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derländische Regierung so wenig als möglich in die inländische Verwaltung mengt. Kein Wunder daher, dass von Zeit zu Zeit eine Landschaft sich dem Niederländischen Gouvernement freiwillig unterwirft, wie wir oben. von Singapollang und Siak mittheilten.

Mit Vergnügen lasen wir kürzlich die sehr interessante Arbeit des Dr. S. Friedmann zu München, der seinen zehnjährigen Aufenthalt in den Niederländischen Kolonien besonders dazu benutzt hat, das Land vor Allem in Bezug auf klimatische und sanitätische Verhältnisse gründlich kennen zu lernen. Wir empfehlen angelegentlich diese Schrift: „Niederländisch Ost- und West-Indien", weil der unparteiische Verfasser endlich einmal der Niederländischen Regierung ihr Recht widerfahren lässt und insbesondere den Vorwurf entkräftigt, dass die Verwaltung systematisch der Verbreitung des Christenthums entgegenstehe.

Derselbe Mann, von dem der Verfasser die meisten Er

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Die wagrechte und senkrechte Gliederung Österreichisch- Kroatiens.

Von Prof. Ant. O. Zeithammer in Pesth, Januar 1860.

Auch die Geographie hat ihre orientalische Frage. Nur nach und nach beginnen die südöstlichen Landschaften Central - Europa's für das beobachtende Auge des Geographen aus vordem nebelhaften Gestaltungen in schärferen und bestimmteren Umrissen aufzutauchen. Es ist bedauerlich, dass dies so ungemein langsam und mit langwährenden Unterbrechungen vor sich geht. Fast möchte man rechten mit jenen, die mit Begier nur nach fremden Erdtheilen als würdigen Zielpunkten ihrer Bestrebungen blicken, über dem Fernen das Nahe systematisch übersehen. Der Ruhm, der aus nachdrücklicher Berücksichtigung noch unerforschter Lokalitäten des heimischen Erdtheiles hervorginge, wäre allerdings ein mehr bescheidener, der Dienst, den man der Menschheit dadurch erwiese, nicht immer ein geringerer.

Wenn man das südöstliche Central-Europa durch eine Linie umfasst, die dem Zuge der Karpathen, der Ostgrenze des Alpensystems und dem Küstenumfange der Illyrischen Halbinsel folgt, so hat man ein derartiges Gebiet, das, gegenwärtig noch voll geographischer Räthsel und scheinbar unbedeutend, die reichsten Keime einer wichtigen Zukunft in sich schliesst. Der gewaltige Strom geographischer Bestrebungen, der jetzt stolz und prächtig dahinrauscht, wird diese Erdräume hoffentlich nicht seitab umfluthen, seinen Lauf bald auch dahin richten der Zuversicht lebe ich.

Das Folgende schliesst sich an meine früher publicirten Beiträge zur geographischen Kenntniss Süd-Slavischer Länder in Österreich 1), von denen ein physisch-geographisches Gesammtbild zu geben, gegenwärtig noch immer eine Unmöglichkeit ist. Diessmal beschränke ich mich auf ein politisch abgegrenztes Gebiet, es sollen die Grundlagen einer jeden künftigen Geographie Kroatiens geliefert werden. Ich

1) Programm des K. K. Ober-Gymnasiums in Agram, Jahrgänge 1857, 1858 und 1859; ,,Geogr. Mitth." 1859, SS. 97 bis 100.

thue das vielfach mit innerem Widerstreben. Eine wissenschaftliche Untersuchung erdkundlicher Verhältnisse sollte es wohl nie unternehmen, bloss politisch, nicht natürlich abgegrenzte Erdstrecken als Objekt zu wählen I allein wie so Vieles muss nach Umständen frommer Wunsch und späterer Zeit anheimgestellt bleiben!

Eine auf das Allgemeine zielende Skizzirung der die Gestaltung der Erdlokalität charakterisirenden wesentlichen Grundverhältnisse möge der Berücksichtigung des Besonderen vorangehen 1).

Kroatien, der westliche Theil des Österreichischen Kronlandes Kroatien und Slavonien, liegt zwischen 46° 32'

1) Unter den Kartenwerken, die sich auf Kroatien beziehen, verweise ich auf folgende:

a. Generalkarte des Königreichs Illyrien nebst dem Königl. Ungarischen Littorale, nach der Spezialkarte reducirt, gezeichnet und gestochen im K. K. Militär-Geographischen Institut in Wien, 1843. Mst. 1 Wiener Zoll = 1 Meile.

b. Scheda's Generalkarte der Österreichischen Monarchie (Bl. XII). Mst. 1:576.000.

c. Zemljovid Hèrvatske i Slavonije s Krajinom vojničkom sastavljen od Mihalja Katzenschlägera.

d. Mappa dioecesis Zagrabiensis, per inclytos comitatus Zagrabiensem, Crisiensem, Varasdinensem, Poseganum, Veroeczensem, insulam Mura-köz, nec non regimina confiniaria Banale I et II, Crisiense, S. Georgense, Gradiscanum et Szluinense extensa, delineata per Josephum Szemán. 1822. (8 B1.)

Die erste dieser Karten umfasst von jetzigem Kroatischen Gebiet bloss den westlichsten Theil, ist ausgezeichnet in der Ausführung, aber unglücklich in der Namenschreibung; ihr ebenbürtig, sie vielfach übertreffend, vermeidet J. Scheda's Karte grösstentheils den Fehler derselben, bisher ist auch nur der westlichste Theil Kroatiens zur Ausführung gelangt; M. Katzenschläger's Karte ist nicht ohne Verdienst, namentlich in korrekter Namenangabe, selbst im Terrain, allein ebenda vielfach verwischt und uncharakteristisch; Szemán's Werk war für 1822 gewiss eine schöne Arbeit, noch jetzt hat sie den Vorzug eines sehr grossen Maassstabes und der Reichhaltigkeit, daneben aber die empfindlichsten Mängel in der Terrainzeichnung und den Ortspositionen; immerhin ist sie jetzt noch nicht zu entbehren. Von weiteren Publikationen brauche ich bloss jene Lipszky's und Fallon's zu erwähnen.

und 45° 7' N. Br. und zwischen 32° 2' und 34° 37' Ö. L. von Ferro. Am südwestlichen Ende bildet der Quarnero eine natürliche Grenze bei äusserst dürftiger Küstenentwickelung wenn man absieht von der schönen Bucht von Buccari (Kroat. Bakar). Auch der Lauf der Kulpa (Kroat. Kupa) bezeichnet theilweise wahrhaft natürliche Grenzen.

Das Land umfasst 191,8 Geographische Quadrat-Meilen. Ungefähr 140 Meilen gehören der Hochland-, an 50 der Tiefland-Bildung an, weder diese noch jene weist innerhalb der politischen Begrenzung grosse selbstständige Naturganze; die Hochland-Formen des Landes gehören den beiden Systemen der Alpen und des Karst an, seine Tiefland-Formen sind Fortsetzungen und vorgeschobene Theile des mittleren. Donau- und Theiss-Flachlandes.

Das Tiefland, von der Drau, Mur und Save und den Nebengewässern dieser Flüsse durchströmt und theilweise politisch begrenzt, hat eine mittlere Erhebung von circa 145 Meter in der Drau-Mur-Ebene, von circa 110 Meter in der Save - Ebene. Das mittlere Niveau der Mur bei ihrem Eintritt in Kroatien liegt 170 Meter, jenes der Drau bei ihrem Eintritte 202, beim Austritte 125, das der Save beim Eintritte 130, beim Austritte 89 Meter über dem Meeresspiegel des Adria bei Fiume. Aus diesen Verhältnissen erhellt die Gesammtneigung der Ebenen gegen den östlichen Horizont.

Das Hochland gehört der Hügelform, den niedrigen und mittelhohen Gebirgen (nach C. Ritter's Fassung) 1) an und tritt hier vorherrschend in zwei Bildungen auf: als massige Gesammterhebung mit aufgesetzten Gebirgen, gegen West in kurzen und steilen Terrassen zur See abfallend, gegen Ost langsamer sich senkend, tritt der Kroatische Karstantheil auf mit all den charakteristischen Merkmalen dieser hoch eigenthümlichen Bildung; in Ketten und Gruppen mit yorwaltender Rücken- und Kuppen - Form und wenig durchbrochener Gipfellinie, von niederen Trabanten umkreist, der dem Alpengebiet zugehörige Theil. Das Maximum der Erhebung in Kroatien liegt im Karstgebiet, wo einzelne Gipfel der aufgesetzten Gebirge über 1500m (höchster Punkt, Berg Risnjak, 1528,55m) aufsteigen; das Maximum der Höhe des Alpenantheils überschreitet nicht 1100m (höchster Punkt, Ivančica, 1062,54m). Als vermittelnde Formen treten im Alpenantheil die vorherrschenden kurzen Querthäler auf.

Die eigenthümliche Stellung, die Kroatien für sich und gegenüber den benachbarten Erd-Lokalitäten einnimmt, resultirt theils aus der geographischen Position, theils aus der Begrenzung durch die flüssige Form (den tief eindringenden Quarnero), theils aus der Gesammtgestaltung seines Bodens und jener der Nachbar - Territorien. Das Karstgebirge ist absolut eine Hemmung, weniger die Binnenerhebungen, aber fördernd vor Allem für Menschenverkehr und Kultur wirken die Fluss-Ebenen der Drau und Save, die theils in Verbindung mit der Ungarischen Ebene, theils als tief in das Bergland eindringende Ebenenzungen von der Natur zu eigentlichen Kulturstätten bestimmt sind.

1) C. Ritter, Erdkunde, I. Theil, 1. Buch, Berlin 1822, SS. 73 und 74; II Theil, 2. Buch, SS. 31 ff. Auch im Folgenden halte ich mich an die von Ritter angewendete Terminologie.

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1) Die bezüglichen Angaben sind zerstreut niedergelegt in den ,,Resultaten der Triangulirung in der Österreichischen Monarchie", mitgetheilt vom Oberst-Lieutenant und Direktor des Katasters A. Hawliczek, die sich sämmtlich auf die Position des St. Stephan-Thurmes in Wien (48° 12' 33" N. Br., 14° 2' 22" Ö. L.) beziehen und zuerst von C. L. Littrow in J. S. T. Gehler's Physikalischem Wörterbuch, 10. Bd, 1844, veröffentlicht wurden; dann im Portolano del Mare adriatico, compilato sotto la direzione dell' Istituto geografico militare dell' I. R. Stato maggiore generale dal Capitano Giacomo Marieni, Milano 1830; in der ,,Monatlichen Korrespondenz zur Beförderung der Erd- und Himmelskunde", herausgegeben vom Frhrn. v. Zach, und in Karl Kreil's,,Magnetischen und geographischen Ortsbestimmungen im Österreichischen Kaiserstaate", Bd. I und V.

2) Gegenwärtig leitet im Land eine eigene,,Direktion für die Operationen des stabilen Katasters in Kroatien und Slavonien" die Arbeiten.

fehlt demnach noch. Leicht erklärlich schwanken die bisherigen Annahmen zwischen Dichtung und Wahrheit. Die offiziellen statistischen Tabellen geben Kroatien 191,8 Geographische Quadrat-Meilen (vgl.,,Mittheilungen aus dem Gebiete der Statistik, herausgegeben von der Direktion der administrativen Statistik im K. K. Handels- Ministerium", 4. Jahrgang, II. Heft, Wien 1858, S. 7); das Statut über die politische und judizielle Eintheilung des Landes vom Jahre 1854 zählt 186,7 Geogr. Quadrat-Meilen (vgl.,,ReichsGesetzblatt des Österreichischen Kaiserthums", XLIX. Stück, Nr. 136).

Die grösste Längenerstreckung bezeichnet eine gerade Linie von SW. nach NO., die 30 Meilen misst, die geringste Breitenerstreckung befindet sich nahe unter 12° 54' Ö. L. von Paris, etwa 1 Meile von Nord nach Süd, eine Einschnürung, die das politische Gebiet in zwei sehr ungleiche Hälften theilt.

Der Grenz-Umfang folgt höchst unregelmässigen Linien, so dass es schwer hielte, das Land in einen mathematischen Rahmen zu fassen, was ohnehin sonder Bedeutung wäre, da das Land nur in dem kleineren Theile natürliche Grenzen hat.

3. Küstenentwickelung.

An der südwestlichen Grenze findet die Berührung der starren und flüssigen Formen Statt. Es ist die mediterrane Seite von Kroatien, in 6 Meilen Längenerstreckung geraden Abstandes. In der Richtung von NW. nach SO. treten die Wasser des Meerbusens von Fiume, des Canale di Maltempo und theilweise des Canale della Morlacca (della Montagna) an das Land. Doch weicht die Küstenlinie nur an Einer Stelle, in der Bucht von Buccari und Bukarica, bedeutend von der Geraden ab. Die Gestaltung des gegen die See abfallenden Terrassenlandes ist Ursache dieser äusserst unvollkommenen Küstenentwickelung. In Fiume, Martinščica, Pto Zurcova, Val Uri, Buccari, Bukarica, Portoré, St. Jakob, St. Helena, Selce und Novi findet der Schiffer eine (von Buccari abgesehen) nicht ganz sichere Unterkunft. Die Küstengestaltung und die hemmenden Verhältnisse des das Hinterland absperrenden Kroatischen Karstwalles, über den die menschliche Thätigkeit noch keine Eisenschienen geschlagen, beschränken die Handelsthätigkeit auf die Plätze von Fiume, Martinščica, Zurcova, Buccari, Portoré, Selce und Novi, von denen jedoch nur Fiume eine höhere Stufe erstieg. Wichtig bleibt jedoch die vermittelnde Funktion des Meeres für den Verkehr der Küstenbevölkerung und für deren Nahrungszweige.

In klimatischer Beziehung übt die See ihren Einfluss

Im J. 1855 begann man mit der Ziehung des grossen trigonometrischen Katastral-Netzes, im J. 1857 waren die Vorarbeiten der trigonometrischen Vermessung beendigt und seither ist in Kroatien die graphische Triangulirung und Gebietsbegrenzung, theilweise auch die Detail-Vermessung vorgenommen worden. Im J. 1858 waren einige Theile des Warasdiner und Agramer Komitats bereits im Detail vermessen, ein anderer Theil des Warasdiner und einige Strecken im Agramer Komitat zur Detail-Vermessung für 1859 bestimmt; der südwestliche Theil des Warasdiner und der nördliche Theil des Agramer Komitats waren im Jahre 1858 erst graphisch triangulirt und begrenzt, der südliche Theil des Agramer und der östliche Theil des Fiumaner Komitats für 1859 zur graphischen Triangulirung und Begrenzung bestimmt, während der westliche Theil des Fiumaner Komitats wohl graphisch triangulirt, aber noch nicht begrenzt war.

Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1861, Heft III.

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1. Hauptbodenformen und deren Verbreitung. Die Hochland- und Tieflandform sind in Kroatien in gleicher Weise vertreten, nur finden sich innerhalb der politischen Begrenzung keinerlei grosse Naturganze, denn beide Formen haben ihre natürliche Fortsetzung auf Istrischem, Krainer, Steierischem, Ungarischem und Slavonischem wie auf Militärgrenzboden. Das Hochland ist in seinen beiden Gestaltungsformen, als Plateau- und als Gebirgsland, vertreten, d. i. in der Gesammterhebung geschlossener Erdmassen und in Partikular-Erhebungen in Form von aufgesetzten oder für sich bestehenden Gebirgen. Zwischen den Tieflandund Hochland-Formen fehlt es nicht an Vermittelungen, seien es Terrassen (freilich nur zur See hin) oder niedrigere Umwallungen und Trabanten.

Unmittelbar an die Seeküste lehnt sich das Plateauland mit aufgesetzten Gebirgen, durchbrochen und begrenzt auf Kroatischem Gebiet durch die eigensinnige Krümmung der Kulpa vor Karlstadt. Es folgt die Tiefebene der Save, Kulpa und Lonja, welche der Länge nach eine weitgedehnte niedrige Erhebung überlagert. Die Save - Ebene umrandet im N. und O. das Gebirgsland von BinnenKroatien. Im Norden des Landes bildet die nur an Einer Stelle überlagerte Ebene der Drau und Mur den Abschluss. Das Verhältniss in der Vertheilung der Tiefland- und Hochland-Form ist wie 1: 2,8.

Die Betrachtung der bloss räumlichen Verbreitung dieser Formen in ihrer Verschiedenheit und Stellung zu einander erlaubt aber noch keinerlei sicheren Schluss auf die begünstigenden oder hemmenden Einflüsse, denen das Völkerleben in diesen Lokalitäten unterliegt; erst die Gesammterfassung der natürlichen Verhältnisse und deren Wirkung bietet den Schlüssel dazu. Eben die Aufweisung des Ein-klanges zwischen Land und Leuten, unbeschadet der Eigenartigkeit und Eigenkraft des Volkscharakters, welche eine förmliche Abhängigkeit des Menschen vom Boden nicht aufkommen lässt, wird erst in Zukunft geliefert werden können, wenn die Bekanntschaft mit beiden genauer und umfassend erzielt worden sein wird.

1) Vergl.,,Rapporto della camera di commercio e d'industria dell' I. R. comitato di Fiume nell' anno 1853", p. 7. Meteorologia.

2) S. meine meteorologischen Publikationen in den Programmen des Agramer Ober-Gymnasiums von 1857 bis 1859 und das Programm des Warasdiner Gymnasiums vom Jahre 1859.

3) Diess ist die sogenannte Bodulia, welchen Namen Dr. J. R. Lorenz mit Unrecht auch noch auf anderes Gebiet ausdehnt.

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2. Stellung der Kroatischen Hochland- und Tiefland-Formen im System der Bodengestaltungen Europa's. Schon vordem ist erwähnt worden, dass man es in Kroatien weder bei den Hochland- noch bei den Tiefland - Formen mit grossen Individuen zu thun hat. Vielmehr sind die Tiefland-Formen die Hauptströme des Landes begleitende Fortsetzungen des Nieder-Ungarischen Tieflandes, weisen aber eben wegen der theilweise beträchtlichen Scheidung, beziehungsweise Umschliessung durch Gebirgszüge manche Eigenthümlichkeiten auf. Die Hochland-Formen aber gehören zwei Systemen an, dem Alpen- und dem KarstSystem. Ich spreche von zwei Systemen, weil ich festhalte an der Überzeugung, dass das Karstgebiet in seiner hohen Eigenartigkeit von dem Alpengebiete geographisch gesondert zu behandeln ist. Späterer Forschung bleibt da noch ein fruchtbares Feld insofern, als es von nicht geringem Interesse ist, zu erfahren, wo eine schärfere Grenze im ganzen Verlaufe der Karstform gegenüber dem Gebiete der Alpen und dem Gebirgs-System der Illyrischen HalbInsel hinzieht. Dort, wo die Gebiete plateauförmiger Bildungen, ohne eigentliche Tiefthal-Einschnitte, mit Muldenformen, Einstürzen, Dolinen, verschwindenden, unterirdischen, dann wieder hervorbrechenden Wasserläufen mit den Gebieten eigentlicher Gebirgsketten- und Gruppen-Bildungen mit tief eingeschnittenen Thalformen zusammentreffen dort wird jene Grenze zu ziehen sein. Gewiss liegen solche Gebiete nicht überall in ihrer ausgeprägtesten Eigenthümlichkeit neben einander, so dass eine solche Grenze haarscharf gezogen werden könnte, denn die Natur liebt nicht plötzliche Sprünge. Ich leugne aber, dass man in dieser Sache gegenwärtig klar sieht.

Allein auch die natürlichen geographischen Abtheilungen innerhalb dieser beiden Systeme 1) ist man gegenwärtig für Kroatien noch nicht im Stande genau auszuscheiden, und wenn ich diess im Folgenden dennoch versuche, so geschieht es da und dort noch mit Vorbehalt. Früher that man nach dieser Richtung hin wenig und mir war eben nicht. vergönnt, trotz vieler Wanderungen alle Theile durch eigene Anschauung kennen zu lernen oder die besuchten in gleichmässiger Musse zu berücksichtigen.

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3. Charakteristik der natürlichen Gestaltungsglieder und hypsometrische Verhältnisse derselben.· Ich veröffentliche hier zum ersten Male die Resultate der trigonometrischen Höhenmessungen in Kroatien, die in den Jahren 1856 und 1857 mit der bei diesen Operationen gewohnten hohen Genauigkeit vorgenommen wurden. Doch weiche ich von früheren derartigen Publikationen darin ab, dass ich die einzelnen Punkte nicht alphabetisch oder nach ihrer Lage in kleineren politischen Gebieten, wie vordem geschehen 2), sondern nach ihrer Verbreitung in natürlichen Abtheilungen anordne. Ein Verdienst mag es sein, dass ich die mitunter höchst verderbt geschriebenen Ortsnamen in ihre richtige Gestalt zu versetzen mich bemühte, wenn mir diess gleich

1) In Betreff der Deutschen Alpen ist diess Adolph Schaubach in hohem Maasse gelungen.

2) Es sind diess die Mittheilungen Aug. v. Fallon's (Freisauff's v. Neudegg), A. Baumgartner's, Ad. Schmidl's und A. Hawliczek's, bisher 4113 Höhenpunkte für ganz Österreich. Näheres darüber s. im Jahrbuch der K. K. Geologischen Reichsanstalt, Jahrgang I, Wien 1850, SS. 77 ff.

nicht bei allen mehr gelingen konnte 1). Zu bedauern ist, dass die einzelnen Punkte topographisch nicht durchweg mit der nöthigen Schärfe bezeichnet erscheinen - ein Mangel, der nur zu häufig derartigen Arbeiten anzukleben und das hohe Verdienst derselben in Etwas zu schmälern pflegt.

Im Allgemeinen halte ich die Ordnung ein, dass das dem Alpen-System zugehörige Gebiet mit den umsäumten Tiefländern vorangeht, das Gebiet des Karst-Systems nachfolgt, innerhalb dieser Gebiete und deren natürlichen Abtheilungen aber wieder bei den Gebirgsformen die Streichungslinie der Hauptzüge, bei den Ebenen formen die Neigung derselben gegen den Horizont das Richtmaass in der Anordnung vorzeichnet.

Die Hauptabtheilung des Landes bedingt die Verschiedenheit der zwei Hauptgebirgs-Systeme in ihrer gegenseitigen Lage. Es ist die Scheidung in Ost-Kroatien und West-Kroatien, ersteres zwischen der Mur und der Kulpa, letzteres zwischen der Kulpa und dem Meere.

A. Gebirgsland des Alpen-Systems mit der Drau- und Save-Ebene oder Ost-Kroatien. In drei höchst ungleichmässigen Zügen tritt das dem Alpen-System angehörige Gebirgsland in Kroatien ein. Der nördliche nimmt den kleineren Theil der durch die Mur und die Drau gebildeten Halbinsel (Kroat. Medjimurje, Ungar. Mura - köz) ein und findet in diesem Terrain seinen Abschluss; der mittlere erfüllt vorherrschend das Gebiet zwischen Drau und Save und sendet seine Fortsetzungen nach der Warasdiner Militärgrenze und Slavonien aus; der südliche streicht zwischen der Save und Kulpa. In die südöstliche Ecke des Landes drängt sich ausserdem ein Theil des Gebirgslandes der Warasdiner Militärgrenze, der mit den übrigen Gebirgsbildungen Kroatiens nicht unmittelbar zusammenhängt. Alle diese Bildungen reichen in ihrer Erhebung nicht über die Höhe niedriger Gebirge, ziehen sich aus den westlich angrenzenden Ländern herüber, streichen in ihren Hauptzügen zumeist von W. nach O., treten sämmtlich als Ketten- und Gruppen-Gebirge auf und umwallen im N. und S. weite Ebenenbildungen. Sie sind zumeist echte Waldgebirge, von menschlichen Ansiedelungen und der Kultur über 300 Meter absoluter Erhebung in der Regel nicht mehr berührt. Ihrer Seehöhe entsprechend zeigen sie nicht mehr die Kontraste in den Erscheinungen der Hochgebirge des Alpen-Systems, die weitaus vorherrschende Buche über die Hügelregion hinaus giebt ihnen vielmehr den Anstrich des Monotonen, aber die Fülle und Frische der Baum- und Strauchvegetation, anmuthige Thalgründe und Gelände sind ihnen eigen. Die Gehänge der Höhenzüge sind im Allgemei nen gegen Nord viel stärker geneigt als gegen Süd, dabei dort meist ungünstiger organisirt als hier, daher die reichere Entwickelung der südlichen Lehnen in fast jeder Beziehung und die grössere Fülle von fliessenden Wassern nach der südlichen Richtung. Kurze Querthalformen sind weitaus die vorherrschenden, die vorhandenen Längenthäler aber freilich ausgedehnter.

Diese Charakteristik gilt zunächst für den ausgedehntesten und wichtigsten, nämlich den zwischen Drau und Save gelegenen Abschnitt.

1) Verdächtige oder sicher unrichtige Namen sind durch? bezeichnet.

I. Gebirgsland zwischen der Mur und Drau. Es erfullt den kleineren westlichen Theil der von der Mur und Drau gebildeten Halbinsel (Medjimurje, Mura-köz), ist eine von WNW. nach OSO. streichende niedrige Erhebung und die Fortsetzung der in Steiermark verbreiteten Windischen Büheln, das südöstlichste Ende der Central-Alpen ). Etwa unter 14° 5' Ö. L. von Paris tauchen die letzten Ausläufer dieses Höhenzuges in die Drau-Ebene. Je weiter gegen Osten, desto geringer ist ihre Erhebung, die in nahezu 340 Meter an der Kroatisch-Steierischen Grenze kulminirt; die letzten Hügel liegen an 200 Meter über dem Meere. Die gemessenen Punkte dieses Hügellandes, eines wahren Weinlandes, sind:

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II. Tiefland der Drau und Mur (Podravina, Medjimurje zum Theil). Etwa im Meridian von Mohács ist die westliche Umwallung der Nieder- Ungarischen Tiefebene unterbrochen und in einer Breite von fast 10 Geographischen Meilen stösst eine von SO. gegen NW. gestreckte Ebenenzunge an sie, die bei der letzten Thalverengung in der Nähe von Friedau ihr Ende findet. In ihrem oberen Theile spaltet sie sich in zwei Arme, von denen der eine der Drau bis Friedau, der zweite der Mur bis Radkersburg folgt, eine Spaltung, die eben durch den vorher behandelAls schmale Fortsetzung ten Höhenzug veranlasst wird. dieses Tieflandes kann das untere Thal der Bednja angesehen werden. Kroatischem Boden gehört nur der am rechten Ufer der Mur gelegene Theil der Ebene bis zur Ausmündung dieses Flusses in die Drau bei Legrad zu; südlich und westlich ist dieselbe vom Alpengebiet umwallt. Die grösste Länge desselben beträgt circa 8, die grösste Breite circa 4 Geographische Meilen.

Beim Eintritt der Mur in Kroatien liegt die Ebene circa 180 Meter, beim Eintritt der Drau circa 210 Met. über dem Meere, ihre tiefsten Punkte liegen in der nordöstlichen

1) Vgl.,,Die Deutschen Alpen", von Adolph Schaubach, Jena 1845, I. Theil, SS. 98, 108 und 109.

2) Bei der Reduktion der ursprünglich in Wiener Klaftern ausgedrückten Höhenzahlen setzte ich 1 Wiener Klafter = 1,90 Meter = 5,84 Par. Fuss.

3) In Betreff der Namenschreibung und der dabei befolgten Grundsätze verweise ich auf den Aufsatz,,Über Schreibung Slavischer Ortsnamen" in den ,,Geogr. Mittheilungen" 1860, SS. 285 ff.

Ecke des Landes beim Austritte der Drau in das Gebiet der Warasdiner Militärgrenze. Die mittlere Erhebung des Tieflandes beträgt zwischen 140 bis 150 Meter über dem Meere. Das Volk nennt diese Gegenden bezeichnend Podravina (Land längs der Drau).

Die Punkte 10 und 11 gehören dem Arm der MurEbene, 12 bis 21 jenem der Drau-Ebene, die übrigen dem vereinten Flachlande an.

Name des Punktes und topographische Lage.

10. Središče (Ungar. Mura Szerdahely), Ortschaft, Thurm der Pfarrkirche

11. Stražnistje, ebene Pyramide auf einer sog. alten Türkenschanze, St. NW. v. Podturen 12. Nasep, ebene Pyr. auf dem aufgeworfenen Uferschutzdamme, St. S. von Ternovec u. Macinec, am linken Ufer der Drau

13. Petrianec, Ortsch., Thurm der Pfarrkirche 14. Perzinter (?), ebene Pyr., St. W. v. Crkovec 15. Biskupec, Ortsch., St. SW. von Warasdin, Thurm der Pfarrkirche

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91,26 173,39 532,96 91,76 174,34 535,88

16. Warasdin, Thurm der Pauliner Kirche 17. Rakożna (?), Gerüstpyram., 1 St. NÖ. v. Strahominec, 11 St. N. v. Warasdin, am 1. Drau-Ufer 93,49 177,63 545,98 18., Nedelić, Ortschaft, Thurm der Ortskirche 90,17 171,32 526,59 19. Cakaturn, Ortsch., Thurm d. Pfarr- u. Klosterk. 88,08 167,35 514,39 20. Dolić, ebene Pyr., 1 St. S. v. Cakaturn, St. SW. von Buzovec, am linken Drau-Ufer 21. Berenčak, Baumsignal im Gf. Festetic'schen Walde, bei der gleichnamigen Pusta. 22. Sv. Križ (auch Orehovica), ebene Pyramide auf einem Acker, St. S. von Subotica, St. SW. von der Kapelle Sv. Križ. 23. Subotica, Ortschaft, Thurm der Pfarrkirche 24. Belica, Ortschaft, Thurm der Pfarrkirche . 25. Veliki stuk (?), ebene Pyram. im gleichn.

Felde, circa 1000 Schr. NÖ. v. Gardinovec
26. Dekanovec, Ortsch., Thurm d. Pfarrkirche
27. St. Georg bei Perlak, Ortsch., Th. d. Pfarrk.
28. Perlak, Ortschaft, Thurm der Pfarrkirche
29. Cirkovljan, Thurm der Ortskirche
30. Goričan, Ortschaft, Thurm der Pfarrkirche
31. Komparia (), ebene Pyramide im gleich-
namigen Feldriede, 1 St. N. von Goričan
32. Zahrastjen, ebene Pyramide in der gleichn.
Hutweide, NO. von Kotori

33. Čukovec, Ortschaft, Gerüstpyramide
34. S. Maria, Ortschaft, Thurm d. Pfarrkirche
35. Veliki Bukovec, Thurm d. Orts-Pfarrkirche
36. Mlince, ebene Pyr. im gleichn. Feldriede, St.
Ö. von Mali Bukovec, 1 St. N. v. Kutnjak
37. Vidovec, Ortschaft, ebene Pyramide, 500
Schr. SO. vom Orte

38. Kotori, Ortschaft, Thurm der Pfarrkirche
39. Gebel (), ebene Pyr., St. SW. v. Legrad
40. Kuzminec, Ortsch., Thurm der Pfarrkirche
41. Gjelekovec, Ortsch., Thurm der Pfarrkirche
42. Stari kèrči, Gerüstpyram. im gleichn. Feld-
riede, St. Ö. v. Ivanec, St. v. Peteranec
43. Ivanec, Ortschaft, Thurm der Pfarrkirche
44. Koprivnica (Deutsch: Kopreinitz), Thurm
der Pfarrkirche in der Festung

45. Bregi (), Ortschaft, Thurm der Pfarrkirche

86,07 163,53 502,65 99,37 188,80 580,32

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82,68 157,09 482,85 83,61 158,86 488,28 84,19 159,96 491,67

81,60 155,04 476,54

82,79 157,30 483,49 79,36

150,78 463,46

152,32 468,19

80,17

78,47 149,09 458,26 78,24 148,66 456,92

76,32 145,01 445,71

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