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Aus dem Berichte eines Franzosen über den Wiener Hof in den Jahren 1671 und 1672.

Von

A. F. Pribram.

Einleitung.

Gelegentlich meiner Nachforschungen in den Pariser Archiven und Bibliotheken für eine Geschichte Leopold I., stiess ich in der Bibliothèque Nationale auf ein Document (Mss. Fr. 8997. Suppl. 4182), das den Bericht eines Franzosen über den Wiener Hof in den Jahren 1671 und 1672 enthielt. Schon die erste flüchtige Durchsicht liess mich erkennen, dass dasselbe des Interessanten genug enthalte und eine wiederholte Prüfung hat mich in dieser Ansicht bestärkt und mir es zweckmässig erscheinen lassen, dasselbe, wenn auch in etwas gekürzter Widergabe, den Fachgenossen vorzulegen. Wir sind bekanntlich an Schilderungen des Wiener Hofes in jenen Tagen nicht reich. An deutschen Memoiren jener Zeit fehlt es ja ganz und die wenigen. gleichzeitigen Werke, welche uns das Hofleben Leopold I. schildern, reichen zu einer genügenden Kenntnis durchaus nicht hin. Noch immer sind wir für die Darstellung dieser Verhältnisse in erster Linie auf die Berichte der venetianischen Gesandten angewiesen, deren Zuverlässigkeit heute nicht mehr so rückhaltslos angenommen wird als in früheren Zeiten und was wir sonst an Mittheilungen zusammenfassender Art über den Kaiser und seine Umgebung besitzen, stammt mit wenigen Ausnahmen, von denen gleich zu reden sein wird, von unbedingten Verehrern des Kaisers und der österreichischen Institutionen oder von entschiedenen Gegnern derselben her. Die Wahrheit über Kaiser Leopold und seine Umgebung, wie über die inneren österreichischen Verhältnisse wird man aber ebensowenig in Priorato's,

Commazzi's oder Schenckels Büchern finden, als in den Memoiren eines Herzogs von Grammont.

Freilich zu einer vollen Einsicht in die Regierungsmaximen des Kaisers wird in erster Linie eine genauere Kenntnis des Briefwechsels Kaiser Leopold I. nothwendig sein 1), wie denn auch eine richtige Beurtheilung der Motive, welche die einzelnen massgebenden Minister bei ihren Handlungen bestimmt haben, nur durch eine gründliche Benützung des umfangreichen handschriftlichen Materiales möglich sein wird. Bis dahin aber wird jede Schilderung Kaiser Leopold I. und seiner Umgebung, welche sich von übertriebener Lobpreisung ebenso ferne hält als von unbedingter Verwerfung alles dessen, was vom Kaiser und von seinen Räthen geschah, als eine wünschenswerthe Bereicherung unserer Kenntnisse bezeichnet werden müssen. Und zu diesen Schilderungen gehört auch die unseres Franzosen, der den Wiener Hof zur Zeit besuchte, da Esaias Pufendorf sich an demselben aufhielt, der, wie bekannt, in einem umfassenden Berichte seinem Herrscher Mittheilungen über den Kaiser und über seine Umgebung zukommen liess. Der Bericht Pufendorfs, unstreitig eine der besten Quellen für unsere Kenntnis der österreichischen Verhältnisse in jener Zeit, dürfte als Ganzes genommen grösseren Werth besitzen als der im Nachfolgenden mitgetheilte, vornehmlich deshalb, weil der erste Theil des pufendorfischen Berichtes eine überaus gelungene Darstellung der Verhandlungen Pufendorfs und der Politik des Wiener Cabinettes überhaupt enthält. Auch hatte Pufendorf Gelegenheit die leitenden Staatsmänner wiederholt in politischen Fragen zu sprechen und konnte sich daher über ihre Fähigkeit wie über ihre politischen Ueberzeugungen leichter ein richtiges Urtheil bilden, als der Franzose, der, wie er selbst erwähnt, nur des Vergnügens halber in Wien weilte und mit den leitenden Kreisen nicht in geschäftlichem Verkehre stand. Die Vorzüge des französischen Berichtes liegen dagegen in der vollen Unbefangenheit, mit welcher der Verfasser Personen und Dinge betrachten konnte und andererseits in dem Interesse, das derselbe für die Privatverhältnisse der leitenden Persönlichkeiten, für das Hofleben, für die Kriegsereignisse und für die Bauten der Stadt, wie für ihre Bewohner besass.

Den

1) In jüngster Zeit sind Ansätze zur Herausgabe desselben gemacht worden. Insbesondere hat Onno Klopp sich durch die Herausgabe des Briefwechsels zwischen Leopold I. und Marco d' Aviano ein grosses Verdienst erworben. Auf den Werth der Correspondenz Leopold I. mit dem kaiserlichen Gesandten in Madrid, Grafen Pötting, welche ich hoffentlich bald dem gelehrten Publikum werde übergeben können, hat neuerdings Heigel Neue Beiträge zur Charakteristik Leopold I. (Sitzungsber. der bair. Ac. der Wiss. 1890. Bd. II. Heft I) hingewiesen.

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übrigen Schilderungen aber und es kommt eigentlich für diese Zeit nur jene des Grafen Chavagnac in Betracht - ist die des Franzosen unbedingt vorzuziehen. Seinen Namen habe ich leider nicht erforschen können; der Bericht selbst gab keinen Anhaltspunkt dafür. Nur soviel scheint sicher, dass der Verfasser ein Verehrer Grémonville's, des damals am Wiener Hofe wirkenden französischen Gesandten, war und dessen Mittheilungen vermutlich viel von dem verdankte, was er später niederschrieb. Eine ganz genaue Angabe des Zeitpunktes, wann das Memoire niedergeschrieben wurde, ist gleichfalls nicht möglich. Doch muss die Niederschrift spätestens zu Beginn des Jahres 1673 erfolgt sein, da von Margaretha Theresia's Tode, der am 12. März 1673 erfolgte, nicht die Rede ist. Für den Beginn des Jahres 1673 spricht auch die Bemerkung des Verfassers, dass der Brand der Hofburg welcher Feb. 1668 stattfand- depuis cinq ans stattgefunden habe, sowie die Behauptung, dass Lobkowitz jetzt 64 Jahre alt sei Lobkowitz ist Jan. 1609 geboren

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Was das Urtheil des Verfassers über Kaiser Leopold betrifft, so ist dasselbe gewiss ein zu strenges. Einiges von dem, was er mittheilt, wird entschieden bestritten werden können. Wenn er ferner von einer absoluten Regierungsgewalt der Minister in ihrem Ressort spricht, so ist dies in dieser Allgemeinheit jedenfalls unrichtig. Der Franzose, wie übrigens fast alle Schriftsteller, welche Leopold zu schildern versuchten, hatte keine Ahnung von der genauen Einsicht, welche sich Leopold von allen Dingen, mochten sie nun die äussere oder innere Politik berühren, zu verschaffen suchte und von der Zähigkeit, mit welcher der Monarch daran festhielt, dass alles in seinem Namen und nach seinem Willen den er allerdings oft genug demjenigen anderer Leute unterordnete geschehe. Auch überschätzt der Franzose den Einfluss der Jesuiten um ein bedeutendes. Dagegen wird man in seiner Schilderung manchen bezeichnenden Zug richtig hervorgehoben finden und die Mittheilungen über des Kaisers Leben im Hause und in der Familie als durchaus richtige bezeichnen können. Sehr erwünscht sind ferner die Angaben des Verfassers über die äussere Erscheinung des Kaisers, seiner Familie und der vornehmsten Minister, sowie über die socialen Verhältnisse der damaligen Zeit.

Bezüglich der Art, in der ich den Bericht widergebe, dürften wenige Bemerkungen genügen. Ausgefallen oder im Auszuge widergegeben sind jene Partieen des Berichtes, welche nach des Herausgebers Ansicht keinen oder nur untergeordneten Werth besitzen, so namentlich die ausführliche Schilderung der Thätigkeit Grémonville's, über die wir ja durch spätere archivalische Arbeiten auf das genaueste

orientirt sind. Dagegen schien es dem Herausgeber zweckmässig, die Darstellung der ungarischen Verschwörung, wie sie der Verfasser gibt, wörtlich mitzutheilen, da sie ja die Ansicht eines gutunterrichteten, unparteiischen Zeugen repräsentirt.

Die Orthographie des Originales wurde nicht beibehalten, die Aenderungen nach den in Frankreich geltenden Grundsätzen vorgenommen. Den Bericht mit ausführlichen Noten zu versehen hat der Herausgeber für überflüssig gehalten, da eine Kritik der einzelnen Mittheilungen zu weit geführt hätte und vielleicht in nicht allzuferner Zeit in entsprechenderer Form wird geübt werden können.

Vienne, capitale de la Basse-Autriche lieu ordinaire de la résidence des Empereurs de cette maison, est une ville d'une grandeur médiocre sur la rive droite du Danube, qui se partageant en cinq bras, forme en cet endroit plusieurs îles couvertes de bois, qui occupent presque une lieue de large et contribuent à la beauté de la situation mêlée d'ailleurs d'une grande diversité de côteaux, de plaines et de prairies. Elle est fortifié de onze bastions de grandeur démesurée et de figure inégale; c'est-à-dire, que ceux qui sont grands et réguliers sont nouveaux; quelques uns anciens sont petits et les courtines si longues, que la défense en est difficile. L'endroit de la place, qui paraît le plus faible est celui, où elle touche au Danube, qui ne lui fournit qu'un petit bras facile à détourner et presque sec une partie de l'année. Hors cet endroit, la contrescarpe est également belle et bonne partout. Du côté du levant le palais de l'Empereur s'étend le long des remparts.

C'est un vieux bâtiment 1), fait à diverses fois, formant néanmoins une figure carrée accompagnée aux quatre coins de quatre petites tours inégales. Ce bâtiment dont le dehors et le dedans n'a point de la demeure d'un Empereur enferme une très petite cour et n'a pour tout accompagnement qu'une autre cour assez grande, plus longue que large, environnée d'un simple bâtiment a deux étages, donc la moitié, où était l'appartement de l'impératrice ayant été brûlé depuis cinq ans 2), on n'a pas encore pensé à le rétablir.

[In diesem Schlosse wohnt K. Leopold]. Il est d'une taille audessus de la médiocre, le corps contraint, marchant tout d'une pièce et manquant de force, particulièrement aux pieds et aux jambes. II a les cheveux châtains et plats, les yeux beaux et à fleur de tête, mais

1) Vgl. die Schilderung in den Mémoires de la cour de Vienne 1705; Köln, deren Verfasser Casimir Preschot ist; 5 f. 2) 13. Febr. 1668.

Mittheilungen XII.

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la vue courte et faible, le nez bien fait, la bouche extraordinairement grande et la lèvre de dessous si avancée, qu'elle fait un effet fort désagréable, le teint beau et vif, l'air et les manières douces, mais sans élévation et une certaine gravité, qui tient beaucoup plus de la contrainte que de la majesté. Son esprit a beaucoup de ressemblance avec sa personne; c'est-à-dire, qu'il est faible, n'envisageant que de petites choses, évitant les affaires, craignant les habiles gens et s'en défiant, ayant d'ailleurs de la clémence, de l'honnêteté et de la bonté. Ce prince, qui n'était que le 4me fils de Ferdinand III. ne paraissant pas d'un génie propre à soutenir la gloire de sa maison par les armes, fut destiné a la profession ecclésiastique plus proportionnée à ses dispositions pour l'élever ensuite au cardinalat et aux principautés ecclésiastiques si considérables en Allemagne. C'est dans cette vue, que ses gouverneurs, le Cte de Lamberg 1), et depuis le Cte Fugger 2), eurent ordre d'appliquer son enfance particulièrement a l'étude des lettres, dans laquelle il réussit et y joignait une connaissance parfaite des langues latine, italienne et espagnole et de la musique.

[Später wurde Portia mit dem Amte der Erziehung Leopolds betraut], qui (Leopold) se trouva si satisfait de ses manières, que du depuis étant devenu Empereur, il l'éleva au poste de premier ministre, qu'il occupa jusqu'à sa mort arrivée en l'année 1665. C'était un ministre en réputation de quelque sagesse, ou plutôt, que sa faiblesse faisait passer pour prudent. Et soit que le prince qu'il gouvernait eût naturellement les mêmes inclinations, ou qu'il ait pris le génie de son gouverneur, on peut dire, que cette bonté faible que l'on couvre du nom de douceur et de clémence anéantit tout ce qui parait en lui de bonnes qualités. Elle lui ôte la force de se faire craindre et de rien refuser et lui donne une telle défiance de lui même, qu'il n'ose quelquefois dire son sentiment dans le conseil, de peur qu'on ne le trouve pas raisonnable. Cette faiblesse et appréhension, qu'il a du péril et de l'embarras des affaires le portant a s'en décharger sur ses ministres, ils se trouvent comme absolus chacun dans l'étendue de leurs fonctions "). La dévotion même l'expose a une crainte de blesser sa conscience et le rend dépendant en beaucoup de choses de son confesseur et des moines, qui le peuvent arrêter ou le faire agir selon leurs intérêts ou ceux des personnes qu'ils veulent servir.

1) Joh. Max. Graf von Lamberg, von Leopold später zu Gesandtschaften viel verwendet. 2) Marquart Graf v. Fugger, Obersthofmeister bis 1652.

") Vgl. die Einleitung.

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