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Papsturkunden in Brescia und Bergamo.

Ein Reisebericht

von

M. Klinkenborg.

Vorgelegt von P. Kehr in der Sitzung vom 31. Juli 1897.

Wie in Nonantola, Modena und Verona, so habe ich auch in Brescia und Bergamo von Seiten der italienischen Archivare die liebenswürdigste Unterstützung gefunden. Zu großem Danke bin ich Herrn A. Valentini zu Brescia, der sich um die Erforschung der Geschichte seiner Vaterstadt sehr verdient gemacht hat, und der mir mit seinem Rate stets zur Seite stand, verpflichtet. Aufs bereitwilligste erfüllten die Beamten der Biblioteca Quiriniana meine Wünsche; von Seiten der Canoniker wurde mir die unbeschränkte Benutzung des Capitelarchivs gestattet. Im Comunalarchiv fand ich an Cav. Dr. P. Rizzini einen liebenswürdigen. Führer, der mich auch bei dem Presidenten des Spedale civico einführte. Die Benutzung des Archivio dello spedale civico wurde mir durch den Avv. N. Tamburini und durch Herrn Quaglia erleichtert. Im Staatsarchiv fand ich an dem Director desselben, Herrn Livi, einen über die Brescianer Geschichte genau unterrichteten Berater. In Leno waren der Sindaco und sein Secretario P. Prestini sehr entgegenkommend, in Salò wurde mir vom Arciprete der Zutritt zum Archiv gestattet. In Bergamo lernte ich den liebenswürdigen Präsidenten der Bibliothek, den italienischen Senator G. B. Camozzi Vertova und den Direktor Mazzi kennen, die mir die Bibliothek, trotzdem sie geschlossen war, zu benutzen gestatteten. Die Schätze des Capitelarchivs machte mir D. Giuseppe Bonnetti, ein genauer Kenner der Geschichte seines Heimatlandes, zugänglich; er vermittelte mir zugleich die Benutzung des

Archivio vescovile und des Archivio del monastero di s. Grata. Daß ich im Archivio della misericordia arbeiten konnte, verdanke ich der Liebenswürdigkeit des Avv. C. Quarenghi.

I. Brescia.

Biblioteca Quiriniana.

Der Biblioteca Quiriniana sind viele Urkunden aus den Klöstern s. Salvatoris et Iulie, s. Marie in Manerbio, ss. martyrum Faustini et Iovitae und s. Petri de Flumicello einverleibt. Die älteren Originale, die kein Siegel haben, sowie alle Copien sind dem von Federico Odorici angelegten Codice diplomatico Bresciano eingeheftet. Die unter ihnen befindlichen Papsturkunden hat in den Wiener SB. 94 S. 632 Kaltenbrunner verzeichnet, der nicht einmal die wertlosen Copien des XIX. Jahrhunderts, die Drucken (Zaccaria und Gradonico) entnommen sind, übergangen hat. Dagegen hat er die Pergamene con sigillo, unter ihnen päpstliche Originalurkunden, nicht berücksichtigt.

Die auf die Geschichte Brescias bezüglichen Mss. der Bibliothek boten im Ganzen wenig Ausbeute 1), dagegen fand ich in den Mss. A. IV. 17-24, die für die vom Cardinal Quirini geplante Geschichte der italienischen Klöster angelegt wurden, viele Papstund Kaiserurkunden aus den verschiedensten Klöstern Italiens. Sie hier zu verzeichnen, dürfte wenig Zweck haben; ich habe mich darauf beschränkt, ergänzende Mitteilungen aus ihnen für die Archivberichte von s. Peter in Modena und s. Maria in Pomposa zu machen.

Der folgende Bericht ordnet die Papsturkunden nach ihren alten Provenienzen unter Hinzufügung der heute gültigen Bibliotheksignaturen; fehlt letztere, so sind die betreffenden Urkunden im Codice diplomatico.

Monasterium s. Salvatoris et Iuliae.

Ein guter Index über das Archiv von s. Salvator und Iulia von Astezato aus dem Anfange des 18. Jahrhunderts wird jetzt in der Biblioteca Quiriniana aufbewahrt: Ms. G. IV. 1. vgl.

1) Ich weise hier darauf hin, daß nach Ms. C. I. 10 die Originale der Papsturkunden der Abtei Leno im Jahre 1591 noch zum Teil vorhanden waren. In Leno selbst konnte mir über den Verbleib des Archivs niemand Auskunft geben.

A. Valentini Codice necrologico liturgico del monastero di s. Salvatore o s. Giulia in Brescia, Brescia 1887, S. 177 Note 2. Auf Seite 544 beginnen die Diplomi pontificii ed ecclesiastici. Hier werden nicht mehr Papsturkunden aufgezählt, als heute in der Biblioteca Quiriniana erhalten sind; wichtig sind jedoch die sehr genauen Siegelbeschreibungen, da die Siegel dieser Urkunden fast alle verloren sind.

Von den Urkunden des Klosters s. Georgii de Monte claro dioecesis Brixiensis, das im 15. Jahrhundert mit dem Kloster s. Salvator und Julia vereinigt wurde, habe ich keine Spuren gefunden; es hatte folgende Papstprivilegien: Innocenz II., Eugen III., Urban III. und Coelestin III. J-L. 17157 1).

Originale.

Nicolaus II. 1060 V. 5. J-L. 44352).
Paschal II. 1106 V. 11. J-L. 6082.

Calixt II. 1123 IV. 3. J-L. 7049.

Innocenz II. 1132 VIII. 30. J-L. 7594.

Eugen III. 1148 IX. 8. J-L. 9293.

Eugen III. 1152 VI. 9. J-L. 9589.

Hadrian IV. (1157–1159) II. 18. J-L. 10480 3).

1) Pennoti Ord. cler. canon. hist. (ed. Coloniae) S. 315 und S. 630. Ebensowenig ist es mir gelungen, das Archiv des Klosters s. Petri in Oliueto zu finden. Soweit ich sehe, ist nur eine Papsturkunde unserer Periode für dasselbe bezeugt: Innocenz II. bestätigt die dem Kloster vom Bischof Odalricus von Brescia gemachten Schenkungen 1132 VIII. 30. Brescia (fehlt bei J-L.), vgl. (Luchi) Monumenta monasterii Leonensis p. XVI (ex Collectaneis de episcopis Brixiae Ms. in bibliotheca patrum oratorii Brixiani). Eine Abschrift der Urkunde scheint in dem Ms. der Marcusbibliothek zu Venedig Cl. V n. 17 Luchi Codex dipl. Brix. nach den Angaben Kaltenbrunners in den Wiener SB. 94 S. 647 nicht vorhanden zu sein. Die Diplomata s. Petri in Oliueto Brixiae (Biblioteca Aldini zu Pavia Nr. 81) kenne ich nur durch Bethmann, Pertz' Archiv XII S. 624.

2) Die Urkunde ist von Löwenfeld zu 1060 V.5 gestellt, ohne darauf hinzuweisen, daß das Datum der Scriptumzeile mit dem der Datumzeile in Widerspruch steht: scriptum . . . . sexta die mense maii, dagegen: datum Rome III. nonas mai. Abgesehen von der in dieser Zeit auffallenden fortlaufenden Tageszählung in der Scriptumzeile (vgl. Breßlau Urkundenlehre S. 823), will die Urkunde am 6. Mai geschrieben, aber vom 5. Mai datiert sein. An eine Nachtragung der Scriptumzeile, die sonst nachweisbar ist (Mittheil. des österr. Instituts IX S. 11) und ein späteres Datum in ihr erklären könnte, ist bei der Gleichheit der Schrift und Tinte des Contextes und dieser Zeile nicht zu denken. Ist hier ein Irrtum anzunehmen?

3) bei J-L. unter Nr. 10234 und Nr. 10480 verzeichnet: beide sind identisch, so daß Nr. 10234 zu streichen ist.

Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. Philolog.-histor. Klasse. 1897. Hft. 2.

18

Alexander III. 1160 I. 20. J-L. 10623').
Lucius III. 1184 VIII. 17. J-L. 150682).

Einzelcopien :

Paul I. 762 X. 26. J-L. 2350. Cop. s. XI und Notariatsinstr.

s. XI.

Nicolaus II. 1060 V. 16. J-L. 4436). Cop. s. XII.
Alexander II. 1063 IV. 19. J-L. †45424). Cop. s. XII.
Innocenz II. (1138–1143) V. 1. J-L. +8307. Cop. s. XV.

Originale.

Monasterium s. Mariae Minerviensis.

Coelestin II. 1144 I. 29. J-L. 8486. s. Anhang.

Eugen III. 1146 IX. 18. J-L. 8979. Pergamene con sigillo. s. Anhang.

Original.

Monasterium s. Petri de Flumicello.

Anastasius IV. 1153 XII. 9. J-L. 9774.

1) J-L. 10622 identisch mit J-L. 10623, so daß J-L. 10622 zu streichen ist. 2) Datum: XVI kal. sept.

3) von Klosterhand (dieselbe Schule wie J-L. †4542) geschrieben, kein Or. wie Kaltenbrunner Wiener SB. 94 S. 632 will.

4) Die Fälschung ist interessant, weil sie, was das Eschatocoll anlangt, auf Silvester II. J-L. 3901 für Leno beruht:

Silvester II. J-L. 3901.

Scriptum per manum Antonii regionarii notarii et scriniarii sancte Romane ecclesie indictione XII. Datum decimo tertio kalendas maii per manum Ioannis episcopi sancte Albanensis ecclesie et bibliothecarii sancte Romane ecclesie ut supra in mense et indictione suprascripta duodecima, anno pontificatus domni Silvestri iunioris pape primo.

Alexander II. J-L. †4542.

Scriptum per manum Antonii regionarii et scriniarii sanctę Romanę ecclesie indictione 1. Datum IIIX kal. madii per manum Iohannis episcopi sanctę Albanensis ecclesię et bibliothecarii sanctę Romanę ecclesię, anno domini nostri Iesu Christi MLXIII, anno vero III pontificatus domini papę Alexandri iunioris, indictione suprascripta.

Das Verhältniß geht daraus klar hervor. Wichtig ist außerdem, daß der Fälscher von J-L. †4542 die ganze Unterschrift aus J-L. 3901 entnommen hat, nämlich das BV. und die darauf folgenden Noten Gerberts. Die ganze Unterschrift: Chrismon, BV. und Noten stimmen genau mit der Nachzeichnung der Unterschrift überein, die in der Copie der Quedlinburger Gerbert-Urkunde aufbewahrt wird; vgl. Facsimile bei Ewald, Neues Archiv IX S. 321 Tafel D. Auch das Formular der Urkunde: Convenit apostolico moderamini könnte einem Privileg für Leno entlehnt sein, denn hier sind Urkunden mit diesem Formular (Be nedict VIII. J-L. 4026) vorhanden, während es für s. Salvator und Iulia sonst nicht nachweisbar ist. Der Inhalt entspricht den übrigen Privilegien für s. Salvator.

Monasterium ss. martyrum Faustini et Iovitae.

Original.

Urban III. 1187 IX. 20. J-L. 16000. Pergamene con sigillo.

Copialbücher.

Monimenta ex archivio monasterii ss. Faustini et Iovitae
Brixiae in Ms. E. I. 11. Papierband s. XVII.

Calixt II. 1123 IV. 3. J-L. 70501).

Urban III. 1187 IX. 20. J-L. 16000.

Clemens III. 1188 I. 26. J-L. - s. Anhang.
Calixt II. 1123 IV. 3. J-L. 7050) (Auszug).
Innocenz II. 1132 VIII. 10. J-L. 75902).

Archivio capitolare.

Das Archiv ist von deutschen Forschern bisher nicht benutzt worden; es befindet sich in großer Unordnung. Ein Register mit dem Titel: Archivio del reverendissimo capitolo della cattedrale di Brescia in vier Bänden wurde im Jahre 1762 von Franc. Gadaldo de'Signori vollendet und ist nach sachlichen Gesichtspunkten eingeteilt. Bd. I. Giurisdizioni del rev. capitolo della cattedrale verzeichnet auf S. 140 die Papsturkunden mit genauer Angabe ihres Aufbewahrungsortes (nicht gefunden habe ich Urban III. J-L. 15710 Abschrift in Reg.o N. fo. 19).

Originale.

Eugen III. 1148 IX. 9. J-L. 9295.

Hadrian IV. 1159 VI. 28. J-L. 105783).

Alexander III. 1175 VIII. 10. J-L. 125134).

Urban III. 1186 XII. 10. J-L. 157105).

Einzelcopien.

Eugen III. 1148 IX. 9. J-L. 92956). Copie v. 1686 im Processo
Mazzo 2 n. I. A.

Hadrian IV. 1159 VI. 28. J-L. 10578. Copie v. 1686 im Pro-
cesso Mazzo 2 n. I. A.

1) Copie (Or.-Nachbildung) im Staatsarchiv zu Mailand.

2) Or. zu Mailand im Staatsarchiv.

3) Incipit. Quotiens illud a.

4) Incipit. Si quando.

5) Incipit. Si quando. Datum: IV id. dec. (auch die moderne Copie im Cod. dipl. Bresciano, die Kaltenbrunner Wiener SB. 94 S. 683 benutzt hat).

6) Das Blatt mit Eugen III. J-L. 9295 habe ich nicht gesehen: es scheint jetzt zu fehlen.

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