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ziehen. Die niedere offene Steppe und die Tiefe des Thales erscheinen vom Tschalon-Chamur aus als eine vollkommen ebene Fläche, obgleich sowohl die eine als die andere aus einer Reihe paralleler, von Osten nach Westen sich hinziehender Bugors mit dazwischen befindlichen Vertiefungen besteht. Der Tschalon-Chamur gleicht ungemein dem Ufer eines Meeres, welches erst vor einigen Tagen die ihm als Becken dienende niedere Steppe und das Thal, welches gleichsam eine Meerenge desselben Meeres ausmachte, verlassen hat.

Nachdem wir nach Olon Chuduki zurückgekehrt waren, bewegte sich unsere Karawane auf dem südlichen Ufer des Manytsch ganz gleichmässig längs der Fusssteige und Wege, welche die Nomaden benutzen, wir aber waren beritten, mit Kalmücken als Führern, und hielten uns die ganze Zeit am Manytsch, sowohl das eine als das andere Ufer besichtigend, und kehrten nur mit einbrechender Nacht zu unserem Gepäck zurück. Eben so wie früher beschrieb der Manytsch seine Krümmungen in den Niederungen zwischen den Bugors, aber nur mit dem Unterschiede, dass hier die Bugors nicht wie früher mitten in der Steppe, sondern im Thale standen. Das Thal erreicht hier das Minimum seiner Breite, da hier die Ergeni-Vorberge und die ersten Abhänge des Kaukasus einander sehr nahe kommen; auf diesen Abhängen weiden zahlreiche Heerden der Truchmenen und handeltreibenden Armenier. Das Manytsch-Thal hatte in den Niederungen Salsolaceen und nur auf den Hügeln kamen Futtergräser vor.

Zwischen Olon Chuduki und der Mündung der Balka 1) Tschogra fliesst der Manytsch in zwei Armen, von denen der südliche,,Vorderer Manytsch (Omané-Manza)" und der nördliche im Gegensatz,,Hinterer Manytsch (Ara-Manza)" genannt wird. Diese beiden Namen haben Herrn Tscherkassow zu der merkwürdigen Annahme geführt, dass es eine entgegengesetzte Strömung des Manytsch gäbe, während die Kalmücken, wie leicht einzusehen, Nichts weiter unter diesen Benennungen verstanden, als die relative Lage dieser beiden Arme des Manytsch, und bei unseren an sie gerichteten Nachfragen sind wir in der That zu der Überzeugung gekommen, dass sie von einem nahen Gegenstande sprechend ihn den vorderen nannten, während die weiteren Gegenstände immer hintere genannt wurden.

Je weiter wir nach Westen im Manytsch-Thal vordrangen, wurden die Bugors immer höher und die Salzgründe und Salzpfützen zeigten immer mehr Bodeneinrisse, bis sie endlich ins fortlaufende hochuferige Flussbett übergingen, dessen Tiefe an einigen Stellen 2 Arschin und dessen Breite zwischen 2 und 5 Sashen variirte. Ausser dem Hauptflussbett konnten wir nach dem Vorkommen der Salsolaceen und überhaupt nach der Farbe des unter Wasser gewesenen Grases immer noch ein anderes Flussbett unterscheiden, welches der grössten Höhe des Frühjahrswassers entsprach und beinahe die ganze Entfernung zwischen den Bugors, d. h. manchmal 2 Werst Breite, einnahm. Das Wasser, welches wir hier vorfanden, stand nur in einigen Pfützen, welche von dem mehrtägigen Regen angefüllt waren; er hat uns genug Sorge gemacht, da er das in der Steppe umherliegende Brennmaterial, den Kisjak, vollkommen durchnässt hatte.

Bei unserer Weiterreise berührten wir die Einmündung der Balki Tschogra, Kulobe, Urguli und Kalaus, welche in das linke Ufer des Manytsch-Flussbettes einmünden und im Frühjahr grosse Wassermassen mit sich führen. Für den Augenblick waren diese Balki vollkommen trocken und an ihren Uferwänden schwitzte Salz aus, woraus man schliessen konnte, dass das aus ihnen in den Manytsch abfliessende Wasser nicht arm daran sein kann. Merkwürdig ist noch der Umstand, dass wir an der Mündung dieser Balki, welche man für die Hauptströmungen des Manytsch halten muss, nirgends grosse Ablagerungen, welche das Flussbett des Manytsch erhöht hätten, sahen, während man früher diesen Alluvial-Bildungen sogar die Ausfüllung der hier gewesenen Meerenge zuschrieb. Das Nichtvorkommen dieser Ablagerungen von Kies, Sand und Steingerölle lässt sich übrigens sehr natürlich dadurch erklären, dass das Frühjahrswasser ausschliesslich auf Thonboden fliesst, und daher fanden wir auch an der Mündung des Kalaus nur eine dünne Schicht schlammigen Moders. Auf diesem Moder wächst in der Manytsch - Niederung Schilf und hält einige Zeit das Frühjahrswasser auf; daher nennt man das Bett der Manytsch-Überschwemmung, welche hier bis 3 Werst breit ist, Schara-Chulussun-See.

Man muss annehmen, dass ein wenig westlich von den Mündungen des Kalaus der höchste Punkt der ganzen Manytsch-Niederung sich befindet, da hier gerade die Theilung des Frühjahrs- oder ManytschWassers Statt findet, dessen östlicher Theil zur Ssasta, der westliche

1) Balka heisst ein mit Wasser angefüllter Awrág oder Bodeneinriss.

zum Don hinfliesst. Der obere Theil dieser Strömungen muss sehr unbedeutend sein, wird aber sogleich verstärkt, denn der östliche Abfluss dieses Schneewassers vereinigt sich beinahe auf der Stelle mit der Balka Kalaus, die von den Vorbergen des Kaukasus herkommt, und der westliche mit den Balki Ulan-Saucha und Schara-Saucha, welche von der Hochebene der Ergeni-Berge herabkommen 1).

An der Mündung des Kalaus fanden wir einen der nomadisirenden Saissang 2) des Malo-Derbetow'schen Ulusses, Batyr Karnejeff genannt, ein einsichtsvoller und freundlicher Mann. Er hatte Akademiker Baer bei seinen Fahrten in dieser Gegend begleitet und er war es, der den armen Booten des Herrn Sitnikoff kräftigen Beistand geleistet hatte. Für uns war es sehr interessant, ihn zu sehen, da er uns dasselbe erzählte, was er aller Wahrscheinlichkeit nach auch schon Akademiker Baer mitgetheilt hatte, nämlich dass das Hochwasser des Kalaus mit dem Wasser der Urguli-Balka vereint, nachdem es den See Schara-Chulussun angefüllt hat, wenn auch hauptsächlich nach Osten zur Ssasta hinfliesst, dennoch einestheils auch nach dem Westlichen Manytsch geht. Wir selbst waren bei einer solchen Theilung nicht zugegen, da wir weder im Kalaus noch im Manytsch und seinem Schara-Chulussun Wasser vorfanden; Akademiker Baer hat es eben so wenig gesehen, obgleich er diese Theilung ans folgenden Gründen für möglich hält. Er meint, dass, wenn der Kalaus sein Wasser in die vom Schneewasser schon angefüllte Manytsch-Niederung bringt, das Wasser, welches aus dem Schara-Chulussun nicht schnell genug nach Osten abfliessen kann, einestheils auch nach der entgegengesetzten Richtung seinen Abfluss nehmen muss. Uns ist es nicht bekannt, in welchem Zustande diese Theilung von Herrn Bergstraesser's Abgesendeten besichtigt worden ist, wir wissen nur, dass Herr Bergstraesser, durch Baer's Ansicht nicht zufrieden gestellt, seine eigene entworfen hat, welche weder der Natur noch den Gesetzen der Physik entspricht. Er hatte als Grund zu dieser Theilung eine kleine Insel von circa 200 Schritt Länge und Breite, welche an der Mündung des Kalaus liegt, angenommen, und diese unscheinbare Insel einen ,,Bergrücken" nennend sagt er (Marine-Journal für 1859, Nr. 11, S. 209, und ,,Nordische Biene" 1860, Nr. 130), dass die Strömung des Kalaus, indem sie sich an einen Bergrücken, welcher mit seiner Spitze bis in diese Strömung hereinreicht, stösst, sich in zwei Arme theilt, von denen der eine ins Kaspische, der andere ins Azowsche Meer geht. Wir haben diese Insel gesehen; der Kalaus geht nur um sie herum und diess kann ihn durchaus nicht zwingen, über die Wasserscheide, die in der Manytsch-Niederung liegt, zu fliessen. Wir sind überhaupt überzeugt, dass der Kalaus nach Osten fliesst, indem er an der Manytsch-Wasserscheide sehr nahe vorbeigeht, und dass diese Wasserscheide, die sich als Hochebene darstellt, durchaus nicht als Wasserscheide für den Kalaus dient, sondern sich nur auf das Wasser bezieht, welches bei der Schneeschmelze sich auf dieser Hochebene bildet, von ihr nach beiden Seiten hin abfliesst und weiterhin den Östlichen und Westlichen Manytsch bildet. Dergleichen kann man auch im Ural finden, wo die Wasserscheiden manchmal 3) sehr niedrig gelegen sind und nicht selten als Morast auftreten, aus welchem der eine Fluss nach Europa, der andere nach Asien abfliesst. Wir glauben, dass, wenn ein Theil des Wassers des Kalaus oder des Schara-Chulussun auch wirklich in den Westlichen Manytsch abfliesst, es nur auf die vom Akademiker Baer angegebene Weise geschieht.

Bemerkenswerth ist es, dass die Bugors und Vertiefungen des Manytsch-Thales zwischen den Mündungen des Kalaus und der UlanSaucha beinahe eine Richtung von Norden nach Süden haben; weiterhin verändert sie sich aber und geht von Westen nach Osten. Indem wir vom Kalaus westwärts vordrangen, kamen wir unbemerkt ins Bett des Westlichen Manytsch, so unbedeutend hoch liegt hier die Wasserscheide. Die Balki Ulan- und Chara-Saucha waren bei unserer Ankunft ebenfalls trocken und das Salz war überall in ihnen ausgetreten. Der Westliche Manytsch wiederholte uns vollkommen das Bild des Östlichen: eben solche Bugors, dazwischen eben solche Vertiefungen mit den Reihen von Salzpfützen, welche oft zu Bodeneinrissen und nach der Einmündung der beiden oben genannten Balki zu einem vollständigen Graben wurden. Nirgends überstieg die Tiefe dieses Grabens 1 Sashen; was aber die Höhe der Ufer des Westlichen Manytsch anbetrifft, welche

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Herr Parrot bis zu 50 Fuss annimmt, so bezieht sich diese Zahl ohne Zweifel auf die Bugors, welche die Niederung umgeben, und nicht auf den Graben, welcher sich in dieser Niederung hinzieht.

In der Nähe der Stelle, wo der grosse Zarizyn-Stawropol'sche Transportweg sich mit dem Manytsch kreuzt, fingen kleine See'n mit bittersalzigem Wasser an vorzukommen und 80 Werst von der Mündung des Kalaus liegt der bekannte See Bolschoi Manytskoi Liman, an welchem viel Salz, das nach dem Gouvernement Stawropol und dem Lande der Donischen Kosaken geht, gewonnen wird. Den Liman erreichten wir von Süden aus beim Orte Dshelga und die Gegend war so wüst und so öde, dass weder Gras noch süsses Wasser, weder ein Vogel noch ein anderes Thier zu sehen war. Die Länge des Liman wird von Einigen zu 70, von Anderen zu 90 Werst angenommen; die Breite, welche wir sahen, beträgt circa 6 Werst. Sein Wasser ist bittersalzig, trocknet im Sommer nicht aus und soll an einigen Stellen im Winter nicht zufrieren, was wahrscheinlich von Quellen herrührt, da die südlichen Abhänge der Ergeni-Hochebene hier recht nahe herankommen.

Dieser Liman wird auch Gudilo (Stürmer oder Brauser) genannt, vielleicht deshalb, weil ihn der Steppenwind immerwährend in Aufregung erhält und namentlich im Frühjahr stürmisch macht, wobei sich die Wellen an den Ufern und den Sandbänken mit starkem Geräusch brechen.

Westlich vom Gudilo münden viele Balki in das Flussbett des Manytsch, sowohl von der nördlichen als von der südlichen Seite, unter denen besonders die drei Jegorlyks und die Kutulga bemerkenswerth sind. Sie führen die Namen von Flüssen, haben aber nur im Frühjahr Wasser. An den Ufern dieser Balki sind viele Chutora der Kosaken, die sogenannten Simowniki, und unsere Fahrten wurden uns sehr erleichtert, da wir hier schon mit wechselnden Pferden vordrangen.

Der Manytsch, der sich bis zur Mündung in den Don durchaus nicht verändert, zeigte sich uns an der Staniza Manytschskaja, circa 25 Werst von Nowotscherkask, ganz eben so wie früher als trockener Bodeneinriss mit kleinen See'n, welche sich in den durch die unbedeutenden Bugors gebildeten Vertiefungen hinschlängeln. Die Breite dieser Niederungen, die vom Hochwasser überstaut werden, ist von 1 bis 2 Werst, die Breite des eigentlichen Flussbettes aber überstieg nicht 5 Sashen bei einer Tiefe von 1 bis 2 Arschin. Die Gegend glich überhaupt der Steppe, da die Vorberge des Kaukasus westlich vom Bolschoi Liman sehr zurücktreten und dadurch den Charakter der Manytsch-Niederung verwischen.

Über den unteren Theil des Manytsch können wir auf Grund der von uns gesammelten Nachrichten sagen, dass er vom Schneewasser gewöhnlich gegen Ende März und Anfang April angefüllt wird, aber dieses Hochwasser hält nicht lange an und fängt schon um Ostern an zu fallen; um diese Zeit kommt jedoch noch die warme Überschwemmung des Don hinzu und staut das Wasser des Manytsch auf, so dass die Manytsch-Niederung abermals bis zur Tschaplak-Brücke, d. h. auf circa 114 Werst, überschwemmt wird. Auf dieser Strecke könnten um diese Zeit kleine Schiffe ohne Hindernisse gehen. Die Fische aus dem Don, welche in den Manytsch gerathen sind, gehen nicht ungern in das nicht stark salzige Wasser und aus dem Manytsch in die mit ihm in Verbindung stehenden Balki, beim Fallen des Wassers aber kommen ihrer sehr viele im Bolschoi Liman um, da sowohl in ihm als auch überhaupt im Manytsch das Wasser sehr bald ungemein salzig wird. Es bleiben kleine See'n und Pfützen, welche wir hie und da trafen, zurück, das eigentliche Manytsch-Flussbett aber nebst seinen Zuflüssen trocknet vollkommen aus, freilich mit Ausnahme des Bolschoi Liman, dessen Wasser bei heftigen Ostwinden in geringer Menge nach dem Don abfliesst. Da das Flussbett des Manytsch nur allmählich austrocknet und im Herbste (im Oktober) wieder in Folge der Regen nicht zu passiren ist, so sind an mehreren Stellen, bei den Dörfern Jekaterinowka (früher Brücke von Tschaplak), Karpowka, Orlowa Podwal und der Staniza Manytschskaja, Brücken über den Manytsch geschlagen. Einen grossen Einfluss auf die Höhe des Wasserstandes sowohl im Don als auch im unteren Laufe des Manytsch üben die Winde vom Azow'schen Meere aus und beim Eintreten dieser Winde lässt sich diese Zunahme den Don herauf bis zur Staniza Melechowskaja und den Manytsch herauf bis auf circa 50 Werst sehr bald verspüren. Schnell ist diese Zunahme, schnell aber auch die Abnahme, sobald jene Winde aufgehört haben. Es geschieht auch noch, dass sogar bei Landwinden das Wasser aus dem Azow'schen Meer in den Don steigt, was von der Richtung der im Schwarzen Meere herrschenden Winde abhängt. Aus allem diesem ist zu ersehen, dass das Wasser des Don nur theilweise das Manytsch-Wasser aufstaut und das Manytsch-Flussbett durchaus nicht in dem übertriebenen Maasse anfüllt, wie Herr Tscherkassow es in seinem Werke dargestellt hat.

Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1861, Heft X.

Am Manytsch haben wir also, von Maili-Chara an gerechnet, beinahe 500 Werst zurückgelegt und beendigten am 10. Oktober an den Ufern des Don unsere Reise, deren erste Hälfte reich an Entsagungen und Schwierigkeiten war, wie sie Einem erst dann gleichgültig werden, wenn man sie überstanden hat.

Was ist denn eigentlich der Manytsch? Ist es ein Fluss, ein See, ein Moor oder eine Salzpfütze? Was uns anbetrifft, so sind wir gar nicht geneigt, ihn für einen Fluss anzusehen, er ist Nichts weiter als ein Bett, welches sich die Frühjahrsfluthen gebahnt haben; in diesem Bett fliessen sie nur sehr kurze Zeit, hierauf wird der Manytsch wieder trocken und nur in den wenigen oben genannten See'n bleibt Wasser zurück. Wir unterscheiden ebenfalls folgende drei Begriffe: ManytschNiederung, Manytsch-Thal und Manytsch-Flussbett, nur einige Abänderungen in der bisher existirenden Vorstellung über diese Gegend hinzufügend.

Wir verstehen unter Manytsch-Niederung denjenigen tiefen Streifen; welcher vom unteren Laufe des Don an bis beinahe zum Kaspischen Meere durch das Manytsch-Flussbett bezeichnet wird. ManytschThal nennen wir denjenigen Theil dieser Niederung, welcher zwischen Olon Chuduki und dem Bolschoi Liman liegend von Norden aus durch die Abhänge der Ergeni-Hochebene und von Süden durch die hier nahe herankommenden Vorberge des Kaukasus begrenzt wird; der übrige Theil der Manytsch-Niederung geht durch die offene Steppe. Das Manytsch-Flussbett ist Nichts weiter als eine Reihe von Awrágen, See'n, Salzgründen und Salzpfützen, welche dem Frühjahrswasser das Abfliessen erleichtern. Da die Manytsch-Niederung ihren höchsten Punkt beinahe in ihrer Mitte hat, so fliesst das Frühjahrswasser nach zwei Seiten hin und zwar nach Osten zum Kaspischen Meere, den ,,Östlichen Manytsch", und nach Westen zum Don, den Westlichen Manytsch" bildend. Das Flussbett des Manytsch schlängelt sich sowohl in der unteren Steppe als auch im Thale zwischen den parallel stehenden Bugors hin, diese Bugors sind den Ponto-Kaspischen Steppen charakteristisch und Akademiker Baer hatte ihnen schon früher die gehörige Aufmerksamkeit zugewendet.

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Der Boden dieser Steppen ist fast immer mehr oder weniger salzhaltig. Das Frühjahrswasser löst das Salz auf und führt es mit sich in die Manytsch-Niederung; hier verdunstet das Wasser an einigen Stellen vollkommen, an anderen aber bleiben See'n mit bittersalzigem Wasser oder Salzgründe und überhaupt ein stark salzhaltiger Boden zurück. Das Grund- oder Bodenwasser wird in Folge dessen auch überall salzig und die Futtergräser können nur auf den Bugors und den Anhöhen fortkommen. Lässt sich hiernach noch an eine Kolonisation denken? Lässt dieser Gedanke auch nur einen Funken von Philanthropie voraussetzen? Was die Kanalverbindung zwischen dem Kaspischen und dem Azow'schen Meere, welche von Herrn Bergstraesser so zu Herzen genommen wurde, anbetrifft, so kann man nur sagen, dass dieser Kanal hier wie übrigens überall durchaus möglich ist, wenn nur Wille und Kapital nicht fehlen. Es kommen aber hierbei noch zwei andere Fragen in Betracht: 1) ob diese Möglichkeit der Durchführung eines Kanals auch von Seiten der Gegend begünstigt wird, und 2) ob man in dieser Gegend eines solchen Kanals bedarf.

Die erste Frage in Betreff des Kanals, der die beiden Meere unmittelbar vereinigen sollte, hat schon Baer mit der ihm eigenthümlichen Genauigkeit verneint. Unsererseits können wir auch bestätigen, dass der Manytsch nur im Frühjahr Wasser hat, dass das Ansammeln dieses Wassers durch künstliche Stauanlagen und sein Zurückhalten in denselben höchst schwierig ist und dass man folglich bei der Anlegung der Schleusen den Niveau - Unterschied beider Meere würde benutzen müssen, wobei die Ausarbeitung eines ungemein tiefen Grabens unumgänglich wäre. Rechnet man noch die Unmöglichkeit der Kolonisation des Manytsch durch Arbeiter hinzu, so muss der Gedanke an einen solchen Vereinigungsgraben auf eine unbestimmte Anzahl von Jahren verschoben werden. Die Durchführung eines Kanals aus dem Don, um Irrigationen wenigstens in einem Theile der Manytsch-Niederung herzustellen, kann auch von keiner Bedeutung sein, da das Wasser des Don, ein Mal in diese Gegend gekommen, salzig werden muss

Einer unter uns hatte geologische Untersuchungen angestellt, aus denen bewiesen wird, dass die Meerenge, welche das Kaspische Meer mit dem Schwarzen (und Azow'schen) vereinigte und noch in den Zeiten, welche von der Weltgeschichte nicht berührt werden, existirte, durch jene vulkanische Hebung des Bodens verschüttet wurde, die nicht allein die ganze Manytsch-Niederung, sondern auch das Land der Tschernomorischen Kosaken und die Steppen an der Kuma und der Wolga an die Oberfläche gehoben hat. Hier müsste man also bei Durchführung eines Kanals den Kampf mit der Natur beginnen und die von ihr 48

mit Schöpferhand zwischen den beiden Meeren gelegten Hindernisse überwältigen wollen.

In Betreff der zweiten Frage fügen wir nur hinzu, dass bei unserem unansehnlichen Handel mit Persien und der baldigen Eröffnung der Eisenbahn zwischen der Wolga und dem Don den Russen genug Gelegenheit gegeben ist, ihre Fähigkeiten und Mittel mit grösserem Nutzen anzuwenden, als wenn sie dieselben auf das Ausgraben eines Kanals richteten, welcher an die Pyramiden-Arbeiten der Ägyptier und die zahllos in den Steppen des Manytsch sichtbaren Kurgany (tumuli) erinnern würde.

Bemerkungen des Herausgebers.

Der auffallend gehässige und anmassende Ton dieses Berichtes, der fast nur aus uns unbekannten persönlichen Beziehungen erklärbar scheint, überhebt uns der Mühe, alle einzelnen Meinungsverschiedenheiten durchzusprechen, da er von selbst zur Vorsicht gegen die unbedingte Annahme der Kostenkoff'schen Behauptungen mahnt. Vieles erklärt sich schon durch die verschiedene Jahreszeit, in welcher Dr. Bergstraesser's Feldmesser und die Kostenkoff'sche Expedition den Manytsch sahen, denn erstere besuchten ihn sowohl im Sommer als zur Zeit der Frühjahrsüberschwemmungen, letztere dagegen nur am Ende eines ungewöhnlich trockenen Sommers, in welchem zu Astrachan vom 24. Mai bis zum Eintritt des Schneefalles kein Niederschlag erfolgte. Diess musste nicht nur auf die Existenz und Quantität des Wassers in den Flussbetten und

See'n der Manytsch-Niederung von dem grössten Einfluss sein, sondern auch auf die Vegetation und auf den Eindruck, den die ganze Gegend auf die Reisenden machte. Sind doch auch andere Theile der Erde aus demselben Grunde oft so verschieden beurtheilt worden, recht auffällig z. B. manche Gegenden Australiens. Dass wir durch Kostenkoff's Reise ein Bild der Manytsch-Niederung oder eigentlich nur des Manytsch unter den ungünstigsten Verhältnissen erhalten haben, ist ein entschiedener Gewinn, denn nur das Zusammenhalten von Licht- und Schattenseiten giebt eine richtige Vorstellung; diess ist aber auch das einzige geographische Resultat der Reise. Wir müssten uns in der That wundern, dass eine wissenschaftliche Expedition, so viel aus ihrem Berichte zu ersehen, keine einzige Messung, keine einzige wissenschaftliche Beobachtung vorgenommen hat in einem Landstrich, wo bei dem Mangel einer regelmässigen Aufnahme selbst in topographischer Beziehung noch so viel zu thun erübrigt, wenn wir nicht die Kürze der Zeit in Betracht nähmen, welche auf die Bereisung des Manytsch verwendet wurde. Die ganze 500 Werst lange Strecke von Modschar nach dem Don wurde in 23 Tagen zurückgelegt und davon gehen noch 7 Tage ab, die nach uns zugegangenen Privatmittheilungen ein Abstecher nach Stawropol in Anspruch genommen haben soll.

Was die interessante Frage der Bifurkation des Manytsch

anlangt, so nennt Kostenkoff zwar die Nasaroff'sche Darstellung ein Kind der Einbildungskraft, er setzt aber leider nichts Zuverlässiges an ihre Stelle, denn man sieht leicht, dass er sich gerade hierbei unvereinbarer Widersprüche schuldig macht. Obgleich er selbst gar kein Wasser im Kalaus und dem Schara-Chul-Ussun vorfand und daher die Stromrichtungen nicht beobachten konnte, behauptet er zuerst, jedenfalls auf Grund der von ihm eingezogenen Erkundigungen, dass der Kalaus zwar die vor seiner Mündung gelegene Insel auf beiden Seiten umfliesse, aber alles Wasser nach Osten sende; später führt er die Aussage des „einsichtsvollen" Batyr Karnejew an, dass das Hochwasser des Kalaus und sogar das des Arguli zum Theil auch nach dem Westlichen Manytsch gehe. Dass diess letztere nur dann Statt findet, wenn der Schara-Chul-Ussun bereits durch die Frühjahrswässer angefüllt ist, bestreiten weder Nasaroff und Sitnikoff noch Dr. Bergstraesser, denn die ersteren besuchten die Stelle eben nur zur Zeit der Frühjahrsüberschwemmung. Ferner sagt Kostenkoff an einer Stelle, die Wasserscheide zwischen dem Östlichen und Westlichen Manytsch werde etwas westlich von der Mündung des Kalaus durch eine Hochebene gebildet, während er gleich darauf erzählt, die Expedition sei von der Mündung des Kalaus ganz unbemerkt ins Bett des Westlichen Manytsch gekommen, so unbedeutend hoch liege hier die Wasserscheide. Es wäre für eine wissenschaftliche Expedition wohl passender gewesen, zur Aufklärung einer so interessanten Frage einige Höhenmessungen und Nivellirungen vorzunehmen, als die widersprechenden Aussagen der Anwohner zu reproduciren.

In ähnlicher ungenügender und doch absprechender Weise behandelt der Bericht, wie man sieht, die Kanalfrage, die uns indess jetzt fern gerückt ist, und die Frage in Betreff der Kolonisationsfähigkeit des Landes; er ignorirt dabei sogar die in mancher Hinsicht günstigen Nachrichten des Herrn v. Baer, auf dessen vortreffliche ,,Kaspische Studien" er sich doch in anderen Punkten beruft. Uns speziell betreffen aber die Anschuldigungen Kostenkoff's hinsichtlich der in den ,,Geogr. Mittheilungen" publicirten Karte der Kuma - Manytsch - Niederung. Der Verdächtigung, als sei diese Karte die Durchzeichnung einer früheren, müssen wir denn doch entschieden entgegentreten.

Die Karte ist, wie auch ihr Titel besagt, nicht von Dr. Bergstraesser, sondern in der hiesigen Anstalt unter Dr. Petermann's Leitung entworfen, gezeichnet und gestochen worden, und zwar nach sehr verschiedenartigen Materialien, die wir theils schon besassen, theils von Dr. Bergstraesser zugeschickt erhielten. Für den grösseren Theil der Karte, für das in ihren Rahmen fallende Gebiet des Gou

vernements Astrachan mit Ausnahme des Wolga-Delta's, wurde fast ausschliesslich eine riesige Manuskript-Zeichnung im Maassstab von 10 Werst auf den Zoll benutzt, die den Titel führt:,,Karte der Ponto-Kaspischen Niederung, besonders von dem See Manytsch bis zum Kaspischen Meere, aufgenommen auf Anordnung des Staatsrathes Dr. Bergstraesser und Kosten des Finanz-Ministeriums im J. 1858 von den Geometern Nestor und Johann Iwanow und dem Conducteur Nasaroff unter der Leitung des GouvernementsGeometer Popiel." Sie wurde uns von Dr. Bergstraesser zugesendet und wir erkannten sofort die bedeutenden Bereicherungen, die sie namentlich in Bezug auf die östliche Manytsch-Niederung im Vergleich zu allen anderen uns bekannten Karten enthält, denn alle diese Karten und wir sind durch die rühmenswerthe Liberalität des Kaiserl. Russischen Kartendépôts im Besitz einer sehr beträchtlichen Sammlung - sind gerade für den südlichsten Theil des Astrachan'schen Gouvernements höchst dürftig. Einige unbedeutende Details wurden einer uns ebenfalls im Manuskript von Dr. Bergstraesser überschickten Übersichtskarte des Gouvernements Astrachan im Maassstab von 35 Werst auf den Zoll (,,nach den Aufnahmen der Geometer N. und J. Iwanow und des Conducteurs Nasaroff im J. 1858") entnommen, ausserdem aber die erst später nachgeschickte Popiel'sche Aufnahme des Maschtück Gol und Huiduck vom Jahre 1859, die uns in einer grossen ManuskriptKarte im Maassstab von 1000 Faden auf den Zoll vorliegt, eingezeichnet, wie dieselbe auch grösser als besonderer Carton auf derselben Tafel 16 reproducirt ist. Dass die Nasaroff'sche Skizze der Kalaus-Mündung (Bifurkation des Manytsch) Original ist, bestreitet auch Herr Kostenkoff nicht.

Das Wolga-Delta wurde treu von der Nasaroff'schen Karte vom Jahre 1856 (s.,,Geogr. Mitth." 1858, Tafel 5), die uns in der Originalzeichnung durch Dr. Bergstraesser zukam, reducirt, die Kuma-Niederung so wie das Flussbett des Manytsch östlich bis Olon Chuduk aber von der grossen Russischen Generalstabskarte der Kaukasischen Länder im Maassstab von 1:420.000, und zwar von den Blättern D. 2. und C. 1. Makejeff's Karte der Derbetow'schen Ulusse, die sich am südlichen Ufer des Manytsch zwischen dem Grossen Jegorlick und der Tschogra ausdehnen, besitzen wir zwar ebenfalls durch Dr. Bergstraesser's Güte in Kopie, sie wurde aber nicht benutzt, da es uns nur auf den Manytsch selbst ankam und dieser auf der erwähnten Generalstabskarte vom Jahre 1853 mindestens viel detaillirter dargestellt ist als auf der Makejeff'schen. Wunderbarer Weise hat auch der betreffende Theil der Karte des Östlichen und Westlichen Manytsch, entworfen von J. Kryschin 1860 am Maassstab von 42 Werst auf den Zoll", welche dem

Kostenkoff'schen Bericht angehängt ist ), weit mehr Ähnlichkeit mit der Generalstabskarte und folglich mit unserer Karte als mit der Makejeff'schen, welche doch in dem Bericht als naturgetreuer bezeichnet wird.

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Fügen wir noch hinzu, dass die Konstruktion des Netzes und überhaupt die ganze Orientirung auf Grund der in General v. Schubert's ,,Exposé des travaux astron. et géodés. exécutés en Russie" aufgeführten, in den Rahmen der Karte fallenden Positions-Bestimmungen geschah, dass diess sowohl wie der Anschluss der den Generalstabskarten entnommenen Theile nicht unbedeutende Verschiebungen in der Manuskript-Karte der Ponto-Kaspischen Niederung von Iwanow und Nasaroff zur Folge hatte, dass endlich der Küstenstrich zwischen der Nasaroff'schen Aufnahme des Wolga-Delta und der Generalstabsaufnahme der Kuma im Süden mit grosser Mühe unter Benutzung mehrerer Russischer Karten, so gut es gehen wollte, eingepasst wurde (denn damals besassen wir noch nicht wie jetzt eine Durchzeichnung der ganz neuen, so viel uns bekannt, noch nicht publicirten Aufnahmen der Nordwestküste des Kaspischen Meeres), so haben wir wohl hinlänglich nachgewiesen, dass unsere Tafel 16 unmöglich eine Kopie einer älteren Karte genannt werden kann. Selbst wenn Kostenkoff seine Beschuldigung nur auf den hier hauptsächlich in Betracht kommenden Theil, die östliche Manytsch-Niederung, bezogen haben sollte, so kann sie schon deshalb nicht zutreffen, da die Orientirung in unseren Händen verändert worden und die Popiel'sche Aufnahme des Maschtück-Gol und Huiduck noch in die ManuskriptKarte der Ponto-Kaspischen Niederung von Iwanow und Nasaroff eingezeichnet wurde. Dass die letztere Karte in ihrer ursprünglichen Form Original, nicht Durchzeichnung war, können wir selbst natürlich nicht wissen, eine Entgegnung Dr. Bergstraesser's auf Kostenkoff's Bericht jedoch, welche uns fast gleichzeitig mit letzterem zuging, giebt darüber, wie uns scheint, vollkommen beruhigende Erklä

1) Es ist diess eine höchst flüchtig gezeichnete Skizze, bei der von eigenen Aufnahmen wenig oder gar nicht die Rede sein kann. Die Kuma ist noch wie auf ganz alten Karten mit einem mächtigen Bogen nach Norden weit über den 45. Parallel hinaus eingezeichnet, die Küste und die untere Wolga nach irgend einer primitiven Karte phantastisch kopirt u. s. w. Überhaupt wird jeder Sachkenner, der unsere Karte mit der Kostenkoff'schen vergleicht, uns beistimmen, dass letztere in jeder Beziehung ein jämmerliches Machwerk ist, welches als Resultat einer wissenschaftlich sein sollenden Expedition darthut, dass dieselbe nicht gewillt oder auch nicht im Stande war, durch wissenschaftliche Beobachtungen Licht über den Gegenstand zu verbreiten, sondern es nur darauf abgesehen hatte, durch gehässige und persönliche Bemerkungen dem Projekt Opposition zu machen. Wir haben seit einer längeren Reihe von Jahren so oft Gelegenheit gehabt, uns über die ausserordentliche Gründlichkeit und Zuverlässigkeit Russischer geographischer Arbeiten auszulassen, dass wir bei der vorliegenden Sache um so mehr zu bedauern haben, uns dahin aussprechen zu müssen, dass es die erste uns bekannt gewordene Arbeit sei, die dem heutigen hohen Standpunkte Russischer Wissenschaft durchaus nicht entspricht. A. P.

rungen, während wir selbst unserer innersten Überzeugung nach nicht den geringsten Zweifel in die völlige Authenticität und Wahrhaftigkeit der verschiedenen Mittheilungen des Dr. Bergstraesser setzen, was wir durchaus nicht von dem Kostenkoff'schen Bericht und Karte sagen können. Nachdem er das Zeugniss des Herrn v. Baer angeführt, dass noch im J. 1857 überhaupt keine ausführliche und zuverlässige Karte von den südlichen Gegenden des Astrachan'schen Gouvernements existirte (,,Kaspische Studien" V, SS. 173 und 174), fährt er fort:,,Als ich im Juni 1858 die Landmesser abfertigte, hatte ich vorher vom damaligen Chef des Domänenhofes und Ober-Dirigenten der Kalmücken-Horden, General Strukow, alle Karten seines Ressorts zur Disposition erhalten und kopirt, doch war die Kuma - Manytsch - Niederung darin ganz falsch dargestellt, wie auch Akademiker Baer fand. Leider war die im Spätsommer 1859 vollendete Karte der Generalstabs-Offiziere Sassonoff und Bragin (,,Rekognoscirungskarte der KalmückenLändereien in den Gouvernements Astrachan und Stawropol, angefertigt vom Kapitän Sassonoff und Lieutenant Bragin im Jahre 1852 bis 1859 incl." Maassstab 10 Werst auf 1 Engl. Zoll), welche Kostenkoff für die der Domänengeometer gehalten haben muss oder doch dafür ausposaunt hat, trotzdem sie klar und deutlich an ihrer Spitze die Aufschrift der Aufnahme jener Offiziere trägt, noch nicht bis zum Süden des Gouvernements Astrachan gelangt, wohin sie erst im Jahre 1859 kamen. Auf dieser Karte ist die Gegend von Olon-Chuduk bis zum See Kökö-Ussun ganz irrthümlich und falsch angegeben, wesshalb Herr General v. Blaramberg, Chef des Kaiserl. Topographischen Dépôt, im September 1859 zu St. Petersburg in meiner Gegenwart den Kapitän Sassonoff zur Rede stellte und ich noch zu dessen Entschuldigung anführte, dass man ohne vorherige Anstalten jene Gegend nur sehr schwer bereisen, noch weniger aufnehmen könne. General v. Blaramberg liess unsere Aufnahme für den Generalstab kopiren, eben so das Kartendépôt des Ministeriums der Reichsdomänen unter dem Oberst, jetzt General, Baron v. Stakelberg und es hat Letzterer 'auf der oben erwähnten Karte jene Gegend als von meinen Geometern aufgenommen bezeichnet und namentlich aufgeführt, welche Originalkarte sich auch bei Kostenkoff befindet, wie ich selbst gesehen habe.

„Einen weiteren Beweis, dass meine Geometer wirklich in der angegebenen Zeit jene Gegend aufgenommen haben, gewährt folgender Umstand. General-Major Strukow hatte meinen Geometern einen Cirkularbefehl an die Verwaltungen der Kalmücken-Ulusse gegeben, laut dessen man ihnen die nöthigen Arbeiter zu ihrer geometrischen Auf

nahme geben sollte, und zwar unentgeltlich, gerade weil jene Gegend von seinen Landmessern noch nicht aufgenommen worden war und die betreffenden Ländereien Kalmücken-Land sind. Dennoch verlangte er nach Jahresfrist nach einer specificirten Rechnung 1334 Rubel als Bezahlung der Arbeiter. Diese Arbeiter begleiteten die Geometer von der Südwest - Grenze des Astrachan'schen Gouvernements entlang des Manytsch bis in die Nähe des Modschar'schen Salzstapelplatzes, von da ab bis zum Kaspischen Meere besorgten die Soldaten, Wächter und Kosaken von den Stapelplätzen Modschar und Huiduck sämmtliche Arbeiten. Obige Rechnung kürzte General Strukow bis auf 1017 Rubel, welche Summe am 20. Februar 1861 vom Finanz-Ministerium dem Ministerium der Reichsdomänen ausgezahlt wurde. Die Wirklichkeit der Vermessung an Ort und Stelle kann also keinem Zweifel unterliegen, auch bezeugt diess die Original - Aufnahme, bestätigt in allen Details vom früheren Gouvernements-Geometer Popiel.

,,In der ganzen Strecke der Aufnahme fanden auch die drei Geometerpartien nebst deren Bedienung, deren 9 Pferde, die 24-25 Arbeiter und deren zahlreiche Pferde und Kameele hinreichend Wasser für ihren sechsmonatlichen Bedarf in der heissesten Jahreszeit und genügendes Weidefutter, denn weder die Kalmücken noch sonst Jemand klagte über desfallsigen Mangel, noch viel weniger erkrankte Jemand. Nach meiner Instruktion nahmen die Geometer die Gegend von der Westgrenze des Astrachan'schen Gouvernements bis zum Kaspischen Meere auf und zwar entlang des Flussbettes Manytsch in Parzellen von 10 Werst Länge und 15-20 Werst Breite (s. ,,Geogr. Mitth." 1859, S. 421), und nur wo die Niederung sich mehr ausdehnt, von dem See Sasta bis zum Kaspischen Meere, betrug die Breitenausdehnung mehr, da hier das eigentliche Gebiet der Funktionen der Salzdirektion ist und solches noch nicht vollständig aufgenommen worden war. Was nördlicher lag, zur Vervollständigung der Karte aber angeführt werden musste, entlehnten die Geometer älteren Karten, und wenn sich darin Ungenauigkeiten finden, so kann man diess nicht ihnen zur Last legen. Nach diesen vielen und bekräftigten Beweisen der Richtigkeit der Aufnahme meiner Geometer geht deutlich hervor, dass Kostenkoff und seine Kollegen die Sache absichtlich entstellen wollten." 1)

1) Die Entgegnung Dr. Bergstraesser's, aus welcher im Obigen einige Stellen angeführt wurden, ist inzwischen vollständig abgedruckt worden in der Augsburger Allgemeinen Zeitung vom 21. September 1861. Sie enthält manchen piquanten Aufschluss über die Arbeiten der Herren Kostenkoff und Collegen und zugleich viel Lehrreiches über die ManytschNiederung, besonders auch in Betreff ihres Salzgehaltes.

A. P.

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