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möchte daher auch in drei Broncestatuetten, die sich unter den alten brahmanischen Götterbildern im Vāt Bot Phram, dem letzten brahmanischen Tempel in Bangkok, befinden 1), Darstellungen des Rṣyasṛnga erkennen. Die drei Figuren werden siamesisch als Rúsí d. i. Einsiedler, Rşi, bezeichnet, und daß sie in der Tat Ṛşi's vorstellen, zeigt die Tracht und das hochaufgewickelte Haar. Eigentümlich aber ist, daß in allen drei Fällen der Rsi kein menschliches Gesicht, sondern einen Gazellenkopf mit zwei Hörnern hat, was durchaus mit der erwähnten Darstellung des Rsyaśriga stimmt.

Eine Darstellung der Geburtsgeschichte haben wir in einem Barabat-Relief mit der Inschrift Isis[iṁgiya jā]ta[ka] 2). Die Einzelheiten sind von Cunningham nicht richtig erklärt. Das Relief stellt drei Stufen derselben Erzählung dar. Zu unterst haben wir Kassapo und die trinkende Gazelle, die Empfängnis. Die mittlere Scene stellt die Geburt dar: links die Gazelle, die eben den Knaben zur Welt gebracht, rechts dieser selbst und Kassapo, im Begriff ihn vom Boden aufzuheben. Darüber findet sich dann Kassapo noch einmal, vor dem Knaben, der auf einer Matte sitzt, knieend und, wie es scheint, ihm etwas darreichend. Ich glaube daher, daß dies die Fütterung des Kindes durch den Rşi darstellt, doch läßt sich diese Scene, da der Stein hier stark beschädigt ist, nach der Photographie kaum mit Sicherheit bestimmen. Die Wasserbehälter und die Einsiedlerhütte oben rechts deuten die Örtlichkeit an, wo sich die dargestellten Scenen abspielen. Das Relief beweist, daß um 200 v. Chr. die Geburtsgeschichte in der Form, wie sie in der Prosaerzählung des Jātaka steht, bestand. Das stimmt zu der oben geäußerten Ansicht, daß in diesem Teile der Sage die Prosaerzählung die alte buddhistische Fassung bewahrt hat.

Ich glaube nun auch die Darstellung des zweiten Teiles der Sage in einem bisher, soviel ich weiß, ungedeuteten Relief von Amaravati gefunden zu haben. Eine Zeichnung desselben findet sich in Fergusson's Tree and Serpent Worship 2, Tafel LXXXVI 3). Den Schlüssel zur Erklärung des Bildwerkes liefert die unten rechts dargestellte Scene. Hier steht aufrecht ein Mann, der durch sein in Flechten gewundenes Haar, das Tierfell über der Schulter, das eigentümliche Hüftengewand und die umgebenden drei Gazellen

1) L. Fournereau, Le Siam Ancien. Annales du Musée Guimet, XXVII, 63 ff. Pl. XIX.

2) Cunningham, The Stupa of Bharhut, Tafel XXVI. Hultzsch, Bharaut Inscriptions, Ind. Ant. XXI, 239.

3) Das Original ist jetzt verschwunden.

deutlich als Einsiedler gekennzeichnet ist. In der linken Hand hält er einen Ball. Er spricht, wie durch die erhobene rechte Hand angedeutet ist, zu einem mit zusammengelegten Händen vor ihm stehenden Mädchen. Diese trägt zwar den gewöhnlichen Frauenschmuck auf der Stirn, in den Ohren, am Halse, an den Armen und Füßen, zeichnet sich aber vor allen übrigen hier, wie in andern Reliefs, dargestellten Frauen dadurch aus, daß sie dieselbe Haartracht und dasselbe Hüftengewand hat wie der Büßer. Hinter ihr steht, ebenfalls mit gefalteten Händen, eine alte Frau. Etwas weiter zurück stehen unter einem Baume zwei junge Mädchen, von denen die eine einen kleinen, mir unbekannten Gegenstand in der linken Hand hält. Rechts von ihnen findet sich ein sonderbares viereckiges Gebäude, mit topfartigen Aufsätzen an den beiden sichtbaren Ecken, und, wie es scheint, einer Art Kuppel in der Mitte. Noch weiter nach rechts ist ein viereckiges Gebäude mit einer Tür sichtbar. Ob ein darüber befindliches Fenster, aus dem ein Frauenkopf heraus schaut, dazu gehört, vermag ich nicht zu entscheiden, wie denn überhaupt diese ganze Partie in der Zeichnung sehr undeutlich ist. Vielleicht gehört es dem Streifen an, der das Relief in zwei Teile teilt, und dessen Bedeutung aus der Zeichnung nicht klar wird.

Wie dem aber auch sein mag, der Einsiedler mit dem Balle in der Hand, das als Einsiedler verkleidete Mädchen und die alte Frau lassen meiner Ansicht nach keinen Zweifel, daß wir hier Rṣyaśṛnga, die Hetäre und die Alte vor uns haben. Die beiden andern Mädchen lassen sich ungezwungen als zwei von den übrigen, begleitenden Hetären deuten. In dem sonderbaren Gebäude erkenne ich die Einsiedelei auf dem Floße, in dem Gebäude rechts davon die Hütte des Büßers '). Wir haben demnach hier eine Darstellung der Rsyasṛngasage in der puranischen Form.

Und das wird durch die obere Scene, wie ich glaube, bestätigt. Hier sitzt ein durch seine Tracht als König gekennzeichneter Mann auf einem Throne, mit zwei Dienerinnen hinter sich, von denen die eine den Wedel, die andere den Schirm hält. Zu seiner Linken sitzt ein junges Mädchen auf einem Stuhl. Zu seiner Rechten finden wir wieder, wie in der untern Scene, vier Frauen, drei junge und eine alte. Die Alte stellt, wie man aus der Handbe

1) Der aus dem Fenster herausschauende Frauenkopf deutet vielleicht die Hetäre in der Hütte an. Doch läßt sich dies bei dem Mangel des Steines selbst kaum entscheiden.

wegung ersieht, eines der Mädchen, das mit gefalteten Händen dasteht, dem Könige vor. Abseits, am rechten Ende der Platte, steht ein leerer Sessel mit einem Baum dahinter. Halten wir diese Scene mit der untern zusammen, so scheint es mir sicher zu sein, daß wir in dem Könige Lomapada, in dem jungen Mädchen auf dem Sessel Santā und in den vier Frauen wieder die Hetäre, die Alte und zwei ihrer Begleiterinnen zu sehen haben.

Es bleiben endlich noch die Figuren unten links. Hier sehen wir den König auf einem mit zwei Pferden bespannten Wagen hinter dem Wagenlenker stehen. Er trägt einen runden Gegenstand, etwa eine Schale, in den hoch erhobenen Händen. Im Hintergrunde steht wiederum ein Baum. Ich glaube, daß wir diese Gruppe von der Scene zur Rechten abtrennen müssen und hier den König vor uns haben, der mit Geschenken dem Rşyaśṛnga entgegen zieht.

Leider ist nun über die Herkunft gerade dieser Platte nichts. Genaueres zu ermitteln. Sie kann, wie Fergusson bemerkt, nach ihrem Stile und ihren Größenverhältnissen weder den „Rails" noch dem Mittelgebäude angehört haben. Allein wenn das Relief auch

einer spätern Zeit angehört und dafür spricht namentlich die Übertreibung und ganz mechanische Anwendung des Motivs der heraustretenden Hüfte, so gehört es doch sicherlich noch der buddhistischen Periode der südindischen Kunst an und muß daher vor dem sechsten Jahrhundert n. Chr. entstanden sein, wo mit der Ausbreitung der Macht der Calukyas im Dekkan die brahmanische Periode beginnt. Wenn meine Auslegung des Reliefs richtig ist, so ist damit die Existenz der puranischen Fassung der Rsyasrigasage spätestens für das fünfte Jahrhundert n. Chr. bezeugt.

Ueber etruskischen Tempelbau.

Von

H. Degering.

(Vorgelegt von K. Dilthey in der Sitzung vom 20. Februar 1897).

Der Verfasser will in den vorliegenden Blättern den Versuch machen, ein wichtiges Constructionsgesetz etruskisch - italischen Tempelbaus nachzuweisen. Er verhehlt sich durchaus nicht, daß dieser Versuch, indem er gewissen festgewurzelten Anschauungen entgegentritt, notwendig Widerspruch hervorrufen wird. Da aber das neu gefundene Princip sich ihm als durchaus consequent und in seiner Anwendung dem verschiedenartigen Material gegenüber als fruchtbar erwiesen hat, so glaubt er es getrost der Prüfung der Oeffentlichkeit übergeben zu dürfen.

Bis vor kurzer Zeit noch wäre es ein ganz aussichtsloses Unterfangen gewesen, über das von Vitruv1) über den etruskischen Tempelbau Gegebene anders als mit Vermutungen hinauskommen zu wollen, da die Kenntnis erhaltener Reste solcher Tempel fehlte, die allein die sichere Grundlage für eine derartige Untersuchung abgeben können. Jetzt aber, da wir infolge glücklicher Funde in der Lage sind, an einer stattlichen Reihe von erhaltenen Fundamenten etruskischer (resp. altitalischer) Tempel Beobachtungen anzustellen, dürfte es wohl an der Zeit sein, Vitruv's Angaben über diesen Gegenstand auf Grund jener Reste auf ihre Wahrheit einmal zu prüfen.

Bei Vitruv2) heißt es: locus, in quo aedis constituetur, cum habuerit in longitudine sex partes, una adempta reliquum quod erit latitudini detur. longitudo autem dividatur bipertito et quae pars erit interior, cellarum spatiis designetur, quae erit proxima fronti, columna

1) Vitruv, IV. 7. 1 ff. ed. Rose und Müller-Strübing.
2) Vitruv, a. a. O.

Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. Philolog.-histor. Klasse 1897. Hft. 2.

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