkennung desselben. Die Zeit wird auch über den Amur das richtigste Urtheil fällen. Seinem mittleren Lauf ist eine bedeutende Entwickelungsfähigkeit nicht abzusprechen, und wenn schon sein Mündungsland wohl stets wird ernährt werden müssen, so wie auch sein Oberlauf mehr den Charakter eines der Kultur schwer zugänglichen Gebirgslandes als den der hoch begünstigten Ebenen seines Mittellaufes aufzuweisen hat, so bleibt seine Mündung doch wichtig, nicht nur um dem politischen Übergewichte Russlands im fernsten Osten als Schemel zu dienen, sondern um einstens, wenn ein blühendes Land an die Stelle der jetzt leeren Gefilde getreten sein wird und der Amur - Handel es wagen darf, sich einen Welthandel zu nennen, durch freie Spekulation, fortschreitende Bildung und der Menschheit gehörende Kunst und Wissenschaft von selbst den Reigen zu schliessen, der die Menschen der entferntesten Länder friedlich mit einander verknüpft und sie begreifen lehrt, wie dem einengenden politischen Zwange weit überlegen ihr gemeinsames Streben der ganzen Art und nicht einem Theil derselben oder gar dem egoistischen Einzelwesen gehöre.

Wir wenden uns von diesen Hoffnungen zurück in die nüchterne Wirklichkeit. Auf jenen Prairien, die ich heute schilderte, steht der ermüdete Übergesiedelte neben seinem geschwächten Gaul. Er selbst ist ermüdet, weil er von Anfang an nicht mit Lust an seine Aufgabe ging, weil er, als blindes Werkzeug behandelt, den Befehl seines Offiziers zu vollziehen hat. Er hat Familie und auch ihm, so wenig gebildet er immerhin sein mag, gehören die Kleinodien der Menschheit, seine Sorgen als Vater, seine Liebe als Gatte bleiben ihm immer, wohin ihn das Schicksal auch schleudern mag. Sein Gaul ist es, weil man ihn auf einem Floss placirte, wo er bisweilen bis zum Fesselgelenk im Wasser stehen musste, weil er, den freien Hochsteppen entrissen, wo Salz und Elymus-Futter ihm lieb geworden und keine Bremse ihn biss, jetzt in ein mehr oder weniger enges Stromthal kam, welches, der Kultur bis dahin so gut wie ganz verschlossen, so überaus reich an plagenden Insekten ist, dass Pferd und Mensch in gewissen Jahreszeiten auf das Empfindlichste von ihnen belästigt werden.

So hinkt der Kolonist über sein neues Ost-Asiatisches Feld. Russland selbst kann dem Amur keine solche Bevölkerung geben, die in der Zahl dem ungeheueren Flächenraum angemessen wäre, es hat viel näher gelegene Gebiete, die noch sehr der Kultur und Menschen bedürfen, aber Russland kann durch Verleihung gewisser Vorrechte, wie es solches auch bei anderen Gelegenheiten gethan, die Aufmerksamkeit anderer Völker erregen, und freilich, da die in Rede stehenden Länder die entferntesten, ihm selber nur wenig und der Aussenwelt noch weniger bekannt sind, muss es grosse Vorrechte ertheilen, wenn ein freiwilliges Hinströmen von Arbeitskräften zum Amur erzielt werden soll. Ohne solche Vorrechte, zu denen wir unter anderen vornehmlich den erblichen Besitz des ein Mal gekauften Landes rechnen, welcher in Sibirien nicht üblich,

wird Niemand seinen Leib und sein Leben wagen, um zeitweise und ohne sichere Aussicht für die Zukunft in ein Land zu ziehen, dem gegenwärtig noch Alles fehlt ausser einem entwickelungsfähigen Boden.

Spekulationen in grösserem Umfang aber müssen auf eine spätere Zeit verwiesen bleiben. Ost-Sibirien braucht in seinem jetzigen Zustande zu wenig und schafft selbst noch weniger, als dass ein Export- und Import-Handel von grosser Bedeutung möglich wäre. Es muss, wenn ihm von anders woher das Wenige, dessen es bedarf, gebracht wird, natürlich dem bis jetzt von seinem Mutterland Erhaltenen entsagen und wird grösstentheils mit baarem Gelde, wie es auch jetzt geschieht, bezahlen müssen, was es vom Amur-Ufer kauft.

Erst sei man darauf bedacht, nachdem der Kosak sein mühsames Werk vollbracht hat, die Amur-Länder mit einer frei für sich aufblühenden Bevölkerung zu versorgen, und dann werden die Pläne realisirt werden können, die jetzt als unbestimmte Hoffnung immerhin erlaubt, als bereits in die Wirklichkeit getreten gedacht aber unzulässig sind. Ob

aber die Anstrengungen, welche Russland in einer allgemein bedrängten Zeit seiner neuen Acquisition wegen zu machen hat, nicht zu gross sein müssen, um dem Amur die Stellung zu geben, die er einnehmen könnte und sollte, das ist die grosse Frage, welche geschickte Staatsökonomen, nicht einfache Natur- und Menschenbeobachter, zu beantworten haben.

Wir bleiben unserer Anschauung der dortigen Zustände treu, wenn wir behaupten, dass bis jetzt Nichts als ein bildungsfähiger Stoff gewonnen ist und dass es von den Meistern allein abhängen wird, wie sie diesen zu formen verstehen. Man will mit Sturmeseile Erfolge erzielen oder, wenn sie ausbleiben, es dem Westen wenigstens so darstellen, als ob sie vorhanden, und man vergisst die Grundidee, welche wir bei dem Ausgangspunkt unserer Mittheilungen über den Amur äusserten, man vergisst, dass jeder Aufschwung und jede Bewegung auf dem Kontinent langsam vor sich geht und aussergewöhnlicher Erregungsmittel bedarf. Wir haben das Wasser, aber die Folge erst kann lehren, ob wir auch den Geist haben, der mit und bei dem Wasser sein muss.

Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Mission der Gebrüder H., A. und R. v. Schlagintweit nach Indien und Hoch-Asien, in den Jahren 1854 bis 1858.

I. Astronomische Positions-Bestimmungen und magnetische Beobachtungen.

(Mit Karten, s. Tafel 10.)

So erfreulich es ist, wenn die Resultate wissenschaftlicher Reisen in aller Ausführlichkeit und in würdiger Ausstattung zur Publikation kommen, so tritt doch oft, wenn sie von grossem Umfang waren, die für ihre Verbreitung nothwendig sehr nachtheilige Folge ein, dass das Werk zu kostspielig wird, um in den Privatbesitz Vieler überzugehen. So finden wir die berühmte,,Description de l'Égypte" fast nur in grösseren Bibliotheken, eine vollständige Ausgabe der Werke, in denen Al. v. Humboldt die Resultate seiner Forschungen in Amerika niedergelegt hat, fehlt oft selbst diesen und in gleicher Weise ist der Verbreitung und allseitigen Benutzung auch mancher neueren geographischen Werke ihre Kostspieligkeit sehr hinderlich gewesen. Man wird nun zwar gern anerkennen,

dass für das Schlagintweit'sche Werk, dessen erster Theil zu Anfang dieses Jahres erschien ), ein im Verhältniss zu

1) Results of a scientific mission to India and High Asia, undertaken between the years 1854 and 1858, by order of the court of directors of the Hon. East India Company, by Hermann, Adolphe and Robert de Schlagintweit. With an Atlas of panoramas, views and maps. Vol. I. 4o, 500 pp. Leipzig, F. A. Brockhaus; London, Trübner & Co. 1861. (263 Thaler.)

seiner höchst luxuriösen Ausstattung sehr niedriger Preis angesetzt ist, dennoch müssen wir befürchten, dass auch bei ihm der Absatz ein beschränkter bleiben wird, da sich der Preis für das Ganze immer noch auf 240 Thaler stellt. Um so dringender scheint es uns geboten, auf seinen Inhalt aufmerksam zu machen und wenigstens die hauptsächlichsten Bereicherungen, welche es der geographischen Wissenschaft zuführt, in weiteren Kreisen zur Kenntniss zu bringen. Mit Genehmigung der Herren Verfasser und Verleger haben wir desshalb auf Tafel 10 die kartographischen Beilagen des ersten Theiles in gedrängter Form wiedergegeben und lassen hier zu ihrer Erläuterung kurz die wichtigsten Angaben des Textes folgen.

Das ganze Werk wird aus neun Quartbänden bestehen, von denen acht alle Details der wissenschaftlichen Beobachtungen nebst den allgemeinen Resultaten (astronomische und magnetische Beobachtungen; hypsometrische und trigonometrische Arbeiten; Routen im Himalaya, in Tibet und Turkistan; Meteorologie [2 Bände]; Geologie; Botanik und Zoologie; Ethnographie), der neunte aber allgemeine Schilderungen des Charakters der natürlichen Scenerien der verschiedenen bereisten Gegenden in mehr populärer Weise

enthalten sollen. Daneben wird gleichzeitig ein Atlas von 80 Ansichten und Panoramen, 20 bis 30 Karten und Profilen in Lieferungen ausgegeben, ein wahres Kunstwerk, welchem die bisherige geographische Literatur kaum etwas Ähnliches an die Seite zu stellen vermag.

Der erste, der Royal Society in London gewidmete Band zerfällt, in drei Abtheilungen: allgemeine einleitende Berichte, astronomische Positions - Bestimmungen, magnetische Beobachtungen. Die ersteren beginnen mit einer Zuschrift an Sir Charles Wood, Staatssekretär für Indien, worin kurz über Zweck, Verlauf und Resultate der Expedition berichtet wird. Den ersten Anlass zu der Mission gab das Interesse, welches der verstorbene König von Preussen an den Schlagintweit'schen Arbeiten über die Alpen genommen hatte. Im Febr. 1854 theilten Al. v. Humboldt und Freiherr v. Bunsen die Absichten des Königs dem Direktorenhof der Ost-Indischen Kompagnie offiziell mit, bald darauf begab sich Adolph Schlagintweit von München nach London und durch die energische Unterstützung Colonel Sykes', General Sabine's und Sir Rod. Murchison's wurden alle Arrangements ohne Verzug beendet. Einer der Hauptzwecke der Mission war die Vollendung der magnetischen Aufnahme Indiens, welche im Jahre 1846 von dem verstorbenen Captain Elliot im Östlichen Archipel begonnen worden war 1), zugleich nahm aber durch das hohe Interesse für Wissenschaft, welches der damalige Direktorenhof der Ost-Indischen Kompagnie an den Tag legte, die Expedition einen sehr umfassenden Charakter an. Am 20. September 1854 verliessen die drei Brüder England und landeten am 26. Oktober in Bombay. Adolph wurde im August 1857 bei Kaschgar ermordet, Hermann und Robert v. Schlagintweit betraten den Europäischen Boden zuerst wieder am 8. Juni 1857 in Triest. Jeder offizielle Beistand, sowohl in Indien wie in England, wurde ihnen gewährt, sie waren mit den nöthigen Befehlen an die Civilund Militärbehörden, so wie mit diplomatischen Empfehlungen an die Regierungen der einheimischen Staaten reichlich versehen, die Gouverneure und höchsten Beamten leisteten nach Kräften Beistand, zahlreiche Gelehrte, Offiziere u. s. w. unterstützten sie mit Rath und That und theilten ihnen willig ihre Erfahrungen und Kenntnisse mit. So konnte es nicht fehlen, dass bei der vielseitigen wissenschaftlichen Bildung der drei Brüder ihre über ganz Indien, viele Theile des Himalaya, Tibet und Turkistan ausgedehnten Reisen, deren Gesammtlänge etwa 18.000 Engl. Meilen betrug, bedeutende Resultate zu Tage förderten. Die zurückgebrachten Sammlungen bestehen in ungefähr 2000 Gesteinsproben

1) Magnetic Survey of the Eastern Archipelago, by Capt. C. M. Elliot. Philosophical Transactions 1851.

und Fossilien, 1400 Proben von Erdarten und Niederschlägen, einem Herbarium besonders aus Tibet von Gnari Khorsum bis Hasora und von den Routen durch Ladak und Turkistan, zoologischen und ethnographischen Gegenständen, unter welchen letzteren die 275 Gesichtsmasken und 37 Abgüsse von Händen und Füssen der verschiedenen Bewohner der bereisten Gebiete den wichtigsten Theil bilden). Bei Bearbeitung dieses Materials, so wie der zahlreichen physikalischen und naturhistorischen Beobachtungen wurden auch die früheren Arbeiten von Buist, Cautley, Cunningham, Eastwick, Elliot, Everest, Falconer, Gerard, Griffith, Hodgson, Hooker, Latham, Oldham, Prinsep, Thomson, den beiden Strachey, Sykes, Thuillier, Waugh, Wilson und Anderen benutzt, so dass das gesammte Werk eine vollständige Übersicht des in den betreffenden Branchen auf Indischem Gebiet bisher Geleisteten geben wird 2). Die Ansichten und Panoramen des Atlas sind unter 750 Originalzeichnungen ausgewählt; nach den bis jetzt vorliegenden Proben gehören sie zu dem Vollkommensten, was bisher im Farbendruck erreicht worden ist. An Karten wird derselbe, ausser den bis jetzt veröffentlichten, detaillirte Aufnahmen von Gletschergruppen des Himalaya und der Gebirgsketten des Karakorum und Kuen-Luen, eine allgemeine Karte von Hoch-Asien, meteorologische, botanische und geologische Karten, so wie meteorologische, hydrographische und geologische Profile enthalten.

Der zweite Abschnitt der ersten Abtheilung giebt eine chronologische Übersicht der Routen der drei Brüder und ihrer Assistenten in tabellarischer Form mit Bemerkungen über die Art des Reisens und den allgemeinen Charakter des Klima's auf den einzelnen Routen. Da die Berichte, welche die „,,Geogr. Mittheilungen" über die Schlagintweitsche Expedition gebracht haben 3), bereits eine vollständige Übersicht des Verlaufs derselben gewähren, so gehen wir nicht näher auf diesen Abschnitt ein und verweisen nur auf die unser früher publicirtes Routenkärtchen vervollständigende Karte auf Tafel 10. Die Details der Routen sollen später in einer Form veröffentlicht werden, welche sich für wissenschaftliche und beschreibende Zwecke besser eignet als die chronologische Anordnung. In einem Anhang zu dem Itinerar werden die Assistenten, Begleiter, Sammler, Führer, Dolmetscher und Diener aufgezählt und charakterisirt, welche die Reisenden unterstützten und oft die korrespondirenden meteorologischen und magnetischen Beob

1) Metallische Abgüsse ethnographischer Köpfe aus Indien und Hoch-Asien. Leipzig, J. A. Barth. (Preis der ganzen Serie 2348 Thlr.) 2) S.,,Geogr. Mitth." 1857, S. 484.

3) S.,,Geogr. Mitth." 1855, S. 142; 1856, SS. 104, 272, 376; 1857, SS. 221, 287, 356.

achtungen an festen Stationen übernahmen, zum Theil auch selbstständig grössere Nebenrouten einschlugen. Mit Ausnahme Lieut. Adam's, des beständigen Begleiters H. v. Schlagintweit's, waren sie alle Eingeborne aus verschiedenen Theilen Indiens und Hoch-Asiens und bisweilen glich das Lager einem lebenden ethnographischen Museum. Den Assistenten war von der Regierung gestattet worden, ihre Beobachtungen in den speziellen Zweigen der physikalischen Geographie nach Beendigung der Expedition bis März 1858 fortzu

setzen.

Die Sammlung von Berichten über die letzte Reise und den Tod Adolph Schlagintweit's, welche den dritten Abschnitt ausmacht, können wir ebenfalls übergehen, da sie schon vor einigen Jahren als Manuskript gedruckt und von den ,,Geogr. Mittheilungen" (1859, S. 351) erwähnt wurden.

Den Beschluss der ersten Abtheilung macht eine kurze Abhandlung über die in dem Werk angewendete Methode der Umschreibung Indischer Namen.

Diesen einleitenden Abschnitten folgen nun die beiden ersten wissenschaftlichen Abtheilungen mit den astronomischen und magnetischen Beobachtungen. Die Breitenbestimmungen wurden fast ohne Ausnahme mit Theodoliten gemacht, deren sie fünf bei sich hatten, und zwar wurden meist Sonnenhöhen gemessen. Die Taschensextanten gebrauchten sie nur zu kleineren topographischen Operationen. Die Länge bestimmten sie fast immer mittelst der Chronometer und gaben diesen Bestimmungen selbst in den Fällen den Vorzug, wo die Länge auch auf astronomischem Weg ermittelt wurde. Jedes der fünf Chronometer wurde in einem mit Baumwolle gefüllten Beutel von einem Kuli getragen. Das beste, mit dem der grössere Theil der Längenbestimmungen gemacht wurde, hatte früher auf einer der arktischen Expeditionen gedient. Die durch die trigonometrische Aufnahme Indiens bestimmten Punkte wurden als definitive Resultate angenommen; in allen vermessenen Theilen Indiens beschränkten sich daher die Operationen auf die Ermittelung der magnetischen Elemente. Im Himalaya, in Tibet und Turkistan aber wurden die geographischen Ortsbestimmungen von eben so grosser Wichtigkeit wie die magnetischen Beobachtungen. Die letzteren erstreckten sich auf die Deklination, die Inklination, die horizontale und die totale Intensität. Sie wurden nicht auf eine bestimmte Zeit reducirt, da die jährlichen Veränderungen der Deklination in Indien sehr gering sind und nach Capt. F. J. Evans' ,,Chart of the curves of equal magnetic variations" für das Jahr 1858 an der Westküste nur +0,6' betragen, aber sie beziehen sich nahezu auf den Januar 1856, eine Periode,

die von der Mehrzahl der ausgeführten Beobachtungen sich nicht weit entfernt.

Es wurden im Ganzen während der Expedition 23 vollständige Positions-Bestimmungen ausgeführt, davon 1 in Assam, 1 in Ost-Bengalen, 2 im Panjab, 1 in Sindh, 2 im Südabhang des Himalaya, 15 in Tibet und 1 in Turkistan; ausserdem 18 Breitenbestimmungen, wovon 1 im Panjab, 1 in Orissa, 1 in Bhutan, 6 im nordwestlichen Himalaya, 8 in Tibet, 1 in Turkistan; und 2 Längenbestimmungen, 1 in Tibet und 1 im Karakorum. Von diesen 43 Punkten fallen demnach 24 auf Tibet und 2 auf Turkistan, also auf Landstriche, in denen zuverlässige Ortsbestimmungen besonders Noth thaten.

Bedeutend grösser ist die Zahl der magnetischen Stationen. Alles in Allem waren bisher an 153 Punkten Indiens magnetische Beobachtungen angestellt worden (Capt. Elliot im Indischen Archipel 1845-49; die Deklinationsbestimmungen der Indischen Marine an den Küsten Indiens 1834-49; De Blosseville längs der Ostküste 1833; Hodgson in Central - Indien und Hindostan 1813-28; Lieut. Boileau in Rajvara 1835; Taylor und Caldecott längs der Küsten von Süd-Indien 1837-39; Cunningham in Kaschmir und Ladak 1847; ältere Deklinationsbestimmungen an den Küsten durch Kauffahrer seit 1609), fast alle jedoch bezogen sich auf die Küsten, im Inneren waren nur 30 Punkte bestimmt und ausserdem war grösstentheils nur die Deklination ermittelt worden. Hierzu kommen nun durch die Schlagint weit'schen Arbeiten 78 neue Punkte, die mit wenigen Ausnahmen im Inneren gelegen sind und sich auf manche Theile der Halbinsel, so wie des Himalaya und Hoch-Asiens erstrecken, für die bis dahin magnetische Beobachtungen gänzlich fehlten, denn es fallen davon 5 auf Assam und die Khassia Hills, 4 auf das Ganges- und Brahmaputra-Delta, 9 auf das Thal des Ganges und seiner Nebenflüsse, 12 auf den Panjab, Sindh und Kach, 12 auf Central- und Süd-Indien, 21 auf den Himalaya, 12 auf Tibet, 1 auf den Karakorum-Pass, und 2 auf Turkistan.

Mit Übergehung der ausführlichen Auseinandersetzungen über die Methoden der Beobachtung und Berechnung und des für jede Station gegebenen Details der Beobachtungen reproduciren wir hier die resumirende Tabelle in dem Schlusskapitel des ersten Bandes, setzen jedoch die Quelle für die Positionsangaben in Parenthese den Namen der Stationen bei 1).

1) bedeutet Trigonometrische Vermessung Indiens; H. S., A. S., R. S. bedeuten Hermann, Adolph, Robert v. Schlagintweit; ist das Zeichen für einen Lagerplatz, der nicht zugleich eine Ortschaft ist.

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*27°31' 45"*94°57′ 35"
26 34 35 *92 46 45

395

0°46.4

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26 45 40
5 50

25 14 15

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A. Indien.

1. Gruppe: Assam und Khassia Hills.

Dibrugarh in Ober-Assam, Militärstation am Brahmaputra

Tezpur in Assam. (H. S.) (*26° 36′ 45" N. Br.)

Udelguri in Assam, wichtiger Handelsplatz. (H. S.)

Gohatti in Assam. (H. S.) (*26° 11′ 15′′ N. Br., 91° 43′ 45" Ö. L.) 26
Cherra Punji in den Khassia Hills. (H. S.) (*25° 16′ 35′′ N. Br.)

2. Gruppe: Delta des Ganges und Brahmaputra.

Surajganj, nördlich von Dhaka, am Konai. (Position nach Tassin's
Map of Central Bengal.)

Dhaka in Ost-Bengalen. (Mr. Brennand 1855.) (23° 43′ 10′′ N. Br.)
Kulna in Ost-Bengalen im Distrikt Jassor. (H. S.)
Calcutta. (Observatorium.)

3. Gruppe: Thal des Ganges und seiner Nebenflüsse.

Rampur Bolea in Ost-Bengalen

Kissenganj oder Bariadangi in West-Bengalen. (Position nach Fitzpatrick's und Pemberton's Revenue map.)

Patna in West-Bengalen

Sigauli in West-Bengalen

Benares

Lakhnáu in Audh. (Major Wilcox.)

Aligarh. (Charles Gubbins.)

Agra

24 22 50

89 43 20

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32 3.50

31 1.23

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33 36 30

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Kathmandu in Nepal (H. S.)

27 4 50 *27 1 50 +27 6 20 27 42 5

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7. Gruppe: Kamaon und Garhval. Nainital in Kamaon. (Capt. Vanrenen.)

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