die durchaus originelle Gestaltung des Stoffs, die selbständige Verwertung alles Erlebten, wie Erlesenen und Entlehnten nachdrücklich hervorgehoben wird. »Seine Bildungsjahre sagt Sch. von ihm zusammenfassend — verbrachte er in Offenburg. Die Schaffnerjahre in Gaisbach und auf der Ullenburg bedeuten seine schriftstellerische Übungszeit. Die dichterische Vollendung vollzieht sich im zweiten Gaisbacher Aufenthalt: Renchen wurde die Zeit der Ernte.<< Hingewiesen sei hier auch auf eine grössere Quellenuntersuchung desselben Verfassers: »Zonagri Discurs von Waarsagern. Ein Beitrag zu unserer Kenntniß von Grimmelshausens Arbeitsweise in seinem Ewigwährenden Calender mit besonderer Berücksichtigung des Eingangs des Abenteuerlichen Simplicissimus«, die in den Verhandelingen der Koniglijke Akademie van Wetenschappen te Amsterdam 1921 bei Johannes Müller erschien, mir aber zurzeit nicht zugänglich ist. K. O. Die strittige Frage: »Ist Grimmelshausen der Verfasser des 'Fliegenden Wandersmann nach dem Mond'?« wird von Arthur Bechtold in der Zeitschr. für Bücherfreunde N.F. XIV S. 80-87 aufs neue untersucht und verneint, während J. H. Scholte in einem Schlussworte S. 87-90 die Gründe darlegt, die ihn nach wie vor bestimmen, an der Autorschaft Grimmelshausens festzuhalten. Wir entnehmen seinen Mitteilungen zugleich, dass das gesamte von Könnecke gesammelte Material über Grimmelshausen sich in seiner Obhut befindet und, sobald die Umstände es erlauben, auch von ihm veröffentlicht wird. K. O. An andrer Stelle (Münchner Museum für Philologie des M.A. IV, 2, S. 181-193) weist A. Bechtold, Zu H. J. Christoph von Grimmelshausen die Quellen nach, auf welche die Geschichte von den Engelserscheinungen des Rebmanns Hans Keil in dem >>Ewigwährenden Calender« von 1670 zurückgeht, und stellt auf Grund weiterer Funde fest, dass Gr. im Januar 1648 noch in Offenburg verweilte. Arthur Bechtold, Kritisches Verzeichnis der Schriften Johann Michael Moscheroschs. Nebst einem Verzeichnis der über ihn erschienenen Schriften. Mit 15 Nachbildungen. (Einzelschriften zur Bücher- und Handschriftenkunde, herausgegeben von Dr. Georg Leidinger und Ernst-Schulte-Strathaus. II. Band). 1922. Verlag Horst Stobbe, München. 82 S. u. 15 Tafeln. Eine der Literaturforschung hochwillkommene Veröffentlichung! Bechtold hat sich durch seine sorgfältigen archivalischen Forschungen, die der Erhellung von Grimmelshausens Leben dienten, bereits den Dank ernster Literaturforscher erworben. Erneuten Anspruch darauf gewinnt er durch vorliegendes Buch. Der Neigung, die gerade gegenwärtig dem lange vernachlässigten Barockzeitalter unserer Literatur sich zuwendet, bietet er den sicheren Boden auf Grund unermüdlicher und mühseliger Sucherarbeit. Seine Zusammenstellung der Schriften Moscheroschs führt weit über Goedekes Grundriss hinaus und stellt für Moscheroschs Hauptwerk »Die Gesichte Philanders von Sittewald das schwierige Ausgabenverhältnis nach zeitlicher Aufeinanderfolge und nach Echtheit einwandfrei fest. Jetzt ist endlich die Möglichkeit gegeben, die schon längst schmerzlich vermisste kritische Ausgabe der »Gesichte« erscheinen zu lassen. Hoffentlich gewinnt der neue Leiter der Bibliothek des Literarischen Vereins Stuttgart dazu Bechtold. Seine kritischen Anmerkungen, die er dem Schriftenverzeichnis anhängt, erweisen ihn als den Berufenen. Dann wird auch unser weiterer Wunsch sich der Erfüllung nähern, dass endlich ein Forscher sich der Mühe unterzieht, das Leben Moscheroschs, dieses allumfassenden Geistes, auf breitem kulturgeschichtlichen Untergrund darzustellen. In vorliegender Veröffentlichung hätte ich noch gerne gesehen, dass ein so ausgezeichneter Kenner und besonnener Kritiker wie Bechtold dem dankenswerten Verzeichnis der über Moscherosch erschienenen Schriften jeweils kurze, den Inhalt der Einzelschriften kritisch charakterisierende Bemerkungen beigefügt hätte. In der heutigen Zeit seien auch Papier und Druck lobend erwähnt. Karl Holl. In den Sitzungsberichten der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, phil. hist. Kl. ist als 2. Abhandlung des Jahrgangs 1921 eine Studie Otto Hartigs, Christoph Schorer von Memmingen und sein »Sprachverderber« (1643) erschienen. Sie ist zunächst ein lehrreiches Beispiel für die Tatsache, dass familiengeschichtliche Forschungen keineswegs für einen weiteren Kreis so belanglos sind, wie es häufig angenommen wird. Oft genug, auch in diesem Fall, decken sie Zusammenhänge auf, die bedeutungsvoll für verschiedenartigste wissenschaftliche Erkenntnisse werden können. Der schon viel behandelte und nachgedruckte Unartige Teutsche Sprach-Verderber von 1643, bisher meist Moscherosch zugeschrieben, wird von Hartig nicht nur auf Grund der dem Titel des Sprachverderbers vorgesetzten Siglen C. S., vielmehr durch eine Reihe überzeugender Feststellungen dem Physicus der Reichsstadt Memmingen Dr. med. et phil. Christoph Schorer, der als volkstümlicher und patriotisch warm empfindender Schriftsteller seinen Zeitgenossen wohlbekannt war, zugewiesen. Mag auch Moscherosch als der intellektuelle Urheber des Sprachverderbers von 1643 erscheinen, Schorer bleibt gleichwohl das Verdienst seiner Abfassung. Durch Schorers Studienaufenthalte in Strassburg und Basel von 1639-1647, durch seine vermutliche Mitgliedschaft der Strassburger Gesellschaft »von der Tannen<«<, die sich nach dem Muster der »Fruchtbringenden«, »>alter Teutscher Aufrichtigkeit und reiner Erbauung unserer werten Muttersprache<< befleissigte, ist es zur Genüge erklärt, dass im Sprachverderber des oberschwäbischen Verfassers reichlich Anklänge an die oberrheinische und besonders elsässische Mundart festzustellen sind. Hartigs sprachgeschichtlich-bibliographische Untersuchung erweist aufs neue seine ausserordentliche literaturgeschichtliche Befähigung. R. S. Als Festschrift zur Jahrhundertfeier des Verlags von Carl Winters Universitätsbuchhandlung hat Erich Jenisch »August Wilhelm Schlegels Briefwechsel mit seinen Heidelberger Verlegern<< herausgegeben (Heidelberg, 1922, 219 S.). Über die Geschichte dieses Verlags, der als Verlag der Romantik seine erste Bedeutung erlangte, und an dessen Spitze der Reihe nach Joh. G. Zimmer, J. C. B. Mohr und C. F. Winter standen, unterrichtet in Kürze die Einleitung. Sie gibt zugleich eine Übersicht über den Inhalt der Briefe, die die Jahre 1808-1844 umfassen, Schlegels geschäftlichen Verkehr mit den Verlegern behandeln und seine literarische Tätigkeit, soweit sie damit in Zusammenhang steht, vielfach beleuchten. Auf die Schrift von Fritz Hirsch: Der Weg zur Kunst (Heidelberg, Winter, 74 S.), die eine Reform des Hochschulstudiums der Architektur anstrebt und in einer Reihe beachtenswerter Thesen bestimmte Vorschläge der Öffentlichkeit unterbreitet, sei auch hier verwiesen, insofern sie vorzugsweise badische Verhältnisse berücksichtigt und auf Grund gedruckten und ungedruckten Materials eine geschichtliche Übersicht über die Organisation des Bauwesens, die Ausbildung der Architekten und die Entwicklung des Hochschulunterrichts in Baden bietet. K. O. Die Wüstungen der Rheinpfalz auf Grundlage der Besiedlungsgeschichte von Professor Dr. Daniel Häberle (Beiträge zur Landeskunde der Rheinpfalz. Herausgegeben von Prof. Dr. Daniel Häberle. III. Heft). Kaiserslautern 1921. 246 S. 8. - un Der Verfasser hat auf Grund der gedruckten Literatur gedruckte Quellen scheinen nicht herangezogen zu sein, obwohl gerade ihnen erfahrungsgemäss für diesen Gegenstand eine besondere Bedeutung zukommt im ganzen 992 Wüstungen in der Rheinpfalz festgestellt und in einem Ortsverzeichnis vereinigt. Davon sind jedoch nach Abzug der ehemaligen Burgen und Schlösser, Klöster und anderen geistlichen Niederlassungen, auch Niederlassungen frühgeschichtlicher Zeit, der Flurnamen, aus denen ehemalige Siedlungen erschlossen werden können, und dergl., nur 369 Wüstungen im engeren Sinne, die sich über das ganze Land verteilen, am häufigsten jedoch in der Westpfalz auftreten. Diesem Wüstungsverzeichnis ist eine Geschichte der Besiedlung vorausgeschickt, die bedauerlicherweise unter einer gewissen Umständlichkeit und Breite der Darstellung leidet und deshalb gelegentlich Klarheit und Übersichtlichkeit vermissen lässt. Auch fehlt es nicht an Wiederholungen und selbst nicht an Widersprüchen. Bei Besprechung der verschiedenen Ortsnamenformen wäre eine kritische Prüfung der verschiedenen Hypothesen auf Grund des örtlichen Materials förderlicher gewesen als eine blosse Aufzählung dieser Hypothesen. Neu ist die Entdeckung der Ortsnamen auf -lingen, -fingen, -dingen und -bingen (S. 222 Anm. 1)! Unklar bleibt, wie die »in der alemannisch-fränkischen Periode zum erstenmal auftretende urkundliche Erwähnung der Ortschaften« die Möglichkeit bieten soll, uns von der damaligen Besiedlung ein ungefähres Bild zu machen. Die Anschauung, dass die zu den vielfach gleichzeitigen Klostergründungen im ausgesprochenen Gegensatz stehenden Burgenbauten<< feste Stützpunkte waren, mit denen die >>Eroberer<< ihre Herrschaft zu sichern suchten (S. 46), dürfte ebensowenig allgemeine Anerkennung finden, wie es zweifelhaft erscheinen muss, dass in der Tat die meisten dieser Burgen >>die Reunionskriege des Jahres 1689« zu Fall gebracht haben (S. 48), da doch nach der abgedruckten Zusammenstellung allein in den Kriegen Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz (1470) 9, im Bauernkriege 31, im Dreissigjährigen Kriege 27 und in den Reunionskriegen nur 39 Burgen zerstört worden sind. Zum silbernen Jubiläum des Provinzhauses Hegne der Kongregation vom hl. Kreuz aus Ingenbohl hat der Hausgeistliche daselbst K. Vomstein eine kleine Schrift »Schloss Hegne am Bodensee, sein Werdegang bis zur Gegenwart, ein Stück Heimatkunde und Charitasgeschichte mit 12 Bildern« (Druck und Verlag der A.-G. Oberbadische Verlagsanstalt in Konstanz. VIII, 195 S. 8) veröffentlicht. Die bau- und kunstgeschichtliche Seite ist besonders berücksichtigt, im übrigen aber das Hauptgewicht der Darstellung auf die neueste Zeit, seit dem Übergang des Schlosses in Schwesternbesitz 1912, gelegt. Für die ältere Geschichte dienten als vornehmlichste Quelle handschriftliche Aufzeichnungen des 1902 in Hegne verstorbenen Pfarrers Chr. Schneiderhan. Leider sind die S. 16 aus der angeblichen Urkunde Karl Martells für Reichenau von 724 mitgeteilten Namen der Bodenseeorte aus der Umgebung von Hegne durch Druckfehler arg entstellt. -r. Alte Mannheimer Familien. Herausgegeben von der familiengeschichtlichen Vereinigung in Mannheim - II. Teil, 69 S. 1922 Selbstverlag. Das zweite Heft dieser Sammlung, das dank der Opferwilligkeit von Freunden und Mitgliedern der Gesellschaft erfreulicherweise erscheinen konnte, enthält Beiträge von R. Bensinger, O. Kauffmann, K. Heckel, G. Rommel und Fl. Waldeck, dem Schriftleiter, die die Geschichte der Familien Bensinger, Glimpf, Heckel, Hoff, Schwenzke und v. Traitteur behandeln. Von ihnen sind allein die Bensinger, die aus dem Appenzell stammen und ihren Stammbaum bis 1580 lückenlos zurückverfolgen können, seit dem 17. Jahrhundert in M. eingebürgert. Alle andern sind erst im 18. Jahrhundert zugewandert: die Glimpf und die Heckel, unter denen Emil H. durch seine Beziehungen zu Wagner und seine Verdienste um Bayreuth bekannt geworden ist, aus Franken; die Hoff, unter denen sich Karl H. als Genre- und Bildnismaler auszeichnete, aus Waldeck-Pyrmont, die Kürschnersippe der Schwenzke aus der Lausitz und die Traitteur aus der linksrheinischen Pfalz und weiterhin angeblich aus Belgien. Unter den Mitgliedern der letzteren Familie, die es zu hohem Ansehen brachten, werden die Ingenieure und Techniker Johann Andreas und Wilhelm und der Bibliothekar Karl Theodor besonders gewürdigt. K. Obser. Guido Hoppeler, Die Herren von Rümlang bis 1424. Eine rechts- und wirtschaftshistorische Studie zur Geschichte eines Ministerialengeschlechts. Erlangen, Junge und Sohn. 1922. 80 S. Die Unterlagen für die vorstehend genannte Züricher Dissertation sind grossenteils in mühsamer Arbeit aus verschiedenen Archiven zusammengetragen. H. tat gut daran, keine reine Familiengeschichte zu schreiben, sondern sich der rechts- und wirtschaftsgeschichtlichen Betrachtungsweise zuzuwenden. Das Verfahren ist richtig, auch wenn ich aus den Quellen den Schluss ziehe, dass die Familie R. nicht das Opfer sozialer Verhältnisse wurde, sondern ihre Treue gegen das Haus Habsburg mit schwersten wirtschaftlichen Verlusten bezahlte. Es will mir überhaupt scheinen, als ob die Frage, worauf die Verarmung eines grossen Teiles des Adels im Spätmittelalter zurückgeführt werden müsse, etwas anders anzufassen ist, als es bisher zumeist geschah. Der Adel sass im deutschen Süden und Südwesten so dicht zusammen, dass bei der damaligen landwirtschaftlichen Technik eine Steigerung der Ernten und Abgaben der Zinsbauern in einem Ausmasse, das den wachsenden sozialen Ansprüchen der Grundherren entsprach, einfach nicht möglich war, wenn der Bauer nicht der Verelendung anheimfallen sollte. Man betrachte nur die jämmerlichen Zustände der bäuerlichen Bevölkerung im Bereich des Schupflehens. Dass es auch wohlhabende Bauern gab, ist eine Tatsache, für die auch H. wieder Belege beibringt; aber wie ein grosser Teil des Adels durch die wirtschaftliche Not einfach gezwungen war, Kleriker, Strauchritter oder Reisläufer zu werden, so wurde auch der etwa vorhandene Wohlstand der Bauern durch die ewigen Fehden geknickt. Auch dafür findet man bei H. Beispiele. Mehr darüber zu sagen, verbietet mir leider der Raummangel. H. Baier. |