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Papsturkunden in Reggio nell' Emilia.

Von

P. Kehr.

Vorgelegt in der Sitzung vom 19. Juni 1897.

Nach dem Abschluß der Arbeiten, von denen der letzte Bericht meldet, haben Herr Dr. M. Klinkenborg und Herr Dr. L. Schiaparelli sie zunächst in Modena und Nonantola fortgesetzt. Hierüber und über seine Arbeiten in Mantua, Verona, Brescia und Bergamo wird Dr. Klinkenborg seiner Zeit Bericht erstatten. Unterdessen hat sich Dr. Schiaparelli nach Reggio gewandt und die dortigen Archive durchforscht. Ihm hat hierbei besonders Herr D. Angelo Mercati, Professor am bischöflichen Seminar, zur Seite gestanden und ihm den Zutritt zu den verschiedenen Sammlungen vermittelt. Wir sind diesem Herrn wie dem Director des Staatsarchivs Herrn Alberto Catelani, dem Archivar des Kapitels Monsignor D. Francesco Gregori, dem bischöflichen Generalvicar Monsignor D. Luigi Campani, dem Archivar von S. Prospero Canonico Giudetti, dem Director der Comunalbibliothek Herrn Prof. Avv. G. Ferrari und der Frau Gräfin Leocadia Palazzi zu herzlichem Danke verpflichtet sie haben die oft gerühmte italienische Gastfreundschaft von Neuem bewiesen.

Ueber Reggio hat Bethmann keinerlei Nachrichten gegeben; Weniges bieten Schum (N. Archiv I 145) und Breßlau (N. Archiv III 108). Reichhaltiger sind die Angaben Kaltenbrunners (Wiener SB. XCIV 639) und v. Pflugk - Harttungs (Iter S. 78 und S. 775). An sie kann sich dieser ergänzende Bericht in der Hauptsache anschließen.

Archivio di stato1).

Das Staatsarchiv ist eine junge Schöpfung; es besteht seit dem 1. Juli 1892 und setzt sich zusammen aus dem alten, oft benutzten Archivio delle opere pie mit den Urkunden der aufgehobenen Klöster und Congregationen, besonders von S. Prospero beginnend mit 767, und aus dem Archivio comunale. Für uns kam nur das erstere in Betracht; die in ihm vorhandenen Papsturkunden haben Kaltenbrunner und v. Pflugk-Harttung verzeichnet. Doch haben sich außer diesen noch zwei Bullen gefunden, ein Ineditum Paschalis II. sine dat. für den Abt Pacificus von S. Prospero in einer Copie saec. XII) und das Orig. von Cölestin III. 1195 I 14 J-L. 17183.

Archivio vescovile.

Zu den von v. Pflugk - Harttung verzeichneten Urkunden ist nachzutragen Urban III. 1186 XII 2 in Copie saec. XVII, die nach eine Notariatscopie von 1424 (Filza 178: Monastero di S. Apollonio e S. Leonardo di Canossa) gemacht ist. Die Bulle ist ge

richtet an den Abt Hermann von Canossa; Herr Prof. Mercati wird sie demnächst veröffentlichen 3).

Archivio capitolare.

Außer den von v. Pflugk- Harttung angeführten Urkunden fand sich noch das Orig. von Celestin III. 1192 VIII 8 für das Kloster Marola (ed. Taccoli Mem. stor. die Reggio II 268) und in einer Copie saec. XVI Johann XIII. 967 IV 23 J-L. 3716 für Quedlinburg.

Archivio del capitolo di S. Prospero1).

Dieses meines Wissens bisher von deutschen Gelehrten noch nicht besuchte, übrigens nicht unwichtige Archiv (seine Urkunden beginnen mit 1042) enthält

1) Vgl. Herrn Catelanis Bericht (Relazione sulle pratiche fatte per ottenere la conversione dell' archivio provinciale in archivio di stato) in den Atti del consiglio provinciale di Reggio nell' Emilia 1892-1893.

2) De cura ecclesiarum. Die merkwürdige Urkunde wird Herr Prof. Mercati publizieren.

3) Quotiens a nobis petitur.

4) Hier liegt auch eine Copie saec. XVII von St. 3895.

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Cölestin III. 1193 IV 23 J-L. 3) Copie saec. XIII. Außerdem Copien saec. XII-XVIII, meist mehrfach, von den vier oben angeführten Originalen.

Archivio Venturi.

Ueber den verstorbenen Herrn G. B. Venturi, der mancherlei Urkunden gesammelt hat, hat Holder - Egger (N. Archiv XVII 475) Mittheilung gemacht. Er citirt aus dieser Sammlung eine Bulle Gregors VII.) und eine Urkunde Sicards von Cremona. Außerdem befinden sich in dieser Sammlung neben vielen Privaturkunden meist für Campiola und für das Kloster Marola auch ein Diplom Friedrichs II. für Marola von 1239 August Cremona (Copie saec. XIII) und eine Urkunde des Erzbischof Gerard von Ravenna von 1184 VII 15. Diese Sammlung ist jetzt im Besitz der Tochter des verstorbenen Herrn Venturi, der Frau Gräfin Palazzi, die Herrn Schiaparelli gestattete, jene bisher nur im Auszug bekannte Urkunde Gregors VII. zu copieren. Ich lasse sie hier abdrucken und erörtere dann zugleich ihre diplomatische und historische Bedeutung.

1) Die Urkunde hat durch Feuchtigkeit sehr gelitten; von der Datirung ist nur noch zu erkennen Kal.

2) Effectum iusta postulantibus. Wird von Herrn Prof. Mercati publiziert werden.

3) Sicut bene meminimus. Auch diese Urkunde will Herr Prof. Mercati veröffentlichen.

4) Zuerst gab von ihr Nachricht G. B. Venturi selbst den Deputazioni di storia patria per le provincie Modenesi e Parmensi I 1883 November 26, vgl. Atti e memorie delle R. deputazioni Serie III vol. III parte I p. XXII (Modena 1885). Danach auch bei Angelo Ferretti, Canossa, Studi e ricerche ed. 2 (1884) S. 99 und bei Naborre Campanini, Guida di Canossa (1894) S. 136. (Mittheilung von Dr. Schiaparelli.)

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in seinen Schutz, bestätigt ihm generaliter die Besitzungen und verleiht ihm das Wahlrecht und die Exemtion von der bischöflichen Gewalt. Bondeno 1077 Februar 11.

Orig. Reggio nell' Emilia Archivio Venturi-Palazzi.

Die Urkunde ist auf starkem Pergament geschrieben, von dem leider das obere rechte Viertel fehlt (und damit auch der Name des Klosters, für das die Urkunde ausgestellt ist); auch sonst hat es sehr durch Feuchtigkeit gelitten. Seine Breite schwankt zwischen 0,465 m und 0,485 m, die Länge beträgt 0,65 m. Sie entbehrt der Linien und der Plica; die jetzt nicht mehr vorhandene Bulle war durch drei Löcher im Pergament befestigt.

Der Text ist in der jüngern Curiale geschrieben, wie wir sie aus den Originalen Gregors VII. kennen, und zwar von demselben Schreiber, der als Ingrossator unter andern auch in J-L. 5044 und 5160 begegnet. In der stattlichen Rota von 9,5 cm Durchmesser steht von derselben Hand, die die andern sichern Originale Gregors VII. signirte, die Devise des Pupstes Miserationes - tuę domine super omnia Bene opera tua. Valete und Komma weisen dieselben Formen auf, die z. B. auch in J-L. 4940 (1075 März 7) sich zeigen. Rechts von der Rota, unter dem BV und dem Komma steht in Minuskel geschrieben die Datierung. Diese Hand ist mir bisher nicht bekannt geworden.

Der Verlust des obern rechten Viertels gestattet leider nicht mit Sicherheit zu sagen, wer der Empfänger war; eine Ergänzung der Lücken ist überhaupt nur in den formelhaften Theilen der Urkunde möglich. Wir entnehmen sie der Urkunde Gregors VII. für das Kloster S. Maria de Buttrio (J-L. 5268). Dorsualangaben sollen nuch Schiaparelli nicht vorhanden sein. Macht dies, wie gesagt, jede Hypothese über den Empfänger ungewiß, so soll doch erwähnt werden, daß Meyer von Knonau in den Jahrbüchern des deutschen Reichs unter Heinrich IV. und V. Bd. 11 S. 911, der in den Nachträgen die Notiz Holder-Eggers benutzt hat, an die Canusina ecclesia selber denkt, d. h. an das Kloster des h. Apollonius, dessen Mönch Donizo war.

Datiert ist die Urkunde durch den Cardinalpresbyter Cono, den wir als stellvertretenden Datar bisher nur aus J-L. 5018 vom 31. Januar 1077 und aus J-L. 5044 vom 10. August 1077 (für S. Michele in Pisa; Orig. in Pisa) kannten. Jetzt kommt als dritter Beleg unsre Urkunde vom 11. Februar 1077 hinzu.

Eine Vergleichung der beiden von Cono datierten Originale von Reggio und Pisa ergibt ferner nicht, wie man erwarten sollte, Identität der Hand des Datars, sondern deren Verschiedenheit. Dieses ist eines der Beispiele, welche beweisen, daß trotz häufiger Datierung durch den Kanzleichef selbst seine oder seines Vertreters eigenhändige Betheiligung nicht mehr unbedingtes Erfordernis war.

GREGORIVVS) seruus seruorum dei. Dilecto in [Christ]o filio Benedic[to.

suis-que] successoribus ibidem Licet offici nostri") [sit, ·

regulariter promouendis in perpetuum. quantum per misericordiam dei possumus, omnium ecclesiarum utilitatibus prouidere earumque statu] | apostolico) munimine confirmando tam exterius a perturbatione defendere quam interius tranquillitatis uestre et recti ordinis stabilitate fulcire, precipue tamen hiis nostre sollicitu] dinis studium et apostolicae tuitionis presidia circumferre debemus, quae pia deuotione quorum [cu]nque [fidelium in huius sanctae et apostolicae sedis proprietatem collatae ac traditae tanto familiarius amplectendae] | sunt, quanto inter membra uniuersalis matris ecclesiae singularius ac magis proprie pre ceteris [locum cohaerentiae sortiuntur d).

prefatum monasterium, cui tu nostris in abbatem consecratus] | manibus preesse dinosceris, postulante quidem id comitissa Mathildi in Christo nostra, sc[

.

] animae suae et parentum suorum beato Petro et eius apostolicae sedi in proprium ius obtulit tradid[it atque perenniter concessit

] unciam auri persoluendam Romae

Romano pontifici aut eius certo legato infra octo di[es

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.] presenti

auctoritatis nostrae decreto indulgemus concedimus atque firmamus: Primum quidem ut [in ea quae nunc est monastica professione et conversatione sub tali stabilitate et firmamento] | deinceps permaneat, ut nulli unquam potestati seculari uel ecclesiasticae id mutare aut prohib[ere liceat. Deinde statuentes nullum imperatorem uel regum ducum marchionum comitum antistitum] | nullum quacunque dignitate preditum uel quemquam alium audere de

Sch.

a) so Or.

b) Sch. glaubte officio nostro zu erkennen. c) apostolica et d) Nach J-L. 4899 geht die Arenga also weiter et post deum non aliunde nisi ab apostolica sede solatium defensionis expectant. Aber dann bliebe für die Promulgatio kein Raum. Oder fehlt eine Zeile?

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