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Die Höhlen und die Wallburg bei Steeten an der Lahn. Hierzu Taf.
VII-X. Von Conservator Oberst z. D. A. v. Cohausen in Wiesbaden 323
Die Wallburgen, Landwehren und alten Schanzen des Regierungs-
bezirks Wiesbaden. Von demselben

II. Miscellen. (Hierzu Taf. XI.)

a) Gräber bei Nauheim in der Wetterau. Von G. Dieffenbach in Friedberg

343

.

.

378

b) Funde im Grund des neuen Archivgebäudes in Wiesbaden. Von A. v. Cohausen

c) Hügelgrab in den Sonnenberger Fichten. Von demselben

380

381

d) Hügelgräber zwischen der Aar und der Dörsbach. Von demselben 382 e) Hügelgräber in der Gegend von Zorn und Strüth. Von demselben 386 f) Die Frankengräber bei Erbenheim. Von demselben .

g) Zur Topographie des alten Wiesbaden. Von demselben

h) Drei Rodungen in der Gemarkung von Wiesbaden. Von F. Otto
i) Merkwürdige Bäume. Von A. v. Cohausen.
k) Würfel. Von demselben

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390

393

1) Zur Geschichte der Abtei Arnstein. Von J. Zaun, Geistlicher Rath in Kiedrich .

394

m) Aus der Bürgermeister-Rechnung der Stadt Wiesbaden vom Jahre 1524. Von F. Otto

395

n) Die Schuldisciplin zu Wiesbaden in der Mitte des XVIII. Jahrhunderts. Von demselben

396

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o) Ein Brief des Fürsten Karl Wilhelm von Nassau. Von demselben 399

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Dem Bande angebunden ist ein Verzeichniss der Publicationen des Vereins von 1827-1877 (Annalen, Bd. I-XIV und sonstige Schriften).

I.

Zwei neue Juppiterstatuen aus den

Rheinlanden.

(Mit 2 Text-Holzschnitten und 1 Steindruck-Tafel.)

Von

Dr. Albert Duncker,

Oberlehrer am Real-Gymnasium zu Wiesbaden.

1. Die Juppiterstatuette von Igstadt bei Wiesbaden.

(Hierzu Taf. I. Fig. 1.)

Im Juli 1878 wurde zwischen Igstadt und Kloppenheim beim Bau der Bahnstrecke Wiesbaden-Niedernhausen in den westlichen Rand des nördlich Igstadts sich erhebenden Höhenzugs ein Einschnitt gemacht. Bei dieser Gelegenheit fand sich unweit der Stelle, an der sich jetzt das erste Bahnwärterhäuschen nördlich des Dorfes Igstadt befindet, in der Bahnlinie eine Juppiterstatuette nebst zwei Säulenfragmenten, einem Kapitäl und einer Basis, und geringen Resten von Mauerwerk, die aller Wahrscheinlichkeit nach zu den Bestandtheilen eines ehemaligen kleinen Juppitertempels gehörten.

Durch die Zuvorkommenheit der Herren Ingenieure der hessischen Ludwigsbahn Frey und Hottenroth von dem Funde alsbald in Kenntniss gesetzt, begab sich der Conservator des Wiesbadener Alterthumsmuseums, Herr Oberst z. D. von Cohausen, an die betreffende Stelle, um bezüglich der gemachten Entdeckung Näheres zu constatiren und wo möglich durch Nachgraben in den angrenzenden Ackerparzellen noch fehlende Theile der Statue und weitere Ueberreste des Tempels aufzufinden. Allein die angestellte Untersuchung erwies sich resultatlos. Sämmtliche Fundstücke kamen in das Museum zu Wiesbaden, dem sie auch verbleiben werden.

Der Fund wurde 48 Schritt nördlich des Uebergangs gemacht, der an jenem Bahnwärterhäuschen die Bahn kreuzt. Die Tiefe, in

Annalen f. Nass. Alterthumsk. u. Geschichtsf. XV. Bd.

1

welcher die Anticaglien sich vorfanden, betrug 1,80 m unter dem Terrain; sie wurden demnach in ziemlich gleicher Höhe mit dem an jener Stelle jetzt hergestellten Bahnkörper entdeckt. Der Platz gehört bereits zur Kloppenheimer Gemarkung und führt darin auf der Generalstabskarte den Flurnamen in den 30 Morgen". Bei der Durchsicht eines genauen Verzeichnisses der Flurbezeichnungen in den Gemarkungen Igstadt und Kloppenheim, welches uns Herr Professor Dr. jur. J. Grimm dahier aus seiner Sammlung der Flurnamen der Umgebung Wiesbadens gütigst zum Einblick überliess, stellte sich heraus, dass in beiden Gemarkungen kein Name heutzutage mehr auf römischen Anbau oder das einstmalige Vorhandensein römischer Gebäulichkeiten hindeutet. In dem Grimm'schen Verzeichniss heisst die Fundstelle im Esel", und zwar wird die Flur westlich der Bahn im unteren Esel“, die östlich derselben höher liegende im oberen Esel" genannt. Der Platz des Fundes selbst führt im Volksmunde den Namen im Dornkratz“, der auf ein Dickicht hinweist, das sich dort um ein zerfallendes Gemäuer gebildet haben mag. Weder in der Igstädter noch in der Kloppenheimer Gemarkung wurden seither jemals römische Funde von einiger Bedeutung gemacht und keinerlei Gebäudereste deuten dort, wie bei den benachbarten Dörfern Bierstadt und Rambach, auf einstige Wohnsitze der Römer hin 1). Wohl aber weiss man aus Gräberfunden, dass die Stelle des heutigen Igstadt, das im 12. Jahrhundert als Eggestat urkundlich erwähnt wird), schon zur Zeit der Frankenherrschaft angebaut war.

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Das Material der Figur ist Sandstein, ebenso das der beiden zugleich gefundenen Säulenstücke. Die Statue (s. Taf. I. Fig. 1) einschliesslich der Basis ist 0,69 m, ohne dieselbe 0,65 m hoch. Die Höhe des unverhältnissmässig starken Kopfes beträgt 0,16 m, die Breite der Figur an den Hüften 0,18 m, an den Schultern 0,27 m. Der Sessel des Gottes ist bis zur Lehne 0,47 m hoch und 0,34 m breit. Der Statuette fehlen beide Arme, auch die Nase und der rechte Theil des Gesichts sind stark beschädigt. Die Haltung der geringen noch vorhandenen Ueberreste des link en Oberarms berechtigt uns jedoch zu der Annahme, dass der Gott, wie dies bei den sitzenden Juppiterstatuen fast stets der Fall ist, mit seitwärts ausgestrecktem Arme, in der linken Hand den Scepter, und zwar näher an seiner Spitze gefasst,

1) Vgl. dar. K. Reuter, Röm. Ansiedlgn. in d. Umgebung von Wiesbaden. Nass. Ann. V, 3 und die dazu gehörige Uebersichtskarte; F. Otto, Gesch. Wiesbadens, 55 f. - 2) Im Jahre 1135 nach Guden. c. d. I, 115. Die Bildung des Ortsnamens auf stat deutet sehr oft auf keltischen oder römischen Anbau des betreffenden Ortes vor der Besetzung durch deutsche Einwanderer hin. Arnold, Ansiedelungen und Wanderungen deutscher Stämme, 346 ff.

gehalten habe, so dass die linke Hand in gleicher Höhe mit dem Kopfe, wenn nicht höher als derselbe, sich befand. Diese Auffassung sehen wir auch bei der ebenfalls im vorigen Jahre zu Trier aufgefundenen Statuette (s. Taf. I. Fig. 2), die weiter unten näher besprochen werden soll. Ueber das Attribut und die Haltung der rechten Hand könnten wir weit mehr im Zweifel sein, da unter der Menge aus dem Alterthume auf uns gekommener Zeus- und Juppiterdarstellungen in dieser Beziehung sehr grosse Verschiedenheiten obwalten. Bei den meisten der erhaltenen griechischen und griechisch-römischen Marmorstatuen fehlen ebenfalls die Arme. An vielen haben neuere Künstler, und nicht immer mit Glück, Restaurirungsversuche unternommen.

Das Ideal aller Zeusgestalten in der Blüthezeit der griechischen Plastik, die aus Gold und Elfenbein gefertigte Statue des Phidias zu Olympia, ist uns, wie bekannt, nicht erhalten. Die Archäologen sind nicht einmal darüber völlig einig, ob wir in einer der auf uns gelangten Zeusfiguren, die grösstentheils der Zeit der letzten Nachblüthe hellenischer Kunst angehören und ihre Entstehung wohl meistens den beiden ersten Jahrhunderten der römischen Kaiserzeit zu verdanken haben, noch ein annähernd getreues Abbild jenes herrlichen Kunstwerks der perikleischen Zeit zu erblicken haben '), in dessen Bewunderung die Gebildeten des classischen Alterthums nicht müde wurden, bis man zur Zeit des ersten Theodosius seit 394 n. Chr. Geb. auf strenges kaiserliches Gebot die olympischen Spiele, eine der letzten glanzvollen Erinnerungen an das hellenische Heidenthum, einstellte. Im Jahre 408, unter der Regierung des oströmischen Kaisers Theodosius II., brannte der Zeustempel zu Olympia nieder; Naturereignisse von mancherlei Art machten bald seine Spuren unkenntlich. Schon vorher hören die Nachrichten über die Statue auf; es ist ungewiss, ob sie in jenem Brande mit zu Grunde gegangen ist oder schon früher nach Constantinopel gebracht wurde, wo sie, wie so manches andere berühmte Kunstwerk des Alterthums, verschwand, ohne dass wir eine bestimmte Nachricht über den Zeitpunkt und die näheren Umstände ihrer Vernichtung besässen 2). Vielleicht, so wagen wir zu hoffen, bringen weitere Funde

1) Die beiden uns erhaltenen bildlichen Darstellungen des olympischen Zeus in ganzer Figur, die jedoch auch nur eine annähernde Vorstellung gewähren, befinden sich auf den Reversen zweier eleischen Erzmünzen Hadrians, von welchen nur je ein einziges bekanntes Exemplar, das eine im Florentiner, das andere im Berliner Münzkabinet, existirt. Overbeck, Kunstmyth. II, 35 ff. 155. Münztafel II. Nr. 4 und Note 42 zu Cap. 1, sowie in den Berichtigungen und Zusätzen 601; J. Friedländer, Berl. Bl. f. Münzkunde III, 21 ff. und Monatsber. d. Berl. Ak. d. Wissensch. Juli 1874. 498 ff. 2) Hertzberg, Geschichte Griechenlands unter der Herrschaft der Römer III, 377 f. 428; E. Curtius, Adler und Hirschfeld, Die Ausgrabungen zu Olympia. 2. Ausg., 13.

zu Olympia, wohin jetzt jeder Freund althellenischen Geistes mit berechtigter Spannung seine Blicke richtet, etwa durch eine inschriftliche Andeutung in den Bauten aus byzantinischer Zeit, Aufklärung in das Dunkel, welches noch ihr Schicksal umgibt.

Sicher ist, dass der Zeus des Phidias, der sich an die homerische Auffassung des πατὴρ ἀνδρῶν τε θεῶν τε anschloss, den nach ihm entstandenen Zeusstatuen, besonders insofern sie in sitzender Haltung dargestellt sind, zum Prototyp wurde. Die Kunst der Römerzeit, welche fast lediglich auf der griechischen fusste, und desshalb eigentlich kaum eine römische genannt zu werden verdient, zumal griechische Unterthanen der Römer ihre vornehmsten und fast ausschliesslichen Träger waren, nahm in der Individualisirung ihres Juppiter mit der kanonisch gewordenen Zeusgestalt des Phidias nur wenig Veränderungen vor. Für die vom Gotte abgewendete Haltung der bei Phidias' Werke ihm zugekehrten Siegesgöttin (Nike) auf seiner Rechten, für ihren Ersatz durch den Donnerkeil oder den Adler oder endlich für die völlige Attributlosigkeit der rechten auf dem Schenkel ruhenden Hand hatte man schon Vorbilder aus den Zeiten der Epigonen des Phidias, wie uns die Zeugnisse der Schriftsteller bekunden. Nachbildungen solcher Auffassungen sind die verschiedenen sitzenden Zeusfiguren von kunsthistorischer Bedeutung, die uns aus dem Alterthum überkommen sind. Zu ihrem Kreise wird auch der nicht mehr erhaltene capitolinische Juppiter gehört haben, der nach dem wiederholten Brande des Capitols zur Zeit des flavischen Kaiserhauses (69 und 80 n. Chr. Geb.) durch Domitian neu aufgestellt wurde. Unter der Regierung dieses Kaisers und seiner Nachfolger im hadrianisch-antoninischen Zeitalter füllten sich die Provinzen wieder mit grösseren und kleineren Tempeln (sacella, aediculae) und Votivaltären zu Ehren des obersten Gottes, des Juppiter Optimus Maximus und der Juno Regina, den himmlischen Vorbildern der irdischen Machtstellung des regierenden Kaisers und seiner Gemahlin. Die völlige Freiheit des Juppiter von Igstadt vom Einflusse orientalischer Gottesanschauung gibt uns nun wohl einige Berechtigung, seine Aufstellung auch in jene Periode, an das Ende des ersten oder in das zweite Jahrhundert unserer Zeitrechnung, zu setzen, wenn wir auch nicht verkennen, dass dieser Schluss unbedingten Anspruch auf Sicherheit nicht erheben kann. Im dritten Jahrhundert, als die syrischen Kaiser und späterhin Aurelian und Diocletian, der sich sogar Jovius nennen liess, dem Juppitercult wieder ihre besondere Gunst zuwandten, nahm in der Regel die Theokrasie der Orientalen bedeutende Veränderungen mit der plastischen Darstellung dieses Gottes ebenso wie mit anderen altüberlieferten Typen griechisch-römischer Göttergestalten

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