Glarus ihren Beschlag auf die Einkünfte der sankt-blasischen zwei Aemter im Ar- und Zürichgau gelegt, und als Abt Johann sich darüber beschwerte und um Aufhebung des ungerechten Arrestes bat, in einer solchen Sprache geantwortet, daß man ihre Absicht nicht mehr bezweifeln konnte. Ich theile die über diese Sache noch vorhandenen Aktenstücke theils wörtlich, theils auszugsweise hier mit. „Durchlauchtigster, großmechtigster König vnd gnedigister herr! Es hat min arm goghus ain Bropfty genant im Stampfenbach vnfer der stat Zurich, welcher min vorfarn mit der jnfomniß vnd jarlichen nugung in ruwiger possession gewesen. Vnd wiewol ich mich zu den von Zurich, als denen ich von wegen benanter Bropfty mit Burgrecht verwant bin, genzlich versehen, sy solten mich wie mine vorfarn och dermaßen beleiben lassen, haben sy aber min amptman off den 22ten tag des monats Juny dis jars beschickt vnd jm by sinem aid gebotten, daß er fnen von stund an bemelter Bropfty färliche nuzung von zins, zehenden vnd andern gefällen in schrifft vberantworte, vnd als er solichs gethon, witer by sinem aid verbotten, mir fernerhin zu vnderhaltung mins Goghus uchzit ze geben. Des ich mich billich beschwerte vnd durch min Bottschafft beclagen lassen, mit bitt vnd anruffen, dieweil ich mich bisher dem Burgrecht gemäß gehalten, vnd mich noch zu thun erpiete, daß sy mir in bedacht desselben solch Bott widerumben offthun vnd mich miner nugung vber die Billichait nit entsegen wellen. Vnd demnach sy vngeferlich die antwurt fallen lassen: Das Verbott, so sy gethon, sye darumb beschehen, kaiserliche Majestät habe verschiner faren dem goghus zu Stain, in fr oberkait gelegen, das inkomen im Hegew und Madach och verbotten vnd die nugung bisher davon vffheben vnd ze handen nemen lassen, welches jnen ouch zu nit weniger beschwerd geschehen, vnd wiewol sy kaiserliche Majestät vnd dero Regenten, jnen das, so dem bemelten goghus zu Stain zugehore, widerumb verfolgen zu lassen, zu vilmale ersucht, haben sy doch bisher noch ichzit erlangen mögen, sondern seyen ettwas schimpflich abgefertiget worden. Darumb sy es bey solchem verbott beleiben lassen. Gnedigster herr, dieweil dann vnbillich zu hören, daß ich vmb des willen, daß Ewer kaiserliche Majestät dem goghus Stain das Sein verhept, vmb das Mein komen solte, vnd dafür halte, daß sölchs Ewer kaiserlich Majestät will vnd mainung nit sye, so ist an die selb min vnderthänig demütige bitt, Ewer kaiserliche Majestät wole ansehen vnd bedenken, daß min goghus in des Hochloblichen huses Oesterrich sondern schuß vnd schirm vs aigner bewegnuß komen, gang willig, gehorsam vnd vnderthan, weiter dann andere goghüser in den vordern landen, mit Ewer kaiserlichen Majestät dienern ein mitleiden tragen muß, vnd in vergangner pewerischer friegsfürung laider vil erlitten, nit allein zu sant Blasin, sonder och off allen andern Bropstyen, beroupt vnd nachfolgends mit schedlichem Brand verderpt worden, vnd mir in krafft Ewer kaiserlichen Majestät schirm by denen von Zurich sovil zu hilff kommen, daß mir min jerliche nugung frs vermainten verbotts halb entschlahen vnd ich nit gar in das Ellend der armut gesezt werde“ 1. Auf diese Eingabe des Abtes Johann an König Karl V schrieb deffen Bruder, Erzherzog Ferdinand, an die Züricher, ernstlich bes gehrend, daß sie fraglichen Arrest abstellen, indem es damit,,ein andere Gestalt habe, als um das Gottshaus zu Stein; dann sant Blasy, unangesehen aller Beschwerlichkeit und alles Schadens, so ihm in der bäuerischen Aufruhr zugefügt worden, den Gottesdienst ordentlich fort gehalten, während solcher zu Stein wider den Willen der Stiftsherren nider gelegt und abgethan worden, aus welcher Ursache allein man die Zinse, Zehenten und Gefälle dieses Gotteshauses im österreichischen Gebiete arrestiert habe“ 2. 3 Dieses kaiserliche Schreiben aber vermochte so wenig als die Verwendung der vorderösterreichischen Regierung für den Abt; die Züricher erwiderten ihm kurz und bündig: „Vwer schriben haben wir alles Inhalts verstanden vnd gebent vch daruff zue erkennen, daß vns ane wissen vnd willen etlicher vnserer christenlichen Mitburgern, so mit vns in disen Fällen einträglicher meynung vnd welicher clöstern jerlich Inkomen ouch versperrt sind, gar nit gelägen fin wil, angelegt hafft vffzuelößen, noch üzit vstragenlichs darin ze handlen, als dann vormaln üwerm gesanten zur antwurt gegeben. Lassent es also darbi beliben" 4. Nach diesen vergeblichen Schritten wendete sich der Abt im Sommer 1 Concept dieses Memorials ohne Datum. Es liegen dabei noch zwei ähnliche kürzere Bittschriften, aber ebenfalls ohne Zeitangabe. 2 Das Schreiben schließt: „Vnd ist vnser gnediges begern, an Euch, fr wellet solch fürnemen gütlich abftellen, als wir vns nach der pillichait zu Euch genglich vnd on abschlag versehen, vnd Eur antwurt bey disem poten begern. Datum Ynnsprugg am andern tag Augusti, anno 1528.“ 3 Schreiben derselben an Zürich vom 25ten September 1528, man folle dem Prälaten von St. Blasien wegen des Güterarreftes im Züricher Amt den Weg Rechtens gestatten. 4 Antwort im Original, Datum sampftags vor Oculi, anno 30. 1531 an die Gesandten der katholischen 5 Orte, welche mit den übrigen Vertretern gemeiner Eidgenossenschaft zu Bremgarten versammelt waren. Als aber der stiftische Bote dahin gekommen und die Boten von Zürich, Bern und Glarus seiner wahr genommen, schwazten sie ihm sein Schreiben ab, um dasselbe zu hinterhalten, bis die Versammlung zu Ende sei. Zur Noth brachte er es noch in die rechten Hände, jedoch ebenfalls ohne günstigen Erfolg. Die Gesandten der 5 Orte erließen an den Abt folgende Antwort: ,,Durch was anvorderung oder rechts die von Zürich das für hand genomen, des tragen wir kain wissen, haben sein och kain schuld, wöllend vns och des hiemit protestiert haben, daß vns an solichem verhalten vnd versperren kain dienst noch gefallen beschicht; wölten och gern semliches mit gutem willen ablainen vnd verhüten, och helffen, daß menglichem das, so jm rechtlich zugehort, gefolgen vnd jeder zu recht komen mechte. So sich aber leider zugetragen, daß vnser hendel, so wir gegen den von Zurich vnd Bern haben, so gefarlich standen, daß man vns selbs Rechts nit gestendig sin wil, konden wir fegmal in disem nit handlen; so es sich aber mit der zeit besser zutraget, werden wir darin fleyßig vnd gepürlich handlen“ 1. Der weitere Verlauf dieser Angelegenheit ist aus den Akten nicht zu ersehen; das Ergebniß war aber, daß das Stift sowohl zu Klingenau als im Stampfenbach wieder zu seinen Einkünften gelangte, und daß die Unterthanen beider Aemter ihrem alten Glaubensbekenntnisse treu verblieben; wie denn zu Birmensdorf die katholische Pfarrei noch heut zu Tage 530, die reformierte dagegen nur 240 Seelen zählet. Während der zweiten Hälfte des 16ten Jahrhunderts und im Anfange des folgenden erfreute sich St. Blasien, unter den trefflichen Aebten Caspar I (deffen liber originum wir so oft benügten), Caspar II und Martin I, einer schönen Zeit der Wiederherstellung und neuen Emporblühens, wo besonders in ökonomischer Beziehung viel Verdienstliches geschah. So wurden denn damals auch die schweizerischen Befizungen wieder mehr gesichert und ergiebig ge= macht, und das Stift konnte einer ,, genügigen“ Zukunft entgegen 1 Diese Antwort schließt: „Ewern gnaden alle dienstparkait zu bewysen, find wir ganz wol genaigt. Datum mitwochen nach Jacobi, anno 31, mit des fromen, fürfichtigen, weysen Schulthais golders von Lucern Infigel in vnser aller namen befiegelt. Der fünff ortten des alten waren ongezweyffelten cristenlichen globens Lucern, Bri, Schwyz, Vnderwalden vnd Zug räth vnd gesandten zu Bremgarten versambt." sehen; aber der unselige deutsche Krieg stürzte Alles wieder in Verwirrung, Unsicherheit und Verderben. Vor demselben waren die Einkünfte des Züricher Amtes sehr ansehnlich; es wurden aber Schulden auf dasselbe geladen, deren Ver= zinsung bald einen großen Theil dieses Einkommens hinwegnahm. Nach dem Kriege steckte das Amt so tief darin, daß der Amtmann zu Stämpfenbach 1668 bei einer Berathung zu Gurtweil äußerte, ,,es habe ihm dieses schon oft den Schweiß ausgetrieben, und nachdem er viele Nächte darüber nachgedacht, wie zu helfen wäre, sei ihm kein anderes Mittel beigefallen, als die Grundzinse zu verkaufen und aus dem Erlöse die stärksten Schulden abzubezahlen“ 1. Im Jahre 1672 betrugen die Amtseinkünfte 814 Mutt Kernen, 285 Malter Haber, etliche Mutt Gersten und Hülsenfrüchte, 2 Kopf Wein und 16 Gulden an Geld, wovon nach Abzug der Ausgaben noch 603 Mutt Kernen, 226 Malter Haber und einiges Andere übrig blieben; die zu verzinsende Schuldsumme aber belief sich über 50,000 Gulden 2. Ein Jahrhundert später ergaben sich an Vesen 3, an Gerste 8 und an Kernen 625 Mutt, an Haber 191 Malter und an Wein 37 Eimer. Hievon giengen für Besoldungen und Competenzen 68 und für Allmosen 109 Mutt ab, 414 Mutt dagegen wurden verkauft, wovon sich der Erlös auf 5917 Gulden belief; aber die schuldigen Zinse fraßen diese Summe bis auf 37 Gulden weg 3. Abdruck einiger Urkunden. Bei dem Durchgehen der Archivalien über die Orte des Züricher Amtes fielen mir mehrere alte Urkunden in die Hand, welche auf dasselbe keinen Bezug haben, aber gleichwohl theilweise einen Abdruck verdienen, daher ich die älteren davon hier wortgetreu beifüge. I. Entscheid einer zwischen dem Grafen von Kiburg und dem Leutpriester zu Oberwintertur über das Verhältniß der Kapelle 'in Niederwintertur zu ihrer Mutterkirche entstandenen Streitigkeit, von 1180. IN NOMINE SANCTE ET INDIVIDVE TRINITATIS. EGO BERTOLDVS DEI GRACIA CONSTANTIENSIS EPISCOPVS. 1 Deliberation zu Gurtweil den 26ten April 1668, wie dem Ampt Zürich wegen großen Schuldenlafts zu helffen seyn möchte.“ 2 Akten über Einkommen und Schulden des Zürich-Amtes, von 1601 bis 1693. 3 Zürichische Ambts-Rechnung von Petri et Pauli 1771 bis dahin 1772. Quod inter priores pertractata ad successorum noticiam fideliter per.. veniant. iuxta antiquam et salubrem sanctę matris ecclesię consuetudinem. ut obliuionem dampnosam effugere valeant. scripturę firmamento salubriter commendantur. Notum sit igitur omnibus tam futuri quam presentis temporis bonę uoluntatis hominibus. qualiter inter plebanos ęcclesę in oberunwinterture et comitem hartmannum de qwiburg super parrochianis et capella in niderunwinterture sita. lis et controuersia dudum agitabatur. plebani capellam iam dictam infra limites parrochię suę sitam iure matricis ecclesię pro filia sibi uendicabant. comes capellę libertatem prescriptione longi temporis constanter defendebat. Talis controuersia quo ad tempora nostra perueniens. per nos auxilio et consilio dei omnipotentis et uirorum discretorum salutifera ammonitione. finem amicabili transactione suscepit. Comes enim ut capelle legitimam celebraret exemptionem duo predia in arlinchouen et linperg ipsi matrici ecclesię in dotem ecclesiasticam pro salute animę et (in) remedium parentum suorum libere contradidit. Hęc antem tradicio hoc pacto sub hac condicione facta est. quod uniuersi coloni siue hůbare uel scopazare qui usque ad tempus transactionis sub cura ęcclesię parrochialis indubitanter fuerunt. ęcclesiastica sacramenta et omnem curam ecclesiasticam a tiethelmo tunc inibi plebano et a suis successoribus perpetualiter reciperent. hermannus autem capellę prouisor mercatores cum sua familia et quosdam colonos qui decimas intuitu dotis capellę sibi ab antiquo persoluerunt in sua cura possideret. ita quod neutra pars noua aliqua inuasione uel mutatione hęc statuta infringere presumeret. Siqui etiam ministerialium ipsius comitis sepulturam iuxta capellam eligeret. a plebano maioris ecclesię non prohibeatur. Sin autem excrescente inibi populo locus ille uel agrum uel pratum domorum mansionibus occuparet. siue mercatores siue coloni inibi habitantes matrici ecclesię indubitanter pertinerent. Quod autem hęc nostra constitutio inconuulsa permaneat. hanc paginam conscribi et nostro sigillo signari fecimus. Facta sunt hęc anno ab incarnatione domini. Mo. Co. lxxx. indictione XIII. mense augusto. xI kal. septembris. Presidente sedi apostolicę sanctissimo papa alexandro. III. Regnante Friderico romanorum imperatore semper augusto. Duce sueuię Friderico. Testes qui uiderunt et audierunt Ortolfus constantiensis ecclesię decanus. Hugo cellerarius et ceteri canonici consenserunt. Laici. Rodolfus de raprethswilare. Hainricus de warte. Diethalmus de snecemburg et cognatus suus bertoldus. Albertus de bussenanch. Hainricus de rosseberg et Ŏlricus frater suus. walterus de wadinswilare. Hainricus de wizenanch. Ministeriales ecclesię. hainricus de winterture et |