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Das war ein Strafgericht nach welscher und niederländischer Art, wie es wohl passte zu den wilden Emeuten, die dort nicht selten stattfanden, nicht aber für diese stillen Städtchen am Oberrhein und im Sundgau. Wenn Hagenbach übrigens geglaubt hatte, durch dies summarische Verfahren auch Breisach einschüchtern zu können, so hatte er sich sehr geirrt. Die Stadt beharrte auf ihrem Standpunkt, nicht verpflichtet zu sein, die Steuer zu zahlen. Mit dramatischer Lebendigkeit schildert uns der Reimchronist das Auftreten Hagenbachs vor Bürgermeister und Rat von Breisach1), da es gilt, die Stadt zur Einwilligung in den bösen Pfennig zu vermögen. Die innere Wut des Landvogts über die Selbständigkeit der Stadt bricht hier mit elementarer Gewalt hervor. Den Bürgermeister, der ihm die ablehnende Antwort des Rates mitteilen will, lässt er gar nicht aussprechen. Und solte dich der ritt schütten) und hett ich dich vor dem tor, ich lernte dich anders kallen zwor." Ein harmloses Wort des Bürgermeisters fasst er so auf, als ob derselbe ihn Lügner heisst, und in der Wut will er sich gar mit der Waffe an dem armen Stähellin vergreifen. Aber alles Wüten half ihm doch nichts. Die Stadt lehnte unter Berufung auf die von Karl eingegangene Verpflichtung und den von Hagenbach selbst geleisteten Eid es ab, den bösen Pfennig zu zahlen. Der Landvogt machte einstweilen gute Miene zum bösen Spiel; er gab der Stadt anheim, bei Herzog Karl um Erlass der Steuer einzukommen und verhiess ihr dabei seine guten Dienste. Im Stillen hegte er aber andere Pläne,

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ist der Irrtum so entstanden, dass die zu Ensisheim aus demselben Grunde vollzogene Hinrichtung mit einbegriffen ist. Die Thatsachen selbst ergeben sich übrigens zur Evidenz aus dem spätern Prozessverfahren wider Ha., bei dem die widerrechtliche Hinrichtung der Thanner Bürger der Hauptanklageartikel ist.

1) Über Hagenbachs Versuch, in Breisach den bösen Pfennig einzuführen und über die sich daran knüpfenden Verwicklungen handelt der Reimchronist cap. 34, 35, 36, 45, 46, 47. Auch hier lassen sich die chronologischen Anhaltspunkte nur schwer gewinnen; da aber nun feststeht, wann das Edikt zur Einführung des bösen Pfennigs gegeben wurde, anderseits aber einmal auf die Thanner Vorgänge Bezug genommen wird, so wird man danach den Monat Juli resp. August annehmen müssen. Danach sind alle Ansätze Mone's in der Datierung der einzelnen Kapitel zu berichtigen. 2) Ich bemerke, dass dies ein stehender Ausdruck Hagenbachs ist, der auch sonst bezeugt wird.

ob er nicht auch Breisach wie Thann mit den Waffen einnehmen könnte.') Freilich offene Gewalt konnte ihm gegen die alte Rheinstadt wenig nützen, aber vielleicht durfte ihn List zum Ziele führen. Er veranstaltete auf dem linken Rheinufer in der Nähe der Stadt eine Jagd und brachte unter diesem Vorwande an 300 Mann zusammen, um mit ihnen die Stadt zu überrumpeln. Sein Vorhaben wurde jedoch vereitelt. Ein frommer Ritter ritt quer übers Feld nach Breisach hin und entbot dem Zöllner am Thor, er solle seinen Herren sagen, der Landvogt wolle jagen. In Breisach verstand man den Sinn der Worte und traf die nötigen Vorkehrungen. So wurde das Vorhaben Hagenbachs vereitelt, und doppelt mochte es ihn jetzt ärgern, dass er in edler Fürsorge bereits zwei Henker zur Waltung ihres Amtes in Breisach mitgenommen hatte.

Die Stadt befolgte nun den früheren Rat Hagenbachs und sandte eine Gesandtschaft an Karl, die ihn zu Sedan traf.2) Entsprechend der burgundischen Hofsitte trugen sie kuieend ihre Beschwerden vor, wie sie ungeachtet ihrer Privilegien und entgegen der Zusage des Herzogs mit dem bösen Pfennig beschwert würden, während sie doch sonst schon genug durch die Unterhaltung der Festungswerke ihrer Stadt belastet wären. Karl unterliess es, eine endgiltige Antwort zu geben: er wollte ihnen einen Brief an Hagenbach mitgeben, dass er sie in Ruhe lassen sollte, bis er, der Herzog, selber ins Oberland käme;

1) Ich bringe das Kapitel in diesen Zusammenhang. Der Ansatz bei Mone Mitte November bis Mitte December 1473 oder Januar bis März 1474 ist unwahrscheinlich. In letzteren Monaten war Breisach überhaupt in Hagenbachs Gewalt; November 1473 über weilte Ha. fast ganz bei Herzog Karl und im December war er auch nur auf kürzeste Zeit im Land. Zudem passt der erstere Ansatz auch nicht in den Zusammenhang hinein.

2) cap. 45; von Mone nach Februar 1473 gesetzt mit Berufung auf ein Vidimus der Breisacher Privilegien, das am 22. Januar 1473 zu diesem Zweck ausgestellt wäre. Dabei wird auf die Zusätze verwiesen, in denen ich vergeblich danach gesucht habe. Der Ansatz ist aber schon deshalb hinfällig, weil die Reise notwendig später als das Steueredikt sein muss. Aus dem Itinerar Karls bei Lenglet II p. 207 lässt sich allenfalls das Datum gewinnen. Sedan wird als Aufenthalt Karls zwar gar nicht erwähnt; das einzige Mal aber, dass Karl im Jahre 1473 in diese Gegenden kommt, ist bei der Durchreise von Geldern nach Trier. Wenn man also die Angabe der Reimchronik als beglaubigt annehmen will, so ist die Gesandtschaft auf Ende August zu verlegen; es muss aber dabei betont werden, dass Sedan nicht in der Route Karls lag.

dann sollten sie sofort ihre Boten zu ihm senden, damit er die Sache erledige. Auf der Rückreise trafen die Gesandten zu Worms mit Hagenbach1) zusammen, der sich damals auf der Durchreise zu Herzog Karl befand. Hagenbach erkundigte sich natürlich nach dem Erfolg ihrer Sendung; als sie ihm den Bescheid2) mitteilten, wollte er sich nicht daran kehren, denn nur durch Lügen hätten sie eine solche Antwort von seinem Herrn erlangen können. So blieb Breisach nichts andres übrig, als nochmals zum Herzog nach Trier zu senden"), bei dem diesmal Hagenbach nun selber weilte. Die Haltung des Landvogtes war jetzt ausserordentlich zuvorkommend; er erteilte ihnen den Bescheid, dass der böse Pfennig still stehen sollte bis zu des Fürsten Ankunft in Breisach, und verhiess sogar seine Vermittlung, damit dann die Dinge nach dem Wunsch der Bürger geregelt würden. Das hatte auch seinen guten Grund, wie der Reimchronist meint: Hagenbach fürchtete, dass die Bürger vielleicht dem Fürsten die Thore verschliessen könnten, und er war deshalb darauf bedacht, sich für die gute Haltung der Stadt Geiseln zu verschaffen. Daher riet er auch der Stadt, dem Herzog bei seiner Ankunft im Land vier Gesandte entgegenzuschicken; würden dem Herzog dann die Thore verschlossen, so könnte man, so war sein Gedanke, ihnen die Köpfe abhauen lassen.

Man kann sich nun allerdings vorstellen, dass einer so hochfahrenden Natur wie die Hagenbachs war eine solche Selbständigkeit der Stadt unerträglich sein musste und dass er auf alle Weise suchte, darin Wandel zu schaffen. Es war der Stellvertreter Hagenbachs in der Landvogtei, Herr Bernhard von Gilgenberg, der, mit den einheimischen Verhältnissen wohl vertraut, Hagenbach die Augen öffnete, wie er unmerklich festen. Fuss in der Stadt fassen könnte, wenn er das Schultheissenamt, das an die Stadt verpfändet war, wieder auslöste und damit die Gerichtsbarkeit in der Stadt für seinen Herrn erwürbe1). Der Rat war so einleuchtend, zumal die Pfandsumme gar nicht hoch war, dass man sich wirklich wundern muss, dass Hagenbach und seine Ratgeber nicht schon früher darauf gekommen

1) cap. 46, das demnach anstatt nach März oder April auf Ende August anzusetzen ist.

2) Mithin ist ihnen kein schriftlicher Bescheid gegeben worden.
3) cap. 47, 1473 November.

4) cap. 24 und 26.

waren. In der That war dies das einfachste Mittel, die Selbständigkeit sowohl von Breisach als auch von Mülhausen, das in derselben Lage war, zu brechen. 1) Wirklich sehen wir denn auch den Landvogt die nötigen Schritte treffen, um bei Ankunft seines Herrn die Auslösung vornehmen zu können. Somit hatte der Widerstand Breisachs noch ein Nachspiel, von dem die Stadt sich damals nichts träumen liess.

Darauf beschränkt sich bis jetzt unser Wissen von der Einführung des bösen Pfennigs. Auch hier bewährt sich das Wort eines Schweizer Chronisten. Der Landvogt wollte fliegen, ehe er flügge war. Bevor die burgundische Herrschaft ausreichend befestigt war, hatte er selbst dazu beigetragen, dieselbe zu untergraben. Denn es war natürlich, dass in demselben Masse, als die allgemeine Misstimmung gegen das neue Regiment wuchs, auch die Sehnsucht nach dem frühern Landeshern sich steigerte. Und es musste die Hoffnung auf eine baldige Erlösung im hohen Grade wachsen, als nun verlautete, dass die Beziehungen zwischen Herzog Karl und Herzog Sigmund gespannt waren und dass dieser daran war, sein Bündnis mit Burgund zu lösen und seine verpfändeten Lande wieder an sich zu bringen.

III.

Die Hoffnungen, welche Herzog Sigmund 2) auf die Erneuerung seines Bündnisses mit Herzog Karl gesetzt hatte, waren nicht in Erfüllung gegangen, und der Fürst war zur Überzeugung gekommen, dass von Herzog Karl keinerlei thätige Hülfe wider die Eidgenossen zu erlangen war; dagegen hatte der Landvogt nicht undeutliche Begierde offenbart, auch den Breisgau noch hinzu zu erwerben, um so die burgundischen Besitzungen am rechten Rheinufer in wünschenwertester Weise abzurunden.) Herzog Sigmund zögerte daher nicht mehr länger; er wandte sich von Burgund ab und suchte von König Ludwig Geld, um seine Lande wieder auszulösen. Der wies ihn aber

1) Am 16. Juli 1473 erteilt Kaiser Friedrich Hagenbach die Befugnis, das Mülhauser Schultheissenamt, das an diese Stadt verpfändet war, um die Pfandsumme auslösen zu dürfen. Chmel, Regesten Kaiser Friedrichs Nr. 6758.

2) Witte, Beziehungen p. 36 ff.

3) p. 168 des vorhergeh. Bandes; vergl. auch Witte, Beziehungen p. 41.

an die Eidgenossen, mit denen er zunächst Frieden schliessen sollte; dann würde sich das Geld schon finden. Die Richtung der burgundischen Politik war dadurch gegeben: mit den Eidgenossen, nachdem man Herzog Sigmund nicht mehr zu schonen brauchte, ein möglichst freundschaftliches Verhältnis anzubahnen und ihnen allen Grund zu Beschwerden zu benehmen. Karl suchte um diese Zeit auch bessere Beziehungen mit den Eidgenossen anzuknüpfen: er bot ihnen ein Bündnis wider Mailand an. Hagenbach trieb dagegen die Dinge noch ärger wie zuvor; er fasste augenscheinlich nicht, warum sein Herr die Eidgenossen in dieser Weise schonte, zumal wenn der enge Bund mit dem Kaiser zustande kommen würde.

Gerade damals traf verschiedenes zusammen, wodurch die Spannung zwischen dem Landvogt und den Eidgenossen immer grösser wurde. Er verzieh es ihnen nicht, dass sie das einzige Hindernis für die Unterwerfung Mülhausens waren, und er liess keine Gelegenheit vorbeigehen, ohne sich in den beleidigendsten Äusserungen über sie zu ergehen. Ihren erbittertsten Feind, den Ritter Bilgeri von Heudorf, nahm er zu seines Herrn Rat und Diener an; er gewährte ihm Unterschlupf bei seinen Feindseligkeiten wider die Eidgenossen, und als derselbe nun Schweizer Kaufleute auf dem Rhein überfiel durch um ein Haar der Krieg zwischen Herzog Sigmund und den Eidgenossen ausgebrochen wäre bewies er zum mindesten eine sehr weitgehende Konnivenz demselben gegenüber.

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WO

Am unverhülltesten aber trug er seine Feindseligkeit wider die Eidgenossen zur Schau in der Zeit, als der Kaiser im September 1473 zu Basel weilte.') Es war eine zahlreiche Gesandtschaft der Eidgenossen zu Basel erschienen, deren Haupt Herr Niclaus von Diessbach war, das Haupt der franzö

1) Mit der eingehenden Erzählung hierüber beginnt der zweite Teil des Tagebuches von Johannes Knebel, während der erste leider verloren ist. Bei der hohen Bedeutung seines Werkes für unsern Gegenstand, da er sehr oft der einzige Gewährsmann ist, ist es von Wichtigkeit hier zu erwähnen, dass seine Zuverlässigkeit bei dieser Erzählung eine glänzende Probe besteht. Wir besitzen noch den Bericht eines ungenannten Augenzeugen (abgedruckt bei Janssen Frankfurter Reichskorrespondenz II, p. 299 ff.), der sich mit Knebels Darstellung vollständig deckt bis auf einige unwesentliche Abweichungen und einige Einzelnheiten, die Knebel nicht erwähnt.

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