und einer 1918 in den »Grenzboten « erschienenen Aufsatzreihe >> Ideale und Irrtümer der elsass-lothringischen Frage« erwachsen, darf Wentzckes Buch unstreitig den bedeutendsten Leistungen des historisch-politischen Schrifttums der schicksalschweren letzten 10 Jahre zugezählt werden. Über das zeitpolitische Interesse, dem sie übrigens in mustergiltiger Weise gerecht wird, ragt die gewandt und fesselnd geschriebene Studie weit hinaus durch die Entschiedenheit und grundsätzliche Folgerichtigkeit, mit der hier die Entwicklung der elsass-lothringischen Frage während der letzten 120 Jahre aus der allzu üblich gewordenen isolierten Behandlungsweise losgelöst und als wichtiges, geradezu entscheidendes Glied in das grosse gesamtrheinische Problem, dem das nun über ein Jahrtausend währende Ringen zwischen Deutschland und Frankreich gilt, eingereiht wird. Mit innerer Anteilnahme folgt man dem Verf. in seinem durch geographisch-geschichtlichen und politisch-wirtschaftlichen Scharfblick und gründliche Sachkenntnis unterstützten Bemühen, aus den verschlungenen Wegen der inneren und äusseren Politik gerade die Momente, in denen sich der widernatürlichen Lösung von 1815 zutrotz die wirtschaftlich und politisch bedingte Einheit des Rheintals immer wieder zu ihrem Rechte meldet, hervorzuheben und im Zusammenhang damit die wichtige, schicksalhafte Rolle zu kennzeichnen, die er der elsass-lothringischen Frage in allen die deutsche Geschichte bestimmenden inneren und äusseren Problemen und Zeitströmungen zuweist. In zahlreichen Aufsätzen, die in der »Deutschen Rundschau« (Bd. 185, S. 27 ff.: »Rheinische Lebensfragen<<), den »Preussischen Jahrbüchern« (Bd. 187, S. 79 ff.: >>Die Rheinlande als Grenzgebiet und als europäische Verkehrslinie«, 192, S. 69 ff.: »Die tausendjährige Jubelfeier des Deutschen Reiches<<), der >>Westmark« (Bd. 1, S. 16 ff.: Die geschichtliche Einheit des Rheintals«; S. 836 ff.: »Die elsass-lothringische Frage im Weltkrieg«) und anderwärts während der letzten Jahre erschienen sind, ergänzt er namentlich durch Weiterspannung des zeitlichen Rahmens für die geschichtliche Betrachtung, das in seinem Buche Vorgetragene aufs glücklichste. Da diese Studien ohne weiteres auch eine grundsätzliche Neuüberprüfung der Hauptprobleme der elsässischen und lothringischen Geschichte in sich einschliessen, hat W. gerne die Gelegenheit ergriffen, in einem besonderen Artikel der >>Histor. Zeitschrift« (Bd. 125, S. 19 ff.: »Drei Darstellungen elsass-lothringischer Geschichte«) von seinem eben gekennzeichneten Standpunkt aus sich mit den drei jüngsten Gesamtdarstellungen elsässischer und elsass-lothringischer Geschichte (Wackernagel, Spahn, Stählin) auseinanderzusetzen. Man wird dem von ihm besonders hart angegriffenen K. Stählin, der sich an gleicher Stelle (Bd. 126, S. 80 ff.: »Zur neueren els.-lothr. Geschichte«) in Form einer Besprechung des uns vorliegenden Buches zur Wehr setzt, gerne zugestehen, dass man in manchen Einzelfragen (z. B. der Beurteilung der Vorgänge bei der Reichsgründung, der Bismarckschen Reichslandpolitik) wohl anderer Auffassung sein kann als W. Um so entschiedener muss aber unter Zurückweisung der von St. vorgetragenen, leider nicht immer sachlich formulierten grundsätzlichen Bedenken betont werden, dass es W. gerade dank seiner Grundauffassung in bewundernswürdiger Weise gelungen ist, die grossen unveränderlichen Triebkräfte, die den ganzen Verlauf der elsasslothringischen Geschichte bestimmen, scharf zu erfassen und unter Beiseitesetzung des Zufälligen und Nebensächlichen ihre Auswirkung in dem Einzelgeschehen bis in unsere Tage herab plastisch herauszuarbeiten; in diesem Punkte lässt er alle anderen bisher vorliegenden Darstellungen auch die Stählins - weit hinter sich zurück. In diesem Fortschritt liegt von sonstigen Einzelergebnissen abgesehen - die hohe wissenschaftliche Bedeutung seines kühnen Wurfes für die elsässische Geschichtsschreibung: wer nach Sinn und Wesen der Geschichte der verlorenen Westmark forscht, wird sich aus Ws. Studie befruchtende und gewinnreiche Anregung holen und sie nicht ungestraft vernachlässigen dürfen. K. Stenzel. Gustav Binz entwirft in seinem Büchlein: Die Stadt Mahlberg (Selbstverlag, 1923, 90 S.) ein pietätvoller Gesinnung entsprungenes, ansprechendes Heimatsbild. Das Hauptgewicht wird bewusst auf die Schilderung der gegenwärtigen Verhältnisse und der Entwicklung im 18. Jahrhundert gelegt. Darüber hinaus wird nur gelegentlich zurückgegriffen. Der kurze geschichtliche Überblick über die äussere Geschichte bedarf mehrfacher Korrekturen. In der Beilage zu dem Jahresberichte des Historischen Museums zu Basel für 1922 bespricht dessen Konservator Dr. Rudolf F. Burckhardt (S. 32—43) »ein silbernes Fahnenkreuz des 14. Jahrh. mit Tiefschnittschmelz aus dem Basler Münsterschatz«<, das kürzlich erworben wurde und gieich andern bekannten Silberschmelzarbeiten, vermutlich um 1350 aus einer Basler Werkstatt, hervorgegangen ist. Über zwei Konstanzer Silberschmelze vergl. ebenda S. 36. Fr. Kempf und Schuster, Das Freiburger Münster. Ein Führer für Einheimische und Fremde. Mit 74 Bildern. Zweite bis vierte Auflage, 1923, Freiburg i. Br., Herder. Die Neuauflage stellt sich als eine durchgreifende Überarbeitung der 1906 erschienenen, mit ihren Vorzügen längst gewürdigten und seit geraumer Zeit vergriffenen Erstausgabe dar und bekundet überall die bewährte, sorgsam bessernde Hand der sachkundigen Bearbeiter. Wenn manche Kürzungen infolge der Zeitlage notwendig wurden, haben sie dem Ganzen keinerlei Abbruch getan, insofern das Wesentliche zur rascheren Orientierung um so schärfer herausgearbeitet ist. Die Ausstattung verdient vollstes Lob. Einen Neudruck der von dem speyerischen Kammergerichtsadvokaten Dr. Jakob Schenck im Auftrag des Bischofs Georg von Speyer 1521 verfassten Gerichtsordnung, die erstmals 1530 von Veltin Kobian zu Ettlingen gedruckt wurde, hat nach einem Exemplar der Heidelberger Universitätsbibliothek August Günther in Ettlingen, im Selbstverlag herausgegeben. (Die Gerichtsordnung des Jacob Schenck. Ein Dokument populärer Jurisprudenz, 40S.). Der Herausgeber beschränkt sich auf Wiedergabe des Textes und verzichtet auf Kommentar und Würdigung. In diesen Zeiten der Not hätten Papier und Druckerschwärze für bessere Zwecke verwendet werden können. K. O. Als erste Jahresgabe hat die »Frankfurter Bibliophilen-Gesellschaft<< ihren Mitgliedern ein Alsaticum gewidmet: Schiffart von dissem ellenden iamertal. Frankfurt, Batt Murner 1512. In getreuer Nachbildung mit Nachwort von Moriz Sondheim. Frankfurter Bibliophilen-Gesellschaft 1922. [24], 17 S. In dem Nachwort unterrichtet uns der Herausgeber des in nur 154 Exemplaren hergestellten Faksimile-Druckes, der als Murner-Forscher bekannte Frankfurter Antiquar Moriz Sondheim, über den Aufenthalt der Brüder Thomas und Batt (Beatus) Murner in Frankfurt. Der jüngere Murner druckte 1511 und 1512 in Frankfurt 8 Schriften seines Bruders Thomas und die »Schiffart«. Sondheim untersucht in dem Nachwort besonders die Holzschnitte der >>Schiffart<< und spricht sie Thomas Murner zu. Er weist die noch von Charles Schmidt aufgestellte Behauptung zurück, dass die »Schiffart<< ein astrologisches Buch sei, er erklärt mit vollem Rechte die »Schiffart«, die Reise von dieser Erde nach dem besseren Jenseits, für einen asketischen Traktat über das Seelenheil, wie sie im ausgehenden Mittelalter und in der beginnenden Neuzeit von der von religiösen Fragen mächtig bewegten Menge eifrig gelesen wurden. Die Frage nach dem Verfasser wird eingehend erörtert, Sondheim spricht die Verfasserschaft sowohl Thomas Murner, wie auch, entgegen Scherers und seiner eigenen früheren Annahme, Batt M. entschieden ab. Er sucht den Verfasser in den Kreisen der Barfüsser und macht darauf aufmerksam, dass die Sprache des Gedichtes nach dem Elsasse hinweist. Ernst Marckwald. Mitteilung der Schriftleitung. Mit der Hilfe badischer Landsleute in Amerika und Unterstützung der Notgemeinschaft für deutsche Wissenschaft ist es bisher gelungen, diese Zeitschrift fortzuführen. Dafür sei auch an dieser Stelle herzlich gedankt. Wenn jene uns weiter die Treue bewahren und diese uns ferner zu Teil wird, hoffen wir, dass die Zeitschrift auch künftig erhalten bleibt. Das nächste Heft erscheint im Januar 1924. Die Schriftleitung. Studien zur Talgeschichte der Großen Wiese im Schwarzwald Von Dr. BERNHARD BRANDT Mit zwei Karten und drei Tafeln Die Ausnützung der Wasserkräfte des Von Dr. phil. HEINRICH DRÖSE Die Oberflächenformen des nördlichen Schwarzwaldes Von Dr. HEINRICH SCHMITTHENNER Die Entwicklung der Kartographie Von Dr. JOHANNES WERNER Kultur- und Arrondierungswesen des Kraichgauer Niederungsgebietes und der markgräflich badischen Domäne Insultheim, unter besonderer Berücksichtigung ihrer Entstehung und Entwicklung im 19. Jahrhundert. Von Dr. FRIEDRICH WENDLIN ZAHN Grundpreis 4.80 M. Grundpreis Schlüsselzahl des Buchhandels Papiermarkpreis Fürs Ausland: Grundpreis Schweizer Frankenpreis. Verlag G. Braun, G. m. b. H., Karlsruhe, Karlfriedrichstr. 14 |