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dem gleichnamigen Ort bei Paderborn nichts zu thun, sondern ist verderbt für Riesenbeck, in nr. 372 ist Belherat nicht Wilhering, sondern das berühmte mährische Welherad.

Innsbruck.

Arnold Busson.

Lindner Theodor, Deutsche Geschichte unter den Habsburgern und Luxemburgern (1273-1437). 1. Bd. Von Rudolf von Habsburg bis zu Ludwig dem Baiern. Stuttgart, 1890. Cotta's Nachfolger (486 S. Lex.-8).

Unter den Werken, welche die von H. v. Zwiedineck-Südenhorst herausgegebene Bibliothek deutscher Geschichte bilden, nimmt die von Lindner bearbeitete Abtheilung eine ehrenvolle Stellung ein. Der Verfasser hat den ursprünglich für die ganze Bibliothek aufgestellten Grundsatz, jedes gelehrte Beiwerk fernzuhalten, bis zur äussersten Consequenz verfolgt; im ganzen Werke findet sich nicht eine Note. Aber wer die über die behandelte Periode vorhandene Literatur kennt, fühlt überall durch. mit welcher Sorgfalt das vorliegende Bueh gearbeitet ist. Nur selten stösst man auf eine Aeusserung, welche auf die Nichtbeachtung einer oder der andern Schrift schliessen lässt. So kann man nach dem von H. v. Liebenau mitgetheiltem Material doch nicht mehr behaupten, dass auch Albrechts I. Tochter Agnes an der Blutrache betheiligt gewesen sei (S. 160). Auch gegen die Angabe der Vita Karoli über die deutschen Fürsten. welche 1345 am Bündnisse Ludwigs des Baiern und der Könige von Polen und Ungarn gegen die Luxemburger betheiligt gewesen sein sollen (S. 469), sind längst gewichtige Einwendungen erhoben worden. Ebenso berührt es unangenehm, wenn der Verfasser S. 62 von der Schlacht » auf dem Marchfelde« spricht, obwohl er selbst weiss, dass sie in bedeutender Entfernung von demselben geschlagen werden ist. Ueber andere Fragen kann man allerdings verschiedener Ansicht sein, z. B. über die Angabe eines böhmischen Chronisten, dass Ottokar II. die ihm angetragene Würde des römischen Königs abgelehnt habe.

Die Darstellung ist klar und anschaulich, manchmal auch des höheren Schwunges nicht entbehrend. Hie und da läuft freilich ein unpassendes Bild mit unter, wenn es z. B. S. 311 heisst, König Johann von Böhmen habe sich vom politischen Gründungsschwindel weidlich herumtummeln lassen <<. Der Verfasser hat es auch verstanden, das Wesentliche aus der Geschichte der verschiedenen deutschen Territorien und ihrer Fürsten an passender Stelle einzuschalten, ohne die Geschichte des Reiches in eine Reihe von Landesgeschichten aufzulösen.

Mit besonderer Sorgfalt sind die Charakteristiken der wichtigsten Persönlichkeiten ausgeführt, und man muss dieselben im allgemeinen als sehr gelungen bezeichnen. Dabei überrascht der Verfasser wohl auch durch frappante Parallelen, wenn er z. B. den Papst Johann XXII., dessen Standpunkte er übrigens möglichst Gerechtigkeit widerfahren lässt, mit Philipp II. von Spanien vergleicht. » Beide waren leidenschaftlich, aber in entgegengesetzter Richtung, Johann heiss, Philipp kalt, der eine ein durch Fehlschläge sich erregen lassender Mensch, der andere eine unentwegt die

«

er

selbe Aufgabe rechnende Maschine (S. 427). Manches hätte allerdings mit wenigen Worten sich abthun lassen, wie die Hinweisung auf den Geiz des genannten Papstes S. 318: Johann liebte das Geld nicht allein der Macht wegen, welche es verlieh, sondern auch seiner selbst willen; erfreute sich an dem Besitz unermässlicher Schätze, er war mit einem Worte geizig«. Auch abgesehen von solchen Dingen, hätte Referent manches lieber etwas gekürzt gesehen, wie S. 196 die weitläufige Schilderung der Festlichkeiten bei der Belehnung und Hochzeit des Sohnes K. Heinrichs VII., oder den Wortlaut einzelner Aktenstücke. Es wäre dann Raum gewonnen worden für eine etwas eingehendere Darstellung der innern Verhältnisse Deutschlands, die kaum berührt werden, und es hätte sich der Verfasser dann vielleicht auch nicht veranlasst gesehen, S. 34 über die Ursachen des Bruches zwischen König Rudolf und Ottokar von Böhmen im J. 1278 gar nichts mitzutheilen. Es sind dies übrigens Ausstellungen, welche den Verfasser nicht hindern, das vorliegende Werk den hervorragendsten Leistungen der deutschen Historiographie der letzten Jahre beizuzählen.

S. 155 Z. 14 ist Ladislaus verschrieben für Andreas. S. 302 Z. 15 ist statt Ebsdorfer zu lesen Ebersdorfer.

Wien.

A. Huber.

Wilhelm Heyd, Beiträge zur Geschichte des deutschen Handels. Die grosse Ravensburger Gesellschaft. Stuttgart. 1890. 86 S. 8°.

Gewiss wird es allseitig mit aufrichtiger und grosser Freude begrüsst worden sein, dass der Altmeister mittelalterlicher Handelsgeschichte, nachdem er für den Levanteverkehr die breite Grundlage der Kenntniss geschaffen hat, sich seit einiger Zeit auch den kaufmännischen Beziehungen zwischen dem romanischen Südeuropa und Deutschland, das hier naturgemäss durch den ausserhalb der hansischen Einwirkung belegenen Süden vertreten ist, zuzuwenden begonnen hat. Lässt doch die Hauptüberschrift des nunmehr vorliegenden Heftes, dem schon zwei nahe verwandte Zeitschriftenaufsätze voraufgegangen sind, die Hoffnung zu, dass weitere Abhandlungen aus diesem Gebiete von Heyd selber in Aussicht genommen sind oder vielleicht auch von ihm gefördert und eingeführt werden sollen. Diesmal, heisst es im Vorwort, gilt die Unternehmung einer einzelnen Handelsgesellschaft. Ich halte Monographien oder auch nur Zusammenstellungen von Urkunden oder Regesten einzelner Städte, über hervorragende Kaufmannshäuser, über die grösseren kaufmännischen Gesellschaften für eine unerlässliche Vorarbeit zu einer wissenschaftlichen Geschichte des süddeutschen Handels. Gerne hätte ich Häusern und Gesellschaften von ausgebreiteterem Ruf, deren ja in Augsburg und Nürnberg nicht wenige blühten, den Vortritt gegönnt. Aber von dieser Seite erfolgt keine Publikation.< Trotz aller Vernichtung ist von den Handelspapieren noch manches vorhanden; »nur werden sie sorgfältig verwahrt im Familienbesitz, ruhig liegen gelassen in öffentlichen Archiven, auch wohl im stillen gesammelt, aber der Veröffentlichung nicht entgegengeführt«. Wie schwierig es ist, die Quellen

für Beziehungen des kaufmännischen Verkehrs zu sammeln, welches Suchen an weit auseinanderliegenden Orten es erfordert, das zeigt allerdings schon durch sich selbst das kleine neue Heyd'sche Buch; solche Erwägungen werden es auch gewesen sein, die neuerdings die badische historische Commission veranlasst haben, auf Anregung Winkelmanns die Stofferschliessung für den italischen Handel der oberrheinischen Städte selbst in die Hand zu nehmen. Für die von Heyd dargestellte Ravensburger Gesellschaft haben u. a. auch die Archive von Luzern, Bern, Mailand, Genua und mittelbar auch spanische beigesteuert. Für den heimischen Stoffkreis hat sich der Verfasser in erster Linie mit an das Archiv der Stadt Konstanz gewandt, und auch mit Erfolg, obwol er nur in Konstanz selbst gesucht hat. Unbegreiflicherweise nämlich scheint er dort nicht erfahren zu haben, dass sich der Hauptteil aller Konstanzer Archivalien bei den Urkunden und Acten des dortigen Bistums im Karlsruher Landesarchiv befindet. Darunter insbesondere die Hinterlassenschaft des >> Bundes der Städte um den See«, der unter der Leitung von Konstanz auch Ravensburg einschloss; ferner erinnere ich daraus Belegstücke zur Geschichte der Lombarden in Konstanz u. ä. Demnach ist doch zu vermuten, dass durch die Nichtberücksichtigung Karlsruhe's der Heyd'schen Abhandlung beträchtliche Verluste erwachsen sind; so habe ich mir z. B. von dort ausdrücklich zu dem Namen » Humpiss« eine Urkunde von 1497, Aug. 23. (Archivbez. 5 Spec. 143) vermerkt.

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Das der Ravensburger Gesellschaft auf dem Titel beigefügte Wort ist keine blosse Kennzeichnung durch den Verfasser, vielmehr hiess schon bei den Zeitgenossen diese oberschwäbische Handelsgesellschaft die grosse«. Begründet wurde sie nach einer Mitteilung des Ravensburgers Ladislaus Suntheim durch die Möttelin (Heyd berichtigt seine frühere Lesung Mönli selbst), die seit 1337 das Ravensburger Bürgerrecht besassen. Danach, spätestens mit dem beginnenden 15. Jahrhundert, sind die Möttelin in die zweite Linie getreten und haben den Humpiss als fortan leitenden Häuptern der Gesellschaft Platz gemacht. Jos (Jodocus) Humpiss (diese Schreibung wählt Baumann, der in der oberrheinischen Zs. Bd. XXXII reichhaltige Quellenmitteilungen zur Geschichte des Geschlechts gegeben hat, Heyd die unabgeschliffene Huntpiss« aus den vorkommenden Formen aus), steht so sehr als Vertreter des Ganzen da, dass sein in Deutschland neben ihm erwähnter Vetter Eitel den Romanen ganz unbekannt bleibt, auch andere Namen von diesen nicht berücksichtigt werden und die Gesellschaft geradezu die Josumpis- (so bei den Italienern) oder Joushompis-Compagnie (so in Spanien) genannt wird. Höchst wahrscheinlich haben sich zwischen den Jahren 1419-75 zwei zeitlich nicht zu scheidende Jos Humpiss und ebenso neben ihnen zwei Eitel Humpiss in der Leitung abgelöst; dann sind 1479-1497 die bisher sicher erlangten Daten für die sich anschliessende Vorstandschaft des Onofrius Humpiss, neben dem noch Clemens Ankenreute i. J. 1492 mehr hervortritt. Mitbeteiligt an der Gesellschaft waren neben den Humpiss und Möttelin vorzugsweise die in verschiedenen oberschwäbischen Städten niedergelassenen Besserer es scheint Heyd entgangen zu sein, dass diese auch in Pfullendorf und zwar hier als geradezu seit Alters regierendes Geschlecht ansässig waren

und die bekannten Muntprat zu Konstanz und Ravens

burg, dazu denn auch andere Geschlechter der Bodenseestädte; Konstanz war so stark vertreten, dass man die Joushompiscompagnie in Spanien geradezu für eine Konstanzer Gesellschaft hielt; ferner verzweigte sie sich nach Zürich, Luzern und Bern und auch an den ausserdeutschen Plätzen traten ihr gelegentlich deutsche Kaufleute, wenn auch in loserer Verbindung, bei. Das handelsrechtliche Verhältniss der Leiter zu den Gesellschaftern und dieser zu einander gelangt nicht zur Erörterung, wie überhaupt der Zweck der Abhandlung ja nur der ist, Bausteine herbeizuschaffen und die zunächst vorhandenen zu behauen.

Die Humpiss-Gesellschaft liess Venedig abseits liegen und folgte dem Zuge des schon länger bestehenden Verkehrs Konstanz' mit der Lombardei und dem Südwesten, der also auch sie nach Mailand, von hier aus nach Genua und weiter nach Spanien, wo für ein Konstanzer Haus die Jahreszahl 1410, für die Gesellschaft 1426 erreichbar wurde, führte. Nach Genua suchte ja auch Kaiser Sigismund den deutschen Handelsverkehr zu lenken; hier also wurde diesen Bemühungen auf naturgemässem und schon herkömmlichem Wege Folge gegeben, während ihnen gegenüber der sonstige süddeutsche Handel in der Hauptsache widerstrebend blieb. Immerhin brachte auch für Jene der Verkehr mit der ligurischen Seestadt Schattenseiten mit sich, die jedoch geringer wurden, als König Ludwig i. J. 1464 Genua an Mailand abtrat; 1466 schlossen die mailänder Vertreter der Humpissgesellschaft einen Vertrag und zwar für alle deutschen Kaufleute mit der genuesischen Behörde ab, in welchem diese möglichstes Entgegenkommen zeigte. Nach Siena und Rom hatte die Gesellschaft wenigstens für den Geldverkehr Verbindungen; die scheinbaren Anzeichen einer Handelsverbindung nach Unteritalien dagegen werden durch Heyd auf Grund sorgfältig herangezogener anderweitiger Nachrichten in einschränkendem Sinne erklärt. Für Spanien knüpften sich die Beziehungen auch der Gesellschaft hauptsächlich an das seit Alters durch die Deutschen naturgemäss bevorzugte blühende Barcelona, bald aber entstand eine Zweigniederlassung in Valencia und wurden auch nach Alicante, Tortosa und Saragossa Verbindungen erschlossen. Interessant ist, dass der Vertreter der Gesellschaft in Valencia einem dort ansässigen Deutschen, der in den Jahren 1477-1478 in Gemeinschaft mit einem Einheimischen eine Bibelübersetzung ins Valencianische herausgab, die Druckkosten spendete; sein Nachfolger war sogar in der Lage, in der Nähe der Stadt ein Franciscanerkloster zu gründen, wie man wenigstens dem Nürnberger Reisenden Hier. Münzer erzählte. Uebrigens war Genua nicht der ausschliessliche Hafen für den spanischen Verkehr; auch Nizza wurde seitens der Gesellschaft für die Personenfahrt, wie für die Verfrachtung mitbenützt. Kürzer behandelt werden die Beziehungen nach den Niederlanden, für die freilich geringe Spuren und eher noch für den Geld-, als für den Waarenverkehr erreicht werden konnten; auch die Beziehungen innerhalb Deutschlands ermangeln noch weiterer Aufklärung.

Gegenstand der Ausfuhr waren die Erzeugnisse des oberschwäbischen Gewerbes, voran Zeuge aus Leinwand und Baumwolle, auch Garn, dazu deutsche Metalle; aus den Originalien der im Auszug von Capmany gedruckten Zollregister von Barcelona können vielleicht noch nähere Aufschlüsse gewonnen werden. Als Rückfracht dienten, soweit erkennbar, Mittheilungen, XII.

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spanische Wolle, Südfrüchte, Weine, Safran, Alaun, das man ja in Deutschland erst seit dem 16. Jahrhundert zu gewinnen verstand, und ähnliche Waaren der Fremde.

Den politischen Schutz der Gesellschaft konnte weniger das kleine Ravensburg, als Konstanz und die Hilfe der durch ihre Bürger mitbeteiligten Eidgenossenschaft leisten; mehrfach wurde in der Tat diplomatische Verwendung nötig. Der Verfall der Gesellschaft aber brach von innen herein; ein bedenkliches Anzeichen davon ist schon der aus ihrer Mitte i. J. 1497 gemachte Versuch, bei der Mailänder Zollstätte Silber als Zinn durchzuschmuggeln, worüber die Ausgleichsverhandlungen, wie überhaupt die Mailänder Beziehungen unter dem letzten Visconti und den Sforza's, etwas reichlicheren Quellenstoff hinterlassen haben. In den Anfangsjahren des 16. Jahrhunderts schleppt sich die Gesellschaft ersichtlich nur noch hin, 1527 besteht sie noch, aber mindestens ohne einen Zins für die Capitaleinlagen abzuwerfen. Die Auflösung setzt Heyd um 1530.

Dreissig Urkunden und Regesten sind, begründend und weiterführend, der Darstellung beigegeben.

Freiburg i. B.

Ed. Heyck.

Archivlehre. Grundzüge der Geschichte, Aufgaben und Einrichtung unserer Archive von Franz von Löher. Paderborn, F. Schöningh 1890. 8o. (XII, 490).

Der Inhalt des Buches, in welchem der Verfasser neben manchem Neuen das, was an Vorschlägen, Ideen und dienstlichen Thatsachen in den dreizehn Bänden seiner Archivalischen Zeitschrift zerstreut ist, zusammenfasst, gliedert sich in einen historischen und einen praktischen Theil. Im ersteren wird eine allgemeine Uebersicht der Entwickelung des deutschen Archiv wesens gegeben, von seinen ersten Anfängen zur Zeit der Gründung germanischer Staatsgebilde bis herauf zu den einschneidenden Reformen, welche im gegenwärtigen Jahrhundert auch auf diesem Gebiete allenthalben ins Werk gesetzt wurden. Dem Fachmann ist natürlich vieles von dem, was der Verfasser beibringt, bekannt; doch bleibt die Sammlung des weit und breit zerstreuten Materials immerhin dankenswert und namentlich wird der Anfänger, für den das Buch zunächst bestimmt ist, daraus mannigfache Belehrung schöpfen. Der an Umfang weit grössere praktische Theil verbreitet sich über alle Punkte, welche für die Verwaltung der Archive von Belang sind, wie Eintheilung und Ordnung, Verwahrung und Schutz der Archivalien, Anlegung von Repertorien und Handweisern, Archivbenützung, Amtsstellung und Fachbildung der Archivbeamten, Geschäftsgang und dgl. mehr, und der Verfasser hat dabei immer die Doppelstellung, welche die Archive als Hilfsämter der Staatsverwaltung einerseits, und als wissenschaftliche Institute anderseits einnehmen, im Auge, wobei er den Zwecken, denen sie in letzterer Eigenschaft zu dienen haben, die gebührende Berücksichtigung zu Theil werden lässt. Hin und wieder freilich schlägt der Archivvorstand zum Schaden des Gelehrten durch und die etwas reservirte und umständliche Art, die Löher in Beziehung auf die Mittheilung der Archivalien empfiehlt, oder die ängst

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