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So hatte es denn bei der Naturalprästation der Fronen durchaus sein Bewenden. Die Untertanen fühlten sie als eine schwere Last. Andererseits glaubten sie, aus welchen Gründen auch immer, nicht imstande zu sein, deren Umwandlung in ein fixiertes Frongeld sich zu gestatten. »Wir könnten wol hier sagen, wie jener böhmische Bauer dem allerhöchstseelig verstorbenen Kaiser Joseph II. zugerufen, sich über seinen Edelmann beschwerend: Allergnädigster Kaiser! Es sind nur 7 Tage in der Woche, 6 Tage mus ich dem Edelmann fröhnen, der 7. ist der Tag des Herrn, und wo soll ich Brod für Frau und Kinder hernehmen! Wir können Beispiele beibringen, dass mancher mehrere Wercktage hintereinander hat fröhnen müssen und wegen der Frohnd den Sonntag nicht habe heiligen können. Der Frohndlast ist unter der letzten Regierung so unbarmherzig ausgeübt worden, dass es auszustehen kaum möglich war«. So klagten 1797 während des Interregnums die Neutharder beim Domkapitel. Also östliche Verhältnisse? Wohl mochte es sein, dass die eine Gemeinde stärker belastet war als die andere. Trotzdem wird man diese Klagen unbedingt als übertrieben ansehen müssen. Leider haben wir keine Zahlen zur Verfügung, die einen klaren, eindeutigen Einblick in die Höhe der Fronbelastung gewährten, die vor allem unentbehrlich wäre zu einer abschliessenden Beurteilung einen Schluss zum mindesten auf die durchschnittliche Zahl der jährlichen Frontage erlaubten. Bei einem Stande von 1460 Handfrönern und 3064 Stück fronbaren Viehes1) beschäftigten die herrschaftlichen Fronen im Jahre 1778 in 6 Rubriken (Acker-, Weinbau-, Wiesenfron, Heu- und Öhmdernte, Zehnt-, Früchte- und Weinfuhrfron, Holzfuhrfronen, Bauwesen) 22 248 Personen und 27037 Stück Vieh. In diesen Zahlen nicht mit inbegriffen sind die Jagdfronen, die Schlosswachen und das Botenlaufen, Dienste, von denen besonders die ersteren oft eine starke Belastung bedeuteten 2).

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1) Diese Zahlen aus dem Jahre 1781 (BrG 1067). 2) Nach einem Gutachten des Hofkammerrats Cassinone vom 23. Mai 1797 wurden zu einer Schweinsjagd gewöhnlich ausgeschrieben 200 Mann zu 5 Tagen und 4 Nächten, 96 Zugtiere zu 16 Zeugwagen und 32 Zugtiere zu 16 Gabelwagen (BrG 964).

Persönliches.

Professor Dr. Willy Andreas in Berlin, unser langjähriger Mitarbeiter, hat eine Berufung auf den Lehrstuhl für neuere Geschichte in Heidelberg als Nachfolger H. Onckens erhalten und angenommen. Der aus Heidelberg gebürtige o. Professor für Geschichte an der Universität Breslau Dr. Robert Holtzmann ist an Stelle von Albert Werminghoff in gleicher Eigenschaft nach Halle berufen worden.

Seinen 70. Geburtstag feiert am 6. Mai d. J. in voller Geistesfrische einer unserer ältesten, treuesten und verdientesten Mitarbeiter, der in weitesten Kreisen bekannte und hochgeschätzte frühere Direktor der Heidelberger Universitätsbibliothek Geh. Rat Prof. Dr. Jakob Wille. Sein erster Beitrag für diese Zeitschrift erschien vor 45 Jahren.

Ende November 1922 starb in Heidelberg im Alter von 67 Jahren Dr. Adolf Koch, früher a. o. Professor der Geschichte an der dortigen Hochschule und Mitarbeiter am ersten Bande der >>Regesten der Pfalzgrafen bei Rhein«, im Februar 1923 zu Karlsruhe Studienrat Dr. Robert Goldschmit, Verfasser einer Geschichte der Stadt Karlsruhe, deren Chronik er lange Jahre bearbeitete, und anderer auf die Geschichte Badens bezüglichen Schriften, eine auch im parteipolitischen Leben bekannte Persönlichkeit.

In Halle verschied Ende Februar nach langem Leiden, ehe er sein neues Lehramt in Leipzig antreten konnte, Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Albert Werminghoff; als Hilfsarbeiter der Bad. Histor. Kommission hat er sich in jungen Jahren, auch in dieser Zeitschrift, vielfach auf dem Gebiete der oberrheinischen Geschichtsforschung betätigt und ist auch später stets mit ihr in Fühlung geblieben, wie er dem Badener Lande und den dortigen Freunden zeitlebens ein treues, freundliches Gedenken bewahrte.

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Aus Freiburg i. B. kommt die Trauerkunde, dass Professor D. Dr. Otto Winckelmann ein Menschenalter lang Leiter des städtischen Archivs in Strassburg am 28. Februar im Alter von 65 Jahren unerwartet verstorben ist. Schüler vornehmlich Scheffer-Boichorsts und Baumgartens hat der verdiente Forscher nach vorübergehender Beschäftigung mit der mittelalterlichen Ge

schichte schon 1882 sich der Reformationszeit zugewandt, der er dauernd treu bleiben sollte. So hat er 1887 und 1898 den zweiten und dritten Band der Politischen Korrespondenz der Stadt Strassburg im Zeitalter der Reformation in vorbildlicher Weise bearbeitet und damit der Forschung wirksame Anregung gegeben. Gleich stark fast benutzt sind die in Verbindung mit Joh. Ficker entstandenen >>Handschriftenproben des 16. Jahrhunderts nach Strassburger Originalen« (2 Bde. 1902 u. 1905, kleine Ausgabe 1906), bei ihrem Erscheinen das erste auf streng wissenschaftlicher Grundlage ruhende Hilfsmittel zur Einführung in die Schrift jener Zeit und gleichzeitig für den Forscher durch die beigegebenen, mit besonderer Sorgfalt behandelten Viten von hohem Wert. Ein über den oberrheinischen Rahmen hinausgehendes Buch über den Schmalkaldischen Bund. und den Nürnberger Religionsfrieden 1530-32 war 1892 schon vorangegangen. Nach seinem unfreiwilligen Scheiden von Strassburg ist es ihm noch vergönnt gewesen, als Frucht langjähriger Studien das grossangelegte Werk: »Das Fürsorgewesen der Stadt Strassburg vor und nach der Reformation bis zum Ende des 16. Jahrhunderts<< zu veröffentlichen, das einen in heutiger Zeit besonders eindringlich wirkenden Beitrag zur deutschen Kulturund Wirtschaftsgeschichte darstellt und dem Verfasser von der Heidelberger theologischen Fakultät den Doktorhut eingebracht hat. Unsere Zeitschrift ist ihm für langjährige Mitarbeit zu besonderem Dank verpflichtet, hier sei nur auf seine Studien über Sleidan und seine Kommentare, wie über die Kulturgeschichte des Strassburger Münsters im ausgehenden Mittelalter, vor allem aber auf die Darstellung von Strassburgs Verfassung und Verwaltung im 16. Jahrhundert hingewiesen. Auch zwei Arbeiten, die von seiner Beschäftigung mit der Strassburger Ortsgeschichte im engeren Sinne zeugen und zugleich für Baden von Interesse sind, haben hier ihre Stätte gefunden: die Untersuchung über den Badischen und Nassauischen Hof in Strassburg und über das Drachenschlössel als BadenDurlacher Hof. So ist es ein reiches Gelehrtenleben, das nun zur Rüste gegangen ist.

H. K.

Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.

Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung. Heft 51. (1922). Vorbericht des Vereinspräsidenten Victor Mezger: S. III-IX. † Heinrich Schützinger, Der Lindauer Pulverturm. S. 1-13. Mitteilungen über dessen Entstehung und Schicksale, seine Verwertung als Stätte der Geselligkeit und darin gefeierte Feste. W. Schmidle, Zur Geologie von Heiligenberg und Umgebung. S. 14-27. T. Schieß, Der Glaubenszwang in der st. gallischen Kirche des 17. Jahrhunderts. S. 28-50.

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Behandelt den Fall des Jakob Hochrautiner, der wegen seiner Stellung zur Kindertaufe von den Behörden als Wiedertäufer, der er nicht war, engherzig verfolgt wurde, sowie den Konflikt des Pfarrers Michael Zingg mit dem Kirchenregiment, in St. Gallen, wie später in Zürich, der wiederholt zur Ausweisung führte und für die theologische Unduldsamkeit an beiden Orten bezeichnend ist.

Aus dem Inhalt des in erfreulich guter Ausstattung vorliegenden Elsass-Lothringischen Jahrbuchs, Band I, herausgegeben vom Wissenschaftlichen Institut der Elsass-Lothringer im Reich (Berlin u. Leipzig, Verlag Wissenschaftlicher Verleger 1922. 193 S.) ist eine Reihe von Aufsätzen herauszuheben, die in fördernder Weise Fragen der Elsässischen Geschichte behandeln. Jul. Cahn veranschaulicht die deutsche Vergangenheit des Elsass an der Hand der Münzen und Medaillen, während O. Winckelmann die Hauptergebnisse seines mit verdientem Beifall aufgenommenen Werks über das Fürsorgewesen der Stadt Strassburg vor und nach der Reformation bis zum Ende des 16. Jahrhunderts skizziert. Über die alte Freundschaft zwischen Strassburg und Frankfurt, den geistigen und wirtschaftlichen Austausch zwischen beiden Städten plaudert Alexander Dietz; eines Frankfurters, des Johann Friedrich von Uffenbach, Tagebuch über seinen Strassburger Aufenthalt (1712—14), auf das übrigens H. Rott in unserer Zeitschrift vor Jahren zuerst hingewiesen hat, veröffentlicht mit sachkundigen Erläuterungen Ernst Blaczek. Wie es kam, dass Grab und Grabmal des Marschalls von Sachsen sich grade in Strassburg finden, schildert Joh. Fritz in bemerkenswerten, die langwierigen Verhandlungen kennzeichnenden Ausführungen, die vornehmlich in dem Aktenmaterial des Strassburger Stadtarchivs ihre Stütze finden. Wir erwähnen noch kurz die literarhistorischen Vorträge von F. Schultz über den deutschen Charakter der Elsässischen Literatur und von J. Ries über Goethes Lili, die Darlegungen von Hugo Rahtgens über Bandornamente in der Elsässischen Volkskunst und nicht zum letzten die meist sehr treffende Beurteilung hervorragender Elsässischer Persönlichkeiten in Martin Spahns Totenschau für das Jahr 1921.

So erweist sich dieser erste Band des Jahrbuchs als ein treffliches geistiges Bindemittel für die in ganz Deutschland nun zerstreute Elsass-lothringische Gemeinde. Es ist zu hoffen und zu wünschen, dass es sich zu behaupten vermöge; der zweite Band ist, wie wir hören, durch die Hilfe der Notgemeinschaft gesichert. H. K.

Über die Beziehungen zwischen »Reichenau und Island« geben Mitteilungen von Leop. Bachinger (Studien zur Gesch. des Benediktinerordens N.F. 10, 280/1) kurze Auskunft. Das

Kloster diente isländischen Pilgern und Romfahrern als Reisestation.

Die geschichtlichen Beziehungen der Reichenau zu Italien und zum Osten nennt J. Sauer seinen Beitrag, der S. 72-83 in der Festschrift für Strzygowski (Studien zur Kunst des Ostens. Wien und Hellerau: Avalun-Verlag 1923) erschienen ist. Er stellt die historischen Notizen zusammen, die die Grundlage bieten sollen zur Beantwortung der noch nicht gelösten Frage: woher stammen die Einflüsse, die in der Reichenauer Kunst in den Wandgemälden, Reliquiaren, in und auf Büchern zum Ausdruck kommen. Die Beziehungen zu Italien, bald sachlicher Art durch die Reichenauer Besitzungen jenseits der Alpen, bald persönlicher Natur durch die Personalunion der Reichenauer Äbte mit oberitalienischen Bischofssitzen, durch rege Beziehungen zu Rom selbst, die in der Kopierung römischer Kirchen- une Kirchenanlagen in der Reichenauer Heimat zum Ausdruck kommen, werden dargelegt. Während die künstlerische Beeinflussung durch irische Mönche gering angeschlagen wird, legt S. den Beziehungen der Reichenau zum Osten mehr Bedeutung bei. Durch Wallfahrten, Handelsverkehr und diplomatische Reisen im Auftrage der Kaiser wurden die Brücken geschlagen. Reliquien und Translationsberichte bekunden das rege Interesse für den Osten in der Reichenau, wo durch Walafrid Strabo und Hermannus Contractus auch die Kenntnis der griechischen Sprache lebendig erhalten blieb. S. betrachtet und würdigt dann historisch und kunsthistorisch eingehend drei Zeugnisse, welche die Reichenau mit dem Osten verbinden: ein grosses Stück Glasfluss, den sogenannten Krug der Hochzeit von Kana und das Reliquiar der hl. Blutreliquie.

Rest.

Abt

Einen Beitrag zur Geschichte der klösterlichen Reformbestrebungen des 15. Jahrhunderts bietet Josef Zeller in seinem Aufsatze: Das Provinzialkapitel im Stifte Petershausen im Jahre 1417 (Studien u. Mitteilungen zur Gesch. des Benediktinerordens 41 (1922), 1-73). Das Kapitel ist zur Belebung der Reformtätigkeit vom Konstanzer Konzil für die Ordensprudenz Mainz-Bamberg im November 1416 nach Petershausen einberufen worden. Einer der beiden deutschen Vorsitzenden war Johann III. Kern von St. Georgen, der andere bedeutendere Abt Siegfried von Ellwangen. Die Verhandlungen, vor allem die Beschlüsse über die Ordensreform werden eingehend dargestellt und gewürdigt; sie gaben eine Fülle von Anregungen, wenngleich man sich vor einer Überschätzung der praktischen Erfolge, die aus mancherlei Gründen beeinträchtigt wurden, hüten muss. Neben Münchner und Stuttgarter Handschriften sind für die Arbeit vor allem Archivalien des Stifts Ellwangen verwertet. K. O.

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