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Es ließe sich auch leicht zeigen, wie für die Anlage des Zellenbaues die Gesetze des Doppelquadrates und der Flächenhalbierung maaßgebend gewesen zu sein scheinen; da aber die thatsächlichen Verhältnisse selbst noch so wenig klar gestellt sind, wird es besser sein, vorläufig hier auf weitere Schlüsse zu verzichten. Einige Querschnitte durch das Tempelterrain würden mehr als seitenlange Berichte im Stande sein, auch Nichtaugenzeugen die Möglichkeit zu gewähren, über Successionsfragen der Mauerzüge selbständig sich ein Urteil zu bilden.

Soviel steht aber wohl fest, wir haben auch hier Mischtypen vor uns, deren etruskisch-italische Bestandteile bei dem zweiten Tempel auf die Gliederung der Vorderfront, die araeostyle Bauart und die Holz- und Terracottenconstruction des Gesims und Daches sich beschränkt. Für den ersten Tempel dürfen wir wohl sicherlich noch mehr Elemente einheimischer Baukunst erwarten. Petersen's dreiseitiger Peripteros mit geschlossener Rückwand würde, auch abgesehen von der nach meiner Ansicht falschen Auffassung der alae, dieser Annahme sehr entgegenkommen, ist aber mit den Fundthatsachen unvereinbar, da sonst die Verlängerungen der Mauern c bis zur Mauer A hätten gefunden werden müssen, zum mindestens jedoch die Ansätze derselben an A, die innerhalb erhaltener Strecken fallen. Ferner gilt natürlich auch hier das oben im allgemeinen über den peripteralen Character des Tempels Vorgebrachte.

Was nun die allgemeine Würdigung dieses Fundes anbetrifft, so bin ich der Ueberzeugung, daß derselbe auch für die Geschichte italischer Tempelbaukunst und des Sacralwesens eins der wichtigsten Dokumente sein wird. Die Frage, ob schon im siebenten Jahrhundert v. Chr. Religion und Cult Italiens unter griechischem Einfluß standen, wird meiner Ansicht nach im Princip durch die Beantwortung der Frage entschieden werden, ob der erste Tempel ein Peripteros war oder nicht. Dagegen spricht außer den oben angeführten Gründen die schon vorhin erwähnte Pliniusstelle, ante hanc aedem tuscanica omnia in aedibus, welche einen solchen Einfluß erst vom Beginn des fünften Jahrhunderts datiert.

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H. Degering, über etruskischen Tempelbau.

Nachträgliches zu S. 143 Anm. 3.

Herr Geheimrat Bücheler bestätigt mir auf meine Anfrage, daß die Handschrift vom Monte Cassino (nach Kellermann's Zeugnis) sique oder siq; nicht quae habe. Er hält das aber jetzt, da e in den Handschriften auch ae bedeutet, für irrelevant und zweifelt nicht mehr, daß an jener Stelle si quae zu lesen sei. Angesichts der oben ausgesprochenen Beobachtung, zu der mich Herr Prof. Dilthey veranlaßte, daß sique der Latinität der Republik und der ersten Jahrhunderte der Kaiserzeit fremd zu sein scheint, hält Bücheler, der sich auch durch eigenes Nachblättern von ihrer Richtigkeit überzeugte, jede Conjectur von sique (z. B. früher Mommsen, Viereck u. a. im sc. de Asclepiade C. I. L. I, 203) für verfehlt und jede solche Ueberlieferung für verdächtig. Daraus folgt dann aber wohl für die Vitruvstelle, daß wir bei der Conjectur et si quae stehen bleiben müssen. Bücheler meint freilich, daß man den von mir aus sachlichen Gründen geforderten Sinn auch der überlieferten Lesart mit sive abgewinnen könne, denn „während die alae und cellae minores tektonisch natürlich verschieden sind, ergänzen sie sich von selbst für den Hauptbegriff des Tempels." Ich zweifele aber, ob sich diese Interpretation mit der disjunctiven Bedeutung von sive vereinigen läßt.

Anders stellt sich jedoch die Sache, wenn wir mit Ussing (Betragtninger over Vitr. de archit. 1. decem, Danske Vidensk. Selsk. Skr. 6. Rackke, historisk og filosofisk Afd. IV. 3) das unter dem Namen Vitruv's überlieferte Werk in das 3. oder 4. Jahrhundert n. Chr. herabrücken müssen, denn für diese Zeit ist sique z. B. durch Avien, II, 1757 und II, 1794 gesichert.

Papsturkunden in Pisa, Lucca und Ravenna.

Ein Reisebericht.

Von

P. Kehr.

Vorgelegt in der Sitzung vom 15. Mai 1897.

Meinem Bericht über die Papsturkunden des Venezianischen Staatsarchivs (Nachrichten, Philolog.-histor. Klasse 1896 S. 277 ff.) lasse ich jetzt einen zweiten folgen, der den Archiven von Pisa, Lucca und Ravenna gilt. Zwar ist unsre Kunde von dem, was diese Archive enthalten, unvergleichlich reicher und besser als die dürftigen Angaben früherer Forscher über die Urkundenbestände in Venedig, und ich kann nicht umhin zu bekennen, daß wir wenig stens für Pisa und Lucca in v. Pflugk- Harttungs Iter Italicum einen weit zuverlässigeren Führer fanden als wir erwarteten. Aber immerhin lohnte sich, von Ravenna ganz abgesehen, auch für jene noch eine Nachlese. Somit biete ich auch jetzt den Fachgenossen neben den genaueren Angaben über die von uns besuchten. Archive eine Reihe von noch unbekannten Papsturkunden.

Auch dieses Mal kann ich meinen Bericht nicht besser einleiten als mit dem lebhaftesten Danke für die oft unbegrenzte. Bereitwilligkeit der italienischen Archivare und Bibliothekare. In Pisa waren der Director des Staatsarchivs Herr Tanfani Centofanti und der Staatsarchivar Prof. Clemente Lupi unermüdlich uns zu unterstützen. Im Kapitelarchiv ließ uns der Archivar Canonicus Bardelli alle möglichen Freiheiten. Ebenso ward uns im erzbischöflichen Archiv jede Erleichterung zu Theil. An den Besitzer des Archivio Roncioni Herrn Avv. Roncioni werden wir allezeit eine dankbare Erinnerung bewahren. In der Cer

tosa di Calci machte der Rector De Guglielmi den liebenswürdigsten Wirth und Führer. In Lucca erwies auch uns Herr Comm. Bonghi mit den Beamten des Staatsarchivs das oft gerühmte Entgegenkommen. Im Kapitelarchiv gestattete uns der ehrwürdige Canonicus Bertocchini, weit über die übliche Arbeitszeit hinaus zu arbeiten; die Kapitelbibliothek vertrat auf das Würdigste der Canonicus Rossi.

Auch in Ravenna fanden wir aller Orten Unterstützung und Entgegenkommen. Dank der Vermittelung des Herrn Dr. Mercati von der Ambrosiana in Mailand und des Canonicus Bussi in Ravenna, erhielten wir sogleich Zutritt sowohl zum Kapitelarchiv, dessen Archivar Canonicus Pilotti uns arbeiten ließ, wie und wann wir wollten, wie zum erzbischöflichen Archiv, das uns der Secretär des Cardinalerzbischofs von Ravenna Monsignor Peppi den ganzen Tag öffnete. Unermüdlich uns zu nützen, waren auch Herr Silvio Bernicoli, Vicebibliothekar der Classense, und Herr Avv. Muratori, Archivar der Stadt. So unterstützt haben wir in verhältnißmäßig kurzer Zeit die zum Teil sehr beträchtlichen Materialien zu bewältigen vermocht.

Ein nicht geringes Verdienst hat hierbei Herr Dr. Luigi Schiaparelli, dessen Theilnahme an diesen Arbeiten ich mich während der ganzen Zeit zu erfreuen hatte. Ich schulde seiner Sachkenntnis, seiner Geschicklichkeit und seinem Eifer den größten Dank.

I. Pisa.

'Archivio di stato 1).

Atti pubblici (Urkunden beginnen mit 1091).

Originale:

Innocenz II. 1137. III. 5. J-L. 78302).

Eugen III. 1146. V. 29. J-L. 89299).

1) Vgl. v. Pflugk-Harttung Iter p. 75. Seine Angaben sind nicht fehlerfrei; statt sie im Einzelnen zu verbessern, gebe ich die Liste der Papsturkunden geordnet nach den Provenienzen. Die Provenienzen San Bernardo, Carmine, S. Francesco, S. Benedetto, S. Marta, S. Silvestro, S. Domenico, Ordine di S. Stefano, Pia casa di misericordia und die Depositi und Acquisti Franceschi-Galletti, Bonaini, Tribolati, Simonelli, Capelle, da Scorno enthalten keine ältern Papsturkunden. Ueberaus reich an solchen des 13. Jahrhunderts ist das Copiario del Spedale nuovo detto di papa Alessandro. Auch das Archivio del Seminario enthält nur jüngere Documente.

2) Mit III. non. martii, ind. XV, a. MCXXXVII, a. pont. VIII. 3) Mit III. kal. iun.

Anastasius IV. 1154. IV. 25. J-L. 9878.
Hadrian IV. 1157. V. 31. J-L. 102861).
Alexander III. 1162. I. 26. J-L. 10693.

Alexander III. 1176. IV. 11. J-L. 12692.

Alexander III. 1176. IV. 11. J-L. 12693. S. Anhang.
Lucius III. 1181. XI. 12. J-L. 14514.

Urban III. 1186. X. 30. J-L. 15685.
Clemens III. 1188. V. 19. J-L. 16238.
Clemens III. 1188. XII. 12. J-L. 16363.
Cölestin III. 1192. II. 5. J-L. 16809.
Copien:

Urban II. 1091. VI. 28. J-L. 5449. Cop. s. XIII.
Urban II. 1092. IV. 21. J-L. 5464. Zwei Copien s. XII.
Honorius II. 1126. VII. 21. J-L. 7266. Copie s. XII.
Innocenz II. 1138. IV. 22. J-L. 7890. Copie von 1618.
Cölestin III. 1193. IV. 8. J-L. 16979. Not. Cop. von 1248.

San Michele in Borgo (Urkunden beginnen mit 9402).
Originale :

Gregor VII. 1077. VIII. 10. J-L. 5044.

Alexander III. 1180. IV. 8. J-L. 13644.

Copien:

Gelasius II. 1118. X. 1. J.-L. 6654. Cop. s. XII.

Originale:

San Martino (Urkunden beginnen mit 1104).

Innocenz II. 1135. V. 30. J-L. 7697.

Lucius II. 1144. V. 10. J-L. 8596.

Anastasius IV. 1153. XII. 2. J-L. 9762.
Lucius III. 1182. V. 13. J-L. 14643.

Originale:

Santa Anna (Urkunden beginnen mit 1086).

Hadrian IV. 1157. II. 17. J-L. 10255. S. Anhang.
Clemens III. 1188. IV. 5. J-L. 16194.

Copien:

Innocenz II. 1141. V. 21. J-L. 8146. Copie s. XIII.

San Paolo all'Orto (Urkunden beginnen mit 1042).
Alexander III. 1168. VI. 19. J-L. 11414. Not. Cop. von 1230.
S. Anhang.

1) Mit II. kal. iunii.

2) Ueber den Inhalt des Chart. mon. s. Michaelis in Borgo saec. XIV s.

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